Woche 4: Schlepperei über Stadtbahntreppen

Montag: „Wir haben die Situation, dass unter einer Adresse tatsächlich mehrere Standorte unterwegs sein können“, hörte und notierte ich in einer Besprechung.

Unterwegs war auch ich. Der ICE 794 ab Frankfurt Flughafen Fernbahnhof fuhr heute in angegebener Wagenreihung auf die Minute pünktlich ab und kam genauso pünktlich und wohlgereiht in Göttingen an. Ich finde, sowas sollte auch mal erwähnt werden in einer Welt, wo nur die schlechte Nachricht von Wert ist.

Das Abendessen im Hotel ließ ich auf mein Zimmer buchen, zu diesem Zweck (und nur zu diesem) nannte ich der netten Dame meine Zimmernummer. Kurze Zeit später kehrte sie zurück und teilte mit, Zimmer 247 sei gar nicht belegt. In der Tat, ich hatte mich um zehn vertan, wie ein Blick in den Zimmerausweis ergab. Was wäre wohl passiert, wenn Zimmer 247 bewohnt gewesen wäre?

Dienstag: Laut Zeitungsbericht wurde in Bonn-Mehlem nun nach neun Monaten ein Auto aus einem abschüssigen Waldstück geborgen, das dort seit April vor sich hin oxidierte, weil der Fahrer zuvor den Lichtschalter mit dem Gaspedal verwechselt hatte und die Stadt Bonn anschließend versäumte, die Bergung des Fahrzeugs nachzuhalten. Das erscheint in etwa so plausibel wie die Geschichte des Mannes, der mit einer Banane im äußeren Gedärm zum Arzt kommt und behauptet, beim Verlassen der Dusche wäre er ausgerutscht und direkt in der Obstschale gelandet.

Ansonsten ist es in Süd-Niedersachsen sehr schön.

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Mittwoch: „Wandhydrant“ ist ein schönes Wort, gelesen an einem solchen im Hotel.

„Das ist mit dem heißen Eisen gestrickt“ ist ein schöner Satz, gehört in einer Besprechung.

Donnerstag: „Früher wandte man sich mit seinen Problemen an Gott, Freunde oder den Weinvorrat. Heute geht man zum Coach“, lese ich in der Kundenillustrierten der Bahn, die immer mehr oder weniger zerfleddert in den Netzen auf der Rückseite des Vordersitzes ausliegen.

Lobte ich am Montag die Bahn? Wohl etwas voreilig: Im letzten Jahr fielen 3.700 Fernzüge aus, steht in der Tageszeitung. Auch 2020 fallen Züge aus, zum Beispiel heute der ICE 814 von Frankfurt nach Siegburg. Warum ich gerade den erwähne? Raten Sie mal. Dennoch kam ich schließlich mit Umweg über Köln nur etwa eine halbe Stunde später als geplant zu Hause bei meinen Lieben an.

Freitag: Inmitten eines Schüler-Schwarms, der sich morgens vom Bahnsteig der Stadtbahn aus die Treppe hochschob, machte ich einen weißen Cello-Koffer aus und hatte danach stundenlang das gleichnamige Lied von Udo Lindenberg / Clueso im Kopf (jetzt, da ich es notiere, erneut, und Sie, die es lesen, vielleicht auch, Verzeihung). Ob das dazugehörige Mädchen – aus unerfindlichen Gründen unterstelle ich, ohne es gesehen zu haben, es ist ein Mädchen, selbstverständlich kann es auch ein Junge sein – ob also sie oder er es wohl bereut, nicht stattdessen Oboe gelernt zu haben, so rein wegen der Schlepperei über Stadtbahntreppen?

„Rauchen mindert Ihre Fruchtbarkeit“ steht auf der Zigarettenschachtel. „Was für ein Glück!“, sagt der Geliebte und steckt sich eine an. So gesehen fielen mir einige Menschen ein, denen nahezulegen wäre, mehr zu rauchen, zum einen, weil ihre Vermehrung nicht wünschenswert erscheint, zum anderen, weil Kinderlosigkeit ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz ist.

Samstag: Was, der ADAC ist nicht mehr gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen? Was kommt als nächstes, tritt Trump für mehr Klimaschutz ein oder gar zurück? Fordert die AfD die Aufnahme von mehr Flüchtlingen?

„Lokführer etwa können künftig auch Jeans und Polohemd tragen, und auch Kleider sind im Angebot“, schreibt die Zeitung über die neue Dienstkleidung der Bahn.

Sonntag: In einer Kolumne der FAS las ich gleich zweimal das mir bislang völlig unbekannte Wort „Idiosynkrasien“, dessen Bedeutung sich mir auch aus dem Textzusammenhang nicht erschloss. Laut Duden hat es davon drei: Erstens die „Überempfindlichkeit gegen bestimmte Stoffe und Reize“, zweitens eine „besonders starke Abneigung oder Widerwillen gegenüber bestimmten Menschen, Tieren, Speisen, Dingen o. Ä.“ und drittens die „Gesamtheit persönlicher Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen“. Da haben wir doch wieder was gelernt.

Ich bin übrigens überzeugt, in fast jedem Menschen schlummert eine gewisse Fremdenfeindlichkeit, ob er will oder nicht, davon nehme ich mich selbst nicht aus. Meine beispielsweise erwacht, wenn der Fahrer eines durch die Stadt knallenden „Sportwagens“ dunkelhaarig und bärtig ist, und sehr oft sind sie das. Das ist dann wohl auch eine Idiosynkrasie, womit ich das Wort erst- und vermutlich auch letztmalig benutzt habe.

Woche 3: Hunderte Pendler freuen sich

Montag: Künstliche Intelligenz wird völlig überschätzt.

„Mache mögen es lieber etwas enger“, sagte der Projektleiter. Bitte seien Sie versichert, der Gegenstand des Projektes ist in moralischer Hinsicht und auch sonst völlig unbedenklich.

Dienstag: Morgens in der Bahn unterhielten sich zwei jüngere Frauen. Frau 1: „Wir müssen da echt was tun, wir haben noch die großen alten Fenster und heizen uns zu Tode.“ Frau 2: „Echt? Krass.“

Der junge Mann zwei Sitze weiter, der über zwei Kapuzen einen großen Kopfhörer trug, wird das nicht gehört haben. Da hat er nichts verpasst.

Mittwoch: „Bei der Eurobahn fahren einige Züge kürzer als normal, es kann also etwas kuschelig werden, was ja manchmal auch ganz schön ist“, sagt morgens der Mann im Radio. Hunderte Pendler freuen sich, ausgenommen die Eurobahn-Nutzer.

Ein mir regelmäßig wiederkehrendes Traummotiv geht so: Ich möchte spontan etwas schnell Vorübergehendes fotografieren, meistens einen Zug oder sowas, doch schaffe ich es nicht so schnell, die Kamera des Telefons zu aktivieren. Entweder drücke ich in der Eile den falschen Knopf, oder die Kamera funktioniert einfach nicht, warum auch immer. Wenn ich das Ding dann endlich schussbereit habe, ist der Zug längst abgefahren. Ähnlich, nur in echt, muss es dem Fotografen des folgenden Bildes gegangen sein, als er zwei Tannenbaum ziehende Jungen fotografieren wollte. Denken wir sie uns also.

(aus General-Anzeiger Bonn)

Donnerstag: „Halten Sie ab und zu Langeweile aus und schauen Sie mal, was passiert! Wer sofort wieder zu einer Zeitung greift oder E-Mails checkt, sobald eine Minute Leerlauf entsteht, weiß gar nicht, was in ihm alles schlummert!“ – Das und weitere Tipps zum Im-Hier-und-Jetzt-Sein lesen Sie hier.

Nicht dasselbe Thema, aber irgendwie doch in dasselbe Loch bohrend hier etwas zum „Konzept Regionalzeitung“.

Das Rätsel um die Warnbarken vor unserem Haus, siehe Eintrag vom vergangenen Samstag, ist gelöst. Heute frästen sie ein rechteckiges Loch in die Straße, um neue Leitungen zu verlegen, und legten eine Stahlblechplatte darüber, die nun jedesmal „tack-tack“ macht, wenn ein Auto darüber fährt.

Freitag: Während ich den Geschäften im Werk nachging, schaute mir von draußen ein Halsbandsittich zu. Zoobesuch einmal andersrum.

Samstag: Die Baustelle vor dem Haus ist abgeschlossen. Wo gestern noch die Blechplatte klapperte, zeugt heute nur noch ein etwas dunkleres Rechteck im Asphalt von vergangener Aktivität. Somit können die Autofahrer wieder ungehindert ihre Wagen im absoluten Halteverbot abstellen und uns die Einfahrt zuparken.

Sonntag: Zum Glück des Eigentümers steht eine kreative Auslegung der Rechtschreibregeln nicht unter Strafe.

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Eine seltsame Botschaft in der Breite Straße, irgendwas mit Pferden, Alkohol und Liebe. Warum auch nicht.

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Woche 2: An und Aus

Montag: Es kommt nicht oft vor, dass mir der Blogeintrag des Tages bereits unmittelbar beim Aufwachen einfällt. Doch muss man es wohl als Ironie der Morgenstunde bezeichnen, wenn mich ausgerechnet eine Radioreklame für Matratzen aus den Träumen reißt. Ne ne ne ne.

Schon vor längerem beklagte ich, dass Hüte als alltägliche Herrenausstattung aus der Mode gekommen sind. Heute Morgen sah ich an der Stadtbahnhaltestelle einen jungen Hutträger, der nicht den Eindruck erweckte, durch die Kopfbedeckung besonders extravagant erscheinen zu wollen, vielmehr trug er sie mit beneidenswerter Selbstverständlichkeit. Und doch wirkte es irgendwie seltsam.

Dienstag: Ferienende ist ja stets auch für diejenigen unschön, die das Schülerdasein schon geraume Zeit hinter sich gelassen haben: Straßen und Bahnen sind wieder voller und lauter, ständig steht oder geht einer im Weg, weil er permanent auf ein Display starren muss. Halt all die unerfreulichen Begleiterscheinungen, welche die Existenz fremder Menschen mit sich bringt.

Auch unschön: Film-Mogul. Torwart-Titan – die haben sie doch nicht alle, die Medienaffen. Wenigstens scheinen die Modezaren endlich abgedankt zu haben. Wobei die Werbe-Kasper mit Wimpern-Booster auch nicht besser sind.

Mittwoch: Wie lange muss man eigentlich noch „frohes Neues“ heucheln?

Aus einer Mail: „…wir müssen uns auch in Zukunft darauf einstellen, dass wir ehr Menschen mit schlechten deutsch Kenntnisse finden und einstellen.“ Manchmal möchte ich aufspringen und rufen: „O ihr Pfuscher!“

Donnerstag: Augenscheinlich kein Pfuscher war der Mann jüngeren Alters mit Rauschebart, Nasenpiercing, grün-metallic lackierten Fingernägeln, großem Kopfhörer und Skateboard, der mir in der Bahn gegenüber saß. Aus seinem Rucksack holte er ein Notizbuch hervor, schlug es auf und malte darin an einer sich über zwei Seiten erstreckenden Zeichnung, was ihm trotz des bahnbedingten Gewackels mit großer Präzision gelang. Was das Bild darstellte, ist schwer zu beschreiben, es bestand aus zahlreichen in einander verwobenen geschwungenen Linien, Flächen und Objekten, möglicherweise Entwurf für ein großes Graffito-Projekt. Ob sich in seinem Rucksack Spraydosen befanden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Freitag: Digital bedeutet ja dem Grunde nach nicht viel mehr als eins und null, beziehungsweise an und aus. Einfaches An und Aus gehört in unserem Haushalt indessen der Vergangenheit an – der Liebste hat neue digitale Hochtechnologie-Lichtschalter installiert, die irgendwie über Siri mit Hue kommunizieren, was weiß ich wie das funktioniert. Der Geliebte zürnt. Wer hätte gedacht, dass das Ein- und Ausschalten der Zimmerbeleuchtung sich mal zu einem solchen Abenteuer mit interessantem Konfliktpotential entwickeln würde. Ich ziehe mich unterdessen in die Behaglichkeit meines mit herkömmlicher Licht-Elektrik ausgestatteten Zimmers zurück, höre Musik von Kassetten und warte ab, bis sich die Lichtwellen geglättet haben.

Samstag: Behaglich mag man es auch in Polen, wie der heutigen Zeitung zu entnehmen ist.

Vormittags stellten sie so ein Ding vor unser Haus, weiß der Himmel beziehungsweise die Stadtverwaltung, wozu. Links davon sollte wohl ein weiteres Element hingestellt werden, was aber nicht ging, weil dort mal wieder einer im Halteverbot parkte. Deshalb steht das Ding jetzt auf dem Gehweg. Über den Fortgang werde ich berichten.

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Sonntag: Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in der FAS über die Bereitschaft der Deutschen, für qualitativ hochwertige Lebensmittel einen angemessen Preis zu zahlen:

„Für ein ordentliches Motorenöl zahlen Autofahrer bereitwillig 40 Euro pro Liter, beim Salatöl sind zwei Euro schon zu viel.“

Natur ist überall schön, auch in der Inneren Nordstadt zu Bonn. Man muss sie nur sehen.

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Auf den ersten Blick ein ganz Schlauer, auf den zweiten indessen nicht ganz so klug, fehlt doch ein N.

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Woche 1: Das neue Jahr zieht sich

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Montag: Laut Zeitung haben heute Leute Namenstag, die Sabinus heißen. Sabinus. Denken die sich so etwas wohl aus?

Einen eher ungewöhnlichen Namen hat auch der Hund, dessen Besitzer ich auf dem Rückweg vom Werk nach ihm rufen hörte: Bonsai. Es war kein besonders kleiner Hund, auch kein großer, woraus man immerhin auf eine ironische Ader des Namensgebers hätte schließen können, so wie wenn ein Dackel oder Chihuahua (zugegeben, ich musste recherchieren, wie man das schreibt) auf den Namen „Amboss“ hört. Es war so ein mittelgroßes Tier, als Braten für vielleicht vier bis fünf Personen.

Eher klein waren auch die Mädchen, die für den WDR eine umgetextete, leicht gesellschaftskritische Fassung des alten Kinderliedes „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ sangen. Riesig dagegen der daraus folgende Skandal und die Empörung derjenigen, die sich ertappt fühlen, was den WDR zu einer reumütigen Entschuldigung veranlasste. Schade, mir gefällt es:

Hier noch einmal zum Mitlesen, für alle, die wie ich Schwierigkeiten haben, gesungene Liedtexte zu verstehen:

Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorad, Motorad, Motorad. / Das sind tausend Liter Super jeden Monat, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma sagt, Motoradfahren ist voll cool, echt voll cool, echt voll cool. / Sie benutzt das Ding im Altersheim als Rollstuhl, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma fährt im SUV beim Arzt vor, beim Arzt vor, beim Arzt vor. / Sie überfährt dabei zwei Opis mit Rollator, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. / Weil Discounterfleisch so gut wie gar nichts kostet, meine Oma ist ne alte Umweltsau.

Meine Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert, geläutert, geläutert. / Stattdessen macht sie jetzt zehnmal im Jahr ne Kreuzfahrt, meine Oma ist doch keine Umweltsau.

Noch einmal zurück zum Thema Namen, jedoch weder Mensch noch Tier, sondern Bundesländer betreffend. Eine eher weniger weltbewegende Frage, die mir in schlafloser Nachtstunde einfiel, woher auch immer sie mir in den Sinn kam: Warum gibt es Nieder-, jedoch nicht Obersachsen, jedenfalls nicht als eigenes Land? Warum Sachsen-Anhalt, jedoch nicht Sachsen-Losfahr?

Apropos Niedersachsen: Nachdem tagsüber das Sturmtief „Christian“ über den Bahnhof des fiktiven südniedersächsischen Ortes Barlingerode hinweggezogen war, folgte abends ein Donnerwetter. Die Sach- und Personenschäden blieben dank frühzeitig eingeleiteter Bergungsmaßnahmen zum Glück gering, nur die atmosphärischen Störungen hielten noch etwas an. Und wieder bestätigt sich: Gut gemeint ist das genaue Gegenteil von gut. (Das können und müssen Sie jetzt nicht verstehen.)

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Dienstag: Gut gemeint ist es sicher auch, Silvestergrüße in diverse WhatsApp-Gruppen zu schicken, womöglich garniert mit lustigen Bildern und Filmchen. Dummerweise fühlt sich daraufhin mindestens jedes zweite Gruppenmitglied animiert, angemessen zu antworten, was je nach Gruppengröße schon nach kurzer Zeit sehr anstrengend für alle Teilnehmer werden kann. Wenn man mehreren Gruppen angehört, kann es zudem passieren, dasselbe Filmchen mehrmals zugesandt zu bekommen. Zum Glück bietet WhatsApp die Möglichkeit der vorübergehenden Stummschaltung, wovon ich heute dreimal Gebrauch machte, danach herrschte wieder Stille auf meinem Datengerät. Im Übrigen schaue ich mir zugesandte Filmchen grundsätzlich niemals an.

Mittwoch: Wir können uns glücklich schätzen, in einem Land zu leben, in dem es auch im Jahre 2020 für alle Bedürfnisse entsprechende Fachgeschäfte gibt, denen der zunehmende Onlinehandel bislang wenig anhaben kann.

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Die Diskussion darüber, ob mit 2020 das neue Jahrzehnt beginnt oder erst 2021, erscheint mir besserwisserisch-überflüssig. Für mich beginnen heute die Zwanziger. Ob sie wild, golden oder sonstwie werden, wird man sehen. Auf jeden Fall wird es hier voraussichtlich weiterhin genug zu notieren geben, denn der Wahnsinn des Alltags geht weiter, soviel ist sicher.

Zum Jahreswechsel schrieb ich heute ganz viel in mein Tagebuch, unter anderem folgendes, das mir – bei aller Bescheidenheit – so gut gefällt, dass ich es auch Ihnen zur Kenntnis zu geben mir erlaube:

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Frohes neues Jahr!

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Donnerstag: Der erste Achtstunden-Arbeitstag seit längerem. Erkenntnis: Das neue Jahr zieht sich.

Freitag: In der Kantine saß Geschäftsbereichsleiter H mit all seinen Freunden. (Bitte stellen Sie sich hier ein Bild vor, das eine Person zeigt, die alleine an einem Tisch sitzt und während des Verzehrs einer Kohlroulade mit dem Datengerät beschäftigt ist.)

Auf dem Heimweg vom Werk sah ich erste Magnolienknospen und dachte: Ihr seid ganz schön mutig.

Samstag: »Weil es im­mer we­ni­ger op­ti­mie­rungs­freie Zo­nen gibt, fehlt Men­schen das für eine ge­sun­de Psy­che not­wen­di­ge Ge­gen­ge­wicht: das Ge­fühl, dass et­was ein­fach so sein darf, wie es ist.« (Der Psychiater Klaus Lieb im SPIEGEL)

Nichts zu optimieren, allenfalls zu kaschieren, gibt es beim Alter. In einem Monat habe ich übrigens Geburtstag, nur damit Sie sich schon mal Gedanken über ein Geschenk machen können.

Sonntag: Stark zu optimieren wäre die Bebauung am Gallierweg im Bonner Norden, wie ich beim Sonntagsspaziergang feststellte. Die Häuser dort sind nicht nur, jedes auf seine Art, auffallend hässlich, sie passen auch überhaupt nicht zueinander. Als hätte man einem Schimpansenbaby einen Faller-Katalog und einen Stempel ausgehändigt, und jedes Häuschen, das das Äffchen bestempelt hat, hätte man anschließend zusammengebaut und in wahlloser Reihenfolge hintereinander aufgestellt. Komisch, darüber regt sich niemand auf.

Unterdessen scheint in der Inneren Nordstadt ein gewisser Notstand zu herrschen.