Max Frisch – Fragen und Antworten

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat anlässlich des hundertsten Geburtstages von Max Frisch einen Fragebogen an mehrere Schriftsteller gesandt, der seinem „Tagebuch 1966-1971“ entstammt. Die Antworten der Schriftsteller sind in der heutigen Ausgabe der Zeitung zu lesen.

Ich bin kein Schriftsteller, und ich gebe zu, bislang noch kein Buch von Max Frisch gelesen zu haben, dennoch reizte es mich, die Fragen für mich zu beantworten, und zwar möglichst wahrheitsgemäß:

1.) Sind Sie sicher, dass Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?
Antwort: Ich bin mir sicher, dass es mich gerade nicht interessiert.

2.) Warum?
Antwort: Ich werde dieser Welt keine Nachkommenschaft hinterlassen, um die ich mich sorgen müsste.

3.) Wie viele Kinder von Ihnen sind nicht zur Welt gekommen durch Ihren Willen?
Antwort: Ich wollte nie Kinder haben, daran hat sich nichts geändert, und aller Voraussicht nach wird sich das auch nicht ändern. Alles andere wäre ein biologisches Wunder.

4.) Wem wären Sie lieber nie begegnet?
Antwort: Niemandem. Selbst die Begegnungen mit Hermann G., meinem damaligen Lateinlehrer – ein echtes Arschloch -, und Patrick B., meiner ersten großen unerfüllten Liebe, empfinde ich heute als Bereicherung, ich möchte sie keinesfalls missen.

5.) Wissen Sie sich einer Person gegenüber, die nicht davon zu wissen braucht, Ihrerseits im Unrecht und hassen Sie eher sich selbst oder die Person dafür?
Antwort: Es gibt ein paar wenige Menschen, die ich nicht mag, obwohl sie mir nichts getan haben. Sie können sich noch so nett mir gegenüber verhalten, ohne jede Chance, auf meiner Sympathieleiter eine Sprosse zu nehmen. Das ist mir unangenehm, aber „hassen“ wäre zu stark ausgedrückt.

6.) Möchten Sie das absolute Gedächtnis?
Antwort: Wenn damit gemeint ist, alles, was ich je gesehen, gehört, gesagt, erlebt oder gelesen habe, erinnern zu können, dann auf gar keinen Fall. Allein schon die Musikbeschallung, der man ausgesetzt ist, verlangt oft nach schnellem Vergessen. Die Tage rief sich zum Beispiel „Sun Of Jamaika“ in mein Gedächtnis zurück, der Tag war gelaufen.

7.) Wie heißt der Politiker, dessen Tod durch Krankheit, Verkehrsunfall usw. Sie mit Hoffnung erfüllen könnte? Oder halten Sie keinen für unersetzbar?
Antwort: Ich lehne es ab, jemandem den Tod zu wünschen. Gut, mal abgesehen von Hitler, aber der ist ja schon tot, und ihn als Politiker zu bezeichnen erscheint mir zu euphemistisch.

8.) Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?
Antwort: Meinen Großvater väterlicherseits. Und Heinz Erhard.

9.) Wen hingegen nicht?
Antwort: Axel P. Kennen Sie nicht, tut auch nichts weiter zur Sache (er gehörte zur Gruppe der unter Frage 5 genannten Personen).

10.) Hätten Sie lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher?
Antwort: Ja, ich könnte mir sehr gut vorstellen, in Südfrankreich aufgewachsen zu sein und zu leben. Aber ob das tatsächlich besser wäre… on ne sais pas.

11.) Wie alt möchten Sie werden?
Antwort: Schwer zu sagen… vielleicht siebzig oder so. Wenn morgen das Licht für mich ausginge, wäre es aber auch in Ordnung. Könnte nur sein, dass es ein paar Menschen gibt, die was dagegen hätten.

12.) Wenn Sie Macht hätten, zu befehlen, was Ihnen heute richtig erscheint, würden Sie es befehlen, gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein.
Antwort: Nein.

13.) Warum nicht, wenn es Ihnen richtig erscheint?
Antwort: Mein krankhaftes Harmoniebedürfnis würde es mir zur Hölle machen, die Mehrheit gegen mich zu wissen.

14.) Hassen Sie leichter ein Kollektiv oder eine bestimmte Person und hassen Sie lieber allein oder im Kollektiv?
Antwort: Das kommt auf das Hassobjekt an. Grundsätzlich ist meine Neigung zum Hass wenig ausgeprägt, worüber ich froh bin. Ich empfinde eine abgrundtiefe Abneigung gegen die Katholische Kirche (Kollektiv) und den Papst (Einzelperson), weil ich sie für sehr gefährlich halte. Aber auch hier wäre „Hass“ zu stark.
Wenn ich hassen müsste, dann lieber allein; kollektiver Hass ist sehr gefährlich und unberechenbar.

15.) Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden oder meinen Sie’s noch? Angabe des Alters.
Antwort: Mit vierzig, als ich bewusst und gewollt mit dem Rauchen angefangen habe.

16.) Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?
Antwort: Ja. Manchmal nervt sie mich auch sehr.

17.) Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie selbst übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: Wofür bitten Sie eher um Verzeihung?
Antwort: Da ich mir keiner Schuld bewusst bin, müssen andere beantworten, was sie mir übel nehmen. Ich selbst hasse – und hier passt das Wort ausnahmsweise mal – Unpünktlichkeit, für mich der größte Ausdruck von Unhöflichkeit. Dafür bitte ich auch am ehesten um Verzeihung.

18.) Wenn Sie sich beiläufig vorstellen, Sie wären nicht geboren worden: beunruhigt Sie diese Vorstellung?
Antwort: Kein bisschen. Wäre ich nicht geboren, würde mich niemand vermissen, und ich könnte mir diese Frage dann auch nicht stellen.

19.) Wenn Sie an Verstorbene denken: wünschten Sie, dass der Verstorbene zu Ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?
Antwort: Wenn ich schon die Gelegenheit hätte, dann bitte als Dialog.

20.) Lieben Sie jemand?
Antwort: Ja, ohne jeden Zweifel.

21.) Und woraus schließen Sie das?
Antwort: Am deutlichsten aus dem Gefühl des Vermissens, wenn er mal nicht da ist und ich alleine einschlafen muss.

22.) Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht, wie erklären Sie es sich, dass es nie dazu gekommen ist?
Antwort: Bislang hatte ich keine Veranlassung dazu, und keine Gelegenheit; zudem ist meine Neigung zu Gewalt nur gering ausgeprägt. Und ich bin zuversichtlich, dass sich daran nichts ändern wird. Im übrigen: Krimis langweilen mich.

23.) Was fehlt Ihnen zum Glück?
Antwort: Einigermaßen normal geformte Füße. Siehe auch hier.

24.) Wofür sind Sie dankbar?
Antwort: Für vieles, nein alles, was mein Leben ausmacht, welches bislang ohne nennenswerte Probleme und Krisen verlaufen ist. Ich kann mir nichts vorstellen, was passieren müsste, damit ich noch glücklicher werde. Bis auf die Füße halt.

25.) Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als gesundes Tier? Und als welches?
Antwort: Ein Leben als Hummel könnte ich mir sehr gut vorstellen.

Bestseller

Neulich träumte mir, ich sei ein erfolgreicher Schriftsteller, der mit seinem Debütroman „Vom Leid des Kronkorkens“ innerhalb kürzester Zeit die Spitzen aller deutschen Bestsellerlisten erobert hat. Das Interview, welches der Feuilletonist einer führenden überregionalen Tageszeitung – im Folgenden der Einfachheit halber F genannt – anlässlich der Verleihung eines bedeutenden Literaturpreises mit mir führte, können Sie unten nachlesen. Da es die nachträgliche Wiedergabe eines Traumes ist, kann ich leider keine Garantie dafür übernehmen, dass das Interview genau so stattfand; mögliche Erinnerungslücken wurden phantasievoll aber plausibel ergänzt.

F: Herr Kah, Ihr Buch hat innerhalb von nur drei Wochen die Top Fünf fast aller deutschen Bestsellerlisten erreicht, selbst Marcel Reich-Ranicki äußerte sich schon verhalten begeistert. Wie erklären Sie sich den unglaublichen Erfolg Ihres Einstiegswerkes?

Ich: Keine Ahnung, ich fühle mich noch immer wie in einem Traum.

F: Können Sie uns etwas zur Entstehung des Buches sagen?

Ich: Es kam jäh über mich wie ein Anfall, als ich unter der Dusche stand, plötzlich war die Geschichte da und wollte aufgeschrieben werden, noch nass und nur mit einem Handtuch umwickelt, um meinen Kopf, stützte ich an meinen Schreibtisch und begann aufzuschreiben, was mir eine fremde Stimme in die Feder diktierte, Wort für Wort, Satz für Satz, Kapitel für Kapitel; nach zwei Wochen ununterbrochenen Schreibens war es dann fertig.

F: Sie meinen, Sie haben zwei Wochen lang ununterbrochen…

Ich: Bis auf kurze Unterbrechungen, die der menschlichen Natur geschuldet sind, sie verstehen. Man staunt, bei welchen Verrichtungen man alles schreiben kann: beim Essen, auf der Toilette, beim…

F: Gewiss, gewiss. Herr Kah, mit Ihrem Werk haben Sie ein Thema aufgegriffen, welches bislang in der Weltliteratur noch nicht behandelt wurde und womit Sie anscheinend den Nerv der Zeit getroffen haben. Wie kamen Sie dazu, ausgerechnet hierüber zu schreiben?

Ich: Sehen Sie, das erklärt vielleicht gerade den Erfolg meines Buches: Die Bücherschränke sind voll mit Werken über Liebe, Sex, Mord und Totschlag, Körperausscheidungen, Familienschicksale; zu diesen Themen gibt es im Grunde nichts, was nicht schon irgendwann geschrieben wurde. Mein Buch behandelt ein Thema, das jeden betrifft, vom Kleinkind bis zum Greis, vom Hartz IV- Empfänger bis zum Top-Manager. Ich möchte Ihre Frage mal umformulieren: Warum hat bislang noch niemand darüber geschrieben?

F: Es gelingt Ihnen, den Leser mit einer sehr dichten Sprache zu fesseln…

Ich: … nicht wahr, da bekommt das Wort Dichter eine ganz neue Bedeutung (albernes Lachen)

F: M-hm… Herr Kah, gerade mit Ihrem Romanhelden, Malte-Kevin, diesem gleichsam beneidens- wie bedauernswerten Halbidioten, liebt, leidet und empfindet der Leser in einer nahezu unbeschreiblichen Weise, er könnte als unsterbliche Figur ist die Weltliteratur eingehen, Seite an Seite mit Christian Buddenbrook, Oskar Matzerath und Wachtmeister Dimpfelmoser – Hand aufs Herz: steckt etwas Malte-Kevin in Ihnen?

Ich: Nein. In mir steckten schon einige, das können Sie mir glauben, aber ein Malte-Kevin noch nicht, das wüsste ich…

F: (errötend) Nein, nein, das meinte ich nicht, vielmehr wollte ich wissen… also, trägt Ihr Roman autobiografische Züge?

Ich: Sehen Sie, so ein bisschen Malte-Kevin sind wir doch alle: wir essen, trinken, spielen gelegentlich an uns herum, bohren in der Nase, wenn es keiner sieht, schauen uns Pornos an, hören gerne Volksmusik…

F: Sie mögen Volksmusik?

Ich: Natürlich nicht. Sie?

F: Nun, ab und zu schaue ich schon das Musikantenstadel, wenn es nichts besseres gibt, das Fernsehprogramm wird ja auch immer schlechter…

Ich: Interessant… Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Volksmusik lieben?

F: Nun ja, lieben, so weit möchte ich nicht gehen, aber… ähem… – Herr Kah, haben Sie schon ein neues Werk in Arbeit, werden Sie versuchen, an den Erfolg vom „Leid des Kronkorkens“ anzuknüpfen?

Ich: Nein. Ich werde nie wieder etwas schreiben. Wissen Sie, nach dem Erfolg des „Kronkorkens“ kann ich mir nicht vorstellen, etwas vergleichbares oder gar besseres zu schreiben; alles, was jetzt noch käme, könnte dagegen nur farb- und tonlos erscheinen.

F: Was werden Sie stattdessen tun?

Ich: Ich spiele mit dem Gedanken, mir die Brust vergrößern zu lassen, und dann… mal sehen.

F: Eine Brustvergrößerung als… äh… Mann?

Ich: Ja warum denn bitte nicht? Wir leben im Zeitalter der Gleichberechtigung, Frauen arbeiten in metallverarbeitenden Berufen, die Zahl der Stahlträgerinnen ist in den letzten zehn Jahren sprunghaft gestiegen, sie fahren Bus, ja selbst ein Laubbläser in Frauenhand ist heutzutage nichts außergewöhnliches mehr; da werde ich als Mann mir ja wohl die Brust vergrößern lassen dürfen!

In diesem Moment ging der Wecker los und beendete jäh das Gespräch. Leider kann ich mich nicht erinnern, was das Thema meines Romans „Vom Leid des Kronkorkens“ war, welcher mir diesen Erfolg bescherte. Aber die Idee mit der Brustvergrößerung gefällt mir immer besser.

Zusammen oder getrennt?

Stell dir vor, du verbringst mit einem Freund, den du länger nicht gesehen hast, zwei bis drei nette Stunden in einer Kneipe, dazu ein paar Bier und eine Schweinshaxe oder eine Portion Tortellini, ihr unterhaltet euch bestens, alte Zeiten und so, alles ist gut. – Bis zu dem Moment, wo ihr genug getrunken, gegessen und gesprochen habt und gehen möchtet. Du gibst der Bedienung ein entsprechendes Zeichen, woraufhin diese mit einem riesigen Portmonee am Tisch erscheint und die Mutter der blöden Fragen stellt:

„Geht das zusammen oder getrennt?“

Schweigen. Peinliche Betretenheit. Ja, es soll getrennt gehen, nur muss und will man das nicht aussprechen – aber einer muss es ihr sagen, doch wer von euch beiden, und vor allem wie? Sie steht schweigend am Tisch und wartet. Wenn du jetzt sagst „Getrennt bitte“, schwingt gleichsam ein „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich für dich mitbezahle“ mit, egal wie freundlich du es flötest.


Noch peinlicher jedoch ist es, wenn dein Gegenüber ein gequältes „Zusammen…“ herauspresst; während er presst, erkennst du in seinem Gesichtsausdruck dieses „Eigentlich sehe ich es überhaupt nicht ein, für dich mitzubezahlen, aber du zwingst mich ja dazu. Hättest mir ja zuvorkommen können, aber nein, hast wohl darauf spekuliert, dass ich das übernehme, warte nur, beim nächsten Mal… beim nächsten Mal? Nein, das war das letzte Mal!“


Dann heißt es schnell reagieren: das Portmonee hervorholen und „Lass nur, ich übernehme das!“ kontern, woraufhin zwischen euch ein heftiger Streit darüber entbrennt, wer denn nun tun darf, was eigentlich keiner von euch will. Die bislang gute Stimmung ist dahin, eure Freundschaft unheilbar zerrüttet.

Dann folgt der zweite Akt der Peinlichkeit: Das Bezahlen an sich. Die Bedienung nennt dir, als Sieger des vorangegangenen Streits, den Betrag, sagen wir siebenundzwanzig Euro zehn. Du möchtest ihr dreißig geben, denn das Bier war kühl und das Essen gut, der Service bis zu diesem Moment in Ordnung, sie hat es sich verdient – aber warum um alles in der Welt sollst du das für jedermann hörbar aussprechen? Du versuchst es also auf die diskrete Art; da du keine dreißig Euro passend hast, reichst du ihr einen Fünfzigeuroschein hin in der Absicht, zwanzig Euro des Rückgelds einzustecken und den Rest, vielleicht mit einem „Dankeschön“ untermalt, liegen zu lassen. Doch daraus wird nichts: sie öffnet ihr riesiges schwarzes Portmonee, kramt Minuten lang im Münzgeld herum, bis sie dich schließlich fragt:

„Zehn Cent vielleicht?“

Du hast verloren, schlimmer noch: du bist als Geizhals entlarvt. Beschämt stammelst du mit belegter Stimme: „Dreißig“.

Eine typisch deutsche Erscheinung, derselben Kategorie zugehörig wie „Draußen gibt’s nur Kännchen“. In anderen Ländern läuft das anders: Nachdem du den Wunsch zum Bezahlen kundgetan hast, vielleicht in der Landessprache, weil das einer der wenigen Sätze ist, die du beherrschst, neben „Ein Bier bitte“ und „Ziemlich dunkel hier, nicht?“, wird dir ein Tellerchen mit der Rechnung gereicht, woraufhin sich die Bedienung zunächst wieder zurück zieht. Nun habt ihr ausreichend Zeit, den ausgewiesenen Betrag unter euch aufzuteilen, jeder legt seins auf das Tellerchen, plus dem zugedachten Trinkgeld, diskret, geräuschlos, harmonieschonend.

Es macht auch nichts, wenn du nur einen großen Geldschein hast, der den geschuldeten Betrag um ein vielfaches überschreitet: den legst du auf das Tellerchen, die Bedienung wird dieses mit einem „Gracias“, „Merci“ oder einem ähnlichen Ausdruck tief empfundenen Dankes abholen, es wenig später mit dem Rückgeld darauf zurück bringen, ihr lasst zurück, was euch angemessen erscheint, ihr geht, alle sind zufrieden, die Freundschaft unzerrüttet.

Das ist alles Vergangenheit, inzwischen gehe ich wieder völlig entspannt in Kneipen. Alleine. Freunde habe ich aufgrund vorgenannter Ereignisse keine mehr. Die letzte Freundschaft zerbrach an der Frage, wer der Klofrau die Münzen auf den Teller legen darf.

(Überarbeitete Version)

Ein Strandtag

Es gibt Orte, die ich magisch nenne, Orte, an denen es mir gelingt, ganz in der Gegenwart zu sein, körperlich wie gedanklich, im Jetzt und Hier sozusagen, wo mich keine störenden Gedanken an Vergangenes oder Kommendes vom Dasein ablenken. Ein solcher Ort ist das Rheinufer vor Bonn-Oberkassel an einem warmen Tag. Gestern zog es mich mal wieder dorthin. Zunächst legte ich mich unter die hohen Bäume auf die Wiese und machte – nichts. Das Buch, das ich eingepackt hatte, blieb im Rucksack, stattdessen lauschte ich dem Wind in den Bäumen (zum Glück hatte ich den iPod-Kopfhörer vergessen), schaute den Schiffen zu und trank dazu ein Fläschchen Bier. Es ist erstaunlich, wie kurzweilig es sein kann, fahrenden Rheinschiffen zuzuschauen, ohne gedanklich ganz woanders zu sein, stundenlang kann ich das.

Später vernahm ich dann leise Musik von hinten. Die Strandbar hatte inzwischen geöffnet, wohin ich mein Nichtstun schließlich verlagerte.

Hier ein paar Eindrücke eines wunderbaren Strandtages:

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