"Keine Diskriminierung"

Manches würde ich niemals tun, zum Beispiel mich entgeltpflichtig an einem Gummiseil von einem Kirchturm stürzen oder einen Leserbrief an die Tageszeitung schreiben. Dachte ich bis gestern. Dann tat ich es doch, also nicht den Gummiseilsprung, sondern das mit dem Leserbrief. Grund dafür war der Leitartikel im Bonner General-Anzeiger am Dienstag zur aktuellen Diskussion über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, nachdem sich die Iren am vergangenen Wochenende mit deutlicher Mehrheit dafür entschieden haben. Hier der Auslöser:

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Da ich nicht unbedingt davon ausgehe, dass der Leserbrief den Weg in die Zeitung finden wird *, erlaube ich mir, ihn Ihnen hier zur Kenntnis zu bringen.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

den Kommentar von Norbert Wallet zum Thema Öffnung der Homoehe las ich mit einer Mischung aus Ärger und Verwunderung, steht er doch im krassen Gegensatz zu der ansonsten sehr ausgeglichenen Berichterstattung Ihrer Zeitung zu diesem Thema. Es ist absurd, die Lebenspartnerschaft gleichzusetzen mit der Gemeinschaft Eltern / Kinder und Bruder / Schwester, fehlt nur noch Herr / Hund.

Weiter bemüht Herr Wallet die altbekannte, vom Bundesverfassungsgericht schon lange als unzutreffend erklärte hervorgehobene Stellung der klassischen Ehe als „Keimzelle“ der menschlichen Spezies, die angeblich Artikel 6 des Grundgesetzes fordert. Folgte man dieser Argumentation, müsste jede Ehe per Gesetz annulliert werden, die kinderlos bleibt. Kein einziges heterosexuelles Paar wird durch Öffnung der Ehe daran gehindert, zu heiraten und Kinder großzuziehen.

Ich habe mir meine sexuell Präferenz wahrlich nicht ausgesucht, bin jedoch damit sehr glücklich und lebe seit nunmehr 13 Jahren in einer eingetragenen Partnerschaft. Ohne Frage würde ich meinen Mann heiraten, wenn ich denn dürfte. Aber ich darf nicht. Wenn das keine Diskriminierung ist, was dann? Auf den kirchlichen Segen verzichte ich dabei gerne, Gottes Segen genügt mir. Und den habe ich, dessen bin ich mir sicher, immerhin hat er mich so gemacht wie ich bin.

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Indes ist mein Groll inzwischen wieder ein wenig abgeklungen, nachdem der General-Anzeiger heute diesen Kommentar druckte:

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Auslöser war die Reaktion des Vatikans auf das irische Wahlergebnis, welche erwartungsgemäß wenig begeistert ausfiel. Ein gewisser Pietro Parolin, seines Zeichens Kardinalstaatssekretär, sieht darin eine „Niederlage der Menschheit“ und zeigte sich „sehr traurig gestimmt“. Möglicherweise auch deshalb, weil er wegen des verdammten Zölibats nicht an der Öffnung der Ehe partizipieren kann, wer weiß.

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* Nachtrag vom 30.5.2015: Doch, fand er heute.

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Krieg

Manchmal schlafe ich schlecht. Dann wache ich frühmorgens auf, Stunden bevor der Wecker sein unheilvolles Lied anstimmt, und kann nicht mehr richtig einschlafen. In diesem Zustand zwischen Schlaf und Wachheit fließen manchmal merkwürdige Gedanken, halb Traum, halb real. Neulich zum Beispiel dieser:

 

Dürfen Firmen Kriege führen, oder ist das Staaten vorbehalten? Wer entscheidet überhaupt darüber, wer Krieg führen darf und wer nicht, vor allem: Wozu braucht man Kriege? Aber tun sie es nicht längst, die Firmen, Krieg führen?

 

Gegen andere Firmen, das nennt man dann Wettbewerb, gegen Staaten, von denen sie sich nicht regulieren lassen wollen, und manchmal sogar gegen die eigenen Mitarbeiter, weil sie „zu teuer“ sind. Ihre Soldaten kommen nicht im Kampfanzug und mit Sturmgewehr daher, sondern im dunklen Zweiteiler beziehungsweise Kostüm und mit Laptop und Smartphone. Propaganda nach innen und außen beherrschen sie perfekt. Ihre Granaten sind Aktienpakete, die Patronen sind Daten und alberne Businessphrasen. Die Schlachtfelder sind Konferenzräume, die Schützengräben endlose Telefonkonferenzen. Unternehmensberatungen werden unterschätzt. In Wahrheit untergraben sie Konzerne und streben die Weltherrschaft an, vielleicht wohnen sie unter einem Dach mit Sekten und Internet-Versandhändlern. Die Globalisierung ist der Weltkrieg, nur wird er nicht in einigen absehbaren Jahren enden.

 

Müsste ich mal drüber bloggen…

 

Was hiermit geschehen ist.

 

Apropos Granaten I: Anscheinend hält man es für klug, Flüchtlingsboote zu zerstören (ohne Insassen, immerhin), bevor sie den Weg in das scheinbar gelobte Land antreten können. Nun habe ich mich bislang zu wenig mit diesem Thema beschäftigt und bin von daher wohl einer der letzten, die darüber urteilen sollten. Und doch erscheint es mir in etwa so, als schnitte man das Telefonkabel durch, weil man die schlechte Nachricht nicht hören möchte.

 

Apropos Granaten II: Die Bundeswehr soll familienfreundlicher, gar „einer der attraktivsten Arbeitgeber“ werden. Hierzu führte der Bonner General-Anzeiger am vergangenen Samstag ein Interview mit einem Brigadegeneral, welches Loriot sich nicht schöner hätte ausdenken können. Dazu demnächst mehr, falls ich die Zeit und die Lust dazu finde. Lustig finde ich es auf jeden Fall.

Aus der Pipeline: Verbale Hohlraumversiegelung – 12. Fortschreibung

Sprache entwickelt sich laufend weiter – nicht immer zum Guten, wie die nachfolgende Liste zeigt. Seit der letzten Aktualisierung sind wieder einige neue und nicht ganz so neue Phrasen aus Aufzug, Büro, Besprechungen, Telefonkonferenzen und dem täglichen Wahnsinn in mein leidgeprüftes Ohr gedrungen. Die Neuzugänge finden Sie ab der laufenden Nummer 284.

***

1.) „Okay…“ mit anhebender Stimmmodulation auf der zweiten Silbe. Mein absoluter Spitzenreiter.
1a) „Okodoki“ – die kleine, nicht minder schlimme Schwester von 1.)
2.) „Gesundheit!“ Verdammt, lasst mich doch einfach in Ruhe niesen!
3.) „Geht das zusammen oder getrennt?“
4.) „nicht wirklich“
5.) „Wir müssen die Leute mit ins Boot holen“
6.) „Wir müssen die Leute abholen“
7.) „Da bin ich ganz bei dir/Ihnen“
8.) „Da bin ich fine mit“ (oder „fein“?)
9.) „Gerne!“ als Antwort auf „Danke“
10.) „Mahlzeit!“ – der Klassiker.
11.) „Da sind wir gut unterwegs“
12.) „Da sind wir gut aufgestellt“
13.) „Kein Thema!“
14.) „Herausforderung“, auch wenn es ein scheiß Problem ist.
15.) „Halloo…??“ mit Empörung vorgebracht, statt „Wie bitte?“
16.) „Ich freue mich auf…“ im Zusammenhang mit geschäftlichen Terminen/Angelegenheiten/was auch immer. Das glaubt ihr doch selbst nicht!
17.) „Das ist so was von [beliebiges Adjektiv]“
18.) „Ich sag mal…“
19.) „Na Urlauber…?“ am ersten Tag nach dem Urlaub. Als wenn es nicht so schon schlimm genug wäre, wieder arbeiten zu müssen!
20.) „Das geht g a r nicht!“ Wirklich nicht.
21.) „Wie [beliebiges Adjektiv, zumeist jedoch ‚geil‘] ist d a s denn??“
22.) „Am Ende des Tages…“
23.) „Das macht Sinn“
24.) „Super-GAU“, genau so unsinnig wie „das einzigste“
25.) „Quantensprung“. Ich nehme an, 95% derjenigen, die das Wort benutzen, kennen dessen eigentliche Bedeutung nicht.
26.) „mit Migrationshintergrund“ trieft nur so vor politischer Korrektheit.
27.) „Du, damit habe ich kein Problem.“ („Aber bleib mir weg damit!“)
28.) „wünsche … gehabt zu haben!“
29.) „Wer mich kennt, weiß, dass ich [blablabla]…“ Gerne von Vorständen und ähnlich „wichtigen“ Personen genutzt
30.) „Da müssen wir jetzt Gas geben“
31.) „Das habe ich auf dem Schirm“
32.) „spannend“ im Zusammenhang mit irgendwelchen halbwichtigen geschäftlichen Angelegenheiten
33.) „Ich bin im Moment lost“
34.) „An der Stelle…“ als Füllfloskel
35.) „Und äh…“ als Satzeinleitung, vor allem, wenn danach sekundenlang nichts mehr kommt
36.) „Dafür nicht“ als Antwort auf Danke
37.) „sexy“ in geschäftlichen und somit völlig unerotischen Zusammenhängen
38.) „Wir müssen die Kuh vom Eis holen“ (Auch schon gehört: “die Crux vom Eis“)
39.) „Ins offene Messer laufen“
40.) „Im Tal der Tränen“
41.) „Da müssen wir Geld in die Hand nehmen“
42.) „Das Projekt auf die Straße bringen“
42a) „Die PS auf die Straße bringen“
43.) „Auf Augenhöhe diskutieren“
44.) „Erdrutschartiger Sieg“ – Journalistenquatsch, ebenso wie
45.) „Ein Schluck aus der Pulle“ und
46.) „Geld in die Kassen spülen“.
47.) „Lohnenswert“ – dieselbe Wortfamilie wie „das einzigste“
48.) „Yummie“ – heißt wohl so viel wie lecker, was bei genauer Betrachtung nicht viel besser ist.
49.) „Zeitfenster“ – bitte geschlossen halten, es zieht.
50.) „Otto Normalverbraucher“, der Schwager von Max Mustermann.
51.) „Spaß beiseite“ – wer das sagt, hat wohl auch sonst nicht viel Freude.
52.) „Da bin ich leidenschaftslos“ und
53.) „Da bin ich schmerzfrei“ – mir tut es verdammt weh.
54.) „wtf“ = „What the fuck“. Gerne auf Twitter genutzt, ebenso wie
55.) „#fail“ – ja, mangelhaft!
56.) „Nennen Sie mal eine Hausnummer.“ Bitte: 19b, Hinterhaus.
57.) „Das ist mit mir nicht zu machen.“ Politikersülze.
58.) „Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen.“
59.) „Ich mache mal den Vorsitz“ – beliebter Scherz, wenn nur noch ein Platz an der Stirnseite frei ist
60.) „… bis der Arzt kommt“
61.) „Da krieg‘ isch so’n Hals!“
62.) „Das haben wir ihnen ins Stammbuch geschrieben.“
63.) „Das stimmen wir bilateral ab.“
64.) „eine undurchsichtige Gemengelage“
65.) „[beliebiges Substantiv] wird bei uns groß geschrieben.“ Nicht nur bei euch.
66.) „Roundabout“ klingt ungefähr scheiße.
67.) „Er/sie erfindet sich immer wieder neu.“ Beliebte Feuilletonfloskel.
68.) „Das meint“ – meint „das bedeutet“ zu bedeuten, tut es aber nicht.
69.) „Ich speichere mal aus“ – klingt nach mentalem Stuhlgang.
70.) „Wer hat da den Hut auf?“
71.) „Ich sehe das mehr durch die […]-Brille.“
72.) „Das ist kein Showstopper.“
73.) „Da werden Pflöcke gesetzt.“
74.) „Das werfen wir denen (= andere Abteilung etc.) über den Zaun.“
75.) „Wir könne hier nicht auf der grünen Wiese planen.“
76.) „Das ist Brot und Butter“ – mir vergeht dabei der Appetit.
77.) „Wer sind hier die Player?“ – geht spielen.
78.) „Das haben wir im Scope.“
79.) „Lach doch mal!“ – eher zum Heulen.
80.) „Topic overflow“ – was mag es bedeuten? Für Hinweise wäre ich dankbar.
81.) „Wir müssen die Anforderung aufbohren.“
82.) „Wir müssen hier ja nicht das Rad neu erfinden.“
83.) „Ich schicke Ihnen mal einen Draft.“
84.) „Das absolut wasserdicht sein“. – Hauptsache, ihr seid ganz dicht.
85.) „Da können wir Honig saugen.“
86.) „nullachtfuffzehn“
87.) „Wenn wir dieses Fass jetzt aufmachen…“ – dann Prost Mahlzeit.
88.) „Das ist kein Hexenwerk“ – was für den Phrasenscheiterhaufen.
89.) „Umgekehrt wird ein Schuh draus.“ – Sonst ist es ein Huhcs??
90.) „Haben wir dafür schon das Go?“ – Geht mir weg!
91.) „Da bekommen wir ein Thema.“
92.) „Ich forwarde Ihnen das mal eben.“
93.) „Da sehe ich uns im Lead.“
94.) „Der Prozess wird noch nicht gelebt.“
95.) „Da muss ich mich erst mal aufschlauen.“
96.) „Das ist so 1990 [oder sonstiges beliebiges Jahr]“
97.) „Wir sind not amused“ – in der Tat wenig amüsant
98.) „Wie ist das gesettet?“
99.) „Leg dich wieder hin“ am Ende eines Telefonats – ein Klassiker
100.) „Wir brauchen da eine gute Storyline.“
101.) „Ein absolutes No Go!“ – geht wirklich nicht.
102.) „Ein absolutes Must Have!“ – also ich muss das nicht haben.
103.) „Das ist doch eher ein Nice To Have.“ – s. Nr. 102
104.) „Wir sollten dazu eine kurze TelKo machen.“
105.) „Wir sind hier doch nicht bei Wünsch dir was!“
106.) „Kannst du mich dazu kurz briefen / debriefen?“
107.) „Sind Sie morgen früh im Office?“
108.) „O-Saft“, „A-Saft“ – was für A-Löcher.
109.) „Das ist kein Dealbreaker“. Klingt trotzdem zum Kotzen.
110.) „Darauf haben wir uns committed.“
111.) „Sie können mich jederzeit anrufen.“ Ebenso verlogen wie
112.) „Für Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“
113.) „Wir sollten das nicht mit der Gießkanne verteilen.“
114.) „Das ist alles in trockenen Tüchern.“ Auch gehört: „in grünen Tüchern“
115.) „Wir können da noch Synergien heben.“
116.) „Wir sollten das zeitnah erledigen.“
117.) „Wir sollten uns nächste Woche noch mal zusammentelefonieren.“
118.) „Wir phonen morgen.“ Oder „fonen“? Der Duden kennt beides (noch) nicht.
119.) „Mailen Sie mir einfach einen Zweizeiler.“
120.) „Ich schick Ihnen das mal kommentarlos zu.“
121.) „Da müssen wir wohl eine Sonderlocke drehen.“
122.) „Wir müssen das proaktiv kommunizieren.“
123.) „Nachhaltige Maßnahmen“
124.) „Wir müssen das frühzeitig eskalieren“
125.) „Tschö mit Ö“ – wie blöd!
126.) „Ganzheitliche Betrachtung“
127.) „Sounding Board“ – Ja, hat irgendwas mit viel überflüssigem Geräusch zu tun.
128.) „Das ist nicht in Stein gemeißelt“
129.) „Haben wir das auf der Agenda?“
130.) „an“ anstelle von „mit“, häufig in scheinbar gehobener Gastronomie. Beispiel: „Currywurst an Pommes“
131.) „Erstellen Sie einen Forecast.“
132.) „Den Ball zuspielen“
133.) „Ich mache da noch ’ne QS drüber“
134.) „Handlungsfelder erkennen“
135.) „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ – achtsilbiges Wortschaumgebäck für „jetzt“ (1 Silbe)
136.) „zu keiner Zeit“ – viersilbiges Wortschaumgebäck für „nie“
137.) „Der Plan ist auf Kante genäht“
138.) „exorbitant“
139.) „Was sind unsere lessons learned?“
140.) „Pros & Cons“
141.) „Da ist noch Spielraum / Luft nach oben“ – höfliche Umschreibung von „ziemlich scheiße gelaufen“
142.) „einen Workaround definieren“
143.) „erst mal die Füße stillhalten“
144.) „Das System läuft performant.“
145.) „Das wären ein neues Feature“
146.) „Trouble shooting“
147.) „Die Timeline ist sportlich.“
148.) „Das müssen wir noch mal festklopfen.“
149.) „Das ist keine Rocket Science.“
150.) „Sonst fällt uns das auf die Füße.“
151.) „Das ist ein ganz normaler Vorgang.“ – Umschreibung für: „Wir wissen, dass wir Mist gebaut haben, können das aber nicht zugeben.“
152.) „Das ist eine Blaupause.“ Nur im Suff zu ertragen.
153.) „Nicht, dass daraus ein Flächenbrand entsteht.“
154.) „Da haben wir ein Gap.“
155.) „An welcher Stelle ist das Bottleneck?“
156.) „Das habe ich schon eingetütet.“
157.) „Das machen wir on the fly“.
158.) „Das habe ich schon angetriggert.“
159.) „Kann man das später umswitchen?“
160.) „Wir werden das ergebnisoffen diskutieren.“ – uns von unserer Meinung jedoch nicht abbringen lassen.
161.) „Lösungsorientierter Ansatz“ – ja was denn sonst?
162.) „Walkthrough“
163.) „Ich habe heute einen harten Anschlag.“ – eher einen Knall.
164.) „Wir wollen kein Fingerpointing betreiben.“ Doch, genau darum geht es, um nichts anderes!
165.) „Was macht das mit dir?“ – Es kotzt mich an.
166.) „Wir müssen das von allen Seiten beleuchten.“
167.) „Da müssen wir noch mal gegentreten.“
168.) „Guter Hinweis!“ – Kurzform für „Sie sind wohl ein ganz Schlauer, was?“
169.) „Wir fahren hier auf Sicht.“ – heißt: Wir haben keine Ahnung, was wir hier tun.
170.) „Das lief völlig geräuschlos.“
171.) „Können wir das umshiften?“
172.) „Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben.“
173.) „Ich habe das in den Stiel gestoßen.“ – klingt unzüchtig bis schmerzhaft.
174.) „Wann ist das Kick-Off?“
175.) „Das machen wir hands on.“
176.) „Was sind die quick wins?“
177.) „Das ist so Mainstream“
178.) „Das ist so old school“
179.) „Was sind dabei die Painpoints?“ – das tut weh.
180.) „Das Projekt ist ongoing.“
181.) „Wie sind wir da gestafft?“
182.) „Operation am offenen Herzen“
183.) „Wir müssen die Kuh zum Fliegen bringen“ – eher eine Fehlfloskel, aber witzige Vorstellung
184.) „Ehrlicherweise“ – also war alles Bisherige gelogen?
185.) „Das ist nicht skalierbar.“
186.) „No show“ – bleibt mir weg damit
187.) „Townhall Meeting“ – aufgeblähter Begriff für Informationsveranstaltung
188.) „Welchen Ampelstatus hat das Projekt?“
189.) „genau“ als Füllwort / Satzüberleitung ohne vorangegangene Frage
190.) „Ich habe das auf dem Radar.“ – klingt nach geistigem Blindflug
191.) „… und Co.“ statt „und so weiter“
192.) „Einen Tod müssen wir sterben“ – aber vorher viel Mist anhören.
193.) „Das ist ’ne Menge Holz“
194.) „Da müssen wir ziemlich dicke Bretter bohren“ – ja, die vor dem Kopf zuerst.
195.) „Wir haben den nächsten Meilenstein erreicht“
196.) „Ich nehme das mal mit.“
197.) „Sie müssen das ganz neu denken!“
198.) „Schaun mer mal“ – in keiner Weise kaiserlich
199.) „Passt schon“ – ich hatte mehr erwartet.
200.) „Eine rote Linie ist überschritten“
201.) „Wie man auf Neudeutsch sagt“ – darauf folgt garantiert kein deutsches Wort.
202.) „Wir groß ist das Delta?“
203.) „Das quantifizieren wir per Augenintegral“
204.) „Da haben wir kein Issue.“
205.) „Ich habe morgen noch einen Slot frei.“
206.) „Der Drops ist gelutscht.“
207.) „Das ist work in progress.“
208.) „Können Sie mich morgen kurz anteasern?“
209.) „Da müssen Sie Ihre volle Leistung abrufen!“
210.) „Können wir uns da mal synchronisieren?“
211.) „Haken dran.“
212.) „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“
213.) „Diese Lösung ist convenienter.“
214.) „Das ist hier der Enabler.“
215.) „Alles gut?“ – nein, gar nicht gut.
216.) „aka“, auch bekannt als ‚alias‘
217.) „Der Prozess ist etwas sonderlockig.“
218.) „Ist das all over gelevelt?“
219.) „Wann ist die Deadline?“
220.) „Unsere Mitarbeiter sind unser Aushängeschild.“ Deshalb stehen sie im Regen.
221.) „All Hands Meeting“
222.) „Dieses Internet(z)“
223.) „Was ist da unser Zeithorizont?“
224.) „Wie händeln wir das?“
225.) „Du bekommst da noch Input von mir.“
226.) „Wir müssen das endlich durch die Tür bringen“. Macht sie am besten hinter euch zu.
227.) „Das klären wir im Vorfeld.“
228.) „Gibt es dafür ein Benchmark?“
229.) „Ich erstelle dazu einen One Pager.“
230.) „Hier die Meeting Minutes zu unserem Gespräch.“
231.) „Verzeihung, Freudsche Fehlleistung.“
232.) „Das ist state of the art.“
233.) „Wir sollten dazu einen Proofe of Concept durchführen.“
234.) „Wir fliegen da voll unter dem Radar.“
235.) „Haben Sie das schon angestoßen?“
236.) „quasi“ – an sich nicht schlimm, doch zunehmend eine echte Epidemie.
237.) „sozusagen“ – siehe Nr. 236
238.) „Da muss ich jetzt mal zwischengrätschen.“
239.) „Notfalls brauchen wir dafür erstmal eine händische Lösung.“
240.) „Ich bin da ambivalent.“
241.) „Jetzt gehts ans Eingemachte.“
242.) „Wir sollten das schon mal vorschattieren.“
243.) „Was sind unsere findings daraus?“
244.) „Machen Sie mal einen Aufschlag.“ Da möchte man direkt zuschlagen.
245.) „Das Argument kaufe ich.“ Bitte sehr, macht einsfünfundneunzig.
246.) „Shit happens.“ Auch wird viel Scheiß geredet.
247.) „Rüchtüüüg…“ – richtig blöd.
248.) „Reichsbedenkenträger können wir nicht gebrauchen.“ Leute, die dieses Wort absondern, noch weniger.
249.) „Das Thema können wir abbinden.“
250.) „Stillstand bedeutet Rückschritt.“
251.) „Never ever!“ möchte ich das hören.
252.) „Machen Sie da mal ein Preisschild dran.“
253.) „Last (but) not least“ – ein Klassiker, leider wird es dadurch nicht besser, genau so wie
254.) „nichtsdestotrotz“ – kotz.
255.) „in Schlagdistanz“ – oh ja gerne, komm her!
256.) „Die Lösung ist quick and dirty.“
257.) „Bitte halten Sie mich im loop.“ Im WAS??
258.) „fyi“ – ihr seid ja sooo cool.
259.) „Ich kriege da keinen Anpack dran.“
260.) „Ich stelle das (an andere Abteilung o.ä.) durch.“ Und ich drehe durch.
261.) „schlagmichtot“ (statt „was weiß ich“). Wie gerne würde ich!
262.) „Chapeau!“ Genau so überflüssig wie
263.) „Da gehen wir d’accord“
264.) „Ja nee…“ – was nun, ja oder nein?
265.) „Das ist der Urschleim.“ Ekelig.
266.) „Die Sache fliegt.“ Siehe auch Nr. 183
267.) „Das wird kein Kindergeburtstag.“ Eher Kindergarten.
268.) „Wir brauchen belastbare Zahlen.“
269.) „Wir nehmen Ihr Anliegen sehr ernst.“ Floskel für „Sie nerven!“
270.) „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.“
271.) „Das sehe ich noch nicht.“ Aber wir müssen es leider hören.
272.) „Fit wie ein Turnschuh“ – Unfug, siehe hier.
273.) „Auf Wiederschauen.“ Was soll das sein?
274.) „Das ist immer eine feste Bank.“ – nicht sehr vertrauenserweckend.
275.) „sprich“ im Sinne von „das heißt“
276.) „irgendwie“ – der Bruder von „quasi“ (Nr. 236) und „sozusagen“ (Nr. 237)
277.) „Ich adressiere das.“ Siehe auch Nr. 260.
278.) „Das würde ich sofort unterschreiben.“
279.) „Das ist ganz großes Kino.“ Nur der Film ist leider scheiße.
280.) „Das Thema sehe ich bei Ihnen verortet.“
281.) „Nach dem Prinzip ‚slide the elephant‘“
282.) „Geben Sie mir bitte bis Mittwoch ein Feedback.“
283.) „Das habe ich noch auf dem Zettel.“
Neu:
284.) „Ich lade Sie dazu ein…“ …und wagen Sie es besser nicht, dieser Einladung nicht zu folgen!
285.) „Check!“ – das neue(?) „Okay“
286.) „Das haben wir in der Pipeline.“ Da kriege ich ein Rohr.
287.) „Das ist suboptimal gelaufen.“
288.) „Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grat.“
289.) „Wir müssen die Leute besser einbinden.“
290.) „Ich sage das mal off the records.“ – Halt besser einfach die Klappe.
291.) „Ich bin gerade in einem Call.“
292.) „Können Sie das bitte mal vercharten?“
293.) „Das müssen wir noch verschriftlichen.“
294.) „Sorry, kurze Biopause.“ Ja, verpiss dich.
295.) „Ich habe das mal gehighlightet.“ Nicht sehr helle.
296.) „Kannst du das noch mal challengen?“ Eine echte Herausforderung für das Ohr.
297.) „Happy Call“ – macht nicht sehr fröhlich.
298.) „Wir gehen davon aus, dass…“ … wir es absolut nicht wissen.
299.) „In der IT-Welt…“
300.) „Storyboard“
301.) „Was sind die next steps?“
302.) „Die betreiben sherry picking.“
303.) „Breakout Session“
304.) „Hallo @all!“

***

Das war es für dieses Mal. Ich gehe davon aus, dass Sie weitere Floskeln in der Pipeline haben, daher lade ich Sie ein, mir diese zum Zwecke der Verschriftlichung mitzuteilen. Vielen Dank.

8. Mai oder warum die 13 keine Unglückszahl ist

Wer hätte gedacht,
heute vor achtzehn Jahren,
Himmelfahrt,
als du mich ansprachst, versehentlich,
weil du mich mit jemandem verwechselt hattest,
blaukartiertes Hemd,
wir dennoch den ganzen Tag miteinander verbrachten,
wandernd durchs Lippische,
du mich abends nach Hause brachtest in deinem alten Citroen AX,
noch mit hoch kamst
und über Nacht bliebst,
und ich am nächsten Morgen, als du fuhrst, dachte:
Netter Kerl, vielleicht sieht man sich ja mal wieder,
und du schon am nächsten Abend anriefst,
fragtest, ob wir uns wieder sehen können,

wer hätte da gedacht,
dass wir uns genau fünf Jahre später,
heute vor dreizehn Jahren,
im Standesamt zu Bonn das Jawort geben,
das bis heute hält?
Abends schlafe ich noch immer in deinen Armen ein
und wache am Morgen neben dir auf.
Für immer Dein, das ist mein größter Wunsch!
Alles andere erscheint dagegen unbedeutend.

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Kein Kind, kein Hund, und doch:
Wer hätte gedacht,
als wir uns das Jawort gaben,
dass wir mal nicht mehr nur zu zweit sein werden?
Es ist wie es ist.
Es ist so phantastisch,
und ich hoffe, das bleibt noch lange so.

Woche 18 in Bildern: Regen und Blüten

Ja, auch ich hoffe auf einen sonnigen Sommer mit blauem Himmel und Temperaturen deutlich oberhalb der zwanzig Grad im Schatten. Und doch komme ich nicht umhin, auch einem Regentag seinen Reiz zuzugestehen. Es muss ja nicht gleich tagelanger Dauerregen mit Gewitter und Hagel sein. Die nachfolgenden Bilder entstanden in der vergangenen Woche in und um Malaucène, Südfrankreich:

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Dass auch der rheinische Regen dem in nichts nachsteht, mögen die nächsten Bilder verdeutlichen, die ich heute in Bonn machte:

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