Montag: Ich glaube, ich bin ein sehr bequemer Mensch, leider auch in diesen Zeiten, wo Anpacker und Macher besonders gefragt sind. Während ich mich dessen geißele und es notiere, frage ich mich: Geht das überhaupt? Ein Sessel kann bequem sein, ein Bett sowieso, ein Stuhl, mit gewissen Abstrichen sogar ein Bürostuhl, auch eine Haltung. Aber ein Mensch?
Recht unbequem könnte es dagegen schon bald wieder in England werden, wo trotz zahlreicher Neuinfektionen um Mitternacht der „Tag der Freiheit“ begrüßt wurde, damit einhergehend die Aufhebung aller Pandemiebeschränkungen, volle Clubs, fröhlich feiernde Massen, demonstrativ zerrissene Schutzmasken.
Ganz anders dagegen in Südkorea, wo das Abspielen den Liedes „Gangnam Style“ in Fitnessstudios verboten wurde, weil dessen Tempo die Viren allzu sehr zum Tanzen und somit zur weiteren Verbreitung animieren könnte. Mal sehen, welches Konzept erfolgreicher ist.
Dienstag: „Sirenen sind old fashion“, sagte morgens der Mann im Radio. Zum Heulen. Wer hat den eingestellt?
„Das Ziel ist der Weg“, sagte einer in der Besprechung; darüber gelegentlich nachzudenken lohnt sich vielleicht. Ob Jeff Bezos heute ähnliches trieb, ist nicht überliefert, auf jeden Fall ein Teufelskerl: in nur elf Minuten bis an den Rand des Universums und wieder zurück. Wobei es sich eher nicht lohnt, darüber nachzudenken, was das gekostet haben mag und wofür man das Geld stattdessen besser verwendet haben könnte. War ja seins.

Mittwoch: Der Kollege bat um Verständnis, weil die von ihm angesetzte Besprechung auf eine Stunde verkürzt wurde. Hatte ich, volles sogar.
Ein volles Helles gab es abends im Biergarten, und weil wir gerade dort waren, danach gleich noch eins. So langsam muss ich mich ja wieder an andere Menschen gewöhnen, und wer weiß, wie lange es noch Hellbier unter freiem Himmel gibt, ehe wegen der menschlichen Vernunft wieder alles schließen muss.
Donnerstag: Von Wahlwerbung verstehen die was bei Volt.

Freitag: Heute sah ich wieder so einen, dem ich gerne zurufen wollte: „Das Universum schenkte dir so schöne Beine. Warum musstest du sie so hässlich tätowieren lassen?“
Nachmittags erhielt ich eine Einladung zu einem kurzen Connect. Demnächst auf der Liste.
Alfred Biolek ist tot. Möge er in Frieden ruhen. Durch ihn lernte ich das schöne Wort „Küchenwein“.
Samstag: Die PSYCHOLOGIE HEUTE stellt ein Buch mit dem Titel „Die Kunst des Ausruhens“ vor. Scheint interessant, vielleicht sollte ich es auf die Buchbeschaffungsliste setzen. Nicht, weil ich es bräuchte, aber es gibt ja nichts, was sich nicht noch perfektionieren ließe.
Sonntag: Hochwasser mit Zerstörungen und Toten an der Ahr gab es auch 1910, wovon dieser Bericht aus dem Jahre 2010 zeugt. Er endet so: „Vergleichbare Wasserstände hätten heute aufgrund der größeren Siedlungsdichte vermutlich noch weitaus höhere Überflutungen mit nicht absehbaren Schäden zur Folge.“ Leider ja.
Kommen Sie gut durch die neue Woche!