Woche 52: Traumreisen und Tütensuppe

KW52 - 1

Montag: Wo Menschen unterschiedlichen Charakters zusammenleben, kommt es mitunter zu Reibungen, auch und gerade so kurz vor Weihnachten. Doch verursacht Reibung bekanntlich Wärme, und die können wir gut brauchen, nicht nur zu Weihnachten.

„Viel­falt stei­gert das Auf­nah­me­ver­mö­gen: beim Kunst­ge­nuss, bei der Pfle­ge von Freund­schaf­ten. Manch­mal beim Sex. Ein kom­ple­xes The­ma“, so die Ernährungsforscherin Bar­ba­ra Jean Rolls im SPIEGEL auf die Frage, ob wir mehr essen, wenn das Angebot abwechslungsreich ist.

Vor fast genau sieben Jahren, konkret am 20.12.2012, endete ein TagebuchEintrag so: „Ach ja, laut Maya-Kalender geht morgen angeblich die Welt unter, somit war dies dann der letzte Eintrag. Sollte es so sein: Mein Leben auf dieser Erde war sehr schön!“ Drei Tage später dieses: „Wider Erwarten ist die Welt am Freitag doch nicht untergegangen. Stattdessen war ich am Freitagabend in der Stadt, Weihnachtsgeschenke kaufen; viel schlimmer hätte ein Weltuntergang auch nicht sein können.“

Dienstag: Während ich die Autos auf den Straßen und die Menschen auf den Bahnsteigen betrachte, frage ich mich, um wie vieles diese Welt friedlicher sein könnte, wären wir nicht bestrebt, ständig den Aufenthaltsort zu wechseln und Waren durch die Gegend zu schicken. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

Mittwoch: Zum Beispiel von Bonn nach Ostwestfalen, wo wir heute und morgen den familiären Fest-Pflichten nachkommen. Wofür braucht man eigentlich Weihnachten?

Das Wort „Engentado“ kommt übrigens aus dem Spanischen, es bezeichnet den Wunsch nach Einsamkeit.

Donnerstag: Alle Lieben gesehen, alle Geschenke* verteilt und empfangen, viel gegessen und (vielleicht etwas zu viel) getrunken, viel gelacht, unter anderem über freilaufende Eier und die Frage: „Wo waren wir nochmal morgen?“ Gestaunt über ein Feuerzeug: Nicht eines mit gas- oder benzingenährter Flamme, sondern klimaschonend elektrisch, mit Lichtbogen oder so, fragen Sie mich nicht. Das Erstaunliche daran war allerdings nicht die Antriebsart, sondern ein Nebeneffekt. Bei Betätigung erzeugt das Gerät einen offenbar äußerst fiesen Ton, den nur Menschen unter dreißig wahrnehmen. Von so etwas hörte ich schon mal, dabei ging es, wenn ich mich recht erinnere, um Geräte zur Vergrämung Jugendlicher von beliebten Lungerstätten. Nun erlebte ich es in eigener Anschaung: In der anderen Ecke der Stube gaben sich die in den Zwanzigerjahren und somit der frischen Blüte ihres Lebens stehenden Neffen und Nichten dem Kartenspiel hin, mit richtigen Papierkarten und nicht etwa einer Kanaster-App. Jedes Mal, wenn nun jemand im Raum das Ding anschaltete, hielten sie sich schmerzverzerrt die Ohren zu und riefen herüber „Aua, mach das aus!“, während wir Alten beim Geplauder über vergangene Zeiten nicht den leisesten Piep vom Feuerzeug ausgehend hörten. Auch die älteste Nichte hörte nichts und fand das richtig doof, weil sie mit ihren zarten zweiunddreißig sich demnach nun auch zu den Alten zugehörig fühlen darf.

An den zwei Tagen etwa fünfhundert Kilometer mit dem Auto gefahren, nachmittags wieder zu Hause. Jetzt kann Weihnachten beginnen.

Woanders auch: „Wir schauten dann die erste Folge Schwarzwaldklinik in der Mediathek um unsere Gehirnzellen auf das traditionelle Traumschiff-Gucken heute Abend herunter zu kühlen …“

* Ach so, nein, nicht alle, ein Geschenk fehlt noch. Das bereite ich mir morgen selbst.

Freitag: Leider ist mein persönliches Selbstgeschenk im zuständigen Fachgeschäft vorübergehend ausverkauft, anscheinend bin ich nicht der einzige Verrückte, der das haben muss. Voraussichtlich im Januar kommt es wieder rein. Das ist nicht schlimm, im Januar freue ich mich auch noch über den Anruf des Fachhändlers, wenn die Ware eingegangen ist. Das finde ich im Übrigen schöner, als es irgendwo zu bestellen und dann auf das Paket zu warten. – Was es ist? Das wird nicht verraten, sonst ist es ja keine Überraschung. Also gut, ein kleiner Hinweis: die 87-fache Verkleinerung eines Gegenstandes, der an einem Montag schon einmal hier Erwähnung fand.

Auf den Besuch des Fachgeschäfts folgte ein nachweihnachtlicher Spaziergang durch die Stadt und an den Rhein. Ohne Notwendigkeit und konkretes Ziel durch die Gegend laufen zu können ist auch ein Geschenk, zudem äußerst kostengünstig.

„Was für ein kleiner Player“, hörte ich im Vorbeigehen eine junge Frau zu einer anderen sagen. Ich weiß nicht, um wen oder was es dabei ging, nach einer Liebesbezeugung klang es jedenfalls nicht.

Aus einem Zeitungsbericht zum 25-jährigen Bestehen der Telekom: „Ausländische Sex-Dienste wurden auf Handvermittlung umgestellt, die Nutzung ging stark zurück.“

Samstag: Abends aßen wir beim Spanier an der Ecke. Mit an unserem Tisch saß ein junges Paar. Zwar gelingt es mir mit zunehmendem Alter immer weniger, bei Hintergrundgeräuschen wie Gaststättengeraune anderer Leute Gespräche zu folgen (was ich nur selten als nachteilig empfinde), doch war offenbar, dass sich beide noch nicht lange kannten, vielleicht hatten sie sich erst kurz zuvor auf Tinder zusammengewischt. Ihn hörte ich fragen: „Du fertigst dann so die Packages?“ Vielleicht war sie in der IT-Branche tätig oder bei einem Versandhändler, was weiß ich, wo überall Packages gefertigt werden. Zwischendurch minutenlange Gesprächspausen, in denen sich dem jeweils eigenen Datengerät gewidmet wurde, vielleicht tinderten sie schon nach dem nächsten Partner, angeblich wollen sich die jungen Leute ja nicht so schnell festlegen, erst recht nicht bei der Partnerwahl. Doch sparte man unterdessen nicht mit dem Austausch von Zärtlichkeiten über Hand und Mund, auch in Kombination. Immerhin, und dafür bin ich den beiden wirklich dankbar, verzichteten sie darauf, sich gegenseitig Speisen zum Mund zu führen, wie man das aus Reklame für Beziehungsbörsen, Traumreisen und Tütensuppe kennt. Hoffen wir, dass der Abend und die Nacht noch einen für beide zufriedenstellen Verlauf nahmen. Ich an ihrer Stelle hätte ihn jedenfalls nicht mehr alleine in die Kälte entlassen, aber das ist ein anderes Thema.

Sonntag: In der Nacht kam ich sehr schlecht in den Schlaf, erst nach vier Uhr betrat ich das Reich wirrer Träume. Was mich solange wach hielt, war weniger die Sorge um das junge Liebesglück, vielmehr verdächtige ich den Espresso nach dem Essen in Verbindung mit den Kaffeebohnen im abschließenden Sambuca. Während ich mich wälzte, fielen mir folgende Zeilen ein:

Nimmst du Kaffee nach dem Essen / kannst die Nachtruh‘ du vergessen.

Nimmst du Kaffee vor der Nacht / bis du um den Schlaf gebracht.

Nimmst du Kaffee nach dem Nach- / tisch liegst du bis morgens wach.

Zugegeben, hinsichtlich der poetischen Qualität eher flachwurzelnd, jedoch immerhin erstaunlich, dass ich mir diesen Mist bis nach dem Aufstehen merken konnte.

Ansonsten erfuhr mein Leben während des Sonntagsspaziergangs insofern einen Wendepunkt, als dass ich nunmehr weiß, es gibt Fabrikschilder für Gehwegplatten.

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Noch was zum Thema Alter – Hier bei Frau Postman gelesen und für gut befunden:

„In letzter Zeit – nein, eigentlich schon länger – denke ich oft, wie gut, dass ich nicht mehr so jung bin, dann werde ich die ganz grossen Katastrophen, auf die diese Welt scheinbar unaufhaltsam zusteuert (ich bitte, diese trivial-pathetische Ausdrucksweise zu entschuldigen, ich bin irgendwie noch im Weihnachtsmodus….), höchstwahrscheinlich nicht mehr erleben. Das ist noch nicht mal immer so ein schlimmer Gedanke, da es mich, logisch, mit dem Verstreichen meiner Lebenszeit ein klein wenig versöhnt.“

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Verkehrsminister entlassen werden sollte.

 

Woche 51: Oktoberfest auf Hallig Oland

Montag: Heute ist Namenstag von Adelheid, Ado und Sturm. Sturm? Ist Ihnen jemals eine Person dieses Namens begegnet? Windfried vielleicht. Aber Sturm?

Was sonst noch in der Zeitung steht: Greta Thunberg saß im ICE in Ermangelung eines freien Sitzplatzes auf dem Boden. Ja und? Tausende täglich stehen in Bussen und Bahnen, weil es nicht genug Sitzplätze gibt. Nicht auszudenken, jedem würde dafür eine Zeitungsmeldung und ein persönlicher Entschuldigungs-Tweet der Bahn zuteil. Übrigens musste ich heute auf dem Heimweg vom Werk auch in der Bahn stehen. Nur dass sie es wissen. Liebe Stadtwerke Bonn, schon gut, ich bin nicht mehr bei Twitter.

Übrigens gibt es das Bonner Stadthaus jetzt auch vorübergehend in schön:

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Dienstag: Die Erkältung, die mich seit Tagen zankt und die Nase am Laufen hält wie eine Wasseruhr, ließ mich am frühen Vormittag den Entschluss fassen, das Werk zu verlassen und mich ins Bett zu legen. Zugegeben: Es könnte schlimmer sein.

Oder so:

Als Jüngling nahm er noch tapfer an,

ein Schnupfen ihn nicht belasten kann.

Er weiß nicht, warum:

jetzt haut er ihn um.

Vielleicht wird er endlich ein richtiger Mann?

Mittwoch: Ich nehme es der Erkältung nicht besonders übel, mich einen weiteren Tag überwiegend im Bett verbringen zu lassen. Vielleicht kommt dadurch endlich diese „Besinnlichkeit“ über mich, von der in diesen hektischen Tagen alle reden?

Gehören Sie auch zu den Menschen, die in vielen Dingen Gesichter und andere Körperteile zu erkennen glauben?

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Wo wir gerade bei „Körper“sind: Die krankhaft-aggressive Abneigung gegen Körpergeräusche anderer Menschen, wie Kauen, Gähnen oder Niesen nennt man „Misophonie“, steht in der PSYCHOLOGIE HEUTE. Das kenne ich. Jedes Mal, wenn der Geliebte bei notwendiger Verrichtung die Klotür offen lässt, möchte ich ihn anschreien.

Donnerstag: Die Hoffnung, bis Jahresende noch einige Überstunden durch frühen Feierabend abzubauen, zerschellte am frühen Nachmittag an einem Arbeitsauftrag, zu erledigen bis morgen Mittag. Früher hätte ich mich darüber erregt, heute sehe ich es mit gewisser Entspannung: Wenn es gut werden soll, erfordert es Zeit. Ohne Zeit wird es Murks. Das ist dann eben so.

„Anwohner und Anwohnerinnen gründeten Bürgerinitiativen“, lese ich. Muss es nicht heißen „Bürger- und Bürgerinneninitiativen“?

Freitag: „Schöne Restvorweihnachtszeit“, wünscht jemand am Ende einer Mail. Welch herrliches Wort und gleichsam angenehme Abwechslung zu den bebilderten und schlimmstenfalls animierten Jahresendgrüßen, die sonst so eintreffen.

Aus einer Mitteilung: „H hat sich auch immer für Minderheiten eingesetzt, insbesondere waren ihr Männer und Elternzeit ein Anliegen.“

Samstag: Verleser auf dem Weihnachtsmarkt: „Gebrauchte Mandeln“. Das passiert mir öfter; hier einige Beispiele aus meinen Notizen, für die sich bislang keine Unterbringung in einem Text fand:
Duschvorhaut, Laberzirrhose, Besucherrotze, Abschaumhalde, Alterssteinzeit,
Fliegenleger, Stripvisite, Geburtstagsvorbereitungskurs, Kugelgroll, Leberhose,
Pharmaschinken, Kilofornien, organisatirisch, Feuchttraumdose.
(Das können Sie nicht sehen: Interessanterweise macht die Textverarbeitung unter einige dieser Wörter keine rote Strichellinie.) Falls Sie Verwendung für eins oder mehrere davon haben, bitte bedienen Sie sich.

Der Geliebte über Adam und Eva: „Den Apfel hätte ich auch genommen. Ich hätte nur anschließend die Schlange geköpft, damit sie das nicht weitererzählt.“

Sonntag: „Wie würdest du deinen Traumurlaub verbringen?“, wurde die Tage hier gefragt. Meine Antwort: In einem Liegestuhl irgendwo, wo es ruhig und warm ist, mit Blick auf Wasser oder eine schöne Landschaft, oder auf Wasser in schöner Landschaft, jedenfalls das Auge erfreuend beziehungsweise „oogstrelend“, wie der Niederländer sagt, wenn er an einem Kanal eine tulpenumtoste Windmühle in ruhiger Rotation vor sich hin mahlen sieht. Idealerweise an einem Ort, wo Weihnachten nur ein Wort ist wie „Oktoberfest“ auf Hallig Oland. Oder in Sankt Ulrich am Pillersee. Dazu ein Stapel Bücher und ein Notizbuch. 

Nah und fern

Jetzt bist du da,

bei mir ganz nah,

voll Wonne

wühl ich dir durchs Haar.

Doch sehe ich dich,

wie die Sterne,

manchmal

auch aus der Ferne gerne.

***

Hinweis: Vorstehende Zeilen haben keinerlei aktuellen Bezug zu einer tatsächlich existierenden Person. Sie kamen mir nur spontan in den Sinn, als eine hier wirklich nicht gemeinte Person einen Satz mit „Ferne“ und „gerne“ sagte.

Woche 50: Habemus balneum

Montag: Die Verbraucherschutzkommision der Europäische Union warnt vor bestimmten Feuerwerkskörpern, weil mit deren Gebrauch Verbrennungen und Gehörschäden einhergehen können. Ach was. Warum wird nicht auch vor finanziellen Einbußen nach deren Erwerb gewarnt?

Zurecht weist Frau Marjorie auf das Fehlen des Wortes „tatsächlich“ in der jüngst fortgeschriebenen Floskel-Liste hin. Das ist umso unverzeihlicher, als dass ich mich bereits an einem Freitag im April über seinen übermäßig-unsinnigen Gebrauch ausließ. Vielen Dank für den Hinweis, das Wort wird selbstverständlich bei nächster Gelegenheit ergänzt.

Dienstag: „Das hat eine gewisse Ambivalenz. Reibung erzeugt Wärme“, sagte morgens in der Bahn eine Frau zu ihrem Nebenmann. Wie kann man am frühen Morgen schon so einen Unsinn reden.

„Das ist wie das Henne-Huhn-Prinzip“, sagte die Kollegin später in der Besprechung. Ich war zu müde, mir von ihr das Prinzip erläutern zu lassen.

„Ein Smoking ist auch nichts, was man nicht nicht haben müsste“, sagte der Liebste am Abend. Darüber muss man erstmal nachdenken. Braucht man so ein Ding nun oder nicht oder nicht nicht oder doch? Rein mathematisch bedeutet eine dreifache Verneinung „nein“, doch bin ich mir nicht sicher.

Bereits ab 2021 soll Tabakwerbung in Deutschland schrittweise verboten werden, welch politischer Donnerschlag. Ein im Fernsehen sich äußern dürfender Tabaklobbykasper sieht darin indes einen gesundheitspolitischen Rückschritt, werde der Tabakindustrie dadurch doch die Möglichkeit genommenen, über weniger gesundheitsschädliche Produkte wie Elektrozigaretten zu „informieren“. Auf diese Argumentation muss man auch erstmal kommen.

Apropos Jugendschutz:

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Ein wenig fühlt es sich an wie ein Ritterschlag.

Gelesen hier, und das gefällt mir richtig gut, das sollte man sich immer wieder bewusst machen:

„Man sollte Alltag sehr viel mehr schätzen; man merkt das, wenn der Alltag zwischendurch mal wegbricht. Deswegen mache ich soviel Alltag wie möglich.“

Aus gegebenem traurigen Anlass:

Mittwoch: Diese Woche gab es nur ein dienstlich veranlasstes vorweihnachtliches BesoffenBeisammensein, mit teambildendem Aufenthalt in einem sogenannten „Escape-Room“. Kann man mal machen, doch bedarf es keiner kurzfristigen Wiederholung. – Erwähnte ich schon meine Abscheu gegen Event-Gruppenbilder? Auf solchen erkennen Sie mich stets als denjenigen, der niemals in die Kamera schaut.

Donnerstag: »Frauen mögen es in der Wohnung wie auch im Büro lieber wärmer, Männer dagegen kühler. Deshalb tobt in vielen Familien und Betrieben der „Kampf um den Thermostat“«, lese ich beim Morgenkaffee in der PSYCHOLOGIE HEUTE. Womit meine weibliche Seite sehr treffend beschrieben wäre, wobei in diesem Haushalt mehr die Balkontür Gegenstand der Kampfhandlungen ist.

Ich bin kein Morgenmensch. Kommunikation vor neun Uhr ist mir ein Graus, insofern verwundert mich immer wieder, wie viele Menschen bereits um kurz nach sieben auf dem Weg ins Werk das Telefon am Ohr haben beziehungsweise, die Jüngeren, wie ein Schmalzbrot vor sich halten. Eine Oase der Stille war bislang die halbe Stunde zwischen Bad (als wir noch eins hatten), Ankleidung und Aufbruch ins Werk. Aufgrund – grundsätzlich begrüßenswerter – organisatorischer Änderungen im unmittelbaren menschlich-persönlichen Umfeld ist es damit auch vorbei: Bereits beim ersten Kaffee des Tages versucht man, mich in Gespräche zu verwickeln, zudem wird die Balkontür aufgerissen, um meine innere Frau zu frösteln.

Später im Werk: „Können wir bitte erstmal nur die Topics aufnehmen, auf gut Deutsch?“, sagte der Projektleiter. Er klang dabei nicht besonders ironisch.

Freitag: Morgens verkündete der Fahrer der Stadtbahn, während wir in der Haltestelle Hauptbahnhof standen, der Zug nebenan fahre vor uns ab, woraufhin etwa sechzig Prozent der Fahrgäste fluchtartig den Wagen verließen und nach nebenan liefen, auf dass sie früher ans Werk kommen. Eine knappe Minute später setzte auch unser Wagen seine Fahrt fort. Was treibt diese Menschen nur?

Habemus balneum – auf gut Deutsch: Nach zwei Monaten und sechzehn Tagen wurde endlich die Dusche installiert. Höchste Zeit; langsam wurde es unbequem und lästig, jeden Morgen runter an den Rhein zu gehen. Weiterhin stößt das morgendliche Leeren des Nachttopfes auf die Straße zunehmend auf Missfallen von Passanten und Anwohnern. Aber wer weiß, vielleicht bekommen wir schon kommende Woche das Klosett eingebaut.

Samstag: Experten forderten kürzlich, Katzen wegen ihres Jagdtriebes und der damit verbundenen weiteren Dezimierung von Singvögeln nicht mehr frei herumlaufen zu lassen, was erwartungsgemäß nicht auf ungeteilte Zustimmung stößt. Frau Susanne H aus B schreibt dazu in einem Leserbrief an den SPIEGEL:

„Wann immer meine Katzen Jagdglück hatten, hatte sich der Vogel dumm und sorglos angestellt. Hätte er seine Dummheit an seine Nachkommen weitervererben sollen?“

Sonntag: Eines der schönsten Geräusche ist das Prasseln von Regentropfen auf die Fensterbank unseres Schlafzimmers, vor allem wenn ich mich nochmal umdrehen und weiterschlummern kann. Wie heute früh.

Matthias Brandt schreibt in „Blackbird“, meiner derzeitgen Bettlektüre:

„Ich könnte genauso gut jemand anders sein. Alleine schon, wenn ein anderes Spermium ein bisschen schneller gewesen wäre, wäre ich jetzt vielleicht nur eins dreiundfünfzig groß gewesen und hätte eine Riesennase gehabt, also noch viel größer, als mein Zinken ohnehin schon war, und ich würde zu Modelleisenbahnertreffen fahren oder was weiß ich.“

Da ist was dran. Statt in warmer Stube mit der Modelleisenbahn zu spielen, würde ich vielleicht morgens die Balkontür aufreißen und abends Fußball kucken. Was weiß ich.

Verkaufsoffener Sonntag in Bonn. „Genussvoll shoppen im Lichterglanz“, so das Motto. Wenigstens nicht „besinnlich“. Ich ziehe es dennoch vor, die Innenstadt zu meiden.

Aufgewärmt zum Advent: Gedanken zu Weihnachten

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Nun feiern wir sie also wieder, die Geburt Jesu Christi, dem Sohn Gottes, der auf diese Welt kam, um unsere Sünden auf sich zu nehmen. Und da hat er einiges zu tragen.

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, kann und möchte es nicht völlig ausschließen, auch wenn man sich das in der heutigen Zeit fast nicht mehr laut zu sagen traut, da man sich der mitleidigen Blicke der abgeklärten Mitmenschen sicher sein kann. Warum ich es für möglich halte? Ich weiß es nicht. Es geht ja um Glauben und nicht um Wissen, denn bekanntlich heißt Glauben ja gerade nicht Wissen. Mag sein, dass es ein höheres Wesen, eine höhere Instanz gibt, an die ich mich wenden kann, wenn ich in Not bin. Ob der/die/das nun Gott heißt oder Jesus, Allah, Schicksal, Universum, Google oder wie auch immer, ist unerheblich.

Schwieriger wird es für mich mit der Bibel. Das soll Gottes Wort sein? Die Bibel ist eine Ansammlung verschiedener Texte, die Menschen vor mehreren Jahrtausenden aufgeschrieben haben im Rahmen ihres damaligen Wissens bzw. dessen, was sie für Wissen und gesicherte Erkenntnisse hielten, und die seitdem durch die Kirchen, deren Befugnisse ich für nicht minder zweifelhaft halte, mehrfach umgeschrieben und -deutet wurden. Dort steht, die Erde sei in sieben Tagen geschaffen worden (was nicht einmal mehr die katholische Kirche glaubt), auch viele der beschriebenen Wunder möchte ich in das Reich menschlicher Phantasie verweisen; ja selbst, und nun kommt wieder der Bezug zu Weihnachten, die Frage, ob Gott in Form seines Sohnes Jesus auf der Welt war und in der beschriebenen Form gewirkt hat, wage ich anzuzweifeln.

Nur an der Richtigkeit einer biblischen Behauptung scheint in weiten Teilen unserer Gesellschaft, egal ob gläubig oder nicht, kein Zweifel zu bestehen, selbst unter denjenigen nicht, die in jüngerer Zeit den Untergang des Abendlandes befürchten: Der Überreichung von Gold, Myrrhe und Weihrauch durch drei Herren aus dem Morgenland. Anders ist der alljährliche Wahnsinn nicht zu erklären, der in diesen Tagen und Wochen in Städten und Paketverteilzentren tobt. Was gäbe ich dafür, hätte sich ein gewisser Matthäus stattdessen was anderes ausgedacht, gerne irgendwas mit Ruhe und Reiseverbot. Und niemand komme mir bitte nicht mit „Besinnlichkeit“.

Aber so ist es nunmal. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss noch mal kurz in die Stadt.

***

Nachwort: Einige der vorstehenden Zeilen verfasste ich erstmal im Dezember 2007, als dieses Blog noch ganz jung war. Da sich meine religiösen Ansichten seitdem etwas weiterentwickelt haben, habe ich den Aufsatz ein wenig aktualisiert und gebe ihn Ihnen gerne erneut zur Kenntnis.

Woche 49: Geballte Besinnlichkeit

Montag: Zur Erheiterung des Geliebten lief am Morgen mit meiner Frisur etwas schief. Der Tag entwickelte sich dennoch ganz passabel. Zumal eine missratene Frisur ja oft nur der bemerkt, dessen Haupt sie verunziert, und das auch nur beim Blick in den Spiegel oder gegen die Scheibe der Stadtbahn während der Fahrt durch den dunklen Tunnel.

Übrigens, wenn Sie mir Unbehagen einjagen wollen, schicken Sie mir eine Nachricht, die die Begriffe „Offsite“ und „Teambuilding“ enthält.

Dienstag: Oder „Rollenspiel“ oder „Escape Room“.

„Als Kleinkünstler gehört er der Poetry-Slam-Szene an“, schreibt die Zeitung über einen mir bekannten und geschätzten Schreiber. Gibt es eine beleidigendere Bezeichnung für einen Wortschöpfer als „Kleinkünstler“?

Zum Tag:

Mittwoch: „Wolfsverdachtsgebiet“ – welch wunderbares Wort. Schade, dass die Gebrüder Grimm es noch nicht kannten: Welch Zierde hätte es den Märchen von Rotkäppchen und den sieben Geißlein verliehen!

Apropos Märchen: Es liegt mir fern, unangemessen über Heilpraktiker und ihre Methoden und Mittel zu urteilen. Aber was sagt es über diesen Berufsstand aus, wenn eine mir bekannte Vertreterin dieser Zunft ungefähr einmal monatlich eine Erkältung erleidet?

Donnerstag: Heute ein Tag frei. Nach Weihnachtsfeiern gestern und vorgestern ist das sinnvoll und notwendig. Außerdem war ich beim Friseur. Das war auch dringend notwendig.

In einem Leserbrief schreibt ein Alexander T aus B über die Klimadiskussion:

„… sind die Forderungen absurd und fernab jeder Realität. […] Die Annahme, dass ich wegen Kinder-Demonstrationen meinen Lebensstil ändern werde, ist noch abstruser. Ich fahre deswegen nicht weniger Auto, fliege und heize weniger, konsumiere weniger Fleisch oder werde auf Bus und Bahn umsteigen. Zudem leben die auch meisten Menschen weiter wie bisher und lassen sich von dem Klima-Gedöns nicht beeindrucken.“

Klima-Gedöns – auch so etwas muss die Meinungsfreiheit aushalten.

Noch mehr Natur-Gedöns: „Erde gehört nicht in die Biotonne“, steht im neuen Abfallplaner der Stadt Bonn. Dem ist fürderhin nicht zu widerraten – nach all dem Glyphosat und anderem Giftzeugs, das wir versprühen, ist dieser Planet nach Ende der Nutzungsdauer wohl eher als Sondermüll zu behandeln.

Abends die nächste Weihnachtsfeier. Tage voller geballter Besinnlichkeit.

Freitag: In der Bahn saß mir ein Mann mit einer Bouvier-Tasche gegenüber. Für Nicht-Bonner: Bouvier war eine große Buchhandlung in der Bonner Innenstadt, die wahlweise anstatt Plastiktüten rote Stofftaschen mit einem undefinierbaren schwarzen Symbol anbot. Da der Bonner sich gerne kulturbeflissen und naturschonend gibt, gehörten diese Beutel zum Stadtbild wie Beethoven und geschlossene Bahnschranken; ständig sah man jemanden mit einer solchen Tasche. Vor nunmehr sechs Jahren schloss Bouvier für immer, seitdem verschwanden auch die roten Taschen langsam aus dem Stadtbild. Die Bahnschranken in der Südstadt sind unterdessen weiterhin überwiegend geschlossen.

Zur Abwechslung abends mit den Lieben zu Hause, keine Weihnachtsfeier.

Samstag: Wir wohnen in einer Straße, die sehr ruhig wäre, endete sie nicht in der Ein- und Ausfahrt einer öffentlichen Tiefgarage. Zudem ist sie aufgrund am Straßenrand parkender Fahrzeuge stellenweise nur einspurig befahrbar, was gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit immer wieder zu unterhaltsamen Szenen führt, wenn sich zwei Wagen begegnen und nicht aneinander vorbei fahren können. Erst bleiben sie voreinander stehen, auf dass der jeweils andere zurücksetze. Dann hupen sie, schließlich schreien sie sich an, manchmal steigen sie dazu sogar aus, derweil sich hinter beiden Wagen Schlangen bilden, deren Fahrer in das Hupen und Schreien einstimmen. Irgendwann gibt einer der beiden nach, lenkt seinen Wagen über den Bordstein auf den Gehsteig, woraufhin der andere mit aufheulendem Motor und wüsten Beschimpfungen (soeben gehört: „Penner! Wxxxer! Lern erstmal Autofahren!“) auf- und abbraust. Ich liebe es, wenn Menschen Einblicke in ihre Abgründe gewähren. Jedenfalls solange es bei Worten bleibt und ich nicht unmittelbar beteiligt bin.

Sonntag: Nach einer weiteren Weihnachtsfeier bis nach elf im Bett liegen zu bleiben ist auch eine mögliche Form, den Carpe-Diem-Gedanken zu verwirklichen, und sicher nicht die schlechteste an Tagen wie heute, an denen es gar nicht richtig hell werden will.

 

Floskelschaumkraut – 18. Fortschreibung

Grauen11

Sprache entwickelt sich laufend weiter – nicht immer zum Guten, wie die nachfolgende Liste zeigt. Seit der letzten Aktualisierung sind wieder einige neue und nicht ganz so neue Phrasen aus Aufzug, Büro, Besprechungen, Telefonkonferenzen und dem täglichen Wahnsinn in mein leidgeprüftes Ohr gedrungen. Die Neuzugänge finden Sie ab der laufenden Nummer 422.

***

1.) „Okay…“ mit anhebender Stimmmodulation auf der zweiten Silbe. Mein absoluter Spitzenreiter.

1a) „Okodoki“ – die kleine, nicht minder schlimme Schwester von 1.)

2.) „Gesundheit!“ Verdammt, lasst mich doch einfach in Ruhe niesen!

3.) „Geht das zusammen oder getrennt?“

4.) „nicht wirklich“

5.) „Wir müssen die Leute mit ins Boot holen“

6.) „Wir müssen die Leute abholen

7.) „Da bin ich ganz bei dir/Ihnen“

8.) „Da bin ich fine mit“ (oder „fein“?)

9.) „Gerne!“ als Antwort auf „Danke“

10.) „Mahlzeit!“ – der Klassiker.

11.) „Da sind wir gut unterwegs

12.) „Da sind wir gut aufgestellt

13.) „Kein Thema!“

14.) „Herausforderung“, auch wenn es ein scheiß Problem ist.

15.) „Halloo…??“ mit Empörung vorgebracht, statt „Wie bitte?“

16.) „Ich freue mich auf…“ im Zusammenhang mit geschäftlichen Terminen/Angelegenheiten/was auch immer. Das glaubt ihr doch selbst nicht!

17.) „Das ist so was von [beliebiges Adjektiv]“

18.) „Ich sag mal…“

19.) „Na Urlauber…?“ am ersten Tag nach dem Urlaub. Als wenn es nicht so schon schlimm genug wäre, wieder arbeiten zu müssen!

20.) „Das geht g a r nicht!“ Wirklich nicht.

21.) „Wie [beliebiges Adjektiv, zumeist jedoch ‚geil‘] ist d a s denn??“

22.) „Am Ende des Tages…“

23.) „Das macht Sinn“

24.) „Super-GAU“, genau so unsinnig wie „das einzigste“

25.) „Quantensprung“. Ich nehme an, 95% derjenigen, die das Wort benutzen, kennen dessen eigentliche Bedeutung nicht.

26.) „mit Migrationshintergrund“ trieft nur so vor politischer Korrektheit.

27.) „Du, damit habe ich kein Problem.“ („Aber bleib mir weg damit!“)

28.) „wünsche … gehabt zu haben!“

29.) „Wer mich kennt, weiß, dass ich [blablabla]…“ – beliebte Wichtigtuer- und Arschlochfloskel

30.) „Da müssen wir jetzt Gas geben“

31.) „Das habe ich auf dem Schirm“

32.) „spannend“ im Zusammenhang mit irgendwelchen halbwichtigen geschäftlichen Angelegenheiten

33.) „Ich bin im Moment lost

34.) „An der Stelle…“ als Füllfloskel

35.) „Und äh…“ als Satzeinleitung, vor allem, wenn danach sekundenlang nichts mehr kommt

36.) „Dafür nicht“ als Antwort auf Danke

37.) „sexy“ in geschäftlichen und somit völlig unerotischen Zusammenhängen

38.) „Wir müssen die Kuh vom Eis holen“ (Auch schon gehört: “die Crux vom Eis“)

39.) „Ins offene Messer laufen“

40.) „Im Tal der Tränen“

41.) „Da müssen wir Geld in die Hand nehmen“

42.) „Das Projekt auf die Straße bringen“

42a) „Die PS auf die Straße bringen“

43.) „Auf Augenhöhe diskutieren“

44.) „Erdrutschartiger Sieg“ – Journalistenquatsch, ebenso wie

45.) „Ein Schluck aus der Pulle“ und

46.) „Geld in die Kassen spülen“.

47.) „Lohnenswert“ – dieselbe Wortfamilie wie „das einzigste“

48.) „Yummie“ – heißt wohl so viel wie lecker, was bei genauer Betrachtung nicht viel besser ist.

49.) „Zeitfenster“ – bitte geschlossen halten, es zieht.

50.) „Otto Normalverbraucher“, der Schwager von Max Mustermann.

51.) „Spaß beiseite“ – wer das sagt, hat wohl auch sonst nicht viel Freude.

52.) „Da bin ich leidenschaftslos“ und

53.) „Da bin ich schmerzfrei“ – mir tut es verdammt weh.

54.) „wtf“ = „What the fuck“. Gerne auf Twitter genutzt, ebenso wie

55.) „#fail“ – ja, mangelhaft!

56.) „Nennen Sie mal eine Hausnummer.“ Bitte: 19b, Hinterhaus.

57.) „Das ist mit mir nicht zu machen.“ Politikersülze.

58.) „Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen.“

59.) „Ich mache mal den Vorsitz“ – beliebter Scherz, wenn nur noch ein Platz an der Stirnseite frei ist

60.) „… bis der Arzt kommt“

61.) „Da krieg‘ isch so’n Hals!“

62.) „Das haben wir ihnen ins Stammbuch geschrieben.“

63.) „Das stimmen wir bilateral ab.“

64.) „eine undurchsichtige Gemengelage“

65.) „[beliebiges Substantiv] wird bei uns groß geschrieben.“ Nicht nur bei euch.

66.) „Roundabout“ klingt ungefähr scheiße.

67.) „Er/sie erfindet sich immer wieder neu.“ Beliebte Feuilletonfloskel.

68.) „Das meint“ – meint „das bedeutet“ zu bedeuten, tut es aber nicht.

69.) „Ich speichere mal aus“ – klingt nach mentalem Stuhlgang.

70.) „Wer hat da den Hut auf?“

71.) „Ich sehe das mehr durch die […]-Brille.“

72.) „Das ist kein Showstopper.“

73.) „Da werden Pflöcke gesetzt.“

74.) „Das werfen wir denen (= andere Abteilung etc.) über den Zaun.“

75.) „Wir könne hier nicht auf der grünen Wiese planen.“

76.) „Das ist Brot und Butter“ – mir vergeht dabei der Appetit.

77.) „Wer sind hier die Player?“ – geht spielen.

78.) „Das haben wir im Scope.“

79.) „Lach doch mal!“ – eher zum Heulen.

80.) „Topic overflow“ – was mag es bedeuten? Für Hinweise wäre ich dankbar.

81.) „Wir müssen die Anforderung aufbohren.“

82.) „Wir müssen hier ja nicht das Rad neu erfinden.“

83.) „Ich schicke Ihnen mal einen Draft.“

84.) „Das absolut wasserdicht sein“. – Hauptsache, ihr seid ganz dicht.

85.) „Da können wir Honig saugen.“

86.) „nullachtfuffzehn“

87.) „Wenn wir dieses Fass jetzt aufmachen…“ – dann Prost Mahlzeit.

88.) „Das ist kein Hexenwerk“ – was für den Phrasenscheiterhaufen.

89.) „Umgekehrt wird ein Schuh draus.“ – Sonst ist es ein Huhcs??

90.) „Haben wir dafür schon das Go?“ – Geht mir weg!

91.) „Da bekommen wir ein Thema.“

92.) „Ich forwarde Ihnen das mal eben.“

93.) „Da sehe ich uns im Lead.“

94.) „Der Prozess wird noch nicht gelebt.“

95.) „Da muss ich mich erst mal aufschlauen.“

96.) „Das ist so 1990 [oder sonstiges beliebiges Jahr]“

97.) „Wir sind not amused“ – in der Tat wenig amüsant

98.) „Wie ist das gesettet?“

99.) „Leg dich wieder hin“ am Ende eines Telefonats – ein Klassiker

100.) „Wir brauchen da eine gute Storyline.“

101.) „Ein absolutes No Go!“ – geht wirklich nicht.

102.) „Ein absolutes Must Have!“ – also ich muss das nicht haben.

103.) „Das ist doch eher ein Nice To Have.“ – s. Nr. 102

104.) „Wir sollten dazu eine kurze TelKo machen.“

105.) „Wir sind hier doch nicht bei Wünsch dir was!“

106.) „Kannst du mich dazu kurz briefen / debriefen?“

107.) „Sind Sie morgen früh im Office?“

108.) „O-Saft“, „A-Saft“ – was für A-Löcher.

109.) „Das ist kein Dealbreaker“. Klingt trotzdem zum Kotzen.

110.) „Darauf haben wir uns committed.“

111.) „Sie können mich jederzeit anrufen.“ Ebenso verlogen wie

112.) „Für Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“

113.) „Wir sollten das nicht mit der Gießkanne verteilen.“

114.) „Das ist alles in trockenen Tüchern.“ Auch gehört: „in grünen Tüchern“

115.) „Wir können da noch Synergien heben.“

116.) „Wir sollten das zeitnah erledigen.“

117.) „Wir sollten uns nächste Woche noch mal zusammentelefonieren.“

118.) „Wir phonen morgen.“ Oder „fonen“? Der Duden kennt beides (noch) nicht.

119.) „Mailen Sie mir einfach einen Zweizeiler.“

120.) „Ich schick Ihnen das mal kommentarlos zu.“

121.) „Da müssen wir wohl eine Sonderlocke drehen.“

122.) „Wir müssen das proaktiv kommunizieren.“

123.) „Nachhaltige Maßnahmen“

124.) „Wir müssen das frühzeitig eskalieren“

125.) „Tschö mit Ö“ – wie blöd!

126.) „Ganzheitliche Betrachtung“

127.) „Sounding Board“ – Ja, hat irgendwas mit viel überflüssigem Geräusch zu tun.

128.) „Das ist nicht in Stein gemeißelt“

129.) „Haben wir das auf der Agenda?“

130.) „an“ anstelle von „mit“, häufig in scheinbar gehobener Gastronomie. Beispiel: „Currywurst an Pommes“

131.) „Erstellen Sie einen Forecast.“

132.) „Den Ball zuspielen“

133.) „Ich mache da noch ’ne QS drüber“

134.) „Handlungsfelder erkennen“

135.) „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ – achtsilbiges Wortschaumgebäck für „jetzt“ (1 Silbe)

136.) „zu keiner Zeit“ – viersilbiges Wortschaumgebäck für „nie“

137.) „Der Plan ist auf Kante genäht“

138.) „exorbitant“

139.) „Was sind unsere lessons learned?“

140.) „Pros & Cons“

141.) „Da ist noch Spielraum / Luft nach oben“ – höfliche Umschreibung von „ziemlich scheiße gelaufen“

142.) „einen Workaround definieren“

143.) „erst mal die Füße stillhalten“

144.) „Das System läuft performant.“

145.) „Das wären ein neues Feature“

146.) „Trouble shooting“

147.) „Die Timeline ist sportlich.“

148.) „Das müssen wir noch mal festklopfen.“

149.) „Das ist keine Rocket Science.“

150.) „Sonst fällt uns das auf die Füße.“

151.) „Das ist ein ganz normaler Vorgang.“ – Umschreibung für: „Wir wissen, dass wir Mist gebaut haben, können das aber nicht zugeben.“

152.) „Das ist eine Blaupause.“ Nur im Suff zu ertragen.

153.) „Nicht, dass daraus ein Flächenbrand entsteht.“

154.) „Da haben wir ein Gap.“

155.) „An welcher Stelle ist das Bottleneck?“

156.) „Das habe ich schon eingetütet.“

157.) „Das machen wir on the fly“.

158.) „Das habe ich schon angetriggert.“

159.) „Kann man das später umswitchen?“

160.) „Wir werden das ergebnisoffen diskutieren.“ – uns von unserer Meinung jedoch nicht abbringen lassen.

161.) „Lösungsorientierter Ansatz“ – ja was denn sonst?

162.) „Walkthrough“

163.) „Ich habe heute einen harten Anschlag.“ – eher einen Knall.

164.) „Wir wollen kein Fingerpointing betreiben.“ Doch, genau darum geht es, um nichts anderes!

165.) „Was macht das mit dir?“ – Es kotzt mich an.

166.) „Wir müssen das von allen Seiten beleuchten.“

167.) „Da müssen wir noch mal gegentreten.“

168.) „Guter Hinweis!“ – Kurzform für „Sie sind wohl ein ganz Schlauer, was?“

169.) „Wir fahren hier auf Sicht.“ – heißt: Wir haben keine Ahnung, was wir hier tun.

170.) „Das lief völlig geräuschlos.“

171.) „Können wir das umshiften?“

172.) „Das haben wir uns auf die Fahne geschrieben.“

173.) „Ich habe das in den Stiel gestoßen.“ – klingt unzüchtig bis schmerzhaft.

174.) „Wann ist das Kick-Off?“

175.) „Das machen wir hands on.“

176.) „Was sind die quick wins?“

177.) „Das ist so Mainstream“

178.) „Das ist so old school“

179.) „Was sind dabei die Painpoints?“ – das tut weh.

180.) „Das Projekt ist ongoing.“

181.) „Wie sind wir da gestafft?“

182.) „Operation am offenen Herzen“

183.) „Wir müssen die Kuh zum Fliegen bringen“ – eher eine Fehlfloskel, aber witzige Vorstellung

184.) „Ehrlicherweise“ – also war alles Bisherige gelogen?

185.) „Das ist nicht skalierbar.“

186.) „No show“ – bleibt mir weg damit

187.) „Townhall Meeting“ – aufgeblähter Begriff für Informationsveranstaltung

188.) „Welchen Ampelstatus hat das Projekt?“

189.) „genau“ als Füllwort / Satzüberleitung ohne vorangegangene Frage

190.) „Ich habe das auf dem Radar.“ – klingt nach geistigem Blindflug

191.) „… und Co.“ statt „und so weiter“

192.) „Einen Tod müssen wir sterben“ – aber vorher viel Mist anhören.

193.) „Das ist ’ne Menge Holz“

194.) „Da müssen wir ziemlich dicke Bretter bohren“ – ja, die vor dem Kopf zuerst.

195.) „Wir haben den nächsten Meilenstein erreicht“

196.) „Ich nehme das mal mit.“

197.) „Sie müssen das ganz neu denken!“

198.) „Schaun mer mal“ – in keiner Weise kaiserlich

199.) „Passt schon“ – ich hatte mehr erwartet.

200.) „Eine rote Linie ist überschritten“

201.) „Wie man auf Neudeutsch sagt“ – darauf folgt garantiert kein deutsches Wort.

202.) „Wir groß ist das Delta?“

203.) „Das quantifizieren wir per Augenintegral“

204.) „Da haben wir kein Issue.“

205.) „Ich habe morgen noch einen Slot frei.“

206.) „Der Drops ist gelutscht.“

207.) „Das ist work in progress.“

208.) „Können Sie mich morgen kurz anteasern?“

209.) „Da müssen Sie Ihre volle Leistung abrufen!“

210.) „Können wir uns da mal synchronisieren?“

211.) „Haken dran.“

212.) „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“

213.) „Diese Lösung ist convenienter.“

214.) „Das ist hier der Enabler.“

215.) „Alles gut?“ – nein, gar nicht gut.

216.) „aka“, auch bekannt als ‚alias‘

217.) „Der Prozess ist etwas sonderlockig.“

218.) „Ist das all over gelevelt?“

219.) „Wann ist die Deadline?“

220.) „Unsere Mitarbeiter sind unser Aushängeschild.“ Deshalb stehen sie im Regen.

221.) „All Hands Meeting“

222.) „Dieses Internet(z)“

223.) „Was ist da unser Zeithorizont?“

224.) „Wie händeln wir das?“

225.) „Du bekommst da noch Input von mir.“

226.) „Wir müssen das endlich durch die Tür bringen“. Macht sie am besten hinter euch zu.

227.) „Das klären wir im Vorfeld.“

228.) „Gibt es dafür ein Benchmark?“

229.) „Ich erstelle dazu einen One Pager.“

230.) „Hier die Meeting Minutes zu unserem Gespräch.“

231.) „Verzeihung, Freudsche Fehlleistung.“

232.) „Das ist state of the art.“

233.) „Wir sollten dazu einen Proofe of Concept durchführen.“

234.) „Wir fliegen da voll unter dem Radar.“

235.) „Haben Sie das schon angestoßen?“

236.) „quasi“ – an sich nicht schlimm, doch zunehmend eine echte Epidemie. 

237.) „sozusagen“ – siehe Nr. 236

238.) „Da muss ich jetzt mal zwischengrätschen.“

239.) „Notfalls brauchen wir dafür erstmal eine händische Lösung.“

240.) „Ich bin da ambivalent.“

241.) „Jetzt gehts ans Eingemachte.“

242.) „Wir sollten das schon mal vorschattieren.“

243.) „Was sind unsere findings daraus?“

244.) „Machen Sie mal einen Aufschlag.“ Da möchte man direkt zuschlagen.

245.) „Das Argument kaufe ich.“ Bitte sehr, macht einsfünfundneunzig.

246.) „Shit happens.“ Auch wird viel Scheiß geredet.

247.) „Rüchtüüüg…“ – richtig blöd.

248.) „Reichsbedenkenträger können wir nicht gebrauchen.“ Leute, die dieses Wort absondern, noch weniger.

249.) „Das Thema können wir abbinden.“

250.) „Stillstand bedeutet Rückschritt.“

251.) „Never ever!“ möchte ich das hören.

252.) „Machen Sie da mal ein Preisschild dran.“

253.) „Last (but) not least“ – ein Klassiker, leider wird es dadurch nicht besser, genau so wie

254.) „nichtsdestotrotz“ – kotz.

255.) „in Schlagdistanz“ – oh ja gerne, komm her!

256.) „Die Lösung ist quick and dirty.“

257.) „Bitte halten Sie mich im loop.“ Im WAS??

258.) „fyi“ – ihr seid ja sooo cool.

259.) „Ich kriege da keinen Anpack dran.“

260.) „Ich stelle das (an andere Abteilung o.ä.) durch.“ Und ich drehe durch.

261.) „schlagmichtot“ (statt „was weiß ich“). Wie gerne würde ich!

262.) „Chapeau!“ Genau so überflüssig wie

263.) „Da gehen wir d’accord“

264.) „Ja nee…“ – was nun, ja oder nein?

265.) „Das ist der Urschleim.“ Ekelig.

266.) „Die Sache fliegt.“ Siehe auch Nr. 183

267.) „Das wird kein Kindergeburtstag.“ Eher Kindergarten.

268.) „Wir brauchen belastbare Zahlen.“

269.) „Wir nehmen Ihr Anliegen sehr ernst.“ Floskel für „Sie nerven!“

270.) „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.“

271.) „Das sehe ich noch nicht.“ Aber wir müssen es leider hören.

272.) „Fit wie ein Turnschuh“ – Unfug, siehe hier.

273.) „Auf Wiederschauen.“ Was soll das sein?

274.) „Das ist immer eine feste Bank.“ – nicht sehr vertrauenserweckend.

275.) „sprich“ im Sinne von „das heißt“

276.) „irgendwie“ – der Bruder von „quasi“ (Nr. 236) und „sozusagen“ (Nr. 237)

277.) „Ich adressiere das.“ Siehe auch Nr. 260.

278.) „Das würde ich sofort unterschreiben.“

279.) „Das ist ganz großes Kino.“ Nur der Film ist leider scheiße.

280.) „Das Thema sehe ich bei Ihnen verortet.“

281.) „Nach dem Prinzip ‚slide the elephant‘“

282.) „Geben Sie mir bitte bis Mittwoch ein Feedback.“

283.) „Das habe ich noch auf dem Zettel.“ 

284.) „Ich lade Sie dazu ein…“ …und wagen Sie es besser nicht, dieser Einladung nicht zu folgen!

285.) „Check!“ – das neue(?) „Okay“

286.) „Das haben wir in der Pipeline.“ Da kriege ich ein Rohr.

287.) „Das ist suboptimal gelaufen.“

288.) „Wir bewegen uns hier auf einem schmalen Grat.“

289.) „Wir müssen die Leute besser einbinden.“

290.) „Ich sage das mal off the records.“ – Halt besser einfach die Klappe.

291.) „Ich bin gerade in einem Call.“

292.) „Können Sie das bitte mal vercharten?“

293.) „Das müssen wir noch verschriftlichen.“

294.) „Sorry, kurze Biopause.“ Ja, verpiss dich.

295.) „Ich habe das mal gehighlightet.“ Nicht sehr helle.

296.) „Kannst du das noch mal challengen?“ Eine echte Herausforderung für das Ohr.

297.) „Happy Call“ – macht nicht sehr fröhlich.

298.) „Wir gehen davon aus, dass…“ … wir es absolut nicht wissen.

299.) „In der IT-Welt…“

300.) „Storyboard“

301.) „Was sind die next steps?“

302.) „Die betreiben sherry picking.“

303.) „Breakout Session“

304.) „Hallo @all!“

305.) „Der Kunde ist sehr eskalativ.“

306.) „Danke für die Frage!“ Mist, erwischt… (s. auch Nr. 168)

307.) „Das ist kostenmäßig nicht darstellbar.“ – nicht mal in Power Point?

308.) „Das ist gehakt!“ – Ich glaube es hackt…

309.) „Da müssen wir noch mal ein Rad drehen.“ – Ihr meint wohl eher „am“.

310.) „Das ist eine zukunftsfähige Lösung.“

311.) „Prima, Ballerina!“ – genau so dämlich wie

312.) „…nach Adam Riese und Eva Zwerg“

313.) „Das entspricht nicht unserer Erwartungshaltung.“

314.) „Das ist am Ende nicht domptierbar.“

315.) „Das bleibt bitte closed shop.“

316.) „Unsere Leute müssen dafür brennen!“ – Und sich dann bitte nicht wundern, wenn sie verheizt wurden.

317.) „Wir müssen da der first mover sein.“

318.) „fyi“ – weißte bescheid.

319.) „tbd“ – müsste sich mal einer drum kümmern.

320.) „Dazu müssen wir noch eine Abstimmung fahren.“

321.) „Kollege P ist da im Film.“ – Ich auch. Im falschen.

322.) „…aber hey!“

323.) „Nichts für ungut.“

324.) „Ich sehe uns langsam auf der Zielgeraden.“

325.) „Woran machen Sie das fest?“

326.) „Wir brauchen mehr Anpacker.“

327.) „Ihren Einwurf haben wir zur Kenntnis genommen“ (… und sind ziemlich angepisst darüber.)

328.) „Wir müssen da Vorreiter sein.“

329.) „Jetzt mal Butter bei die Fische.“

330.) „Will heißen…“

331.) „Bitte RüMe bis morgen eob.“

332.) „Dann müsst ihr auch was mitbringen zur Party.“ (Neue Form des alten Schlagers ‚Wer soll das bezahlen?‘)

333.) „Als warm up soll das erstmal reichen.“ Ja, ziemlich aufgewärmt.

334.) „Beam mir das mal gerade rüber!“

335.) „Das müssen wir denen zurückrouten.“

336.) „Das kommt noch on top.“

337.) „Haben wir einen Plan B in der Tasche?“

338.) „Deep dive“

339.) „Das muss ein echtes Kundenerlebnis sein.“

340.) „Was sind die assets?“

341.) „Ich sehe da keinen Benefit.“

342.) „Wann ist der Lounchetermin?“

343.) „Wir müssen da mehr disruptiv denken.“

344.) „Freuen Sie sich auf spannende key notes!“

345.) „By the way“

346.) „Im Endeffekt“

347.) „Ich darf Sie zu einem get together einladen.“

348.) „Die Location war nicht schlecht.“

349.) „Da segeln wir hart am Wind.“

350.) „Das ist ziemlich vintage.“

351.) „Dienstag fliege ich nach L.A.“ (gesprochen: „Äll Äi“)

352.) „Das ist das all time high“

353.) „Das funktioniert wie’s Brötchenbacken“

354.) „Das läuft wie geschnitten Brot“

355.) „Das ist mir jetzt ein bisschen too much.“

356.) „Ist das nicht ein bisschen overdone?“

357.) „Das ist echt strange!“

358.) „Kind 2.0“

359.) „Würden Sie dazu bitte ein Statement abgeben?“

360.) „Was für ein Kostenticket ist damit verbunden?“

361.) „Ich nehme gerne deine Guideline auf.“

362.) „Ich fasse das Outcome kurz zusammen.“

363.) „Da erzeugen wir einen Datendump.“

364.) „Ich erwarte von unseren Mitarbeitern die Bereitschaft, eine Extrameile zu gehen.“ – Euphemismus für die Aufforderung zur Selbstausbeutung.

365.) „Das nimmt langsam Fahrt auf.“ – Ja, vor die Wand.

366.) „Das gehe ich nicht mit.“

367.) „Schreiben Sie mal ein paar corner cases runter.“

368.) „Gibst du mir dann einen kurzen Ping?“ – Ich glaube es piept.

369.) „Das ist in unserer DNA verankert.“ – Klingt stark nach einem Gendefekt.

370.) „Ich habe das mal geshared.“

371.) „Ich erwarte mehr can-do-spirit.“ – Wer wäre da nicht hochmotiviert für eine Extrameile.

372.) „Wir müssen da eine harte Linie fahren.“

373.) „Wir müssen klare Kante zeigen.“

374.) „Ich muss noch die Kids abholen.“

375.) „Der soll mal eine Zeitschiene abgeben.“

376.) „Das gehört auf den Prüfstand.“

377.) „Das entspricht leider nicht unserem Ambitionsniveau“.

378.) „Damit gehe ich schon länger schwanger.“

379.) „Die Struktur muss lean sein“.

380.) „Wir müssen mehr Re-Skilling wagen.“

381.) „Das funzt.“ Klingt nach übel riechender Flatulenz.

382.) „Fire and forget.“

383.) „Wir müssen das Surrounding des Kunden beachten.“

384.) „Das haben wir auch noch vor der Brust.“ (Nur für dich, lieber C!)

385.) „Das ist nur Augenpulver.“

386.) „Das ist so historisch gewachsen.“ Das haben wir schon immer so gemacht.

387.) „Die sind ziemlich agil unterwegs.“ – Anscheinend ein neues Lieblingswort modern erscheinen wollender Unternehmen.

388.) „Da müssen wir alert sein.“ – Da geht bei mir die Sirene!

389.) „Das wäre auch mein Bild.“

390.) „Ihr Erwartungswert ist ein falscher.“

391.) „Lass uns dazu mal morgen kurzschließen.“

392.) „Schick ihm mal einen frindly reminder.“

393.) „Da muss man schon Eier haben.“ – Boah ey, Alter!

394.) „Das finde ich ein bisschen overspaced.“

395.) „Wir müssen aufpassen, hier nicht overpromissing zu sein.“

396.) „Ein ein-eindeutiges Merkmal“. – Nachfahre von „das einzigste“.

397.) „Wir müssen das noch etwas crisper formulieren.“

398.) „Das sollten wir erstmal auf kleiner Flamme kochen.“ (Ein bislang übersehener Klassiker. Danke, Steffen!)

399.) „Das ist easy going.

400.) „Das sind die basics.“

401.) „Wir müssen dazu ein gemeinsames Verständnis entwickeln.“ – Vielen Dank für Ihr Verständnis.

402.) „Dazu müssen wir noch das Management schlau singen.“ – Augen zu, Musik an, jeah!

403.) „Haben die sich dazu schon geoutet?“

404.) „Das ist nur ein Springboard für ihn.“

405.) „Dazu sollten wir mal ein Lunch & Listen machen.“ – Da vergeht mir der Appetit.

406.) „Sie sollten das zum Networking nutzen.“

407.) „Kann das was?“

408.) „Wir kümmern uns erstmal um die low hanging fruits.“ Echt Banane.

409.) „Dazu machen wir noch eine Q’n’A-Session.“ – Ohne Frage bescheuert.

410.) „Das ist ja hier nicht Schöner Wohnen.“

411.) „Den müssen wir erstmal aufgleisen.“ – Mir entgleisen dabei die Gesichtszüge.

412.) „Bei der sportlichen Timeline haben wir keinen Room for Error.“

413.) „Die Lösung ist nicht besonders fancy.“

414.) „Sind wir da safe?“ – Sicher nicht.

415.) „Können wir nicht darauf aufsetzen?“ – Eher Entsetzen.

416.) „Gib mir nächste Woche dazu ein Update.“

417.) „Ich habe dazu mal einen Mock-Up erstellt.“

418.) „Dazu müssen wir uns beim CEO ein Ticket abholen.“ – In die Hölle.

419.) „Dazu gehen wir nochmal in den Denkteich.“ – Passt nur auf, dass ihr nicht absauft.

420.) „Haben wir da irgendwelche Stakes drin?“ – Oder Steaks?

421.) „Dann will ich das Meeting auch nicht unnötig in die Länge ziehen.“

Neu:

422.) „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ – Was bedeutet es nur?

423.) „Sie haben da wohl das falsche mindset.“

424.) „in a nutshell“

425.) „Das klären wir im Nachgang“

426.) „Wir dürfen die nicht überpasten.“

427.) „Damit habe ich keinen Touchpoint.“ – Anrührend.

428.) „Ich habe dazu noch Guidiance.“

429.) „Hier meine Take aways aus dem Termin.“

430.) „Das müssen wir erstmal bridgen.“

431.) „Kannst du das schon mal screenen?“

432.) „Das liegt in deinem Tanzkreis.“

433.) „Kannst du dazu mal einen kurzen Abriss geben?“

434.) „Same to you!“ – Sie mich auch.

435.) „Feel free!“ – Macht doch, was ihr wollt.

436.) „Wir brauchen hungrige Mitarbeiter!“ – Deswegen bezahlen wir sie so schlecht.

437.) „Dazu sollten wir uns am Ende nochmal tief in die Augen schauen.“ – ganz ganz tief hinein …

438.) „Das ist mein persönlicher Viewpoint.“

439.) „Das ist ein Lackmustest.“

***

Falls Sie wissen, was das mit dem Eichhörnchen auf sich hat, fühlen sie sich bitte frei, es mir im Nachgang mitzuteilen. Gerne auch weitere Phrasen und Floskeln, die hier bislang nicht aufgeführt sind.

Woche 48: Hätte Maria geahnt

Montag: „Wir müssen Arbeit neu denken“, heißt es. Nein, müssen wir nicht. Können wir gar nicht, denn „denken“ ist ein intransitives Verb, also ohne Akkusativobjekt. Wenn Sie nicht wissen, was das bedeutet, fragen Sie Google, oder wen auch immer Sie fragen, wenn Sie keine Lust zu denken haben.

Spektakulärer Kunstraub in Dresden. „Das Grüne Gewölbe wird zu einem Selbstbedienungsladen für Kriminelle“, sagt der Mann im Fernsehen. Das Bild ist indes  schief: In einem Selbstbedienungsladen zahlt man am Ende an der Kasse.

Apropos Ende: Im SPIEGEL ist zu lesen, Forscher beschäftigen sich damit, wie die Alterung und Sterblichkeit des Menschen zu besiegen ist. Welch schreckliche Vorstellung, zumal meine ganze Hoffnung darauf gründet, in spätestens vierzig Jahren für immer die Augen zu schließen.

Dienstag: Auf dem Heimweg sah ich in einem Café fünf Personen um einen Tisch herum sitzen, die sich augenscheinlich bestens unterhielten. Jedenfalls die vier, die schweigend mit ihren Datengeräten beschäftigt waren, wohingegen der fünfte, Gerätelose, etwas unmotiviert durch die Gegend schaute.

Eine Art Grünes Gewölbe auch zu Hause: Vor genau zwei Monaten befand sie hier unser Bad, und ich werde nicht müde zu hoffen, hier dereinst wieder ein Brausebad nehmen zu können, vielleicht schon in weiteren zwei Monaten.

Im übrigen bitte ich meine Lieblingsmenschen um Entschuldigung für meine baustellenbedingt schlechte Laune.

Mittwoch: „Man kann den Leuten gar nicht so sehr auf die Nerven gehen, weil sie stationär heute weniger da sind“, sagt ein Marketingexperte zum Thema musikalische Dauerbeschallung in Kaufhäusern während der Vorweihnachtszeit. „Stationär weniger da“ – wohl nur Marketingexperten gelingen solch wunderbare Formulierungen, gleichsam eine wohlklingende Alternative zum allgegenwärtigen „unterwegs“.

Neues Wort gelernt: Wenn man „ch“ wie „sch“ ausspricht, wie der Rheinländer und Jugendliche aus gewissen Kreisen es zu tun pflegen, so nennt man das „koronalisieren“.

Eine interessante These zur belebten Natur ist bei Herrn Buddenbohm zu lesen:

Wenn man im Garten einen Stein aufhebt und die Asseln darunter in wilder Bewegung sieht, vielleicht sind die gar nicht in Panik. Vielleicht machen die gerade Sport.

Donnerstag: Der Satz des Tages fiel in einer Besprechung und lautet: „Der Schuss ist schon am Pfosten, man muss jetzt nur noch reincutten.“ Danke an die Kollegin für die Inspiration zu diesem Tageseintrag.

Freitag: Ist es nicht schön, wenn „Prozesse gelebt“ werden? Siehe auch Montag.

Jetzt ist es amtlich: Spätestens am 31. Oktober nächsten Jahres wird die Eröffnung des Berliner Flughafens zum nächsten Mal verschoben.

Samstag: Kulinarische wie orthografische Überraschungen bietet der Weihnachtsmarkt:

Heute ist übrigens Kauf-nix-Tag. Scheint aber niemanden zu beeindrucken.

Sonntag: Das erste Lichtlein brennt. Hätte Maria geahnt, dass sich Menschen zweitausendundzwanzig Jahre später ernsthaft und leidenschaftlich in sozialen Ätzwerken darüber streiten, ob ein saisonal beliebtes Ziergewächs „Weihnachtsstern“ oder „Winterstern“ zu nennen ist, wer weiß, vielleicht hätte sie abgetrieben.