Montag: Es kommt nicht oft vor, dass mir der Blogeintrag des Tages bereits unmittelbar beim Aufwachen einfällt. Doch muss man es wohl als Ironie der Morgenstunde bezeichnen, wenn mich ausgerechnet eine Radioreklame für Matratzen aus den Träumen reißt. Ne ne ne ne.
Schon vor längerem beklagte ich, dass Hüte als alltägliche Herrenausstattung aus der Mode gekommen sind. Heute Morgen sah ich an der Stadtbahnhaltestelle einen jungen Hutträger, der nicht den Eindruck erweckte, durch die Kopfbedeckung besonders extravagant erscheinen zu wollen, vielmehr trug er sie mit beneidenswerter Selbstverständlichkeit. Und doch wirkte es irgendwie seltsam.
Dienstag: Ferienende ist ja stets auch für diejenigen unschön, die das Schülerdasein schon geraume Zeit hinter sich gelassen haben: Straßen und Bahnen sind wieder voller und lauter, ständig steht oder geht einer im Weg, weil er permanent auf ein Display starren muss. Halt all die unerfreulichen Begleiterscheinungen, welche die Existenz fremder Menschen mit sich bringt.
Auch unschön: Film-Mogul. Torwart-Titan – die haben sie doch nicht alle, die Medienaffen. Wenigstens scheinen die Modezaren endlich abgedankt zu haben. Wobei die Werbe-Kasper mit Wimpern-Booster auch nicht besser sind.
Mittwoch: Wie lange muss man eigentlich noch „frohes Neues“ heucheln?
Aus einer Mail: „…wir müssen uns auch in Zukunft darauf einstellen, dass wir ehr Menschen mit schlechten deutsch Kenntnisse finden und einstellen.“ Manchmal möchte ich aufspringen und rufen: „O ihr Pfuscher!“
Donnerstag: Augenscheinlich kein Pfuscher war der Mann jüngeren Alters mit Rauschebart, Nasenpiercing, grün-metallic lackierten Fingernägeln, großem Kopfhörer und Skateboard, der mir in der Bahn gegenüber saß. Aus seinem Rucksack holte er ein Notizbuch hervor, schlug es auf und malte darin an einer sich über zwei Seiten erstreckenden Zeichnung, was ihm trotz des bahnbedingten Gewackels mit großer Präzision gelang. Was das Bild darstellte, ist schwer zu beschreiben, es bestand aus zahlreichen in einander verwobenen geschwungenen Linien, Flächen und Objekten, möglicherweise Entwurf für ein großes Graffito-Projekt. Ob sich in seinem Rucksack Spraydosen befanden, entzieht sich meiner Kenntnis.
Freitag: Digital bedeutet ja dem Grunde nach nicht viel mehr als eins und null, beziehungsweise an und aus. Einfaches An und Aus gehört in unserem Haushalt indessen der Vergangenheit an – der Liebste hat neue digitale Hochtechnologie-Lichtschalter installiert, die irgendwie über Siri mit Hue kommunizieren, was weiß ich wie das funktioniert. Der Geliebte zürnt. Wer hätte gedacht, dass das Ein- und Ausschalten der Zimmerbeleuchtung sich mal zu einem solchen Abenteuer mit interessantem Konfliktpotential entwickeln würde. Ich ziehe mich unterdessen in die Behaglichkeit meines mit herkömmlicher Licht-Elektrik ausgestatteten Zimmers zurück, höre Musik von Kassetten und warte ab, bis sich die Lichtwellen geglättet haben.
Samstag: Behaglich mag man es auch in Polen, wie der heutigen Zeitung zu entnehmen ist.
Vormittags stellten sie so ein Ding vor unser Haus, weiß der Himmel beziehungsweise die Stadtverwaltung, wozu. Links davon sollte wohl ein weiteres Element hingestellt werden, was aber nicht ging, weil dort mal wieder einer im Halteverbot parkte. Deshalb steht das Ding jetzt auf dem Gehweg. Über den Fortgang werde ich berichten.
Sonntag: Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in der FAS über die Bereitschaft der Deutschen, für qualitativ hochwertige Lebensmittel einen angemessen Preis zu zahlen:
„Für ein ordentliches Motorenöl zahlen Autofahrer bereitwillig 40 Euro pro Liter, beim Salatöl sind zwei Euro schon zu viel.“
Natur ist überall schön, auch in der Inneren Nordstadt zu Bonn. Man muss sie nur sehen.
Auf den ersten Blick ein ganz Schlauer, auf den zweiten indessen nicht ganz so klug, fehlt doch ein N.