Woche 3: Hunderte Pendler freuen sich

Montag: Künstliche Intelligenz wird völlig überschätzt.

„Mache mögen es lieber etwas enger“, sagte der Projektleiter. Bitte seien Sie versichert, der Gegenstand des Projektes ist in moralischer Hinsicht und auch sonst völlig unbedenklich.

Dienstag: Morgens in der Bahn unterhielten sich zwei jüngere Frauen. Frau 1: „Wir müssen da echt was tun, wir haben noch die großen alten Fenster und heizen uns zu Tode.“ Frau 2: „Echt? Krass.“

Der junge Mann zwei Sitze weiter, der über zwei Kapuzen einen großen Kopfhörer trug, wird das nicht gehört haben. Da hat er nichts verpasst.

Mittwoch: „Bei der Eurobahn fahren einige Züge kürzer als normal, es kann also etwas kuschelig werden, was ja manchmal auch ganz schön ist“, sagt morgens der Mann im Radio. Hunderte Pendler freuen sich, ausgenommen die Eurobahn-Nutzer.

Ein mir regelmäßig wiederkehrendes Traummotiv geht so: Ich möchte spontan etwas schnell Vorübergehendes fotografieren, meistens einen Zug oder sowas, doch schaffe ich es nicht so schnell, die Kamera des Telefons zu aktivieren. Entweder drücke ich in der Eile den falschen Knopf, oder die Kamera funktioniert einfach nicht, warum auch immer. Wenn ich das Ding dann endlich schussbereit habe, ist der Zug längst abgefahren. Ähnlich, nur in echt, muss es dem Fotografen des folgenden Bildes gegangen sein, als er zwei Tannenbaum ziehende Jungen fotografieren wollte. Denken wir sie uns also.

(aus General-Anzeiger Bonn)

Donnerstag: „Halten Sie ab und zu Langeweile aus und schauen Sie mal, was passiert! Wer sofort wieder zu einer Zeitung greift oder E-Mails checkt, sobald eine Minute Leerlauf entsteht, weiß gar nicht, was in ihm alles schlummert!“ – Das und weitere Tipps zum Im-Hier-und-Jetzt-Sein lesen Sie hier.

Nicht dasselbe Thema, aber irgendwie doch in dasselbe Loch bohrend hier etwas zum „Konzept Regionalzeitung“.

Das Rätsel um die Warnbarken vor unserem Haus, siehe Eintrag vom vergangenen Samstag, ist gelöst. Heute frästen sie ein rechteckiges Loch in die Straße, um neue Leitungen zu verlegen, und legten eine Stahlblechplatte darüber, die nun jedesmal „tack-tack“ macht, wenn ein Auto darüber fährt.

Freitag: Während ich den Geschäften im Werk nachging, schaute mir von draußen ein Halsbandsittich zu. Zoobesuch einmal andersrum.

Samstag: Die Baustelle vor dem Haus ist abgeschlossen. Wo gestern noch die Blechplatte klapperte, zeugt heute nur noch ein etwas dunkleres Rechteck im Asphalt von vergangener Aktivität. Somit können die Autofahrer wieder ungehindert ihre Wagen im absoluten Halteverbot abstellen und uns die Einfahrt zuparken.

Sonntag: Zum Glück des Eigentümers steht eine kreative Auslegung der Rechtschreibregeln nicht unter Strafe.

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Eine seltsame Botschaft in der Breite Straße, irgendwas mit Pferden, Alkohol und Liebe. Warum auch nicht.

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