Woche 26: Provence, Vaucluse, Drôme – Hauptsache Südfrankreich

Südfrankreich finden wir schön, deswegen fahren wir da andauernd hin – auch wenn diese Sprache und ich wohl niemals richtige Freunde werden. Übrigens liegt unser Ort Malaucène nicht in der Provence, sondern im Vaucluse; die eigentliche Provence beginnt südlicher. Das macht aber nichts, ist genau so schön. Außerdem hält dies diverse Markthändler und Souvenirläden der Region nicht davon ab, ihre feilgebotenen Waren als „provençale“ zu bezeichnen, den Touristen stört es nicht, denn er wähnt sich ja in der Provence. So wie sich der Bonn(besuch)er in der Altstadt wähnt, wenn er in die Innere Nordstadt kommt. Egal.

Also waren wir in der vergangenen Woche wieder dort. Dieses Mal endete der Urlaub mit einem besonderen Ereignis: wir waren zur Hochzeit in einer befreundeten Winzerfamilie im Drôme eingeladen, was ohne Zweifel eine große Ehre ist. Hierbei lernte ich etwas über französische Vermählungen. Erstens: Wenn der Termin in der mairie für 16 Uhr angesetzt ist, dann heißt das noch lange nicht, dass das Brautpaar um 16 Uhr schon anwesend ist. Zweitens: Der Bräutigam darf die Braut schon vor dem Jawort küssen. Drittens: Die Stimmung während der Zeremonie in der Kirche ist angenehm locker, statt Orgel greift der Pfarrer zur Gitarre, Freunde und Familie werden aktiv in das Geschehen eingebunden, und wenns schön ist, darf applaudiert werden. Viertens: Auch der Ablauf des Abendessens weicht von gewohnten Gepflogenheiten ab – zwischen Vorspeise und Hauptgang gibts erstmal eine Stunde Party mit Tanzen, damit die Gäste wieder Hunger bekommen. Ob das in Frankreich so üblich ist, weiß ich nicht, hier war es so. Um Mitternacht dann die riesige Hochzeitstorte, das kennt man wieder. Ein schöner Abend, die Stimmung war trotz Gewitter und Regen ausgezeichnet.

Eine weitere angenehme Begleiterscheinung der Woche war das Wetter: zumeist sonnig um dreißig Grad, das vermisse ich besonders. Da hilft auch kein Regenbogen über der Eifel gestern Abend auf der Rückfahrt.

Ein paar Bilder habe ich die Woche auch wieder gemacht. Inspiriert durch Martins #weekstagram habe ich mir erlaubt, einige davon durch den bekannten Filter zu ziehen. Voila:

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Diskurs

Urlaub zu haben bedeutet nicht, nicht zu schreiben, auch wenn mir im Moment nichts von allgemeinem Interesse einfällt. Aber das sind Sie ja von mir gewöhnt. Aufgrund mangelhafter Netzanbindung unseres Ferienhauses bekomme ich auch wenig vom allgemeinen Weltgeschehen mit, auf welches ich mich beziehen könnte. Klar, in allen Kneipen und Cafés stehen Fernseher zur Übertragung der großen FIFA-Werbeveranstaltung, aber wen interessiert das schon. Die SPIEGEL-App brachte die Tage eine Meldung über den Zusammenstoß zweier Militärflugzeuge in den Sperrbildschirm meines iPhones, doch fehlte mir in dem Moment die Lust, die Meldung zu öffnen, nur um nach endlosem Betrachten des Warterädchens (oder wie dieses Dings heißt) womöglich so etwas zu lesen wie „Mehr dazu demnächst auf SPIEGEL Online“, und wieder ein sinnloser „Klick“ mehr. Heute wird ja fast alles nur noch in Anzahl „Klicks“ oder „Likes“ gemessen, so banal oder sinnlos der Gegenstand der Betrachtung auch ist.

Das ist das schöne an diesem Blog, das kaum gelesen wird: ich kann hier schreiben was ich will, ohne von einer Welle der Empörung, einem „shitstorm“ erfasst zu werden. So könnte ich zum Beispiel die These vertreten, Sex mit Kindern gehöre dringend legalisiert, ohne dass irgendetwas passieren würde. (Halt, halt, nur die Ruhe, falls Sie dies doch versehentlich lesen und mir nun die Polizei ins Haus schicken wollen: selbstverständlich vertrete ich diese These nicht, es war nur ein an den Haaren herbeigezogenes Beispiel, genau so hätte ich einen Hitlervergleich mit dem Papst anstellen können. Gut, das mit den Kindern ist abwegiger. Und vielleicht ist so ein Fäkalorkan ja mal eine interessante Erfahrung.)

Stichwort Kinder: Es gibt Bestrebungen, Grundschüler künftig nicht mehr die Schreibschrift zu lehren, und keiner regt sich darüber auf. Das finde ich bedenklich, hiermit geht ein Stück Kultur verloren, bald können dann nur noch Historiker ein Poesiealbum entziffern, so wie heute kaum noch jemand unter achtzig Omas in Sütterlin-Schrift verfasste Erotikgedichte zu lesen vermag. Dabei ist das nur konsequent: Wer ist heute noch darauf angewiesen, etwas mit der Hand zu schreiben? Auch dieser Text entstand ohne Papier und Stift, den Einkaufszettel tippt oder spricht man ins Smartphone (interessanterweise kennt das iPad das Wort „Smartphone“ nicht und macht eine rote Strichellinie darunter, „Strichellinie“ kennt es auch nicht; vielleicht braucht man die Schreibschrift doch noch), und für alles andere gibt es das Internet.

Wo sie schon dabei sind, sollten sie auch das Lesen und Kopfrechnen aus dem Lehrplan streichen: alles wissenswerte findet sich heutzutage bei Youtube (beziehungsweise -porn), jedes einfache Mobiltelefon verfügt über einen Taschenrechner, den Rest kann man Siri fragen oder die NSA. Möglicherweise entsteht dazu bald ein öffentlicher Diskurs, auch so ein Wort, das man immer häufiger lesen muss. Es gibt so Wörter, die werden mir mit wachsender Vorkommenshäufigkeit (

Über dem Mittelrhein

Die Region Mittelrhein erfreut nicht nur das Auge mit landschaftlicher Schönheit, sondern auch den Geschmacksnerv mit wunderbaren Weinen. Hiervon konnten wir uns am vergangenen Samstag am Drachenfels überzeugen anlässlich des „Mittelrhein Offroad“ der drei Weingüter Pieper, Schneider und Philippsmühle, die zusammen die „Gipfelstürmer“ bilden. Mein persönlicher Favorit: 2013er Spätburgunder trocken Rosé von Schneider. Aber die anderen waren auch gut!

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Über Pfingsten

schänzchen

Acht von zehn befragten kennen nicht die Bedeutung von Pfingsten, und die zwei, die es zu wissen vorgeben, können nicht erklären, was es mit dem Heiligen Geist auf sich hat. Das ist erschreckend und bedarf dringend der Aufklärung. Folgendes also trug sich zu:

An einem sonnigen, warmen Freitagabend verabredete sich die erste Mannschaft des FC Jerusalem (Kreis Soltau) in ihrem Lieblingsbiergarten, um den Aufstieg in die Kreisliga zu feiern. Am Nebentisch saß eine japanische Reisegruppe, daneben drei französische Austauschstudentinnen; die Japaner fotografierten die Fußballer und die Studentinnen empfingen erste interessierte Blicke.

Das Bier floss in Strömen, und je später es wurde, desto beschwingter die Stimmung und schwerer die Zungen, bald verständigten sie sich nur noch über konsonantenarme Laute, Gesten und Zeichensprache, zunächst nur die Fußballer untereinander, bald bezogen Sie auch die Japaner mit ein und stellten die Tische zusammen, schließlich traten auch die jungen Französinnen der lustig-lallenden Runde bei.

Da stand Petrus, der Mannschaftstrainer, auf, zusammen mit den Elf; er erhob seine Stimme und begann zu reden: „Ihr Japaner, Französinnen und alle Bewohner von Jerusalem! Dies sollt ihr wissen, achtet auf meine Worte! Diese Männer sind nicht betrunken, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde am Morgen!“ Die Runde lachte, Blitzlichter leuchteten auf und die Studentinnen blickten lasziv über ihre riesigen Sonnenbrillen hinweg, die sie noch immer trugen.

Also geschah es. Die Aufstiegsfeier zog sich hin bis zum frühen Sonntagabend, am Montag wurden sie alle heimgesucht von einem riesigen Kater, auf dass sie nicht arbeiten konnten. (Die absurde These „Wer saufen kann, kann auch arbeiten“ wurde erst Jahrhunderte später durch die evangelische Kirche in die Welt gesetzt.) Daher haben wir noch heute am Pfingstmontag frei.

Jetzt wissen Sie es, falls mal wieder einer fragt, was genau Pfingsten ist. De rien.

Abgeschrieben: Mücken

Mücken (Nematocera) gehören zu den Zweiflüglern (Diptera) innerhalb der Insekten (Insecta). Zu ihnen gehören als bekannteste einheimische Vertreter die Stechmücken und die Schnaken. Die meisten Mücken sind zart gebaute, schlanke Insekten mit fadenförmigen, vielgliedrigen Antennen und langen, dünnen Beinen. Sie besitzen meist stechend-saugende Mundwerkzeuge.“

So weit Wikipedia. Dass es Mücken außerdem mühelos gelingt, uns mit ihrem nervtötenden Sirren den Schlaf zu rauben, noch bevor sie zustechen, verschweigt der Artikel. Diese Lücke füllt das immer wieder lesenswerte Blog Schreiblehrling.de, dessen Autor Thomas ich sehr für die Erlaubnis danke, den Text zu übernehmen. Viel Vergnügen!

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Bsssssss… sssssssSSSSSSSSST! schlürf

Wer kennt das nicht! (Dies ist tatsächlich keine Frage.) Gerade, also, GERADE hat man sich hingelegt und das Licht ausgemacht. Diese unnützen Minivampire warteten den ganzen Tag in ihren Verstecken nur auf diesen Moment, um sich dann SOFORT, nachdem es dunkel ist, auf ihre Opfer zu stürzen. Gerne auch mal im Rudel.

Warum warten diese Drecksviecher immer, bis es gerade dunkel ist und lassen mich nicht zumindest mal vorher einschlafen? Warum müssen die so ein schreckliches Sirren von sich geben, bei dem an Schlaf nicht mehr zu denken ist? Können die nicht auch angelaufen kommen statt zu fliegen? Warum – wenn sie mir schon kostenlos Blut klauen – müssen sie noch Salz, äh, Juckpulver in die Wunde streuen? Warum verstecken sie sich sofort wieder, wenn man das Licht anschaltet, um sie zu töten? Warum immer auf mich?! Und weshalb existieren sie ÜBERHAUPT?

Viele Fragen, wegen denen ich mir in der nächsten durchwachten Nacht wieder den Kopf zerbrechen kann, während ich darauf warte, als lebende Tankstelle benutzt zu werden. Scheißmücken.

Quelle: http://www.schreiblehrling.de/muecken/