Goldstücke

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Wo Gesang ist, soll man sich bekanntlich niederlassen. Die nächste Gelegenheit dazu haben Sie am Samstag, 26. Oktober, wenn wir, die Kölner SPITZbuben, zusammen mit den wunderbaren Mädels von den Chorillas das Programm GOLDSTÜCKE zu Gehör bringen. Einzelheiten zu was, wo und warum entnehmen Sie bitte nachfolgender Annonce. Eintrittskarten könne Sie auch über mich beziehen, würde mich freuen!

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In ihrem Gemeinschaftskonzert GOLDSTÜCKE sind die Chorillas genauso wie die Kölner SPITZbuben hin- und hergerissen zwischen dem großen „Money, Money, Money“ und „Sweet Dreams“ von wahrer Liebe, Freundschaft und Geborgenheit. Während die „Material Girls“ beim Verkauf ihres ganzen Hab und Gutes alles immer „teurer und teurer“ machen, bleibt leider oft ihr „Hungriges Herz“ auf der Strecke.
Auch die Kölner SPITZbuben „Dream a Little Dream“ davon wie es wohl ist, „Wenn ich einmal reich wär“. Und nur zu leicht lassen sie sich von oberflächlichen Werbebotschaften verführen. Aber egal ob „Katrin“ und „Maria“ von nebenan oder tatsächlich ein „Millionär“ – letztendlich ist es doch allen wichtig zu sagen „Thank you for being a friend!“
Und wenn sich zwei Chöre auf der Bühne treffen, steht der musikalischen Annäherung nichts mehr im Wege. Hören Sie selbst – wir freuen uns drauf!

Goldstücke

Wann:
Samstag, 26. Oktober 2013, 19:30 Uhr
Wo:
Belgisches Haus, Cäcilienstraße 46, 50667 Köln

Ticketbestellung: vorverkauf@koelner-spitzbuben.de und info@chorillas.de

Kartenpreis: 15 € + ggf. 0,70 € Versand

Urlaubsbilder für fünf Euro

Seit einiger Zeit mit ich Mitglied der Bonner Ironblogger. Das ist toll: blieb dieses Blog vorher manchmal wochenlang verwaist, so bin ich nun gezwungen, hier regelmäßig etwas aufzuschreiben, wenigstens einmal in der Woche. Gut, gezwungen ist wohl etwas hart ausgedrückt. Wenn ich eine Woche lang nicht blogge, kostet es fünf Euro, einzuzahlen auf ein Konto. Dieses Geld kommt einem guten Zweck zugute: ist genug zusammengekommen, treffen sich die eisernen Schreiberlinge und wandeln das angesammelte Geld in Kölsch und andere Getränke um.

Fünf Euro sind viel Geld. Man bekommt dafür je nach Anbieter etwa drei Kölsch, oder man kann 125 Minuten von Bonn nach Botswana telefonieren; reihte man im Gegenwert Postwertzeichen zu drei Cent aneinander, ließe sich damit die 0,0000146-fache Strecke von Bonn nach Bielefeld bekleben. Man könnte auch 6,666 Standardbriefe von Bonn nach Botswana versenden, Einschreiben kostet extra.

Als eher sparsamer Mensch versuche ich, jede Woche etwas zu schreiben. Im günstigsten Fall fällt mir spontan was ein, einfach so oder nach einem Blick auf meine Themenliste. Oder ich kann auf einen fertigen Text zurückgreifen, den ich mal in stiller Stunde vorgeschrieben habe. Im schlimmsten Fall sitze ich sonntagabends vor dem leeren Bildschirm und schreibe spontan irgendwas, was dann keiner versteht.

In dieser Woche ist es ganz einfach. Wir verbrachten die vergangene Woche mal wieder in Malaucène, Südfrankreich. Deshalb kann ich meine geneigte Leserschaft heute mit einer keinen Auswahl an Urlaubsbildern beglücken, auch jenseits provencalischer Postkartenidylle. Am besten hören Sie dabei dieses (sehen muss nicht unbedingt sein).

(Ich habe übrigens vollstes Verständnis dafür, wenn Sie die Lektüre spätestens an dieser Stelle abbrechen. Seit jeher drücke ich mich zumeist vor Einladungen, anderer Leute Urlaubsbilder zu betrachten.)

Voila:

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Sie haben bis hierhin durchgehalten? Am Samstag/Sonntag legten wir eine Zwischenstation in Lyon ein. Bilder folgen in einem Extrabeitrag.

Vom tun und lassen lassen

Im Urlaub kann man tun und lassen, was man will. Also natürlich nicht alles, aber immerhin doch etwas mehr als im Dasein alltäglicher Drangsal. So stieße es beispielsweise auch zu arbeitsfreien Zeiten verständlicherweise auf mitmenschliche Irritation, setzte ich mich nackt ins Straßencafé, Gedichte von Eugen Roth zitierend, wohingegen niemand Anstoß daran nähme, starrte ich von morgens bis abends die gegenüberliegende Wand an, schweigend.

Für mich ist vor allem die Möglichkeit des Lassens ein wesentlicher Faktor der Urlaubsfreude. So verzichte ich sowohl auf die Rasur als auch die gelunterstützte Frisurfindung morgens, auch muss ich nicht täglich ein frisches Oberhemd anziehen. Dennoch fühle ich mich nicht verwahrlost. Drei- bis Mehrtagesbärte sind ohnehin wieder im Kommen, auch kann man ein Hemd durchaus drei und mehr Tage nacheinander tragen, ohne dass es allzu streng riecht, eine ansonsten einigermaßen reinliche Lebensführung vorausgesetzt; bei Unterwäsche rate ich hingegen davon ab, es sei denn, Sie möchten wirklich mal ganz Ihre Ruhe haben fernab jeglicher zwischenmenschlicher Interaktion.

Ja, der Mensch sollte mehr Mut zum Lassen haben. Merke: Man kann das eine lassen, ohne das andere zu tun.

Über Flüchtlingskinder, Fischstäbchen und Funktionsunterwäsche

Am Wochenende oder im Urlaub ohne Not vor zehn Uhr aufzustehen fühlt sich ähnlich falsch an wie das Bier nicht auszutrinken oder den Teller nicht leer zu essen. Immer den Teller leer essen zu müssen war ein prägender Bestandteil meiner Flüchtlingskind-Erziehung; der Satz „Iss wenigstens das Fleisch auf!“ hat meine Kindheit geprägt wie ein glühendes Brandeisen und er wirkt bis heute nach, selbst wenn ich in Frankreich bin, wo es zum guten Ton gehört, etwas auf dem Teller zurück gehen zu lassen.

Meine Erziehungsberechtigten bemühten zwei Argumente, dies zu bekräftigen: 1) würde es morgen regnen, wenn ich nicht aufesse, und 2) die „armen Negerkinder in Afrika“, die nichts zu essen haben. Recht bald erkannte ich, dass mein Essverhalten kaum messbare meteorologische Auswirkungen nach sich zog, auch fehlte mir die Einsicht, dass meine dunkelhäutigen Altersgenossen ernsthaft Freude haben würden an inzwischen erkalteten Fischstäbchen auf Rahmspinat. Zudem wies die elterliche Argumentation einen Logikfehler auf: In Afrika schien immer die Sonne, demnach hatten die Kinder dort alles aufgegessen. Aber wie konnte das sein, wenn sie nichts zu essen haben? Außerdem hatten sie diese dicken Bäuche, mussten also ganz schön verfressen sein.

„Neger“ sagt man heute nicht mehr, auch nicht Negerkuss. Auch der Sarottimohr ist schon lange im Ruhestand. Sagt man eigentlich noch „Zigeunerschnitzel“, oder ist auch dieser Begriff inzwischen im Abklingbecken der politischen Korrektheit versenkt worden? Wie sagt man sonst: Sinti- und Romaschnitzel, oder kurz Schnitzel SiRo? Genau so eine Nullnummer wie Cola Zero. Was genau ist eine Nullnummer? Eine Zahl nahe am Gefrierpunkt, oder ein unentgeltlicher Geschlechtsakt? Egal, nicht so wichtig. Auch nur eines dieser Wörter, die gerne und häufig benutzt werden, ohne über den Sinn nachzudenken. Etwa wie ‚proaktiv‘, ‚Nutzfahrzeug‘, ‚Funktionsunterwäsche‘ oder ‚Akustische Gitarre‘. Oder Zigeunerschnitzel.

Alles Paletti

Vorbemerkung: Der nachfolgende Aufsatz mag bei Menschen, die nicht unserer Hausgemeinschaft angehören, gewisse Ratlosigkeit auslösen. Alle anderen verstehen ihn vielleicht.

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Seit Ende August, also über einer Woche, verleiht eine Palette unserem Hof Zierde. Diente sie zuvor noch nüchternem Transportzweck, nämlich der Anlieferung eines Sperrgutes für unseren Nachbarn – was genau entzieht sich meiner Kenntnis, vielleicht einer Waschmaschine oder einer Ladung Kalksandsteine, die sollte man immer im Haus haben -, so lehnt sie seitdem dekorativ am Geländer des Kellerabgangs.

Dieses anzuprangern – nichts liegt mir ferner. Sie ist ein relativ schönes Exemplar, wenn auch die harten Beanspruchungen des Transportgewerbes bereits den einen oder anderen Span aus ihrem Leib herausgebrochen haben, als Palette wird man ja nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Es sei denn, man kam als Malerpalette zur Welt, auf welcher der Meister die Farben seines kühnen Strichs bereit hält, zugleich jedoch weitgehend ungeeignet für die Verbringung von Kalksandsteinen.

Ich danke ihrem Vorbesitzer, dem glücklichen Sperrgut-Eigentümer, dass er sie nach Entnehmen desselben platzsparend und zugleich schmückend aufrecht gestellt hat, immerhin hätte er sie auch in den Keller stellen oder einfach an Ort und Stelle im Hof liegen lassen können, auf dass ein jeder darüber stolpere. So aber erfreut sie das Auge bereits morgens beim Verlassen des Hauses – es ist immer gut, einen Tag positiv zu beginnen -, und noch viel mehr am Abend bei der Heimkehr nach des Tages Mühen.

Gewiss, noch ist sie nackt, doch wird schon bald die Natur Besitz von ihr ergreifen, mit grünen Ranken aus dem nahen Beet ihr hölzernes Gerippe umspielen, gleichsam eine Sinfonie aus Liguster und Logistik. Vögel werden in ihr nisten, seltene Wurmarten ein neues Zuhause finden; was gestern noch totes Transportbetriebsmittel, wird morgen schon ein Stück heiler Natur, mitten im Asphalt und Beton der großen Stadt! Mein Loblied auf dich, o Nachbar, möchte nicht verhallen.

Es sei denn, jemand verkennt der Palette Wert und Ästhetik, und räumt sie in falsch verstandener Ordnungsliebe und engstirniger Kurzsichtigkeit weg, gibt sie zum Sperrmüll oder zerhackt sie gar zum Zwecke der Kaminbefeuerung, der Winter ist nahe. Heutzutage muss man ja mit allem rechnen.

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Nachbemerkung: Sollte sich jemand durch die vorstehenden Verse wider Erwarten brüskiert fühlen, so nehme es es mit Humor. Ich versuche es schließlich auch.

Getöse in der Bundesstadt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kinder, es folgt mein Beitrag zur Bonner Blogparade, welche die sehr geschätzte Ironbloggerin Karin K. angezettelt hat.

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Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (was es alles gibt) kam bereits 2011 zu dem Ergebnis: Bonn ist die lauteste Stadt in NRW. Das verwundert nicht. Bonn ist umzingelt von Autobahnen, auf zwei stark befahrenen Bahnlinien poltern Tag und Nacht schwere Güterzüge hindurch, Frachtschiffe tuckern lärmend den Rhein hinauf und -ab, und Möwen schreien über der Altstadt. Aber das allein ist es nicht, vergleichbare Geräuschquellen gibt es auch anderswo. Was Bonn so unvergleichlich laut macht, ist der Aufschrei, der sich regelmäßig erhebt, wenn es mal wieder jemand wagt, über den Komplettumzug der Bundesregierung nach Berlin nachzudenken.

Erst Anfang August las man im General-Anzeiger die Überschrift: „Sorge um die Bundesstadt Bonn wächst“. Was war passiert, drohte HARIBO die Insolvenz, oder der Besuch von Philipp Rösler? Nein, Venro kündigte seinen Umzug nach Berlin an. Ven… wer?? Hier hilft ein Blick ins weite Netz: Venro, Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen, aha. Gewiss, angesichts der fünfzehn Mitarbeiter, die von dem Umzug betroffen sein werden, kann man schon in Sorge geraten, wann in Bonn endgültig die Lichter ausgehen werden. (Nur am Rande: allein die Unternehmen der ehemaligen Deutschen Bundespost, also Post, Postbank und Telekom beschäftigen in Bonn und Umgebung über 28.500 Menschen, Tendenz steigend.)

Die Lärmproblematik war dem größten Sohn der Stadt, Ludwig van Beethoven, noch unbekannt. In späten Jahren war er bekanntlich taub, aber da hatte er Bonn längst den Rücken gekehrt, somit kann man das den Geräuschen der Stadt nicht vorwerfen. Nicht einmal den Altstadt-Möwen.

Liebe Bonner, beruhigt euch, früher oder später wird auch der letzte Regierungsmitarbeiter nach Berlin gezogen sein, einfach, weil es sinnvoll ist, und ihr werdet sehen, eure schöne Stadt wird nicht in ewiger Stille versinken, sondern weiter vor sich hin lärmen, wenn auch vielleicht nicht mehr auf Platz 1, und sie wird an ihrer unzweifelhaften Schönheit und Attraktivität nichts einbüßen. Dank der Telekom werdet ihr weiterhin fremdem Mobilgeschwätz lauschen können, so wie ich vor ein paar Tagen in der U-Bahn-Haltestelle Heußallee, als eine geschminkte Schickse also dieses in die Drahtlosigkeit absonderte: „Du kenns‘ misch ja, isch bin immer extrem, so‘n Zwischending is‘ immer schwierisch für misch.“

In solchen Momenten beschleicht mich manchmal, und nur vorübergehend, ein ganz klein wenig Neid auf den alten Beethoven.

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Nachtrag: Vielleicht wurde es vorstehend nicht deutlich – ich lebe nunmehr seit vierzehn Jahren in Bonn, ich liebe diese Stadt, kann mir keine schönere vorstellen und möchte hier auch nie wieder weg. Und soo laut ist sie auch gar nicht. Es sei denn… siehe oben.