Wenn es der Banane zu warm wird…

In der (inneren) Nordstadt zu Bonn trifft man immer wieder mal auf recht nette Straßenkunst, die sich angenehm von den üblichen Schmierereien abhebt.

Das folgende Werk – vom Künstler 1zwo3 geschaffen – befindet sich zurzeit an einer Hauswand im Annagraben, Ecke Alexanderstraße:

IMG_1914

Ein paar Meter weiter an einem Stromkasten dieses, vermutlich vom selben Künstler:

IMG_1908

Eher Schmiererei denn Kunst, dennoch irgendwie für fotografierenswert befunden (Römerstraße / Ecke Augustusring):

IMG_1912

Alles umsonst und draußen.

Summernight City

http://www.youtube.com/watch?v=TuZEVL61uFI

Kommt der Sommer nicht im Juni, meckern alle über Kälte, Regen und trüben Himmel. Kommt er dann im Juli endlich, meckern sie auch wieder, über die „unerträgliche“ Hitze. Das ist normal, jedes Jahr wieder. Ich meckere nicht, ich liebe den Sommer mit all seinen Begleiterscheinungen: Temperaturen über 30 Grad, brennende Sonne, Biergarten, Balkon, die Stadt voller Leben, auch nachts, leicht bekleidete Menschen in den Straßen, laue Nächte, in denen man kaum richtig schlafen kann. Na gut, auf diese Gewitter mit Starkregen und Hagel kann auch ich gut verzichten, aber die gibt’s ja nicht nur im Sommer.

Genau so war die vergangene Woche, gleichzeitig die erste Arbeitswoche nach dem Urlaub. Jeden Abend auf dem Balkon mit mindestens einer Flasche Rosé zu zweit, mit dem Wein kommt die Lust auf Zigaretten, die Stimme der Vernunft, welche gemahnt, besser langsam ins Bett zu gehen, wird ignoriert, es ist ja noch so schön gerade. Am nächsten Morgen mit trüben Augen und Blümeranz ins Büro, und mit dem festen Vorsatz, heute früher ins Bett zu gehen, aber dann ist es wieder so schön, siehe oben.

IMG_1916

Dann das Wochenende: Freitagabend Bierbörse in den Rheinauen mit den großartigen QUEEN KINGS, und viel Bier, wie der Name schon sagt, gestern mit schwerem Kater zum Altglascontainer, Weinflaschen entsorgen. Wenn er könnte, würde er mich wohl schon mit Namen begrüßen. Abends Grillen mit dem Nachbarn und (immerhin nicht ganz so viel) Wein. Lange schlafen, trotz Hitze.

IMG_1893

Heute legt der Sommer eine kleine Pause ein, trübe, aber nicht kalt, ab und zu ein paar Tropfen Regen, die Sonne hat Mühe, sich durch die Wolkenschleier zu kämpfen; immerhin, die Unwetterzentrale meldet „alles grün“. Zum Abendessen wird wohl wieder eine Flasche Wein aufgemacht, danach die erste Zigarette des Tages. Aber mein Körper und ich sind uns einig, dass wir danach zeitig ins Bett gehen. Wenn es nicht gerade wieder so schön ist.

Nachtrag: Komische Käffer

(Aufgeschrieben am 8.7., mangels Netz erst heute veröffentlicht)

burlesque

Am Wochenende 6./7. Juli feierte man im südfranzösischen Dorf Vinsobres die „Fête des communes burlesques“, also frei übersetzt das Fest der komischen Orte. Genauer: der Orte mit komischen Namen. Insgesamt vierzig Orte aus ganz Frankreich präsentierten sich bei einer Parade und mit Ständen, an denen jeweils örtliche Spezialitäten angeboten wurden – Backwaren, Früchte, Käse, Kunsthandwerk und natürlich viel Wein.

Hier eine Auswahl „komischer Orte“, jeweils mit einem Übersetzungsversuch im Rahmen meiner beschränkten Französischkenntnisse:

Arnac-la-Poste – Abzockerei der Post, wohl übersetzbar mit Portoerhöhung
Ballots – Dummköpfe, das französische Pendant zu Bielefeld-Deppendorf
Beaufou – Schön, aber bekloppt
Corps-Nuds – nackte Körper, die Teilnehmer waren jedoch überwiegend bekleidet
Mariol – Spaßvogel, muss so etwas wie Köln sein
Monteton – Meine Brust. Irgendwas mit Titten.
Saint-Arnac – heilige Abzocke, also Kirchensteuer
Saint-Barbant – heilige Öde, also in etwa Fastenzeit
Saint-Pompon – heiliger Bimbam
Simplé – ganz einfach zu übersetzen
und schließlich der gastgebende Ort:
Vinsobres – nüchterner Wein. Ich kann Ihnen versichern, nach einer Flasche des ausgezeichneten Vinsobres-Weins ist man alles andere als nüchtern.

Diese Treffen haben in Frankreich schon eine längere Tradition. Warum gibt es das nicht in Deutschland? Komische Orte hätten wir genug, spontan fallen mir ein: Katzenelnbogen, Linsengericht, Oberkotzau, Titisee, Fucking, Mülldorf, Bassgeige, Darmstadt, Wixhausen, Helpup; alleine Köln wäre mit Bilderstöckchen, Zollstock und Kalk gut vertreten, und Düsseldorf ist ja an sich schon irgendwie komisch.

Sie kennen weitere Orte mit komischen Namen? Dann scheuen Sie sich nicht, einen kleinen Kommentar zu hinterlassen!

Abschied

Der letzte Urlaubstag ist stets mit einer gewissen Melancholie belegt. Die ersten Sachen sind gepackt, heute Abend noch einmal gut essen gehen in unserem Lieblingsrestaurant, das war es dann erstmal wieder. Es ist eine wesentliche Eigenschaft von Urlaub, dass er irgendwann vorbei ist, vorbei sein muss, nur so kann man ihn als Ausnahmezustand, als ersehnte Abwechslung vom Alltag genießen. Und zweifellos hat auch der Alltag in vertrauter Umgebung seine guten Seiten, meiner jedenfalls.

Der perfekte Urlaub ist, wenn alle Gedanken an den Alltag, vor allem an die Arbeit, zu Hause zurückgelassen werden und man die Tage des Ausnahmezustandes völlig im Hier und Jetzt verbringt und danach, mental und körperlich gestärkt, zurück kehrt. Das ist mir in den zurückliegenden zwei Wochen ganz gut gelungen, wobei sich meine Freude auf das Büro am Montag in Grenzen hält.

Und doch empfinde ich es als zutiefst in Ordnung, dass es morgen zurück geht (allein schon vom Wein- und Zigarettenkonsum der letzten Tage her), wir das provencalische Postkartenidyll verlassen müssen. Auch die Aussicht, bereits im September wieder hier zu sein, trägt sehr zu diesem Einverständnis bei. Im übrigen lässt ein Pastis das allgemeine Elend des Daseins etwas verblassen. Und den gibt es auch zu Hause.

Tour de France

Gestern führte die Tour de France durch Malaucène, unseren Urlaubsort. Von der Terrasse einer Bar aus nahmen wir mit ein paar kühlen Bier teil. Bereits seit Tagen hatte sich der Ort auf dieses Ereignis vorbereitet, die Verkehrsführung wurde geändert, Schutzzäune aufgestellt, und natürlich jede Menge Trikolore-Flaggen aufgehängt.

Live dabei zu sein ist etwas völlig anderes, als es im Fernsehen zu verfolgen. Kurz nach 14 Uhr begann zunächst eine große Werbeshow: Eine knappe Stunde lang rasten mehr oder weniger originell aufgemachte Werbefahrzeuge an uns vorbei, von Autobauern über einen bekannten Bonner Süßwarenhersteller bis hin zu Gasflaschenlieferanten war so ziemlich alles vertreten; vom Wagen einer Mineralwassermarke wurde kühles Wasser in die Menge gesprüht, bei über 30 Grad sehr angenehm, andere warfen mit Produktproben um sich. Es erinnerte an CSD-Parade und Rosenmontagszug, nur um ein Vielfaches schneller.

Kurz nach 15 Uhr war es dann so weit, die erste Gruppe Radfahrer näherte sich Malaucène, und schon rasten sie unter dem Johlen der Menge durch. Einige Minuten danach dann die Hauptgruppe, wieder johlender Applaus, nach wenigen Sekunden waren sie durch. Schließlich noch ein Nachzügler, ein letztes Aufjohlen, das war es dann. Den Rest der Tour bis zum Etappenziel auf dem Gipfel des Mont Ventoux konnten wir im Fernseher der Bar verfolgen.

Bekanntlich langweilt es mich zutiefst, anderen beim Sport zuzuschauen; die Sportschau und der Sportteil der Tageszeitung haben für mich in etwa den Unterhaltungswert des Testbildes. Und doch gebe ich gerne zu: der Faszination dieses Ereignisses konnte (und wollte) ich mich nicht entziehen, auch wenn es nur Sekunden gedauert hat. Als die Fahrer nachmittags bei hochsommerlichem Wetter durch Malaucène rasten, hatten sie bereits eine Tagesstrecke von über 200 Kilometern hinter sich, und das schlimmste, der Mont Ventoux, lag noch vor ihnen. Wer dort schon einmal raufgefahren ist, mit Auto oder Fahrrad, kann erahnen, was die Jungs geleistet haben. So entfuhr auch mir als ausgewiesenem Nicht-Sportschauer ein Ausruf der Begeisterung, als der Mann im Gelben Trikot, Christopher Froome, die Ziellinie erreichte. Inwieweit hier unerlaubte chemische Substanzen unterstützt haben, kann und will ich nicht beurteilen, doch frage ich mich, wie eine solche Leistung ohne möglich sein kann.

Auch künftig werde ich mir nicht die Sportschau im allgemeinen und die Tour de France im besonderen anschauen, sehens- und erlebenswert war es indes auf jeden Fall. Die Stimmung in der Bar und auf der Straße war ausgezeichnet, und dem Auge wurde auch sonst einiges geboten. Nicht jeder Radsport-Begeisterte rasiert sich die Beine, aber das ist ein anderes Thema.

Kein Netz

Wir haben Urlaub, ich erwähnte es schon. Das Smartphone meldet „Kein Netz“, es hat auch Urlaub. Im Café mit dem WLAN hat man nur unregelmäßig Netzzugang, und auch das Tablet meldet selten mehr als zwei Balken und 3G (jetzt gerade zum Beispiel). Kein Netz, das heißt: kein Twitter, kein Facebook, keine E-Mails, keine SMS, und vor allem keine Anrufe. Unerreichbarkeit, ein Zustand, der heutzutage bei vielen Menschen Panikattacken auslöst.

Nicht bei mir, ich gehöre noch zu einer Generation, die ohne Internet und Smartphone aufgewachsen und in der Lage ist, sich offline zu beschäftigen. Zum Beispiel mit abwaschen. Zu Hause, in des Alltages Hektik, zähle ich die Geschirrspülmaschine zu den wichtigsten Haushaltsgeräten, noch vor Fernseher und elektrischer Zahnbürste. Hier in unserem Ferienhaus fehlen alle drei, das heißt, sie fehlen nicht, sie sind einfach nicht da. Und ich stelle fest, das Abspülen mit der Hand bereitet mir Freude, es hat etwas nahezu meditatives. Und am Ende sehe ich das Ergebnis meiner Mühen vor mir, kann stolz auf saubere Gläser, Tassen, Teller und Bestecke blicken, ein Gefühl, welches der Büroalltag nur selten bietet, es sei denn, man misst einer erstellten PowerPoint-Präsentation die gleiche Bedeutung bei wie sauberen Weingläsern.

Ähnlich befriedigend ist die eigene Herstellung von Marmelade. An einem Regentag in unserem letzten Urlaub saßen wir am Küchentisch, entfernten das Grün von etwa zehn Kilo Erdbeeren, die wir kleinschnippelten, unter Zugabe von ähnlich viel Zucker in einem großen Kupfertopf kochten und anschließend in Gläser abfüllten. Somit verfügten wir über fünfundzwanzig Gläser köstlicher Erbeermarmelade, in etwa unser Bedarf für die nächsten zehn Jahre.

Na und? Ist doch besser, als irgendeinen Nachmittags-Reality-Dreck auf RTL anzuschauen und gleichzeitig zu verfolgen, was unsere Facebook-„Freunde“ treiben. Übrigens ist hier gerade Kirschen- und Aprikosensaison. Gefällt mir!

Leben, jagen, kacken

Ein Montag muss nicht beschwerlich sein, jedenfalls nicht, wenn man fernab des Büros in einem Liegestuhl sitzt, umgeben vom Sommer. Im Schatten der Dachterrasse, mit Blick auf die Berge, den Himmel und die Dächer befinden wir uns mittendrin und doch fern von allem. Die Arbeit ist erfreulich weit weg, auch gedanklich.

Leichter, lauer Wind umbläst den Körper, Vögel zwitschern, eine Taube ruft ihr „Bubuubu, bubuubu…“, in der Ferne fröhliches Kindergeschrei, Straßenrauschen und ab und zu Arbeitsgeräusche von den Handwerkern in der Nachbarschaft. Mir wäre es jetzt zu warm zum arbeiten, kann mir kaum vorstellen, diesen Liegestuhl überhaupt jemals wieder zu verlassen. Irgendwann werden mich Hunger, Durst oder die Blase daraus vertreiben, aber das hat noch Zeit.

In einem Spalt des alten Holzbalkens über uns schläft eine Fledermaus, sie hat sich verraten durch die Kotbröckchen auf dem Terrassenboden unter dem Spalt. Wie beneidenswert: den ganzen Tag schlafen und kacken. Das ist natürlich Unfug, ich weiß. Denn heute Nacht, wenn ich im Arm des Liebsten hoffentlich angenehmen Träumen entgegenschlummere, muss sie raus aus ihrem Spalt, Motten und Mücken jagen, damit sie auch morgen was zu kacken hat.

Damit ist das Leben umfassend beschrieben – schlafen, jagen und kacken. So gesehen ist der Unterschied zwischen Mensch und Fledermaus nur gering.

Alle Müller oder was?

Bildschirmfoto 2013-07-02 um 22.32.01

Inspiriert durch den Blogeintrag von Martin Schneider habe ich ich mal eben hier ermitteln lassen, wie viel Thomas Müller / Max Mustermann / Otto Normalverbraucher in mir steckt. Das Ergebnis unterstreicht in erschreckender Weise meine Mittelmäßigkeit: 78%!

Das heißt: Ich bin geringfügig größer als der Durchschnittsmann, stehe 22 Minuten später auf, trinke täglich Kaffee, hatte zum Zeitpunkt der Erhebung in etwa so viel Bargeld im Portemonee wie der Durchschnitt, zog eineinhab Jahre später von zu Hause aus, glaube an die Liebe auf den ersten Blick, habe kein Haustier (mehr) und gehe 13 Minuten später zu Bett.

Immerhin gibt es auch ein paar Abweichungen zur Mehrheit: Ich frühstücke nicht zu Hause, sondern im Büro, sofern man das lustlost beim Hochfahren des Rechners verdrückte Bütterchen als Frühstück bezeichnen kann, begebe mich mit dem ÖPNV zur Arbeit, bei uns wird mehrmals die Woche gekocht (also nicht ich, sondern der Liebste), benutze ein Smartphone (was mich erstaunt: die Mehrheit hat immer noch ein herkömmliches Mobildings), treibe etwas öfter Sport (heute habe ich das Laufen übrigens aus fadenscheinigem Grund ausfallen lassen), und in unserem Wohnzimmer fehlen immerhin Orchidee und Rauhfaser.

Übrigens frage ich mich, wie fast zehn Prozent der Werktätigen zur Arbeit kommen: mit Pferd, Rhönrad, Wanderdüne?

Bildschirmfoto 2013-07-02 um 22.31.34