Wir haben Urlaub, ich erwähnte es schon. Das Smartphone meldet „Kein Netz“, es hat auch Urlaub. Im Café mit dem WLAN hat man nur unregelmäßig Netzzugang, und auch das Tablet meldet selten mehr als zwei Balken und 3G (jetzt gerade zum Beispiel). Kein Netz, das heißt: kein Twitter, kein Facebook, keine E-Mails, keine SMS, und vor allem keine Anrufe. Unerreichbarkeit, ein Zustand, der heutzutage bei vielen Menschen Panikattacken auslöst.
Nicht bei mir, ich gehöre noch zu einer Generation, die ohne Internet und Smartphone aufgewachsen und in der Lage ist, sich offline zu beschäftigen. Zum Beispiel mit abwaschen. Zu Hause, in des Alltages Hektik, zähle ich die Geschirrspülmaschine zu den wichtigsten Haushaltsgeräten, noch vor Fernseher und elektrischer Zahnbürste. Hier in unserem Ferienhaus fehlen alle drei, das heißt, sie fehlen nicht, sie sind einfach nicht da. Und ich stelle fest, das Abspülen mit der Hand bereitet mir Freude, es hat etwas nahezu meditatives. Und am Ende sehe ich das Ergebnis meiner Mühen vor mir, kann stolz auf saubere Gläser, Tassen, Teller und Bestecke blicken, ein Gefühl, welches der Büroalltag nur selten bietet, es sei denn, man misst einer erstellten PowerPoint-Präsentation die gleiche Bedeutung bei wie sauberen Weingläsern.
Ähnlich befriedigend ist die eigene Herstellung von Marmelade. An einem Regentag in unserem letzten Urlaub saßen wir am Küchentisch, entfernten das Grün von etwa zehn Kilo Erdbeeren, die wir kleinschnippelten, unter Zugabe von ähnlich viel Zucker in einem großen Kupfertopf kochten und anschließend in Gläser abfüllten. Somit verfügten wir über fünfundzwanzig Gläser köstlicher Erbeermarmelade, in etwa unser Bedarf für die nächsten zehn Jahre.
Na und? Ist doch besser, als irgendeinen Nachmittags-Reality-Dreck auf RTL anzuschauen und gleichzeitig zu verfolgen, was unsere Facebook-„Freunde“ treiben. Übrigens ist hier gerade Kirschen- und Aprikosensaison. Gefällt mir!