Aufgewärmt zum Advent: Gedanken zu Weihnachten

KW50 - 1

Nun feiern wir sie also wieder, die Geburt Jesu Christi, dem Sohn Gottes, der auf diese Welt kam, um unsere Sünden auf sich zu nehmen. Und da hat er einiges zu tragen.

Ich weiß nicht, ob es Gott gibt, kann und möchte es nicht völlig ausschließen, auch wenn man sich das in der heutigen Zeit fast nicht mehr laut zu sagen traut, da man sich der mitleidigen Blicke der abgeklärten Mitmenschen sicher sein kann. Warum ich es für möglich halte? Ich weiß es nicht. Es geht ja um Glauben und nicht um Wissen, denn bekanntlich heißt Glauben ja gerade nicht Wissen. Mag sein, dass es ein höheres Wesen, eine höhere Instanz gibt, an die ich mich wenden kann, wenn ich in Not bin. Ob der/die/das nun Gott heißt oder Jesus, Allah, Schicksal, Universum, Google oder wie auch immer, ist unerheblich.

Schwieriger wird es für mich mit der Bibel. Das soll Gottes Wort sein? Die Bibel ist eine Ansammlung verschiedener Texte, die Menschen vor mehreren Jahrtausenden aufgeschrieben haben im Rahmen ihres damaligen Wissens bzw. dessen, was sie für Wissen und gesicherte Erkenntnisse hielten, und die seitdem durch die Kirchen, deren Befugnisse ich für nicht minder zweifelhaft halte, mehrfach umgeschrieben und -deutet wurden. Dort steht, die Erde sei in sieben Tagen geschaffen worden (was nicht einmal mehr die katholische Kirche glaubt), auch viele der beschriebenen Wunder möchte ich in das Reich menschlicher Phantasie verweisen; ja selbst, und nun kommt wieder der Bezug zu Weihnachten, die Frage, ob Gott in Form seines Sohnes Jesus auf der Welt war und in der beschriebenen Form gewirkt hat, wage ich anzuzweifeln.

Nur an der Richtigkeit einer biblischen Behauptung scheint in weiten Teilen unserer Gesellschaft, egal ob gläubig oder nicht, kein Zweifel zu bestehen, selbst unter denjenigen nicht, die in jüngerer Zeit den Untergang des Abendlandes befürchten: Der Überreichung von Gold, Myrrhe und Weihrauch durch drei Herren aus dem Morgenland. Anders ist der alljährliche Wahnsinn nicht zu erklären, der in diesen Tagen und Wochen in Städten und Paketverteilzentren tobt. Was gäbe ich dafür, hätte sich ein gewisser Matthäus stattdessen was anderes ausgedacht, gerne irgendwas mit Ruhe und Reiseverbot. Und niemand komme mir bitte nicht mit „Besinnlichkeit“.

Aber so ist es nunmal. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss noch mal kurz in die Stadt.

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Nachwort: Einige der vorstehenden Zeilen verfasste ich erstmal im Dezember 2007, als dieses Blog noch ganz jung war. Da sich meine religiösen Ansichten seitdem etwas weiterentwickelt haben, habe ich den Aufsatz ein wenig aktualisiert und gebe ihn Ihnen gerne erneut zur Kenntnis.

Was im August a u c h in der Zeitung stand

Griechenland, Ukraine, Flüchtlinge, Islamischer Staat – das sind die großen Themen, welche die Medien in diesen Wochen füllen. Doch wollen wir auch den eher unbedeutenden Ereignissen einen kleinen Teil unserer Aufmerksamkeit widmen. Hier eine unvollständige und keineswegs repräsentative Auswahl aus dem scheidenden Monat August.

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Glaube und Videospiele – Die „Gamechurch“-Bewegung verbindet Spieltrieb und Spiritus, was weniger absurd ist, als es auf den ersten Blick erscheint: Videospiele und Religion passen aufgrund ihrer fiktionalen Grundlage perfekt zusammen. Die Spieler treffen sich wöchentlich im lippischen Lemgo und sprechen, während sie sich diversen Ego-Shootern widmen, über Glaube und Gott, „aber nur, wenn jemand Bock hat“, so der Gründer der deutschen Sektion; wie oft das der Fall ist und ob überhaupt, weiß der Himmel. Die Gamechurch-Idee kommt übrigens – wie kann es anders sein – aus Amerika.

Ebenfalls aus den USA kam folgende Meldung:

Beziehungs-Aus für Miss Piggy und Kermit – Der Frosch mit dem merkwürdigen Zackenkragen und die divenhafte Sau gaben ihre Trennung bekannt. Dennoch wollen sie weiter zusammen arbeiten.

Womit wir beim nächsten Thema sind.

Mehrheit geht gerne zur Arbeit – Nur jeder achte Arbeitnehmer ist laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung unzufrieden mit seinem Job – alle anderen gehen mehr oder weniger gerne zur Arbeit. Manche möglicherweise sogar montags.

Vielleicht auch deshalb, weil sie ihre Arbeit bei Musik verrichten dürfen:

Zu Helene Fischer unters OP-Messer – Forscher bewerten die musikalische Untermalung von Operationen als positiv, sowohl für die Operateure, auf die die Musik entspannend wirkt, als auch für die Operierten, deren Schmerz- und Angstempfinden mit Musikbegleitung abnimmt. Ob das auch bei Beschallung durch die Fischerin zutrifft, wage ich zu bezweifeln.

Wer arbeitet, ob gerne oder nicht, braucht ab und zu Urlaub.

Mehrheit der Deutschen gut erholt – Laut dem DAK-Urlaubsreport gab die Mehrheit in einer Befragung an, sich im Urlaub gut oder sehr gut erholt zu haben. 38 Prozent derjenigen, für die das nicht zutraf, nannten „nicht abschalten können“ als Grund, nur 13 Prozent „schlechtes Wetter“. Vielleicht sollten erstere einfach mal einen Blick in die Bedienungsanleitung ihres dienstlichen Mobiltelefons werfen.

Mobiltelefone und Kopien teurer Markenuhren werden in China hergestellt, und nicht nur das:

Chinesen kopieren Goldman Sachs – Rein zufällig wählte eine chinesische Bank, die mit der bekannten amerikanischen Investmentbank nichts zu tun hat, deren Namen. „Wir haben den Namen zufällig ausgewählt, es ist nicht absichtlich derselbe“, so eine Sprecherin. Kann ja passieren.

Nicht nur in China, auch in Spanien gibt es Zufälle:

Blutige Fiesta – Bislang kamen in diesem Jahr zehn Menschen bei Stiertreiben ums Leben, deutlich mehr als in den Vorjahren. Diese Zuname der Todesfälle sei „zufällig“, so ein Organisator. Wie viele Stiere für diesen Unfug ihr Leben lassen mussten, bleibt hingegen offen. Doch trotz Protesten von Tierschützern halten die Spanier an dieser fragwürdigen Tradition fest.

Nicht nur Stiere, auch ihre weiblichen Artgenossen leiden traditionell:

Alarmgeläut gegen die Kuhglocken – Die Kuhglockendebatte aus der Schweiz ist nun auch in Bayern angekommen. Tierschützer verlangen ein Verbot, da die Tiere unter dem permanenten Gebimmel leiden (wie ein Mensch unter der Dauerbeschallung durch Helene Fi… lassen wir das). Das ist natürlich „kompletter Schmarrn“, denn in den Glocken komme der Stolz der Almhirte zum Ausdruck, so Vorsitzende des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu: „Das ist Tradition im Allgäu und gehört dazu.“

Manchmal indes bewirken Proteste etwas:

Der runde Bauch ist zurück – Nachdem die zeitgemäße Verschlankung des rothaarigen Kobolds Pumuckl eine Protestwelle nach sich zog, darf er sich nun wieder eine kleine Plauze anfressen.

Es ist schon bemerkenswert, worüber sich Menschen erregen. Erregung in mehrfacher Hinsicht war auch der Auslöser folgender Meldung:

Jugendarrest für Sex im Erlebnisbad – Ein junges Paar (18 und 19) muss ins Jugendarrest, weil sie die Bezeichnung „Erlebnisgrotte“ in einem Augsburger Hallenbad wörtlich nahmen und dort ihren natürlichen Trieben freien Lauf ließen. Das finde ich reichlich übertrieben, andererseits: In Amerika wären sie dafür vermutlich hingerichtet worden. Oder Youporn-Stars, beides ist gleichermaßen möglich.

Alle Jahre wieder – Einen weiteren Grund dauerhafter, mir völlig unverständlicher Erregung beleuchtet folgende Meldung:

Alljährliche Plätzchen-Hysterie – In Kürze stehen wieder Dominosteine, Zimtsterne, Marzipanbrote und Lebkuchen in den Supermarktregalen; damit einhergehen wird die übliche Welle der Empörung und der Boykottaufrufe in den sozialen Hetzwerken. In Österreich soll sogar schon ein Lebkuchenständer in Brand gesetzt worden sein. Dass es heutzutage fast ganzjährig Erdbeeren und Spargel zu kaufen gibt, regt hingegen kaum jemanden auf.

Apropos soziale Hetzwerke:

Eine Milliarde bei Facebook – Erstmals haben eine Milliarde Menschen freiwillig das bekannte Datenmonster genutzt, vermeldet der Chef Zuckerberg stolz. Angesichts des Umgangs mit Schmähungen gegen Flüchtlinge gelingt es mir leider nicht, den Satz „Herzlichen Glückwunsch“ mit aufrichtiger Ehrlichkeit hervorzubringen. Das wird den weiter steigenden Nutzerzahlen nicht im Wege stehen.

Nur ein Stück Haut

Ganz ehrlich: Ich verstehe diese ganze Beschneidungsdiskussion nicht. Wieso soll deshalb kein jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland mehr möglich sein? Die letzte rechtmäßige Steinigung auf deutschem Boden liegt – zum Glück – auch schon einige Zeit zurück, dennoch ging und geht das Leben irgendwie weiter. Ich selbst lebe seit geraumer Zeit recht zufrieden mit meiner Vorhaut, möchte sie nicht missen, und dennoch bin ich mir sicher: Gott liebt mich. Jedenfalls spricht einiges dafür.