Woche 34: Altes Eisen

Montag: „In Neus­tadt an der Do­nau fuhr ein Zug auf ei­nen Baum“, steht in der Zeitung. Ob er ohne fremde Hilfe wieder hinunter fand, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Dienstag: Die Kanzlerin stellt anlässlich der Gamescom staatliche Förderung für Ballerspiele-Entwickler in Aussicht. Wieder so ein Moment, in dem ich mir wünsche, bestimmen zu können, wofür meine Steuern NICHT ausgegeben werden. Demnächst dann vielleicht auch öffentliche Zuwendungen für die Luftgitarren-Weltmeisterschaft?

Mittwoch: Rucola halte ich nach wie vor für ein unkrautähnliches Gewächs mäßigen Geschmacks, woran Verzicht zu üben mir ein leichtes ist.

Donnerstag: „Achte auf eine passable, vorher geprüfte Rechtschreibung, damit du deinem Gastgeber nicht noch extra Arbeit aufbürdest oder der Artikel mit peinlichen Fehlern erscheint. Prüfe alles doppelt und dreifach. Erstrecht und besonders wenn du nach Ablieferung deiner Arbeit keinen Zugriff mehr darauf hast.“, schreibt ein Blogratgeber. – Erstrecht?

Freitag: Passend zu meinen Mühen, in der Frühe die morgenmüden Augen zu öffnen, singt Falco „Out of the dark“ im Morgenradio. Von Wanda, einem anderen Musikerzeugnis aus Österreich, welches vor einiger Zeit des öfteren zu Gast in meinem Hörzentrum war, hört man indessen nichts mehr, was ich keineswegs als beklagenswert empfinde.

Samstag: Viel altes Eisen im Brohltal (und etwas in Bonn).

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Sonntag: Kann es sein, dass das längst für überwunden erhoffte Phänomen hochgeklappte Polohemdkragen wieder im Kommen ist?

Woche 33: Aus den Tiefen des Sommerlochs

Montag: Dacharbeiten am Haus gegenüber. Beim jungen Teerpappenverleger ist trotz einer gewissen Übertätowierung nicht nur die Gasflamme heiß.

Dienstag: Sein Werk verrichtend verkündet der Radiowecker am Morgen, bevor ich die Stummtaste finde, Kim Jong Un lobe die Vorbereitungen für den Angriff auf Guam. Wozu also noch das Bett verlassen?

Mittwoch: Schlechte Nachrichten im Radio werden durch anschließend zitierte Facebook-Kommentare der lieben Hörer nochmal so schlimm. – „Before I make a statement, I want to know the facts“, sagt Donald Trump. Ob anschließend das in amerikanischen Fernsehserien übliche Hintergrundlachen abgespielt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Donnerstag: „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“, so das Wahlplakat der Grünen. Ähnlich originell wären: „Geld stinkt nicht“ (FDP), „Jedem das Seine“ (AfD), „Gutes Geld für gute Arbeit“ (SPD) und „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder einfach nur „Merkel“ (CDU).

Freitag: Gerne wüsste ich, welchem Tagwerk die Beschäftigten des Deutschen Evaluierungsinstituts so nachgehen.

Samstag: WDR 2 lotet die mögliche Tiefe des Sommerlochs aus, indem es seine Hörer auffordert, per Instagram Bilder ihrer Tätowierungen zu schicken und die Geschichte dazu zu erzählen. (Was will das Radio mit Bildern?) Eine Dame lässt wissen, sie habe sich erst kürzlich einen ganz süßen Pinguin mit Luftballon stechen lassen, weil sie Tiere über alles liebt. Hätte ich indessen vor achtzehn Jahren geahnt, wie viele Menschen heute tätowiert sind (und an welchen Stellen), hätte ich die hundertzwanzig Mark wohl anders angelegt.

Sonntag: Während meines Spaziergangs sprach mich am Rheinufer ein Radfahrer an und fragte höflich, ob dies ein Fußweg sei, was ich wahrheitsgemäß bejahte. Das ist bemerkenswert und allemal freundlicher, als mich ungefragt über den Haufen zu fahren. – „Proaktiv“ hat es übrigens nicht in den neuen Duden geschafft.

Einkaufserlebnis

Der örtliche Einzelhandel hat es zunehmend schwer, gegen die Übermacht des Online-Handels anzukommen, besonders die eines ganz bestimmten Anbieters, Sie wissen schon. Daher kamen kluge Einzelhändler auf die Idee, neben ihrem eigentlichen Warenangebot die Kunden mit zusätzlichen leiblichen Genüssen wieder in die Fußgängerzonen zu locken, so war in der Zeitung zu lesen. Also Häppchen beim Herrenausstatter, Joghurt beim Juwelier, Gyros im Gemischtwarenladen, Kaffee zu Keramik und Speiseeis im Sportgeschäft; Donuts bei Daniels und Popcorn beim Puppenkönig. Essen und trinken könne man im Internet schließlich nicht, so ein Händler.

Gerade Damenboutiquen eröffnen sich hierdurch ganz neue Möglichkeiten. War die Begleitung der Liebsten dorthin dem Manne bislang eher eine Qual, („Nur mal kurz schauen“ – „Und wie lange willst du noch … kurz schauen?“), so könnte ein solcher Besuch bald auch für den Herren zum Vergnügen gereichen, wenn der Boutiquier eine Biertheke aufstellt. Vielleicht hört man dann künftig Durchsagen wie „Der betrunkene Burkhard möchte aus dem Flaschenparadies abgeholt werden“.

Woche 32: Es besteht noch Hoffnung

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Montag: Während ich von Montagmorgenmelancholie erfüllt zähneputzend dem Radio lausche, frage ich mich, wie die Welt wohl wäre, wenn Leute wie Trump, Putin, Erdogan, Assad, Kaczynski, Orban, Kim, Maduro und (nein, heute mal nicht Helene Fischer sondern:) Max Giesinger schlagartig verstummten.

Dienstag: Der neue Duden ist raus. Ob „proaktiv“ es wohl hinein geschafft hat? Oder „Heimscheißer“? Oder „Wohngebietsgeschwindigkeitsreduzierungskreisel“?

Mittwoch: Auch so eine besondere Spezies: Leute, die ihr eigenes Essen mit in die Kantine nehmen. – Brigitte Macron will mehr als Deko sein, schreibt die Zeitung.

Donnerstag: Die Welt steht kurz vor einem Atomkrieg, im Morgenradio kommt „Who wants to live forever“ von Queen und es regnet ohne Unterlass. Zeit, sich nach den Preisen für Apfelbäumchen zu erkundigen.

Freitag: Um 4:30 Uhr aufgewacht. Den Regen gehört. Lächelnd wieder eingeschlafen.

Samstag: Bei einem namhaften Autobahnraststättenbetreiber ist jetzt die Kids-Box am Start, plärrt es aufgeregt aus dem Radio. Somit besteht noch Hoffnung für die Welt.

Sonntag: Heute ist Tag der Linkshänder. Laut Westfalen-Blatt sind allein in Bielefeld vierzigtausend betroffen. Doch sorget euch nicht: Das Gesundheitsamt gibt Tipps.

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Die Bösen sind immer die anderen

Es herrscht Krieg. Jedenfalls wenn man in diesen Tagen der Berichterstattung der führenden örtlichen Tageszeitung und den zugehörigen Leserbriefen Glauben schenkt. Als unversöhnliche Konfliktparteien stehen sich gegenüber: Fußgänger und Radfahrer. Vor allem in der Innenstadt und am Rheinufer, wobei laut Kriegsberichterstattung die Fußgänger die Guten und die Radfahrer die Bösen sind. Rücksichtslos mähen sie ohne Vorwarnung und Ansehen von Person, Rang und Namen jeden nieder, der ihnen vor den Reifen läuft; im günstigsten Fall kommt der Flaneur mit einer wüsten Beschimpfung davon.

In einem Leserbrief beklagte sich beispielsweise eine Dame aus Bad Godesberg, an einem heißen Sommertag sei es ihr nur mit Mühe und unter Lebensgefahr gelungen, durch den nicht endenden Strom von Radrasern ihren Hund an den Rhein zu führen, auf dass er sich an den kühlen Fluten labe. Hundehalter sind ja auch so eine Zunft, welcher es mühelos gelingt, alle anderen gegen sich aufzubringen, allein schon durch ihre Auffassung, Hundeleinen seien eine Zumutung für ihre kleinen Kacker.

Ich bin auch Radfahrer, also potentiell böse. Zugegeben, meine velicopedischen Aktivitäten beschränken sich auf Phasen günstiger Witterungsverhältnisse, also kein Regen, noch Sturm oder Hagel, zudem nur bei Temperaturen oberhalb zwanzig Grad. Also eine überschaubare Anzahl von Tagen im Jahr. Aber dann fahre ich gerne, auch am Rheinufer, nicht so gerne hingegen in der Innenstadt.

Und ich bin Fußgänger, ständig, mit großer Begeisterung, auch bei Regen und unter zwanzig Grad. Somit bin ich auch einer von den Guten. Ungefähr einmal in der Woche gehe ich zu Fuß ins Büro, entlang des berüchtigten Rheinufers. Zweimal in der Woche laufe ich zudem, ebenfalls bevorzugt am Rheinufer. Es sei denn, es ist zu warm, zu kalt, zu stürmisch oder zu glatt, oder ich habe gerade keine Zeit oder Lust. Bei Regen laufe ich indes sehr gerne, es hat etwas geradezu Erotisches, bitte verzeihen Sie meine Vorlieben. Ich liebe es, mir anschließend die durchnässten Klamotten vom Leib zu reißen und mich unter der Dusche wärmende Strahlen zu stellen. – Ich schweife ab.

Zurück zu den kriegerischen Auseinandersetzungen. Einige der geschilderten Beobachtungen kann ich bestätigen. Die Schlimmsten sind auch nach meiner Beobachtung die mit den bunten Kampfanzügen – zumeist Männer mittleren Alters. Sie rasen, als hätten sie einen wütenden Wespenschwarm hinter sich, überholen an den engsten Stellen, auch bei Gegenverkehr, und machen dabei ein Gesicht, als zwänge sie eine unsichtbare Macht oder vorgenannter Wespenschwarm, bei vierzig Grad den Gipfel des Mont Ventoux in einer neuen Rekordzeit zu bezwingen. Die Allerschlimmsten rasieren sich dazu auch noch die Beine, aber ich schweife schon wieder ab.

Zwei Begegnungen mit den rasenden Wahnsinnigen sind mir in Erinnerung geblieben. Einmal als Fußgänger: Da der Radweg am Rheinufer wegen Baumschnitts gesperrt war, mussten sich beide Parteien den relativ schmalen verbleibenden Streifen teilen. Das war für einen entgegenkommenden Radler indes kein Argument, sein Tempo zu drosseln, und wäre ich nicht in letzter Sekunde beiseite gesprungen, könnte ich diese Zeilen heute wohl nicht mehr niederschreiben. Leider war ich in dem Moment viel zu verdutzt, um ihn anzurempeln oder ihm wenigstens ein „Arschloch!“ oder „Fahr zur Hölle!“ hinterherzurufen.

Das andere Mal, in diesem Fall gehörte ich zu den Bösen, wäre ich fast mit einem von diesen pinkfarbenen Essensausfahrern mit den irrsinnig großen Tornistern kollidiert, der mit nahezu Lichtgeschwindigkeit rechts vorbeizog, während ich gerade im Begriff war, rechts abzubiegen. Meinen Ausruf „Trottel!“ wird er nicht gehört haben, da er dem Schall voranfuhr.

Nun zu den Guten. Aus gutem Grund sind dort, wo es der Platz erlaubt, auch am Rheinufer, Rad- und Fußweg für jedermann erkennbar getrennt. Das hindert viele Fußgänger und Läufer nicht daran, mit eigentümlicher Selbstverständlichkeit ihren Pfad zu verlassen und alleine, zu mehreren oder mit dem dreirädrigen Hochgeschwindigkeitskinderwagen die den Radlern vorbehaltene Spur für sich in Anspruch zu nehmen. Oder sie kommen unvermittelt seitlich aus dem Gebüsch und empören sich über das warnende Klingeln. In solchen Momenten wünsche ich mir die Laufklingel aus Kindheitstagen zurück: Man zieht an einem Hebelchen, und das Geläut ähnlich einer Straßenbahn oder einem Eiswagen, der die Kinder der Siedlung anzulocken sucht, hebt an. Aus mir unerfindlichen Gründen sind Laufklingeln schon lange verboten. Eiswagen kommen auch nicht mehr in die Siedlung, vielleicht bringen das Eis jetzt auch die pinken Überschallboten.

Und nun? Der Krieg wird weiter toben, weil Vorgenannte unversöhnlich gegenüber stehen. Die Bösen sind immer die anderen. Dabei ist es eigentlich nicht so schwierig: blieben Radfahrer auf Rad- und Fußgänger auf Fußwegen, wären wir dem Weltfrieden ein Stück näher. Und wo das nicht möglich ist, würde ein wenig gegenseitige Rücksichtnahme helfen. Aber dann erfindet bestimmt wieder einer so etwas wie Pokemon Go.

Woche 31: Heiße Luft als Stütze des Geschäftsmodells

Montag: Laut Zungenbelagsorakel könnte die Woche ganz gut werden.

Dienstag: Am Morgen saß in der Bahn ein junger Kerl mit weit geöffnetem Hemd, welches einen Blick auf verstörende Brustbehaarung gewährte. Aus Gründen des emotionalen Selbstschutzes wählte ich einen Platz hinter ihm. Dazu passt gut die Frage des Tages im Blog Quergefönt: „Brauchst du eine kalte Dusche?“ – Auf der Rückfahrt am späten Nachmittag wurde ich dann Zeuge, wie eine mobilschwätzende Projektleiterin „alles rotscher“ sagte. Das hatte ich zuvor lange nicht mehr gehört.

Mittwoch: Die Menschen, die yagan sprechen (wer auch immer das tut), nennen den Blick zwischen zwei Menschen, der große gegenseitige Lust zum Ausdruck bringt, jedoch unausgesprochen bleibt, „Mamihlapinatapai“. (Aus: Einzigartige Wörter von David Tripolina)

Donnerstag: „An klaren Sommerabenden kommt ihre Zeit: Heißluftballons steigen über Stadt und Land auf. Was aus der Ferne fast schwerelos wirkt, erfordert viel Energie. Je mehr, desto höher hinaus geht es. Genauso stellt sich auch [unser Unternehmen] den weiteren Aufstieg vor. Die Energie dafür sollen neue Umsätze liefern“. So zu lesen in einem internen Mitteilungsblatt. Heiße Luft als Stütze des Geschäftsmodells ist ja nun auch nichts so wahnsinnig neues.

Freitag: „Hey, ich bins, Sabine Kunze“ plärrt die Frau in der Radiowerbung. Wer ist das?

Samstag: „Wir verschenken 500 Euro gratis“, schreibt man mir per Mail. Ja wie denn sonst?

Sonntag: Ein weiteres einzigartiges Wort ist „Yutta-hey“. Wenn die Cherokee-Indianer so sagen, meinen sie einen guten Tag zum Sterben, an dem man das Leben auf dem Höhepunkt verlässt. Einen ähnlichen Gedanken hegte ich in der Frühe, als ich nach einem perfekten Abend und einer lauschigen Nacht leicht verkatert erwachte und bald wieder einschlief. Seit dem Mittag erscheint es mir indes vorteilhafter, doch noch ein wenig weiterzuleben.

Kindlos glücklich

„Willst du denn keine Kinder?“, fragen sie mich manchmal, und ich antworte aus voller Überzeugung: Nein, will ich nicht. „Warum denn nicht?“ fragen sie mich dann mit einem Blick, als hätte ich bekanntgegeben, mich bevorzugt von Einhörnern und Katzenbabys zu ernähren. – Nun, wie erkläre ich meine unpoluläre Haltung zum Nachwuchs: Es gibt mehrere in meinen Augen triftige Gründe, keine Kinder zu wollen.

Erstens: Ich kann mit Kindern nichts anfangen, sie sind für mich Wesen von einem anderen Planeten. Es gelingt mir nicht, mit ihnen in eine Interaktion zu treten, und wenn mir in der Bahn ein Kind gegenübersitzt, mich mit großen Augen anstarrt und immer wieder dieselbe Melodie singt, während es vom Vater oder der Mutter daneben ermahnt wird, den Mann nicht mit den Füßen ans Knie zu treten, wechsle ich lieber den Platz, als dass ich so etwas sage wie „Aber das macht doch nichts. Wie heißt du denn?“

Zweitens: Zurzeit leben rund siebeneinhalb Milliarden Menschen auf dieser Welt, Tendenz steigend. Das sind jetzt schon mehr, als die Welt verkraften kann. Dieser Vermehrung möchte ich durch eigenen Fortpflanzungstrieb nicht Vorschub leisten.

Drittens: Ich fürchte, unsere gewohnte „westliche“ Lebensweise in Frieden und weitgehender Freiheit ist ein Auslaufmodell. Die Entwicklungen in den USA, der Türkei, Polen, Ungarn, Großbritannien, Nordkorea und einigen weiteren Ländern sowie das zunehmende Erstarken der Rechten und die Zunahme religiös motivierter Gewalt deuten darauf hin. Wenn ich Glück habe, muss ich die großen Umwälzungen selbst nicht mehr miterleben. Für meine Kinder könnte ich das nicht garantieren.

Viertens: Ich kann ein Glas Wein trinken, Zigaretten rauchen und rote Fußgängerampeln ignorieren, ohne meiner Brut ein schlechtes Vorbild zu sein (für die Erziehung fremder Kinder bin ich nicht zuständig). Und ich kann am Wochenende ausschlafen, so lange wie ich will!

„JA ABER:“

„Kinder sind deine Altersversorgung!“ – Ich gebe zu, das ist ein gutes Argument. Jedoch setzt dies voraus, dass meine Kinder eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle finden. Angesichts zunehmender Job-Miniaturisierung, „Freelancertum“ und sonstiger Errungenschaften der vielgepriesenen Digitalisierung bin ich mir dessen nicht sehr sicher.

„Willst du euren Stammbaum nicht fortsetzen?“ – Das ist nun wirklich das geringste Problem. Richtig, ich bin der Letztgeborene unserer Familie, und mit meinem Tod wird die Linie abreißen. Na und? Die Welt wird es überstehen. Der Familienname wird dennoch weiterbestehen, sogar an prominenter Stelle in Schleswig-Holstein, wenn auch ohne verwandtschaftliche Verbindung, jedenfalls ist mir keine bekannt.

„Du warst doch auch mal Kind.“ – Das ist richtig, ich bin es sogar noch heute, jedenfalls so lange meine Mutter lebt, also hoffentlich noch lange.

„Kinder zu haben ist das größte Glück, dagegen verliert alles andere an Bedeutung.“ – Mag sein, dass das für euch so ist; für mich zweifle ich sehr daran. Während der Satz „XY wird Papa“ bei euch Freude oder womöglich Neid auslöst, denke ich nur: Der Arme. Im Gegenteil, ich bin glücklich ohne Kinder und ohne den Wunsch, welche zu haben. Ansonsten fehlt es mir an nichts, Danke.

Übrigens gilt vorstehendes grundsätzlich auch für Hunde, nur dass ich mir durchaus vorstellen kann, Hundefleisch zumindest einmal zu probieren; zudem dürfte der Beitrag des Hundes an meiner Altersversorgung gering sein, selbst wenn er vollzeit berufstätig wäre. Andererseits würde ich mein Kind vermutlich nur in Ausnahmefällen an Laternenpfähle pinkeln und in fremder Leute Vorgarten kacken lassen.