Woche 4: Pelzkapuzen, kurze Hosen und andere Wahrnehmungen

Montag: Ein Plakat wirbt in ungelenkem Glückskeksjargon für Präkrastination: „Tu es jetzt! Aus später wird schnell ein Nie“. Dem möchte ich entgegenplakatieren: „Aber bedenke: In der Ruhe liegt die Kraft — vieles erledigt sich von selbst.“

Beim Mittagstisch erzählt der Kollege, er strebe den „Eis-Tauchschein“ an. Allein der Gedanke lässt mich bis in den frühen Nachmittag hinein gänsehäutig bibbern. Auch sein Einwand „Wieso, kälter als vier Grad wird das Wasser nicht“ ist behaglichen Gedanken nicht förderlich.

Bis zum späten Nachmittag ist die Etagen-Kaffeemaschine defekt. Wegen sowas fielen schon Flüge aus, und Züge verkehrten in umgekehrter Wagenreihung!

Dienstag: Es ist kalt, pelzbesetzte Kapuzen prägen das Straßenbild. Dessen ungeachtet kommt mir am Morgen auf der Straße ein junger Mann von passablem Erscheinungsbild entgegen – in kurzer Hose. Heiß und kalt liegen manchmal nahe beieinander. (Es gibt Formulierungen, die einem trotz zeitloser Eleganz nur selten im Alltag begegnen. Vielleicht entsteht ihre Eleganz auch erst durch den seltenen Gebrauch. Zu diesen zählt zweifellos „dessen ungeachtet“.)

Weniger appetitanregend hingegen der Anblick des trüben, grünflockigen Getränks von geringer Drinkability und Instagramability, welches der Kollege während einer Besprechung zu sich nimmt. Als hätte er von den Teichen in den Rheinauen das grüne Zeug abgeschöpft, das sich im Sommer an der Wasseroberfläche bildet.

Mittwoch: Während ich mich müde und mit der üblichen latenten Grundangst ins Werk begebe, geht vor mir ein junger Mann mit einem drollig auf dem Pflaster rappelnden Akten-Rollköfferchen. Von allen Businesskasper-Accessoires ist das wohl das mit Abstand lächerlichste.

Mitschrift aus einer Besprechung zum Thema Kraftfahrzeuge: „Von ARAL zu TOTAL – egal.“ Ein Hauch von Poesie im tristen Büroalltag.

Apropos Büroalltag: Auch Frau Marie mag Businesskasperfloskeln.

Donnerstag: Auf dem Weg ins Werk lese ich in meiner aktuellen Stadtbahnlektüre dieses:

„Besonders peinlich wirkt der Selbstdarstellungsdrang vieler Manager, wenn er sich mit dem Mäntelchen der Imageförderung des Unternehmens tarnt. Das ganze nennt sich dann »Sponsoring« und erinnert stark an das gönnerhafte Mäzenatentum wie dem Renaissancefürsten Lorenzo de Medici oder dem Bayernkönig Ludwig I. Und genauso, wie die absolutistischen Herrscher ihre Untertanen für ihre Liebhabereien bezahlen ließen, so bitten heute die angestellten Mäzene der Großunternehmen ihre Aktionäre und Gesellschafter zur Kasse, um sich im Glanze prominenter Sportler, internationaler Kulturträger oder Wissenschaftler zu sonnen.“ 

(Günter Ogger, „Nieten in Nadelstreifen“ von 1992)

Aus unerfindlichen Gründen denke ich dabei an gelbe Rodelschlitten.

Auf dem Rückweg zur Bahn geht vor mir einer, dessen rechtes Bein ganz leicht nach außen knickt, das andere hingegen ist gerade. Wie nennt man das, „D-Beine“?

„Kriminelle Familienclans außer Kontrolle?“, fragt die Talkshow-Tante Maybrit Illner am Abend. Ob es dabei um VW geht, werde ich aufgrund konsequenter Talkshowabstinenz nicht erfahren.

Freitag: Laut Zeitungsbericht hat in Köln der Koch eines China-Restaurants seinen Kollegen getötet und die Leiche zerteilt, „wie er es im Rahmen seiner Kochausbildung gelernt hatte“, so die Zeitung. Kinder fanden Kollegenteile in einem Plastiksack am Rheinufer. Das hätte schlimmer ausgehen können. Nicht für den Zerlegten, aber für die Restaurantgäste.

Samstag: Familie Hannemann lässt zur Frühstückszeit (die in den meisten anderen Haushalten eher der Mittagszeit entspricht) die WDR-2-Hörer wissen, dass sie sich entschieden habe, wie sie die Einladung zu ihrer Goldhochzeit zu gestalten gedenke und wer eingeladen wird. Auch wenn ich nicht zu Gästen zähle, so sind es diese Momente, welche jeden Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Rundfunkgebühren zerstreuen und mich der nächsten Abbuchung mit Freude entgegen blicken lassen.

Nun bin ich auf das Radio nicht angewiesen, besitze ich doch nach wie vor zahlreiche Musikkassetten und ein entsprechendes Abspielgerät, ich erwähnte es unlängst. Beim Einräumen des neuen Bücherregals entdeckte ich daher nicht nur einige Bücher, die ich gelegentlich mal wieder lesen sollte, sondern auf einer Kassette auch diesen Song der Bee Gees von 1987, den mein Gedächtnis im Laufe der Zeit in eine abgelegene, hintere Ecke geräumt hatte:

 

Nicht schlecht. Kaum zu glauben, dass von den drei Gebrüdern Gibb nur noch einer, Barry, lebt.

Sonntag: Nach einem ruhigen, überwiegend trüben Tag haben wir am frühen Abend einen Auftritt mit der Karnevalsgesellschaft in der Godesberger Stadthalle. Meine Vorfreude hält sich in Grenzen. Wozu braucht man sonntags Karnevalssitzungen? (Wozu braucht man überhaupt Karnevalssitzungen, fragen Sie? Das ist natürlich eine ganz andere Frage. Gegenfrage: Wozu braucht man einen Eis-Tauchschein?)

Floskelschaumkraut – 17. Fortschreibung

Sprache entwickelt sich laufend weiter – nicht immer zum Guten, wie die nachfolgende Liste zeigt. Seit der letzten Aktualisierung sind wieder einige neue und nicht ganz so neue Phrasen aus Aufzug, Büro, Besprechungen, Telefonkonferenzen und dem täglichen Wahnsinn in mein leidgeprüftes Ohr gedrungen. Die Neuzugänge finden Sie ab der laufenden Nummer 401.

***

1.) „Okay…“ mit anhebender Stimmmodulation auf der zweiten Silbe. Mein absoluter Spitzenreiter.

1a) „Okodoki“ – die kleine, nicht minder schlimme Schwester von 1.)

2.) „Gesundheit!“ Verdammt, lasst mich doch einfach in Ruhe niesen!

3.) „Geht das zusammen oder getrennt?“

4.) „nicht wirklich“

5.) „Wir müssen die Leute mit ins Boot holen“

6.) „Wir müssen die Leute abholen

7.) „Da bin ich ganz bei dir/Ihnen“

8.) „Da bin ich fine mit“ (oder „fein“?)

9.) „Gerne!“ als Antwort auf „Danke“

10.) „Mahlzeit!“ – der Klassiker.

11.) „Da sind wir gut unterwegs

12.) „Da sind wir gut aufgestellt

13.) „Kein Thema!“

14.) „Herausforderung“, auch wenn es ein scheiß Problem ist.

15.) „Halloo…??“ mit Empörung vorgebracht, statt „Wie bitte?“

16.) „Ich freue mich auf…“ im Zusammenhang mit geschäftlichen Terminen/Angelegenheiten/was auch immer. Das glaubt ihr doch selbst nicht!

17.) „Das ist so was von [beliebiges Adjektiv]“

18.) „Ich sag mal…“

19.) „Na Urlauber…?“ am ersten Tag nach dem Urlaub. Als wenn es nicht so schon schlimm genug wäre, wieder arbeiten zu müssen!

20.) „Das geht g a r nicht!“ Wirklich nicht.

21.) „Wie [beliebiges Adjektiv, zumeist jedoch ‚geil‘] ist d a s denn??“

22.) „Am Ende des Tages…“

23.) „Das macht Sinn“

24.) „Super-GAU“, genau so unsinnig wie „das einzigste“

25.) „Quantensprung“. Ich nehme an, 95% derjenigen, die das Wort benutzen, kennen dessen eigentliche Bedeutung nicht.

26.) „mit Migrationshintergrund“ trieft nur so vor politischer Korrektheit.

27.) „Du, damit habe ich kein Problem.“ („Aber bleib mir weg damit!“)

28.) „wünsche … gehabt zu haben!“

29.) „Wer mich kennt, weiß, dass ich [blablabla]…“ – beliebte Wichtigtuer- und Arschlochfloskel

30.) „Da müssen wir jetzt Gas geben“

31.) „Das habe ich auf dem Schirm“

32.) „spannend“ im Zusammenhang mit irgendwelchen halbwichtigen geschäftlichen Angelegenheiten

33.) „Ich bin im Moment lost

34.) „An der Stelle…“ als Füllfloskel

35.) „Und äh…“ als Satzeinleitung, vor allem, wenn danach sekundenlang nichts mehr kommt

36.) „Dafür nicht“ als Antwort auf Danke

37.) „sexy“ in geschäftlichen und somit völlig unerotischen Zusammenhängen

38.) „Wir müssen die Kuh vom Eis holen“ (Auch schon gehört: “die Crux vom Eis“)

39.) „Ins offene Messer laufen“

40.) „Im Tal der Tränen“

41.) „Da müssen wir Geld in die Hand nehmen“

42.) „Das Projekt auf die Straße bringen“

42a) „Die PS auf die Straße bringen“

43.) „Auf Augenhöhe diskutieren“

44.) „Erdrutschartiger Sieg“ – Journalistenquatsch, ebenso wie

45.) „Ein Schluck aus der Pulle“ und

46.) „Geld in die Kassen spülen“.

47.) „Lohnenswert“ – dieselbe Wortfamilie wie „das einzigste“

48.) „Yummie“ – heißt wohl so viel wie lecker, was bei genauer Betrachtung nicht viel besser ist.

49.) „Zeitfenster“ – bitte geschlossen halten, es zieht.

50.) „Otto Normalverbraucher“, der Schwager von Max Mustermann.

51.) „Spaß beiseite“ – wer das sagt, hat wohl auch sonst nicht viel Freude.

52.) „Da bin ich leidenschaftslos“ und

53.) „Da bin ich schmerzfrei“ – mir tut es verdammt weh.

54.) „wtf“ = „What the fuck“. Gerne auf Twitter genutzt, ebenso wie

55.) „#fail“ – ja, mangelhaft!

56.) „Nennen Sie mal eine Hausnummer.“ Bitte: 19b, Hinterhaus.

57.) „Das ist mit mir nicht zu machen.“ Politikersülze.

58.) „Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen.“

59.) „Ich mache mal den Vorsitz“ – beliebter Scherz, wenn nur noch ein Platz an der Stirnseite frei ist

60.) „… bis der Arzt kommt“

61.) „Da krieg‘ isch so’n Hals!“

62.) „Das haben wir ihnen ins Stammbuch geschrieben.“

63.) „Das stimmen wir bilateral ab.“

64.) „eine undurchsichtige Gemengelage“

65.) „[beliebiges Substantiv] wird bei uns groß geschrieben.“ Nicht nur bei euch.

66.) „Roundabout“ klingt ungefähr scheiße.

67.) „Er/sie erfindet sich immer wieder neu.“ Beliebte Feuilletonfloskel.

68.) „Das meint“ – meint „das bedeutet“ zu bedeuten, tut es aber nicht.

69.) „Ich speichere mal aus“ – klingt nach mentalem Stuhlgang.

70.) „Wer hat da den Hut auf?“

71.) „Ich sehe das mehr durch die […]-Brille.“

72.) „Das ist kein Showstopper.“

73.) „Da werden Pflöcke gesetzt.“

74.) „Das werfen wir denen (= andere Abteilung etc.) über den Zaun.“

75.) „Wir könne hier nicht auf der grünen Wiese planen.“

76.) „Das ist Brot und Butter“ – mir vergeht dabei der Appetit.

77.) „Wer sind hier die Player?“ – geht spielen.

78.) „Das haben wir im Scope.“

79.) „Lach doch mal!“ – eher zum Heulen.

80.) „Topic overflow“ – was mag es bedeuten? Für Hinweise wäre ich dankbar.

81.) „Wir müssen die Anforderung aufbohren.“

82.) „Wir müssen hier ja nicht das Rad neu erfinden.“

83.) „Ich schicke Ihnen mal einen Draft.“

84.) „Das absolut wasserdicht sein“. – Hauptsache, ihr seid ganz dicht.

85.) „Da können wir Honig saugen.“

86.) „nullachtfuffzehn“

87.) „Wenn wir dieses Fass jetzt aufmachen…“ – dann Prost Mahlzeit.

88.) „Das ist kein Hexenwerk“ – was für den Phrasenscheiterhaufen.

89.) „Umgekehrt wird ein Schuh draus.“ – Sonst ist es ein Huhcs??

90.) „Haben wir dafür schon das Go?“ – Geht mir weg!

91.) „Da bekommen wir ein Thema.“

92.) „Ich forwarde Ihnen das mal eben.“

93.) „Da sehe ich uns im Lead.“

94.) „Der Prozess wird noch nicht gelebt.“

95.) „Da muss ich mich erst mal aufschlauen.“

96.) „Das ist so 1990 [oder sonstiges beliebiges Jahr]“

97.) „Wir sind not amused“ – in der Tat wenig amüsant

98.) „Wie ist das gesettet?“

99.) „Leg dich wieder hin“ am Ende eines Telefonats – ein Klassiker

100.) „Wir brauchen da eine gute Storyline.“

101.) „Ein absolutes No Go!“ – geht wirklich nicht.

102.) „Ein absolutes Must Have!“ – also ich muss das nicht haben.

103.) „Das ist doch eher ein Nice To Have.“ – s. Nr. 102

104.) „Wir sollten dazu eine kurze TelKo machen.“

105.) „Wir sind hier doch nicht bei Wünsch dir was!“

106.) „Kannst du mich dazu kurz briefen / debriefen?“

107.) „Sind Sie morgen früh im Office?“

108.) „O-Saft“, „A-Saft“ – was für A-Löcher.

109.) „Das ist kein Dealbreaker“. Klingt trotzdem zum Kotzen.

110.) „Darauf haben wir uns committed.“

111.) „Sie können mich jederzeit anrufen.“ Ebenso verlogen wie

112.) „Für Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“

113.) „Wir sollten das nicht mit der Gießkanne verteilen.“

114.) „Das ist alles in trockenen Tüchern.“ Auch gehört: „in grünen Tüchern“

115.) „Wir können da noch Synergien heben.“

116.) „Wir sollten das zeitnah erledigen.“

117.) „Wir sollten uns nächste Woche noch mal zusammentelefonieren.“

118.) „Wir phonen morgen.“ Oder „fonen“? Der Duden kennt beides (noch) nicht.

119.) „Mailen Sie mir einfach einen Zweizeiler.“

120.) „Ich schick Ihnen das mal kommentarlos zu.“

121.) „Da müssen wir wohl eine Sonderlocke drehen.“

122.) „Wir müssen das proaktiv kommunizieren.“

123.) „Nachhaltige Maßnahmen“

124.) „Wir müssen das frühzeitig eskalieren“

125.) „Tschö mit Ö“ – wie blöd!

126.) „Ganzheitliche Betrachtung“

127.) „Sounding Board“ – Ja, hat irgendwas mit viel überflüssigem Geräusch zu tun.

128.) „Das ist nicht in Stein gemeißelt“

129.) „Haben wir das auf der Agenda?“

130.) „an“ anstelle von „mit“, häufig in scheinbar gehobener Gastronomie. Beispiel: „Currywurst an Pommes“

131.) „Erstellen Sie einen Forecast.“

132.) „Den Ball zuspielen“

133.) „Ich mache da noch ’ne QS drüber“

134.) „Handlungsfelder erkennen“

135.) „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ – achtsilbiges Wortschaumgebäck für „jetzt“ (1 Silbe)

136.) „zu keiner Zeit“ – viersilbiges Wortschaumgebäck für „nie“

137.) „Der Plan ist auf Kante genäht“

138.) „exorbitant“

139.) „Was sind unsere lessons learned?“

140.) „Pros & Cons“

141.) „Da ist noch Spielraum / Luft nach oben“ – höfliche Umschreibung von „ziemlich scheiße gelaufen“

142.) „einen Workaround definieren“

143.) „erst mal die Füße stillhalten“

144.) „Das System läuft performant.“

145.) „Das wären ein neues Feature“

146.) „Trouble shooting“

147.) „Die Timeline ist sportlich.“

148.) „Das müssen wir noch mal festklopfen.“

149.) „Das ist keine Rocket Science.“

150.) „Sonst fällt uns das auf die Füße.“

151.) „Das ist ein ganz normaler Vorgang.“ – Umschreibung für: „Wir wissen, dass wir Mist gebaut haben, können das aber nicht zugeben.“

152.) „Das ist eine Blaupause.“ Nur im Suff zu ertragen.

153.) „Nicht, dass daraus ein Flächenbrand entsteht.“

154.) „Da haben wir ein Gap.“

155.) „An welcher Stelle ist das Bottleneck?“

156.) „Das habe ich schon eingetütet.“

157.) „Das machen wir on the fly“.

158.) „Das habe ich schon angetriggert.“

159.) „Kann man das später umswitchen?“

160.) „Wir werden das ergebnisoffen diskutieren.“ – uns von unserer Meinung jedoch nicht abbringen lassen.

161.) „Lösungsorientierter Ansatz“ – ja was denn sonst?

162.) „Walkthrough“

163.) „Ich habe heute einen harten Anschlag.“ – eher einen Knall.

164.) „Wir wollen kein Fingerpointing betreiben.“ Doch, genau darum geht es, um nichts anderes!

165.) „Was macht das mit dir?“ – Es kotzt mich an.

166.) „Wir müssen das von allen Seiten beleuchten.“

167.) „Da müssen wir noch mal gegentreten.“

168.) „Guter Hinweis!“ – Kurzform für „Sie sind wohl ein ganz Schlauer, was?“

169.) „Wir fahren hier auf Sicht.“ – heißt: Wir haben keine Ahnung, was wir hier tun.

170.) „Das lief völlig geräuschlos.“

171.) „Können wir das umshiften?“

172.) „Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben.“

173.) „Ich habe das in den Stiel gestoßen.“ – klingt unzüchtig bis schmerzhaft.

174.) „Wann ist das Kick-Off?“

175.) „Das machen wir hands on.“

176.) „Was sind die quick wins?“

177.) „Das ist so Mainstream“

178.) „Das ist so old school“

179.) „Was sind dabei die Painpoints?“ – das tut weh.

180.) „Das Projekt ist ongoing.“

181.) „Wie sind wir da gestafft?“

182.) „Operation am offenen Herzen“

183.) „Wir müssen die Kuh zum Fliegen bringen“ – eher eine Fehlfloskel, aber witzige Vorstellung

184.) „Ehrlicherweise“ – also war alles Bisherige gelogen?

185.) „Das ist nicht skalierbar.“

186.) „No show“ – bleibt mir weg damit

187.) „Townhall Meeting“ – aufgeblähter Begriff für Informationsveranstaltung

188.) „Welchen Ampelstatus hat das Projekt?“

189.) „genau“ als Füllwort / Satzüberleitung ohne vorangegangene Frage

190.) „Ich habe das auf dem Radar.“ – klingt nach geistigem Blindflug

191.) „… und Co.“ statt „und so weiter“

192.) „Einen Tod müssen wir sterben“ – aber vorher viel Mist anhören.

193.) „Das ist ’ne Menge Holz“

194.) „Da müssen wir ziemlich dicke Bretter bohren“ – ja, die vor dem Kopf zuerst.

195.) „Wir haben den nächsten Meilenstein erreicht“

196.) „Ich nehme das mal mit.“

197.) „Sie müssen das ganz neu denken!“

198.) „Schaun mer mal“ – in keiner Weise kaiserlich

199.) „Passt schon“ – ich hatte mehr erwartet.

200.) „Eine rote Linie ist überschritten“

201.) „Wie man auf Neudeutsch sagt“ – darauf folgt garantiert kein deutsches Wort.

202.) „Wir groß ist das Delta?“

203.) „Das quantifizieren wir per Augenintegral“

204.) „Da haben wir kein Issue.“

205.) „Ich habe morgen noch einen Slot frei.“

206.) „Der Drops ist gelutscht.“

207.) „Das ist work in progress.“

208.) „Können Sie mich morgen kurz anteasern?“

209.) „Da müssen Sie Ihre volle Leistung abrufen!“

210.) „Können wir uns da mal synchronisieren?“

211.) „Haken dran.“

212.) „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“

213.) „Diese Lösung ist convenienter.“

214.) „Das ist hier der Enabler.“

215.) „Alles gut?“ – nein, gar nicht gut.

216.) „aka“, auch bekannt als ‚alias‘

217.) „Der Prozess ist etwas sonderlockig.“

218.) „Ist das all over gelevelt?“

219.) „Wann ist die Deadline?“

220.) „Unsere Mitarbeiter sind unser Aushängeschild.“ Deshalb stehen sie im Regen.

221.) „All Hands Meeting“

222.) „Dieses Internet(z)“

223.) „Was ist da unser Zeithorizont?“

224.) „Wie händeln wir das?“

225.) „Du bekommst da noch Input von mir.“

226.) „Wir müssen das endlich durch die Tür bringen“. Macht sie am besten hinter euch zu.

227.) „Das klären wir im Vorfeld.“

228.) „Gibt es dafür ein Benchmark?“

229.) „Ich erstelle dazu einen One Pager.“

230.) „Hier die Meeting Minutes zu unserem Gespräch.“

231.) „Verzeihung, Freudsche Fehlleistung.“

232.) „Das ist state of the art.“

233.) „Wir sollten dazu einen Proofe of Concept durchführen.“

234.) „Wir fliegen da voll unter dem Radar.“

235.) „Haben Sie das schon angestoßen?“

236.) „quasi“ – an sich nicht schlimm, doch zunehmend eine echte Epidemie. 

237.) „sozusagen“ – siehe Nr. 236

238.) „Da muss ich jetzt mal zwischengrätschen.“

239.) „Notfalls brauchen wir dafür erstmal eine händische Lösung.“

240.) „Ich bin da ambivalent.“

241.) „Jetzt gehts ans Eingemachte.“

242.) „Wir sollten das schon mal vorschattieren.“

243.) „Was sind unsere findings daraus?“

244.) „Machen Sie mal einen Aufschlag.“ Da möchte man direkt zuschlagen.

245.) „Das Argument kaufe ich.“ Bitte sehr, macht einsfünfundneunzig.

246.) „Shit happens.“ Auch wird viel Scheiß geredet.

247.) „Rüchtüüüg…“ – richtig blöd.

248.) „Reichsbedenkenträger können wir nicht gebrauchen.“ Leute, die dieses Wort absondern, noch weniger.

249.) „Das Thema können wir abbinden.“

250.) „Stillstand bedeutet Rückschritt.“

251.) „Never ever!“ möchte ich das hören.

252.) „Machen Sie da mal ein Preisschild dran.“

253.) „Last (but) not least“ – ein Klassiker, leider wird es dadurch nicht besser, genau so wie

254.) „nichtsdestotrotz“ – kotz.

255.) „in Schlagdistanz“ – oh ja gerne, komm her!

256.) „Die Lösung ist quick and dirty.“

257.) „Bitte halten Sie mich im loop.“ Im WAS??

258.) „fyi“ – ihr seid ja sooo cool.

259.) „Ich kriege da keinen Anpack dran.“

260.) „Ich stelle das (an andere Abteilung o.ä.) durch.“ Und ich drehe durch.

261.) „schlagmichtot“ (statt „was weiß ich“). Wie gerne würde ich!

262.) „Chapeau!“ Genau so überflüssig wie

263.) „Da gehen wir d’accord“

264.) „Ja nee…“ – was nun, ja oder nein?

265.) „Das ist der Urschleim.“ Ekelig.

266.) „Die Sache fliegt.“ Siehe auch Nr. 183

267.) „Das wird kein Kindergeburtstag.“ Eher Kindergarten.

268.) „Wir brauchen belastbare Zahlen.“

269.) „Wir nehmen Ihr Anliegen sehr ernst.“ Floskel für „Sie nerven!“

270.) „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.“

271.) „Das sehe ich noch nicht.“ Aber wir müssen es leider hören.

272.) „Fit wie ein Turnschuh“ – Unfug, siehe hier.

273.) „Auf Wiederschauen.“ Was soll das sein?

274.) „Das ist immer eine feste Bank.“ – nicht sehr vertrauenserweckend.

275.) „sprich“ im Sinne von „das heißt“

276.) „irgendwie“ – der Bruder von „quasi“ (Nr. 236) und „sozusagen“ (Nr. 237)

277.) „Ich adressiere das.“ Siehe auch Nr. 260.

278.) „Das würde ich sofort unterschreiben.“

279.) „Das ist ganz großes Kino.“ Nur der Film ist leider scheiße.

280.) „Das Thema sehe ich bei Ihnen verortet.“

281.) „Nach dem Prinzip ‚slide the elephant‘“

282.) „Geben Sie mir bitte bis Mittwoch ein Feedback.“

283.) „Das habe ich noch auf dem Zettel.“ 

284.) „Ich lade Sie dazu ein…“ …und wagen Sie es besser nicht, dieser Einladung nicht zu folgen!

285.) „Check!“ – das neue(?) „Okay“

286.) „Das haben wir in der Pipeline.“ Da kriege ich ein Rohr.

287.) „Das ist suboptimal gelaufen.“

288.) „Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grat.“

289.) „Wir müssen die Leute besser einbinden.“

290.) „Ich sage das mal off the records.“ – Halt besser einfach die Klappe.

291.) „Ich bin gerade in einem Call.“

292.) „Können Sie das bitte mal vercharten?“

293.) „Das müssen wir noch verschriftlichen.“

294.) „Sorry, kurze Biopause.“ Ja, verpiss dich.

295.) „Ich habe das mal gehighlightet.“ Nicht sehr helle.

296.) „Kannst du das noch mal challengen?“ Eine echte Herausforderung für das Ohr.

297.) „Happy Call“ – macht nicht sehr fröhlich.

298.) „Wir gehen davon aus, dass…“ … wir es absolut nicht wissen.

299.) „In der IT-Welt…“

300.) „Storyboard“

301.) „Was sind die next steps?“

302.) „Die betreiben sherry picking.“

303.) „Breakout Session“

304.) „Hallo @all!“

305.) „Der Kunde ist sehr eskalativ.“

306.) „Danke für die Frage!“ Mist, erwischt… (s. auch Nr. 168)

307.) „Das ist kostenmäßig nicht darstellbar.“ – nicht mal in Power Point?

308.) „Das ist gehakt!“ – Ich glaube es hackt…

309.) „Da müssen wir noch mal ein Rad drehen.“ – Ihr meint wohl eher „am“.

310.) „Das ist eine zukunftsfähige Lösung.“

311.) „Prima, Ballerina!“ – genau so dämlich wie

312.) „…nach Adam Riese und Eva Zwerg“

313.) „Das entspricht nicht unserer Erwartungshaltung.“

314.) „Das ist am Ende nicht domptierbar.“

315.) „Das bleibt bitte closed shop.“

316.) „Unsere Leute müssen dafür brennen!“ – Und sich dann bitte nicht wundern, wenn sie verheizt wurden.

317.) „Wir müssen da der first mover sein.“

318.) „fyi“ – weißte bescheid.

319.) „tbd“ – müsste sich mal einer drum kümmern.

320.) „Dazu müssen wir noch eine Abstimmung fahren.“

321.) „Kollege P ist da im Film.“ – Ich auch. Im falschen.

322.) „…aber hey!“

323.) „Nichts für ungut.“

324.) „Ich sehe uns langsam auf der Zielgeraden.“

325.) „Woran machen Sie das fest?“

326.) „Wir brauchen mehr Anpacker.“

327.) „Ihren Einwurf haben wir zur Kenntnis genommen“ (… und sind ziemlich angepisst darüber.)

328.) „Wir müssen da Vorreiter sein.“

329.) „Jetzt mal Butter bei die Fische.“

330.) „Will heißen…“

331.) „Bitte RüMe bis morgen eob.“

332.) „Dann müsst ihr auch was mitbringen zur Party.“ (Neue Form des alten Schlagers ‚Wer soll das bezahlen?‘)

333.) „Als warm up soll das erstmal reichen.“ Ja, ziemlich aufgewärmt.

334.) „Beam mir das mal gerade rüber!“

335.) „Das müssen wir denen zurückrouten.“

336.) „Das kommt noch on top.“

337.) „Haben wir einen Plan B in der Tasche?“

338.) „Deep dive“

339.) „Das muss ein echtes Kundenerlebnis sein.“

340.) „Was sind die assets?“

341.) „Ich sehe da keinen Benefit.“

342.) „Wann ist der Lounchetermin?“

343.) „Wir müssen da mehr disruptiv denken.“

344.) „Freuen Sie sich auf spannende key notes!“

345.) „By the way“

346.) „Im Endeffekt“

347.) „Ich darf Sie zu einem get together einladen.“

348.) „Die Location war nicht schlecht.“

349.) „Da segeln wir hart am Wind.“

350.) „Das ist ziemlich vintage.“

351.) „Dienstag fliege ich nach L.A.“ (gesprochen: „Äll Äi“)

352.) „Das ist das all time high“

353.) „Das funktioniert wie’s Brötchenbacken“

354.) „Das läuft wie geschnitten Brot“

355.) „Das ist mir jetzt ein bisschen too much.“

356.) „Ist das nicht ein bisschen overdone?“

357.) „Das ist echt strange!“

358.) „Kind 2.0“

359.) „Würden Sie dazu bitte ein Statement abgeben?“

360.) „Was für ein Kostenticket ist damit verbunden?“

361.) „Ich nehme gerne deine Guideline auf.“

362.) „Ich fasse das Outcome kurz zusammen.“

363.) „Da erzeugen wir einen Datendump.“

364.) „Ich erwarte von unseren Mitarbeitern die Bereitschaft, eine Extrameile zu gehen.“ – Euphemismus für die Aufforderung zur Selbstausbeutung.

365.) „Das nimmt langsam Fahrt auf.“ – Ja, vor die Wand.

366.) „Das gehe ich nicht mit.“

367.) „Schreiben Sie mal ein paar corner cases runter.“

368.) „Gibst du mir dann einen kurzen Ping?“ – Ich glaube es piept.

369.) „Das ist in unserer DNA verankert.“ – Klingt stark nach einem Gendefekt.

370.) „Ich habe das mal geshared.“

371.) „Ich erwarte mehr can-do-spirit.“ – Wer wäre da nicht hochmotiviert für eine Extrameile.

372.) „Wir müssen da eine harte Linie fahren.“

373.) „Wir müssen klare Kante zeigen.“

374.) „Ich muss noch die Kids abholen.“

375.) „Der soll mal eine Zeitschiene abgeben.“

376.) „Das gehört auf den Prüfstand.“

377.) „Das entspricht leider nicht unserem Ambitionsniveau“.

378.) „Damit gehe ich schon länger schwanger.“

379.) „Die Struktur muss lean sein“.

380.) „Wir müssen mehr Re-Skilling wagen.“

381.) „Das funzt.“ Klingt nach übel riechender Flatulenz.

382.) „Fire and forget.“

383.) „Wir müssen das Surrounding des Kunden beachten.“

384.) „Das haben wir auch noch vor der Brust.“ (Nur für dich, lieber C!)

385.) „Das ist nur Augenpulver.“

386.) „Das ist so historisch gewachsen.“ Das haben wir schon immer so gemacht.

387.) „Die sind ziemlich agil unterwegs.“ – Anscheinend ein neues Lieblingswort modern erscheinen wollender Unternehmen.

388.) „Da müssen wir alert sein.“ – Da geht bei mir die Sirene!

389.) „Das wäre auch mein Bild.“

390.) „Ihr Erwartungswert ist ein falscher.“

391.) „Lass uns dazu mal morgen kurzschließen.“

392.) „Schick ihm mal einen frindly reminder.“

393.) „Da muss man schon Eier haben.“ – Boah ey, Alter!

394.) „Das finde ich ein bisschen overspaced.“

395.) „Wir müssen aufpassen, hier nicht overpromissing zu sein.“

396.) „Ein ein-eindeutiges Merkmal“. – Nachfahre von „das einzigste“.

397.) „Wir müssen das noch etwas crisper formulieren.“

398.) „Das sollten wir erstmal auf kleiner Flamme kochen.“ (Ein bislang übersehener Klassiker. Danke, Steffen!)

399.) „Das ist easy going.

400.) „Das sind die basics.“

Neu:

401.) „Wir müssen dazu ein gemeinsames Verständnis entwickeln.“ – Vielen Dank für Ihr Verständnis.

402.) „Dazu müssen wir noch das Management schlau singen.“ – Augen zu, Musik an, jeah!

403.) „Haben die sich dazu schon geoutet?“

404.) „Das ist nur ein Springboard für ihn.“

405.) „Dazu sollten wir mal ein Lunch & Listen machen.“ – Da vergeht mir der Appetit.

406.) „Sie sollten das zum Networking nutzen.“

407.) „Kann das was?“

408.) „Wir kümmern uns erstmal um die low hanging fruits.“ Echt Banane.

409.) „Dazu machen wir noch eine Q’n’A-Session.“ – Ohne Frage bescheuert.

410.) „Das ist ja hier nicht Schöner Wohnen.“

411.) „Den müssen wir erstmal aufgleisen.“ – Mir entgleisen dabei die Gesichtszüge.

412.) „Bei der sportlichen Timeline haben wir keinen Room for Error.“

413.) „Die Lösung ist nicht besonders fancy.“

414.) „Sind wir da safe?“ – Sicher nicht.

415.) „Können wir nicht darauf aufsetzen?“ – Eher Entsetzen.

416.) „Gib mir nächste Woche dazu ein Update.“

417.) „Ich habe dazu mal einen Mock-Up erstellt.“

418.) „Dazu müssen wir uns beim CEO ein Ticket abholen.“ – In die Hölle.

419.) „Dazu gehen wir nochmal in den Denkteich.“ – Passt nur auf, dass ihr nicht absauft.

420.) „Haben wir da irgendwelche Stakes drin?“ – Oder Steaks?

421.) „Dann will ich das Meeting auch nicht unnötig in die Länge ziehen.“

***

Auch ich will es für heute nicht unnötig in die Länge ziehen. Wenn Sie weitere fancy Phrasen kennen, die was können, outen Sie sich. Ich werde dann auf diese Liste aufsetzen und so bald wie möglich ein Update geben.

Woche 3: Komische Wörter und eine Stellenanzeige

Montag: Um 2:38 Uhr aufgewacht vom Regen, der gegen das Fenster klopft. Liegeposition ändern, weiterschlafen. Herrlich. Um 6:50 Uhr geweckt vom Ruf der Pflicht. Liegeposition verlassen. Nicht schön.

Als ich mich nach Ankunft im Werk an meinem Rechner anmelde, überlege ich, ob „Dafaq“ als Passwort-Bestandteil wohl gegen die IT-Richtlinien des Konzerns verstieße.

In „Nieten in Nadelstreifen“ von Günter Ogger, meiner derzeitigen Stadtbahnlektüre, lese ich zum Thema Manager-Moral:

„Viele der Aufsteiger, die nun in die Chefetagen einzogen, ließen sich blenden von Pumpgenies wie dem Amerikaner Donald Trump …“

Wie ich schon vergangene Woche erwähnte: Das Buch ist von 1992. Im Übrigen habe ich nicht den Hauch einer Idee, was Pumgenies sind; für Hinweise und Erläuterungen wäre ich dankbar.

Dienstag: „Wir machen dazu noch eine Q’n‘A-Session„, heißt es in der Besprechung. Unterdessen begegnen einem im Laufe eines langen Arbeitstages Fragen, die sich nicht so einfach beantworten lassen:

Keine Fragen lässt hingegen die großflächige Gebrauchsanweisung für die neue Aufzugsteuerung im Werk offen, lautet doch der dritte und letzte Tipp: „Betreten Sie den gewählten Aufzug“. Auf dass die fleißigen Werklinge wohlbehalten und pünktlich an ihre Werkbank gelangen.

Am Abend erstelle ich einen Serienbrief, wohl das erste Mal in meinem Leben, ohne lautstark an Word zu verzweifeln.

Mittwoch: „Wir gehen dazu nochmal in den Denkteich„, höre ich in einer Besprechung jemanden sagen. Während ich den Satz notiere für meine Liste, die dringend einer Aktualisierung bedarf (mache ich die Tage, versprochen), denke ich: Dann sauft mal nicht ab.

„Nordzucker mit Gewinnverlust„, steht über einer kurzen Zeitungsmeldung. Ein tolles Wort, wie süßsauer, knallzart, Rundecke, Vatermutter, Ostwestfalen, Industriepark oder Heimarbeit.

Donnerstag: „Ich fühl‘ mich leer und verbraucht, alles tut weh“, kräht Grönemeyer am Morgen, als der Radiowecker angeht. Damit bringt er mein Befinden in früher Stunde perfekt auf den Punkt.

Ich komme noch einmal auf die neue Aufzugsteuerung im Werk zurück. Dazu muss ich ein wenig ausholen: Im Gegensatz zu herkömmlichen Aufzügen wählt man das Ziel schon vor dem Einsteigen durch Eintippen des gewünschten Stockwerks in eine Bedieneinheit außerhalb des Fahrstuhls, woraufhin dem Reisenden die zutreffende Kabine zugewiesen wird. Diese Bedienelemente wurden in den letzten Tagen durch zeitgemäße Displays ausgetauscht. Die Zeit zwischen Tippen und Anzeige des Aufzugs dauert jetzt, dank moderner Technik, etwa zwei bis drei Sekunden länger als vorher. Das ist offenbar ein großes Problem für viele Werklinge – statt sich über die kleine Entschleunigung zu freuen, wettern sie über die Wartezeit, stellen gar sinnlose Berechnungen an, welche Mehrkosten dem Unternehmen durch Leerzeiten entstehen und drücken noch hektischer als zuvor nach dem Einsteigen den Tür-zu-Knopf.

Freitag: Heute weckte mich Lady Gaga. Ich hätte nie gedacht, das mal über sie zu schreiben, aber das Lied, welches jetzt andauernd im Radio zu hören ist, gefällt mir richtig gut.

Per Mail erreichte mich am Nachmittag der Hilferuf eines Bonner Unternehmers, der dringend eine neue Kraft sucht, trotz Stellenanzeige aber nicht findet. Ich kenne ihn persönlich, deshalb kann ich für die Seriosität des Angebots garantieren. Die Anzeige finden Sie nachstehend. Auch wenn Sie gerade nicht an eine berufliche Veränderung denken, empfehle ich die Lektüre, sie ist wirklich lesenswert, besonders die Hinweise, was ausdrücklich nicht zum Aufgaben-/Anforderungsprofil gehört:

Alteingesessenes, marktführendes, weltweit tätiges Bonner Großhandelsunternehmen sucht ab sofort

Auslandserfahrene Assistenz der Geschäftsführung (40 Wochenstunden, keine WE-Arbeit, keine Überstunden!) mit folgendem Aufgabenprofil

–          Telefonempfang (besonders Anrufe aus dem Ausland)

–          Bearbeitung des Posteingangs (Briefe und E-Mails)

–          Mahnwesen (insbesondere auch der englischsprachigen Kunden)

–          Korrespondenz mit Lieferanten (insbesondere der ausländischen)

–          Vorbereitende Buchhaltung (Datenaufbereitung zur Weitergabe an das Steuerbüro)

–          Dienstreiseplanung für Geschäftsführung (insbesondere Übersee)

–          Büroorganisation (Führung des Chefkalenders, Urlaubsplanung, etc.)

–          Marketing der firmeneigenen Marke (Messeplanung, Anzeigenschaltung, Sponsoring etc.)

–          Zahlungsverkehr auf den Bankkonten erledigen (online)

–          Realisierung eigener Projekte im Bereich Produktbeschaffung und -recherche

Folgendes gehört ausdrücklich nicht zum Aufgabenprofil

–          Telefonakquise

–          Kaffeekochen

–          Diktat aufnehmen und ähnlicher Kleinkram

–          Kontakt / Reklamationen / Anwerbung von Endverbrauchern

 Anforderungsprofil

–          Hohes Bildungsniveau (Mathematik, Wirtschaftswissen, interkulturelle Erfahrung, tadellose Rechtschreibung)

–          Verhandlungssicheres Englisch, besonders in der mündlichen Kommunikation

–          Muttersprachliches Deutsch ohne Füll-, Bläh- und Denglishvokabeln, so daß eine erfolgversprechende Kommunikation mit teils schwierigen Lieferanten und Kunden möglich ist

–          Weitgehende PC-Kenntnisse (absolut sicherer Umgang mit MS-Office-Produkten)

–          Wünschenswert wären spanische und / oder portugiesische Sprachkenntnisse

 Folgendes gehört ausdrücklich nicht zum Anforderungsprofil

–          Modischer Auftritt oder Dresscodes (wie Sie sich kleiden ist uns völlig schnurz solange es keine SS-Uniform oder ähnliches ist)

–          Führerschein

–          Abitur, Uniabschluss o.ä.

–          Autospezifisches Fachwissen

–          Smalltalk, Charme und andere „soft skills“; seien Sie ruhig ein Freak, das paßt zu uns

–          Medienkompetenz (Sie sind nicht bei Facebook, Twitter & Co? Wie wunderbar! Wir auch nicht….)

Sollten Sie interessiert sein, wenden Sie sich bitte per Kommentar oder Mail an mich, ich leite es dann gerne weiter.

Samstag: Experten des Verkehrsministeriums empfehlen zur Klimaschonung ein Tempolimit auf Autobahnen sowie eine Erhöhung der Kraftstoffsteuer. Wie nicht anders zu erwarten, erhebt sich daraufhin umgehend die Empörung der „Freie-Fahrt-für-freie-Bürger“-Bewegung. Auch der Kommentator des General-Anzeigers wiederholt erbost die hinlänglich bekannten Gegenargumente. Immerhin: Er verzichtet dabei auf die reichlich abgenutzte Metapher vom armen Autofahrer als „Melkkuh der Nation“.

Sonntag: In unserer Dusche steht jetzt eine Flasche Hundeshampoo „für glänzendes Fell“. Wir haben keinen Hund. Bitte fragen Sie nicht.

Über das Ärgernis öffentlicher Erregung

„Da bin ich meinungsfrei“, sagt die Kollegin in einer Besprechung, was Businesskasper-Deutsch ist und soviel heißt wie „Mir doch egal“. Mit der Meinungsfreiheit ist das so eine Sache. Laut Grundgesetz steht sie jedem zu. Doch ist es im Zeitalter der digitalen Hetzwerke nicht immer ratsam, seine eigene Meinung dort zu äußern, jedenfalls nicht dann, wenn sie im Gegensatz steht zur allgemein herrschenden. Herrscht heute doch eine ausgeprägte Beleidigungskultur (tolles Wort, habe ich neulich gelesen): Schriebe ich beispielsweise, ein Ragout aus Katzenbabys würde ich nicht verschmähen, Hunde sind doof oder Pädophile sind auch Menschen mit Gefühlen und Träumen, könnte ich mir eines Fäkalsturmes ziemlich sicher sein. (Hier in diesem Blog, gleichsam meinem virtuellen Wohnzimmer, kann ich das indessen gefahrlos schreiben, Vorteil des Kleinbloggers. Was ich am zweitwenigsten vermisse, ist übrigens ein Hund.)

Letztes Jahr stand in der Zeitung, das oberste britische Gericht habe zugunsten eines Konditors entschieden, der sich weigerte, aus Gründen seiner Religion und Weltanschauung eine Hochzeitstorte mit den entsprechenden Dekorationen für eine gleichgeschlechtliche Eheschließung anzufertigen, was eine Flächenempörung wegen vermeintlicher Diskriminierung nach sich zog und den Besteller der Torte veranlasste, vor Gericht zu ziehen, anstatt einfach einen anderen Konditor damit zu beauftragen; auch im vereinigten Königreich sollte sich wohl einer finden lassen. Es hat nun einmal nicht jeder Gläubige ein so flexibles Verhältnis zu seiner Religion wie jener Muslim, der auf den Hinweis, er sei gerade im Begriff, Schweinefleisch zu essen, sagte: „Allah schaut mir ins Herz, nicht in den Mund.“ Kann man ja nicht erwarten.

Ich halte die Entscheidung des Gerichts für gut und richtig. Auch wenn ich selbst vor einigen Monaten gleichpolig geheiratet habe (ohne besondere Torte), erwarte ich nicht, dass diese Möglichkeit bei jedem auf freudige Zustimmung stößt. Wer ein Problem damit hat, dass Männer Männer und Frauen Frauen heiraten dürfen, bitte sehr, solange er mich deswegen nicht beschimpft oder unflätige Parolen an unsere Hauswand sprüht. 

Das Ärgernis öffentlicher Erregung bliebe wohl weitgehend aus, weigerte sich ein Konditor, eine Torte mit dem Emblem der AfD oder – um es auf die Spitze zu treiben – einem Hakenkreuz zu backen. Warum nur ist es für viele so schwer, zu akzeptieren, dass man auch anderer Meinung sein kann?

Woche 2: Streckenweise erotisch

Montag: Der britische Ökonom John Maynard Keynes behauptete bereits 1930, hundert Jahre später müssten die Menschen nur noch fünfzehn Stunden in der Woche für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Welch wunderbare Vorstellung: Gegen zehn ins Büro, drei Stündchen wirken, dann ab nach Hause, weiter am Bestseller schreiben, auf dass er endlich fertig werde, oder auf was man sonst gerade Lust hat. Wie der niederländische Experte Rutger Bregman die SPIEGEL-Leser wissen lässt, wäre das bereits heute möglich, wenn wir nur nicht so konsumversessen wären. Also alles die Schuld von Amazon.

Wobei ich nicht klage. Wenn es gut läuft – Gnade des Alters – genieße ich 2030 bereits den Ruhestand. Bis dahin quäle ich mich halt noch ein paar Jahre morgens aus dem warmen Tuch, Komfortzone verlassen uns so, Sie wissen schon.

Dabei war der erste ernstzunehmende Arbeitstag des Jahres gar nicht so schlimm. Die Montagsmelancholie hielt sich in den üblichen Toleranzen. Auch dass die Präsentation, deren Vollendung erst für kommende Woche vorgesehen war, nun bereits morgen fertig sein muss, verursachte mir keine größere Unruhe. Dass ein Termin den anderen jagte – geschenkt.

Während des Mittagsmahls in der Kantine erhielt ich auf meinem privaten Telefon einen Anruf von einer unbekannten 0800-Nummer. Da ich generell ungern telefoniere und man zudem nicht mit vollem Mund spricht, nahm ich das Gespräch nicht an. Vielleicht ist mir dadurch die Chance auf den vorgezogenen Vorruhestand entgangen. Ich werde es nie erfahren.

Die abends in der Bahn lautstark mit reichlich „Sch“-Lauten telefonierende Frau („Isch kann nisch …“) rief bei mir keine Aggressionen hervor, höchstens ein Bedauern darüber, dass kein notierenswerter Satz dabei heraus kam. Selbst die beiden Tussis, die displaystarrend vor der grünen Fußgängerampel und somit im Weg stehen blieben, ließen mich nur kurz unmerklich knurren.

Apropos knurren: Laut Zeitungsbericht ist der beliebteste Hundename in Deutschland „Max“, so wie mein Großvater mütterlicherseits. Dazu fällt mir jetzt auch nix besonderes ein. Hundebesitzer werde ich ohnehin niemals verstehen.

Dienstag: Man sagt/schreibt jetzt offenbar „Mock-Up“, wenn man „Entwurf“ meint, jedenfalls las ich diesen mir bislang fremden Begriff in einer Mail, eher zufällig, da es sich um eine Cc-Mail handelte, und Cc-Mails lese ich grundsätzlich nur Freitags in ungeraden Wochen.

Der Kollege des Liebsten heißt übrigens Claas. Hieße mein Kollege so, und legte er dazu noch geschäftlichen Übereifer an den Tag, würde ich ihn wohl „Business-Claas“ nennen, nur hinter seinem Rücken, versteht sich.

Schön, dass es woanders ähnlich ist.

Warum sagen die Nachrichtensprecher eigentlich „Jepege“, wenn sie über die kurdisch-syrische YPG berichten, und nicht „Üpsilonpege“? Oder „Ueipidschi“?

Mittwoch: „Dein Frühstück to go“ plakatiert der bekannte Betreiber von Stätten gesenkter Gastronomie an einer Reklamesäule. Ja, zum Weglaufen. Dabei ist das mit dem Weglaufen im Moment gar nicht so einfach: Seit gestern schmerzt ohne erkennbaren Anlass der linke Fuß beim Gehen und er ist leicht geschwollen, lässt mich gar humpeln (was den Geliebten erheitert, so hat es auch sein Gutes). Er wird seine Gründe haben. Also der Fuß; der Geliebte vielleicht auch.

Donnerstag: Sozusagen auf dienstliche Veranlassung hatte ich heute Gelegenheit, das GOP-Theater zu besuchen. Was dort auf der Bühne dargeboten wurde, also nicht die Ansprache des Chefs, sondern die Akrobatik des Ensembles, war beeindruckend und streckenweise ausgesprochen erotisch.

Freitag: Die wichtigsten Informationen erhält man oft unverhofft im Aufzug. Zum Beispiel die, dass man ab heute nicht mehr „Frohes neues Jahr“ sagen darf, weil das gegen die Knigge-Gebote verstößt oder nicht mehr in der Oktave ist oder was weiß ich warum nicht.

Der Fuß schmerzt unterdessen immer noch. Man sagt und schreibt übrigens nicht mehr „Was soll das“ oder „what the fuck“ / „WTF“, sondern nun heißt es „dafuq“. Sagt nicht Knigge, sondern der Sohn des Kollegen.

Samstag: Ich gratuliere dem bekannten Möbelhändler aus dem ostwestfälischen Porta-Westfalica zum neuen Geschäftsführer und wünsche viel Spaß damit.

Am Abend Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Fidele Burggrafen Bad Godesberg, deren Musikzug ich seit drei Jahren gesanglich zu unterstützen mich bemühe. Nicht mit der Qualität von Tommy Engel oder Marie-Luise Nikuta, doch ging ich bislang davon aus, durch jahrelange Chorerfahrung einigermaßen ausreichend singen zu können. Nach der Veranstaltung erntete ich von einer mir unbekannten jungen Dame dazu nämliches zweifelhafte Lob: „Wir finden dich total kultig, weil du überhaupt nicht singen kannst.“ Das saß. Danach brauchte ich Kölsch. Viel Kölsch.

Sonntag: Die Nacht träumte ich, den nächsten Auftritt der Burggrafen wie Troubadix gefesselt und geknebelt hinter der Bühne zu verbringen.

Ansonsten ein ruhiger, verregneter Tag. Zur Schonung des noch immer geschwollenen Fußes muss ich leider auf den Sonntagsspaziergang verzichten. Während der Niederschrift dieser Zeilen dringen aus der Nachbarwohnung Kopulationsgeräusche an mein Ohr. Es sei ihnen gegönnt.

Woche 1: Ernüchterung

Montag: Silvester-Ruhe im Büro, (fast) niemand da, das Telefon schweigt. Ungefähr so fühlte es sich wohl an, sollte ich jemals übersehen, dass Samstag ist und das erst gegen Mittag bemerken.

Sollten Sie sich über den Jahreswechsel bemüßigt fühlen, über den Sinn des Lebens nachzudenken, verweise ich auf Yuval Noah Harari:

„Soweit wir das aus rein wissenschaftlicher Sicht beurteilen können, hat das Leben nicht den geringsten Sinn. Wir sind nicht mehr als das Produkt eines evolutionären Prozesses, der ohne Zweck und Ziel agiert.“

Eine durchaus zulässige Sichtweise, finde ich.

Dienstag: Offenbar wurden wir gestern Abend zu fortgerückter Stunde kurz vor Jahreswechsel etwas albern, ich erinnere mich nicht mehr an alle Details.

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Der neujährliche Ausnüchterungsgang führte durch die Innere Nordstadt …

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… und ans Beueler Rheinufer.

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Ein frohes neues Jahr.

Mittwoch: Einerseits soll alles immer convenienter werden, möglichst per Mausklick oder App vom Sofa aus bedienbar. Andererseits werden sie nicht müde, zu fordern, ich möge mal meine Komfortzone verlassen. Aber warum sollte ich das tun? Im Übrigen quäle ich mich schon fünf mal je Woche zur Unzeit aus dem Bett, um mich stundenlang vor einen Bildschirm zu setzen. Weniger Convenience geht ja wohl kaum. Über Komfortzonen hat sich auch Herr Buddenbohm Gedanken gemacht.

Donnerstag: Die größte Hürde am Jahresanfang ist ja immer, mindestens acht Stunden am Tag den Dingen Interesse entgegen zu bringen, für welche zu interessieren sie uns bezahlen.

Erschreckendes Desinteresse beweist auch General-Anzeiger-Leser Alexander T. aus Bonn mit seinem Leserbrief:

„Ich frage mich, wo das hinführen soll. Verbieten, Maßregeln, Vorschreiben, betreutes Denken und ein Leben in Reinkultur? Das entspricht in keiner Weise meinem Lebensentwurf, ich lasse mich nicht bevormunden. Niemand kann und wird mich dazu zwingen, dass ich mich für unser Klima zu interessieren habe und hoffe, wir werden 2019 einen genauso schönen und warmen Sommer haben wie 2018.“

Klimawandel. Mittlerweile haben wir wohl zwei davon: einen meteorologischen und einen politischen. Der eine heizt die Welt auf, der andere bräunt sie zunehmend. Ich bin mir nicht sicher, welchen von beiden ich mehr fürchten soll. Leute wie Alexander T. lassen jedenfalls Schlimmstes befürchten.

Freitag: Meine derzeitige Stadtbahnlektüre fand ich zufällig in einem öffentlichen Bücherschrank: „Nieten in Nadelstreifen“ von Günter Ogger. Obwohl das Buch bereits 1992 erschien, ist es an vielen Stellen noch sehr aktuell, zum Beispiel hier:

„Ein Vorstand hat immer recht, und wenn er sich irrt, dann sind die Umstände schuld.“

Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Samstag: Den Begriff „Löffelliste“ kennengelernt. In dieser listet man alles auf, was man noch erledigen und erleben möchte, bevor man den Löffel abgibt, daher der naheliegende Name. Als bekennender Freund von Listen sollte ich die Idee vielleicht gelegentlich aufgreifen, wobei der spontan erste und vorläufig einzige Eintrag lautete:  Eine Löffelliste anlegen.

Sonntag: Ein trüber Tag, wie geschaffen dafür, ihn mit einem „guten Buch“ auf dem Sofa zu verbringen. Was soll das eigentlich sein, ein gutes Buch, wer entscheidet das? Es gibt Menschen, zu denen zählte ich früher selbst, die können sich stundenlang mit alten Kursbüchern der Deutschen Bundesbahn beschäftigen. Ist das gut oder schlecht? (Ein bisschen bekloppt, sagen Sie? Kann schon sein.) Kann ein Krimi überhaupt ein „gutes“ Buch sein, wo doch Gewalt und Verbrechen sein Gegenstand ist? Wird ein Buch dadurch „gut“, dass Christine Westermann es im Radio anpreist?

Ich entschied mich trotz Trübe für einen Spaziergang an den Rhein, um die Ethanocholie des Vorabends durch frische Luft zu vertreiben. Meine Hoffnung, wegen des Nieselwetters am Rhein nur auf wenige Menschen zu treffen, erfüllte sich nicht, die Promenade war belebt wie an einem Sommernachmittag. Vielleicht hatten die auch alle gestern gefeiert?

Nach Rückkehr schaute ich den Film meines lieben Kollegen Farhad an. Zitat: „Sie sind ein sehr genital orientierter Mann.“