Montag: „Wir müssen Arbeit neu denken“, heißt es. Nein, müssen wir nicht. Können wir gar nicht, denn „denken“ ist ein intransitives Verb, also ohne Akkusativobjekt. Wenn Sie nicht wissen, was das bedeutet, fragen Sie Google, oder wen auch immer Sie fragen, wenn Sie keine Lust zu denken haben.
Spektakulärer Kunstraub in Dresden. „Das Grüne Gewölbe wird zu einem Selbstbedienungsladen für Kriminelle“, sagt der Mann im Fernsehen. Das Bild ist indes schief: In einem Selbstbedienungsladen zahlt man am Ende an der Kasse.
Apropos Ende: Im SPIEGEL ist zu lesen, Forscher beschäftigen sich damit, wie die Alterung und Sterblichkeit des Menschen zu besiegen ist. Welch schreckliche Vorstellung, zumal meine ganze Hoffnung darauf gründet, in spätestens vierzig Jahren für immer die Augen zu schließen.
Dienstag: Auf dem Heimweg sah ich in einem Café fünf Personen um einen Tisch herum sitzen, die sich augenscheinlich bestens unterhielten. Jedenfalls die vier, die schweigend mit ihren Datengeräten beschäftigt waren, wohingegen der fünfte, Gerätelose, etwas unmotiviert durch die Gegend schaute.
Eine Art Grünes Gewölbe auch zu Hause: Vor genau zwei Monaten befand sie hier unser Bad, und ich werde nicht müde zu hoffen, hier dereinst wieder ein Brausebad nehmen zu können, vielleicht schon in weiteren zwei Monaten.
Im übrigen bitte ich meine Lieblingsmenschen um Entschuldigung für meine baustellenbedingt schlechte Laune.
Mittwoch: „Man kann den Leuten gar nicht so sehr auf die Nerven gehen, weil sie stationär heute weniger da sind“, sagt ein Marketingexperte zum Thema musikalische Dauerbeschallung in Kaufhäusern während der Vorweihnachtszeit. „Stationär weniger da“ – wohl nur Marketingexperten gelingen solch wunderbare Formulierungen, gleichsam eine wohlklingende Alternative zum allgegenwärtigen „unterwegs“.
Neues Wort gelernt: Wenn man „ch“ wie „sch“ ausspricht, wie der Rheinländer und Jugendliche aus gewissen Kreisen es zu tun pflegen, so nennt man das „koronalisieren“.
Eine interessante These zur belebten Natur ist bei Herrn Buddenbohm zu lesen:
Wenn man im Garten einen Stein aufhebt und die Asseln darunter in wilder Bewegung sieht, vielleicht sind die gar nicht in Panik. Vielleicht machen die gerade Sport.
Donnerstag: Der Satz des Tages fiel in einer Besprechung und lautet: „Der Schuss ist schon am Pfosten, man muss jetzt nur noch reincutten.“ Danke an die Kollegin für die Inspiration zu diesem Tageseintrag.
Freitag: Ist es nicht schön, wenn „Prozesse gelebt“ werden? Siehe auch Montag.
Jetzt ist es amtlich: Spätestens am 31. Oktober nächsten Jahres wird die Eröffnung des Berliner Flughafens zum nächsten Mal verschoben.
Samstag: Kulinarische wie orthografische Überraschungen bietet der Weihnachtsmarkt:
Heute ist übrigens Kauf-nix-Tag. Scheint aber niemanden zu beeindrucken.
Sonntag: Das erste Lichtlein brennt. Hätte Maria geahnt, dass sich Menschen zweitausendundzwanzig Jahre später ernsthaft und leidenschaftlich in sozialen Ätzwerken darüber streiten, ob ein saisonal beliebtes Ziergewächs „Weihnachtsstern“ oder „Winterstern“ zu nennen ist, wer weiß, vielleicht hätte sie abgetrieben.