Woche 16/2024: Heftiger April, Wanderlust und ein Umzug

Montag: „Ganz NRW ist stolz auf Leverkusen“ lobte der Ministerpräsident die örtliche Fußballmannschaft, die offenbar irgendwas gewonnen hat. Dem erlaube ich mir zu widersprechen. Ich gönne allen, die aktiv daran beteiligt waren sowie allen anderen, denen es was bedeutet, diesen Sieg, doch warum sollte er mich mit Stolz erfüllen? Ich habe nichts dazu beigetragen.

Die letzte Woche in meinem jetzigen Büro ist angebrochen. Vor viereinhalb Jahren zogen wir auf Wunsch und Weisung des damaligen Chefchefs vom nahen Mutterhaus in dieses Gebäude. Das fand ich erst blöd, allein schon wegen der Aussicht auf den Rhein vom bisherigen Schreibtisch aus, doch nach dem Umzug fühlte ich mich hier von Anfang an sehr wohl, weil es im Gegensatz zum Mutterhaus sehr ruhig ist. (Noch ruhiger wurde es mit Corona, darauf hätte ich gerne verzichtet.) Ab kommender Woche sind wir wieder drüben, daran werde ich mich gewöhnen müssen, vor allem die Menschengeräusche. Ein wenig freue ich mich auch drauf, allein schon wegen der Aussicht.

Nachmittags zeigte sich das Wetter sehr unfreundlich, Windböen umwehten das Werk, die App kündete von stärkerem Regen, der auf dem Bildschirm schon fiel, während es hinter dem Fenster noch trocken war. Das motivierte mich zu einem zeitigen Arbeitsende, was sich als gute Entscheidung erwies: Etwa eine halbe Stunde nach Heimkehr setzte erhebliches Brausen und Tosen an, das vom Sofa aus wesentlich angenehmer anzuschauen war als vom Fahrradsattel.

Übrigens ist die Rheinnixe wieder da; als ich gegen den Wind und mit bangem Blick gegen dunkles Gewölk nach Hause radelte, lag sie wieder an ihrem Anlegeplatz vor dem Rheinpavillon, als wäre sie nie weg gewesen.

Später zeigte sich aprilgemäß wieder die Sonne

Dienstag: Auch heute heftiger April. Morgens kam ich noch trocken zu Fuß ins Werk, die meiste Zeit mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen, weil die Temperatur nach der Regenfront gestern Nachmittag (die Zeitung nennt es „Gewittersturm“, obwohl es meines Wissens weder geblitzt noch gedonnert hatte, Drama muss sein) deutlich gesunken ist. Nach Ankunft im Büro verdunkelte es sich, bald schlug starker Regen gegen die Fenster und labte die ergrünte Flora. Keine guten Aussichten für den geplanten Wandertag am Donnerstag.

Kalt
Da ist sie wieder

„Wer hat für das Thema die Hosen an?“ sagte eine in der Besprechung.

Abends holte ich Döner für uns. Auf dem Rückweg hörte ich einen zum anderen sagen: „Du kannst dich influencen lassen oder eben nicht.“ Vorher stellte ich fest, dass der schöne große Regenschirm, den mir die Lieben letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatten, nicht an seinem Platz hing. Da ich ihn als Einziger benutzt habe, liegt es nahe, dass ich es war, der ihn irgendwo vergaß. Wenn ich nur wüsste, wo.

Mittwoch: »Glück ist, wenn das Orchester einsetzt«, steht auf Werbeplakaten für eine örtliche Musikveranstaltung, darauf ein augenscheinlich glücklicher Dirigent. Wobei Zweifel aufkommen an seiner Kompetenz und Autorität, wenn das Anheben der Instrumente Glückssache ist.

Das Rätsel der Rheinnixe ist teilgelöst: Laut Zeitungsbericht war sie am Wochenende in der Werft, sie soll demnächst verkauft werden. Vollständig geklärt ist der Verbleib des Regenschirms: Ich vergaß ihn vergangene Woche beim Friseur, wo ich ihn heute unversehrt abholen konnte.

Der Schauspieler Wichart von Roël ist gestern gestorben. Wieder ein Ach-der-lebte-noch?-Moment. Die Älteren kennen ihn vielleicht noch als Opa in der legendären Klimbim-Familie, „Damals in den Ardennen“ und so. Auch eine Art von Humor, die heute, wenn überhaupt, allenfalls mit vorangestelltem Warnhinweis auf mögliche moralische Bedenklichkeiten gesendet würde.

Abends besuchte ich erstmals das Treffen der Bonner Ortsgruppe vom Bundesverband junger Autoren und Autorinnen e.V. (BVjA). Der Schwerpunkt lag eindeutig bei den Autorinnen, ich war der einzige anwesende – nun ja: Autor, das war nicht schlimm. Auch trete ich den anwesenden Damen wohl nicht zu nahe, wenn ich meiner Freude Ausdruck verleihe darüber, dass das j im Vereinskürzel aus gutem Grund klein geschrieben ist; soweit ich es sah, hob ich den Altersdurchschnitt durch meine Anwesenheit nicht wesentlich an.

Gehört zum Thema Ernährung: „Ich bin der Überzeugung, der Mensch ist gebaut wie ein Schwein.“ Bei manchen beschränkt sich das nicht auf die Bauweise, wäre ohne jeden Bezug auf Anwesende zu ergänzen.

Donnerstag: Der erste Inseltag des Jahres, also ein freier Tag zwischendurch. Bis zuletzt war aus Wettergründen offen, ob ich wie geplant wandern kann. Da es morgens trocken war und die Wetter-App für den weiteren Tag keine Regenfälle in Aussicht stellte, entschied ich mich für die Wanderung: dritte Rheinsteig-Etappe von Linz nach Bad Honnef, die ich vor drei Jahren (so lange ist das schon wieder her) schon einmal gelaufen war, in umgekehrter Richtung. Dabei hatte ich mich an einer Stelle gründlich verlaufen und es erst so spät bemerkt, dass auch die Wander-App nichts mehr retten konnte, es sei denn, ich wäre einige Kilometer zurück gegangen, das wollte ich nicht. Deshalb die Strecke heute nochmal, nur andersrum.

Nach Ankunft mit der Bahn in Linz ein kleines Frühstück (Rosinenschnecke und Kaffee) in einem Café, bevor es losging: Immer den blau-weißen Wegmarkierungen nach, die offenbar erst kürzlich erneuert worden sind; nur wenige Male benötigte ich die App, um nicht vom rechten Wege abzukommen. Immer wieder erstaunlich, wie neu eine Wegstrecke erscheint, wenn man sie andersrum geht. Die Entscheidung für die Wanderung heute war richtig: Das Wetter blieb trocken bis auf wenige Regentropfen gegen Mittag, die die Wanderlust nicht zu trüben vermochten, erst etwas kühl, was sich mit der ersten längeren Steigungsstrecke verlor, immer wieder zeigte sich auch die Sonne. Erkenntnis, wenn auch keine neue: Weniges ist beglückender, als frisch ergrünende, vögelbesungene Wälder zu durchstreifen.

Vergangene Pracht oberhalb von Linz
Hier meinte man es besonders gut mit der Wegweisung
Blick von der Erpeler Ley: rechts der namensgebende Ort, gegenüber Remagen
Insgesamt vier Trafotürme für die Sammlung säumten den Weg. Ein besonders schöner in Orsberg.
Beglückendes Grün
Allee oberhalb von Unkel
Moosansicht

Als am Nachmittag das Etappenziel Bad Honnef erreicht war, schien mir das zu früh zum Aufhören, obwohl ich da schon fünf Stunden gewandert war. Deshalb entschied ich mich, eine Teilstrecke der zweiten Etappe (Bad Honnef – Königswinter) anzuhängen, die beim letzten Mal im Juli 2020 wegen offenbar kurz zuvor gefällter, kreuz und quer auf den Wegen herumliegender Baumstämme und von Fahrzeugen zerfurchter Wege unpassierbar gewesen war.

Danach reichte es. Die Füße verlangten nach einer Pause, der Magen nach Nahrung. Beides fand sich in einem Imbisslokal in Bad Honnef. Manchmal lautet die einzig sinnvolle Antwort auf alle Fragen: Currywurst mit Pommes, dazu ein Weißbier.

Freitag: Anscheinend hatten die für das Wetter zuständigen höheren Mächte gestern Rücksicht genommen auf meine Wanderabsichten, bereits heute regnete und wehte es wieder heftig, deshalb war die Stadtbahn Verkehrsmittel der Wahl.

„Das ist – sportlich dürfen wir ja nicht mehr sagen – herausfordernd“, sagte eine in der Besprechung. Wer hat das wann verfügt? Warum wurde der Gebrauch von herausfordernd nicht gleich mit verboten? Ich hätte da noch ein paar weitere Vorschläge.

Es sportlich zu nennen wäre übertrieben, jedenfalls blieb ich in Bewegung, weil von unsichtbaren Mächten gesteuert die Sonnenschutz-Jalousien mehrfach versuchten, herunterzufahren, was mangels Sonnenschein besonders unsinnig war. Um sie daran zu hindern, musste ich mich jedes Mal zum Schalter neben der Bürotür begeben und sie wieder hochfahren. Anscheinend ein weiter verbreitetes Phänomen, wie bei Frau Kaltmamsell zu lesen ist.

Nachmittags bezog ich mein Büro im Mutterhaus und begann, mich einzurichten. Als erstes baute ich den zweiten Monitor ab, weil er für mein Empfinden zu viel Platz auf dem Schreibtisch beanspruchte und schon auf einem genug Unbill erscheint. Ich weiß nicht, wozu so viele mittlerweile mindestens zwei Bildschirme und ein aufgeklapptes Laptop benötigen. Die Aussicht auf Rhein, Siebengebirge und Bad Godesberg ist erfreulich, heute war sie durch heftigen Regen getrübt. Alles Weitere kommende Woche, sofern die beiden Umzugskartons aus dem bisherigen Büro gebracht werden. Es hat keine Eile.

Samstag: Morgens spielten sie bei WDR 2 wieder dieses Jerusalema-Lied. Seit den frühen Achtzigern bis vor nicht langer Zeit war WDR 2 ein von mir bevorzugt gehörter Radiosender, gerade auch wegen der Musik, das erwähnte ich sicher schon. Das hat sich geändert, seit man auch dort als Hörer ungefragt geduzt wird. Ein weiterer Grund ist vorgenanntes Lied, ich finde es gar grauenvoll, es steht auf meiner ungeschriebenen Liste der Radioabschaltgründe gleich hinter dem Wellerman und noch vor Giesingers frustrierter tanzender Mutter.

Herzlichen Glückwunsch dem Liebsten zum Geburtstag und allen, die Wiho heißen, zum Namenstag. Aus erstem Anlass suchten wir abends ein (für uns) neues Restaurant in der Nordstadt auf. Wir waren sehr zufrieden mit Qualität, Service, Preisen und voraussichtlich nicht zum letzten Mal dort.

Sonntag: Katja Scholtz in der FAS über den Verzehr von Meeresgetier:

»… ich habe es genau beobachtet in französischen Restaurants — man benötigt ein kompliziertes Operationsbesteck, lebenslange Erfahrung und vor allem sehr viel Geduld, um aus winzigen Krustentierenscheren zwei Milligramm Fleisch herauszufriemeln und dabei auch noch gut auszusehen.«

Das kenne ich gut.

Während des Spazierganges sah ich ein rätselhaftes Verkehrsschild:

Wer oder was ist frei? Halbierte Autos?

Da hat wohl jemand zu viel Pantothensäure verabreicht bekommen:

Auf einer Schachtel mit Vitaminpillen

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Kommen Sie gut durch die Woche. Ziehen Sie sich warm an, es soll kalt werden.

Woche 31/2023: Der Dunst des Desinteresses

Montag: Die Kantinenwoche begann mit Currywurst und ich hatte mich morgens für ein weißes Hemd entschieden. Gutgegangen, oder: unbefleckte Ernährung.

Den anschließenden Spaziergang durch den Park kürzte ich ab, da in der Ferne am Wegesrand eine Schwanenfamilie rastete. Schwäne können während der Elternschaft sehr ungemütlich werden, das weiß ich aus meiner Kindheit in Bielefeld-Stieghorst, wenn wir im Park den erziehungsberechtigten Schwänen zu nahe kamen und sie sich mit ausgebreiteten Flügeln flatternd und fauchend auf uns stürzten. Ich nehme an, dass sie das heute auch noch tun, nicht nur in Bielefeld-Stieghorst.

Dienstag: In der Nacht hatte es zeitweise heftig geregnet, kurzzeitig begleitet von Donnergrollen. Morgens hatte es aufgehört, was den planmäßigen Fußmarsch ins Werk ermöglichte. Dabei sah ich wie jeden Morgen fleißige Leute, die Straßen und Plätze kehrten, Müll abholten, Stühle vor die Cafés stellten, Marktstände aufbauten. Vermutlich arbeiteten manche von ihnen immer noch, als ich mich nachmittags bereits wieder auf dem Rückweg befand und mich fragte, was ich heute geleistet habe, wobei sie wesentlich weniger Gehalt bekommen. Die Welt ist nicht gerecht. Ich kann es doch auch nicht ändern.

Das gilt auch für die radelnden Essensausfahrer (ich möchte sie nicht schon wieder Speisesklaven nennen) mit den riesigen orangen Tornistern. Einige von ihnen hüllen seit einiger Zeit ihr Gesicht vom Hals bis kurz unter die Augen in einen schwarzen Stoffschlauch, ein wenig erinnern sie damit an die Banditen in früheren Cowboyfilmen, die ihre Gesichter ebenfalls mit einem Tuch verhüllten, bevor sie einen Zug überfielen. Warum tun sie das? Jedenfalls nicht, um Züge zu überfallen; der Zug würde wegen Personen im Gleis gar nicht erst losfahren. Wahrscheinlich wollen sie unerkannt bleiben, wenn sie durch die Fußgängerzone rasen und rote Ampeln missachten.

Auf dem Rückweg sah ich einen Mietelektroroller auf der Seite liegen, sein Rücklicht blinkte abwechselnd dreimal lang und zweimal kurz, gemäß Morsealphabet, ich habe das mal nachgeschaut, „I – O“ oder „O – I“. Was will er uns sagen?

Mittwoch: Auch dieser Tag begann herbstlich kühl mit Nieselregen am Morgen und setzte sich fort mit immer wieder teils heftigen Regenschauern. Trotz allem war es nachmittags, als ich zwischen zwei Schauern nach Hause radelte, erstaunlich warm geworden.

Abends lief ich eine Runde am Rhein entlang, dabei passierte ich den Abfluss der Kläranlage im Norden kurz vor dem Hafen, wo das gereinigte Wasser in den Rhein geleitet wird. So richtig geklärt scheint es nicht zu sein, weißer Schaum begleitet das austretende Wasser in Fließrichtung. Das hielt zwei Angler nicht davon ab, wenige Meter unterhalb des Abflusses ihre Rute in die Gischt zu halten. Ich wünschte Petri Heil und guten Appetit.

Donnerstag: »Liebe KollegInnen, vielen Dank für deine E-Mail«, steht in einer Abwesenheitsnachricht.

Bonn-Beuel, morgens

Die Stadt Bonn hat laut Zeitungsbericht im vergangenen Jahr 13,4 Millionen Euro an Bußgeldern für Park- und Tempoverstöße eingenommenen. Damit kann gut ein Drittel der jährlichen Kosten der Bonner Oper abgedeckt werden. Ich höre sie schon wieder schreien: Abzocke! Melkkuh der Nation!

Wie weiterhin berichtet wird, verzögert sich der Abriss des alten Schlachthofes, weil zuvor ein Eidechsenschutzzaun in Richtung Bahngleise errichtet werden muss, damit die dort lebenden Kleinreptilien nicht während der Abbrucharbeiten das Gelände aufsuchen und zu Schaden kommen. (Wegen der vom Bahnverkehr ausgehenden Gefahren für die Echsen hat man offenbar weniger Bedenken.) Das ist zu loben und bemerkenswert: Gebäude, in denen jahrzehntelang massenhaft Tiere getötet wurden, können nun aus Tierschutzgründen nicht abgerissen werden.

Gedanke: Wenn Außerirdische zu uns kämen, warum sollten sie mit uns kommunizieren wollen? Wenn Menschen Wälder roden, um Acker- und Weideflächen zu schaffen, diskutieren sie auch nicht vorher mit den Tieren. Außer vielleicht in Deutschland, siehe oben.

Spruch zum Abend: Das letzte Schaf hat kein Fell mehr. Fragen Sie nicht.

Freitag: Manches, was mich früher irritierte oder gar nervte, nehme ich heute amüsiert zur Kenntnis. Zum Beispiel Leute, die mich mal duzen, mal siezen. Wie die Dame am Empfang des von mir regelmäßig und auch heute aufgesuchten Frisiersalons. Vor einiger Zeit, ich berichtete, war sie nach jahrelanger Distanzanrede ohne erkennbaren Anlass, etwa einer gemeinsamen Ballonfahrt, nach der, wie ich mal hörte, das Duzen obligatorisch ist, zum Du übergegangen; nach interessierter, keineswegs verärgerter Frage meinerseits, was sie dazu veranlasst hätte, vereinbarten wir die Beibehaltung der vertrauten Ansprache und praktizierten sie bei meinen folgenden Besuchen. Heute nun siezte sie mich wieder wie früher; ich verkniff mir die Frage, ob wir wieder beim Sie seien und warum. Diesbezüglich bin ich flexibel, situativ wird zurückgeduzt oder -siezt, beides völlig in Ordnung. Wobei mit zunehmendem Alter meine Vorliebe für das Sie wächst. Auch bei sympathischen Leuten wie der Dame am Empfang.

Gelesen bei Frau Kaltmamsell und sofort eine Spur von Seelenverwandtschaft ausgemacht:

“Entsetzen und Schockstarre” waren die ersten Wörter der 20-Uhr-Tagesschau, ich erschrak heftig – UND DANN GING’S UM SCHEISS FUSSBALL?!

Ich schrieb es schon mal: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum Sport, insbesondere Fußball, in den regulären Nachrichten neben Kriegen, Katastrophen, Klimawandel, Kirchenskandalen und Kindergrundsicherung einen so breiten Raum einnimmt. ZDF-heute leistet sich dafür gar einen separaten Sprecher. Sobald er spricht, oder schlimmer noch einer dieser unerträglich überdrehten Sportreporter im Radio, legt sich der Dunst des Desinteresses über meine Wahrnehmung. Die Worte nehme ich noch als Geräusch wahr, wie Hundebellen, ihr Inhalt dringt indes nicht bis zu mir vor.

Samstag: Todesanzeigen enthalten unterhalb des Namens des Gestorbenen häufig Zusätze wie „Oberregierungsrat a. D.“ oder „Bäckermeister“. In der Zeitung von heute steht in einer Anzeige: „Finanzangestellter und Sänger“. Bei mir könnte mal „Bundesbeamter und Kleinblogger“ stehen.

Im Zoo von Hannover erhielten drei Junglöwen ihre Namen, die Zeitung nennt es Löwentaufe: Zuri, Alani und Tayo. »Die Namen klingen alle sehr schön und unterscheiden sich gut voneinander. Das hilft uns, wenn wir die Jungtiere einzeln ansprechen und rufen möchten«, so ein Zoo-Mitarbeiter. Vielleicht bei Ansprachen wie „Alani, hatten wir nicht vereinbart, dass du nicht den Tierpfleger frisst? Böse Löwin.“

Sonntag: Durch die Sonntagszeitung wurde ich aufmerksam auf die Beobachtungsstelle für Anomalien, die systematisch Kuriositäten im öffentlichen Raum sammelt und dokumentiert. Über ein Meldeformular kann man eigene Beobachtungen zur Anzeige bringen.

Anormal für Anfang August ist weiterhin das kühle Wetter mit Regen und Wind. Hierdurch fiel der Sonntagsspaziergang kürzer, immerhin nicht ganz aus. Ich mag es, wenn beim Gehen Regentropfen auf den Schirm klopfen und an der Rheinpromenade nur wenige Fußgänger, zumeist mit Hund, um die riesigen Pfützen auf dem Gehweg flanieren, in denen die fallenden Tropfen Kreise bilden. Auf die in letzter Zeit liebgewonnene Einkehr in einer Außengastronomie verzichtete ich. Das ist nicht schlimm und wird nachgeholt.

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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche.

Woche 30/2023: Verfallserscheinungen und Restlaufzeiten

Montag: Da für heute kühleres Wetter mit Regen angekündigt war, kleidete ich mich in einen länger nicht getragenen Anzug und fühlte mich sehr wohl darin. Vorsichtshalber nahm ich morgens statt des Fahrrades die Bahn, was sich im Nachhinein als unnötig herausstellte, das kann man vorher nie wissen. Dadurch kam ich nachmittags immerhin in den Genuss eines außerplanmäßigen Fußmarsches nach Hause.

Was ich während der Arbeit höre, lautet die Tagesfrage des Blogvermieters. Falls damit Musik gemeint ist, muss die Antwort „Nichts“ lauten, außer dem tagesaktuellen Ohrwurm, der mich heute allerdings verschonte, vielleicht wegen Montagsunlust seinerseits. Ansonsten hörte ich in einer Besprechung mal wieder viel zu oft „tatsächlich“.

Vom Hören zum Sehen beziehungsweise Lesen: Mich erreichten gleich zwei Mails, bei denen weder aus dem Betreff noch dem grußlos-knappen Inhalt das Begehr des Absenders erkennbar war. Als überwiegend freundlicher Mensch fragte ich zurück, obwohl sofortiges Löschen die angemessene Reaktion gewesen wäre.

Apropos Löschen: Wenn die ARD zu den Waldbränden am Mittelmeer nach der Tagesschau einen Brennpunkt sendet, entbehrt das nicht einer gewissen Komik.

Während des Rückwegs beeindruckendes Gewölk am anderen Ufer

Dienstag: Die Landwirte im Ruhrgebiet sind halbwegs zufrieden, wurde morgens in den Radionachrichten gesagt. Ein trotz der Einschränkung bemerkenswerter Satz, den ich nie zuvor hörte; ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist. Von Apothekern ist derlei vorerst nicht zu erwarten, die verkünden stattdessen regelmäßig die nahende Apothekalypse.

Nachmittags erschienen zwei Mitarbeiter der Fachfirma für Jalousienangelegenheiten, um den defekten Motor zu tauschen, ich berichtete. Wie sich herausstellte, ist der Motor keineswegs defekt, vielmehr wurde die vorgelagerte Stromzufuhr als Ursache ausgemacht, wofür wiederum nicht vorhandene Elektrikerkompetenz vonnöten sei. Man gibt es weiter. Egal, zurzeit scheint die Sonne ohnehin kaum.

Twitter heißt jetzt X, sonst ändert sich nix. – Wie oft mag dieser Satz in den einschlägigen Hetzwerken schon geschrieben worden sein, wie viele Sterne, Herzchen und Daumenhochs gab es dafür? Mir egal. Für mich habe ich diesbezüglich eine Entscheidung getroffen, dieses Mal endgültig.

Mittwoch: Morgens telefonierte ich mit M., meinem früheren Bielefelder Kollegen und Chef, der heute, genau wie ein gewisser Mick Jagger, achtzig wird. Deshalb ist er, also nicht Mick Jagger, sondern der andere M., mit Frau und Hund nach Langeoog geflüchtet. Zu Hause kämen zu viele gleichaltrige Gratulanten zu Besuch, die über ihre Verfallserscheinungen und Restlaufzeiten reden, darauf hat M. keine Lust, sagte er, das kann ich gut nachvollziehen. (Ich bin übrigens etwa gleichaltrig mit Sinéad O’Connor, die heute gestorben ist, du liebe Güte.) M. ist neben Mick Jagger der wohl jüngste beziehungsweise junggebliebenste … jüngstgebliebene? – egal, Sie wissen schon, was ich meine – Achtzigjährige, den ich kenne. Wäre mir dereinst Ähnliches vergönnt, könnte ich mir vorstellen, auch so alt werden zu wollen. Aber auch nur dann.

In der Kantine gab es Mittags an der Vegantheke Eintopf mit Sonnenblumenhackfleisch. Dürfen die das wirklich „Fleisch“ nennen? Ich entschied mich stattdessen für Nudelauflauf mit Käsesoße. Nicht vegan, immerhin fleischlos.

Donnerstag: Da es von morgens an bis in den Nachmittag hinein regnete, endete der planmäßige Fußmarsch ins Werk bereits an der Stadtbahnhaltestelle, von wo aus mich die Bahn trocken, pünktlich und für die Tageszeit erstaunlich leer in Werksnähe brachte.

Mittags wurde Kollege D. in größerer Runde in den Ruhestand verabschiedet, mit Kaltgetränken und Bochumer Currywurst, daher entfiel der übliche Kantinengang. Leider zogen sich die Lobes- und Dankesreden der Chefs und des zu Verabschiedenden hin, so dass mir bis zur nächsten Besprechung nur noch eine Viertelstunde blieb für den Verzehr eines Schälchens Wurst und ein wenig Nudelsalat.

Zu Arbeitsende hatte der Regen nachgelassen, deshalb ging ich zu Fuß nach Hause, wenigstens das. Im Gegensatz zur herbstlichen Kühle am Morgen war es trotz weiterhin dichter Wolkendecke recht warm geworden. Unterwegs meldete sich der kleine Hunger als Folge des schmalen Mittagsmahls, der sich im weiteren Verlauf zu einem unverhandelbaren Appetit (oder Jieper, wie es auf Dummdeutsch heißt) auf ein Stück Kuchen entwickelte. Daher suchte ich am Marktplatz den beschirmten Außenbereich eines Cafés auf, wo ich ein Stück Apfelkuchen und eine Tasse Kaffee bestellte; letzteres ein kleines Experiment, ob die Bestellung mit dem klassischen Hinweis „draußen nur Kännchen“ abgewiesen wurde. Aber nein, Kaffee und Kuchen wurden wie gewünscht serviert und der kleine Hunger vorläufig gestillt.

Freitag: „Ich habe das mal angehangen.“ Was immer wieder auffällt: Viele können nicht die transitive und intransitive Form des Verbs „hängen“ unterscheiden und sie jeweils korrekt anwenden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es immer kann.

Werbung:

Manchmal riecht man es

Gehört: „Du musst mehr unter Menschen.“ – „Ich bin bei euch.“ – „Das ist nicht unter Menschen.“ – Und das: „Was du pupst ist mein Deo.“

Samstag: Besuch der Mutter in Bielefeld, dank Deutschlandticket mit dem Bahn-Nahverkehr. Die Hinfahrt lief trotz baustellenbedingter Umleitung perfekt, abgesehen von einer schwäbischen Dame, die sich neben mich setzte und das Gespräch suchte, aufgrund meiner ostwestfälischen Abneigung gegen Gespräche mit Fremden jedoch nicht fand und bald einen anderen Platz wählte.

Wie sich auf der Rückfahrt zeigte, verstehen es neben der Deutschen Bahn auch andere Anbieter, hier National Express, die Kunden durch originelle Einlagen zu überraschen. Bei Ankunft des Anschlusszuges in Hamm war der hintere Zugteil verschlossen, was zahlreiche Reisewillige nicht davon abhielt, trotz des augenscheinlich leeren Wagens längere Zeit auf den Türaufknopf zu drücken, ehe sie nach vorne eilten, wo sich durch die fehlenden Plätze eine gewisse Füllung einstellte. Mir selbst gelang es, einen der letzten Sitzplätze zu bekommen und das, da ich über fünfzig bin, ohne schlechtes Gewissen.

In Hagen blieben wir längere Zeit wegen einer technischen Störung stehen, irgendwas mit den Bremsen, so die Durchsage des Triebfahrzeugführers. Nach etwa einer Viertelstunde ging es weiter ohne weitere Beeinträchtigungen. Zum Glück erwachte nicht der Ohrwurm „Der Zug, der Zug, der Zug hat keine Bremsen“.

Aus der Zeitung: Herr Dr. Heinz-Lothar B. lehnt das bedingungslose Grundeinkommen ab, wie er in einem Leserbrief kundtut, unter anderem deshalb: »Der Arbeit kommt außerdem in christlicher Tradition eine eigene Würde zu.« Wer wundert sich da über zunehmende Kirchenaustritte.

Gibt es eigentlich ein Wort dafür, wenn man gerade etwas liest, schreibt oder nur denkt, und im selben Moment hört man es jemanden im Hintergrund sagen? Also ein anderes als Zufall?

Sonntag: Während des Spaziergangs hörte ich eine junge Frau in bestem Deppendialekt in das flach vor den Mund gehaltene Telefon sagen: „Respekt muss man sisch verdienen. Ey warum hast du kein Respekt vor mir.“ Ja, warum.

Statt weiterer Worte Bilder:

DAS ist mal eine Aussage
An diesem Wochenende sind die Bonner aufgerufen, Fotos von Straßenkunst zu machen, die jetzt aus irgendwelchen Gründen Streetart genannt wird. Daran beteilige ich mich gerne.
Oft sind es kleine Zeichen am Wegesrand, die die Vermutung stärken, dass der dauerhafte Fortbestand dieser Spezies ernsthaft gefährdet ist

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Kommen Sie gut durch die Woche.

Woche 4/2023: Auf Wiedervorlage

Montag: Ein Fachgeschäft in der Bonner Innenstadt wirbt im Schaufenster für „liebevoll gestaltete Brillen“. Vorgärten können liebevoll gestaltet sein, Grabgestecke auch, oder Schutzumschläge von Kinderbüchern. Jedoch Brillen? Was mag das bedeuten? Gestelle in pastellenen Farben, mit handgemalten Ornamenten und sonstigem, für die Unterstützung nachlassender Sehkraft unerheblichem Zierrat? Gläser in Herzform? Vielleicht solche raumfüllenden Teile, wie Elton John sie in den Siebzigern auf der Bühne trug? Es gibt wirklich grauenvolle Brillen, wenn man sich mal umschaut, was die Leute so auf der Nase tragen. Als großer Freund funktionaler Schlichtheit ist das Sortiment dieses Geschäftes vermutlich nichts für mich.

»Somit sind wir mit euch aligned. Same-same …« schrieb mir einer per Mail. Ich weiß nicht, wie es weiterging, nach dem zweiten »same« verließen mich Interesse und Leselust.

In unserem Geschäftsbereich ist es durchaus begrüßenswerte Übung, neue Kolleginnen und Kollegen per Powerpoint-Steckbrief vorzustellen, der per Mail an alle gesandt wird. In einem solchen, der mich heute erreichte, gibt ein junger Kollege als Hobbys „Reisen, Motorsport und Fußball“ an. Im Falle eines persönlichen Zusammentreffens werden wir wohl nur wenige außerdienstliche Gesprächsthemen finden. Muss ja auch nicht, ich spreche ohnehin eher ungern.

»Mahlzeiten allein, was nicht unangenehm.« schrieb Thomas Mann am 23. Januar 1954 in sein Tagebuch. Auch ich aß mittags in der Kantine und tiefer Zufriedenheit meine Currywurst mit Pommes ohne Tischbegleitung und verstehe ihn völlig.

Gleichsam ein Lichtblick zum Feierabend: Als ich das Werk verließ, erschien es mir deutlich heller als noch in der vergangenen Woche zur selben Uhrzeit. Der Sommer naht.

Vielleicht sagt, wer „aligned“ sagt, auch „Happy name day“, wenn er jemandem zum Namenstag gratuliert. Das könnten er heute tun, falls sich im Bekanntenkreis Emerantiana, Ildefons oder Liuthild befindet. Klingt wie Figuren aus den Werken von Tolkien, wobei das nur eine vage Idee ist, da ich von ihm bislang nichts las und in absehbarer Zeit nicht zu tun beabsichtige.

Dienstag: Der erste Blogeintrag des Tages ergab sich bereits vor dem Aufstehen aus einer Radiomeldung über die beginnende Messe Jagd und Hund in Dortmund. Neben dem Erlangen der Meisterschaft im Hirschrufen kann man dort auch eine Safari in Afrika buchen, um Löwen und Elefanten totzuschießen. In Zeiten, da die FDP immer noch damit durchkommt, uns unbegrenztes Autobahnsausen als Freiheit zu erklären und Luxusjachten von der CO2-Abgabe ausgenommen sind, womöglich und vermutlich hat auch da die FDP ihre gelben Finger im Spiel, soll uns derlei nicht wundern.

Eduscho hat keine Schmorschleifen, wurde mir beim ersten Morgenkaffee beschieden, das lasse ich mal so stehen. (Nein, das müssen Sie nicht verstehen.)

Morgens zur blauen Stunde

Per Mail erreichte mich eine nicht ganz zielgruppengerechte Werbung.

(Bitte beachten Sie die letzte Zeile.)

Mittwoch: Jeder hat mal einen schwachen Moment, warum nicht auch ein Radiosender. So bat WDR 4 heute Morgen seine Hörer um die Nennung besonders witziger Abschiedsformeln, woraufhin sich die Hörerschaft mit „Auf Wiesegehen“, „Auf Wiedergestern“ und „Tschüssikowski“ meldete. Fast ebenso witzig fände ich „Auf Wiederkäuen“ (nach dem Restaurantbesuch), „Auf Wiedervorlage“ (nach dem Liebesabenteuer) und „Bis auf Weiteres“ (geht immer). Von einem Anruf bei WDR 4 sah ich aus Zeitgründen ab.

Eine weltweite Netzstörung bei Microsoft soll heute Vormittag zu erheblichen Beeinträchtigungen geführt haben. Bei mir lief alles problemlos, auch Teams. Leider.

In der Kantine gab es unter anderem „Lachsforelle aus Leverkusen“ (im Aspirinsud?) und ein vegetarisches Gericht mit „gerettete Brot Crumble“ als Zutat, wovor auch immer die Brotkrumen gerettet wurden. Vor dem Verzehr jedenfalls nicht, es schmeckte ganz passabel.

Donnerstag: Die für heute angekündigte Eisglätte blieb zumindest hier in Bonn weitgehend aus, derohalben kam ich nach einem Marsch durch feuchtkalte Luft wohlbehalten im Werk an. Nur am Mutterhaus geriet ich etwas ins Rutschen, weil der Boden davor aus architektonischen Gründen teilweise mit Metallplatten belegt ist, die trotz aufgebrachtem Streugut bei diesem Wetter sehr glatt sind.

Vormittags wurde per Textnachricht an meine Muttergefühle appelliert.

Mittags wurde ein Kollege nach einundfünfzig Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, mit Ansprache des Vorstands, Sekt und belegten Brötchen. Mit ihm geht ein Urgestein; er hatte es nie nötig, seine Bedeutung durch alberne englische Wortintarsien hervorzuheben, er war auch mit seinem ehrlichen Rheinisch anerkannt bis in höchste Führungsebenen. So etwas dürfte mittlerweile sehr selten sein. Alles Gute weiterhin, lieber G.!

Freitag: Morgens auf dem Weg ins Werk musste ich mit dem Fahrrad vor einer roten Ampel anhalten, was ich überhaupt nicht schlimm finde. (Außer vor Fußgängerampeln, die ich als unverbindlichen Vorschlag ansehe, vermutlich erwähnte ich das bereits gelegentlich.) Heute Morgen jedenfalls stand ich und wunderte mich über das Auto auf der von rechts einmündenden Querstraße, das trotz Grünlicht stehen blieb. Erst als es wieder gelb wurde, fuhr der Wagen bei Dunkelgelb hektisch los. Da war wohl jemand ein wenig abgelenkt vom Datengerät, hm?

Am frühen Nachmittag schaute die Sonne überraschend durch das Bürofenster und sie ließ das Thermometer auf dem Schreibtisch kurzzeitig hochschnellen von achtzehn auf zwanzig Grad. Man soll nie aufhören, sich auch über die kleinen Dinge des Alltages zu freuen.

Aus der Zeitung: »Der wegen des Mordes an dem Münchner Modezaren Rudolph Moshammer verurteilte Iraker ist nach 18 Jahren Haft in Deutschland in sein Herkunftsland abgeschoben worden.« Modezar, Medienmogul, Rockröhre – sie können einfach nicht anders.

Samstag: Eine alteingesessene Bonner Parfümerie gibt den Geschäftsbetrieb auf und lockt deshalb mit Sonderpreisen. Als künstlichen Körperaromen gegenüber eher gleichgültig eingestellter Mensch wunderte ich mich über die lange Schlange vor dem Geschäft. Da ahnte ich noch nicht, dass ich kurz darauf selbst fast eine halbe Stunde lang in der Schlange vor einem Fischstand auf dem Wochenmarkt stehen würde, um wie aufgetragen vier Scheiben Lachs zu erstehen. Bemerkenswert auch der junge Mann vor mir, der offenbar erst als er an der Reihe war anfing zu überlegen, was er eigentlich kaufen wollte, was den Fortgang der Geschäfte nicht gerade beschleunigte. Aber ich hatte ja Zeit und habe nun was zu notieren.

Wie viele Menschen mögen, bevor das Schild angebracht wurde, vor dieser Säule gestanden und sich gefragt haben: Verdammt, wie komme ich jetzt in diesen Laden?

Sonntag: Wegen der Nachwirkung einer karnevalistischer Veranstaltung am Vorabend war der Spaziergang heute erforderlicher als ohnehin. Ich sollte gelegentlich über meinen Alkoholkonsum nachdenken, besser mal ein paar trinkfreie Tage einlegen, es muss ja nicht gleich ein ganzer Monat sein, der „Dry January“ wird gerade vielfach gepriesen. Wäre jetzt, kurz vor Februar, auch etwas spät. Über der Südstadt sah und hörte ich eine kleinere Formation Kraniche auf dem Weg in Richtung Norden und wunderte mich über deren frühe Rückkehr, wobei ich gar nicht weiß, wann sie sonst üblicherweise den Nordflug antreten. Ich an ihrer Stelle wäre jedenfalls noch etwas länger im warmen Süden geblieben. Sie werden ihre Gründe haben. Während meiner Betrachtung flog das Vogel-V unter dem heute auch bei Tageslicht sichtbaren Mond her, das wirkte fast etwas kitschig; bitte denken Sie sich hier ein entsprechendes Foto.

Nach Rückkehr probierte ich mal dieses ChatGBT aus, das zurzeit vielfach Begeisterung und Entsetzen auslöst. Aufgabenstellung: Ein kurzer Text über den Sonntagsspaziergang mit zurückkehrenden Kranichen am Himmel im Stil von Max Goldt. Hier das Ergebnis:

»Der Sonntagsspaziergang war wie immer eine willkommene Abwechslung. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die Bäume rauschten im Wind. Doch plötzlich, am Himmel, erschienen sie. Eine Schar von Kranichen, die auf ihrem Rückweg in den Süden waren. Sie flogen majestätisch vorbei, ihre Schreie hallten durch die Luft. Es war ein beeindruckender Anblick, als sie sich im Formation flogen und dann in der Ferne verschwanden. Der Sonntagsspaziergang war plötzlich noch viel schöner geworden, dank der zurückkehrenden Kraniche am Himmel.«

Ich weiß ja nicht. Herr Goldt hätte das besser hinbekommen.

Was anderes aus dem Netz: Sagen Sie „Samstag“ oder „Sonnabend?“ – „Saugglocke“ oder „Pömpel“? – „Küsschen“ oder „Bützche“? – „Rotkohl“ oder „Blaukraut“? Diese und andere Fragen können Sie im Dienste der Sprachwissenschaft hier beantworten.

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Kommen Sie gut durch die Woche. Bis auf Weiteres.

Woche 9/2022: Jedem seinen Alb

Montag: Nachdem ich gegen halb vier in der Frühe aus einem nicht sehr unangenehmen Traum erwacht war, hinderten mich innere wie äußere Unruhe zunächst am Wiedereinschlafen. Erst gegen fünf fand ich erneut in den Schlaf, ehe mich die Radionachrichten um halb sieben zum Aufstehen in eine neue Woche motivierten. (Sie dürfen hier gerne eine gewisse Ironie vermuten.)

Dienstag: Auch die zurückliegende Nacht war von wenig Schlaf gesegnet. Dieses Mal war es der Nachbar von oben, der mit Freunden bis drei Uhr offenbar eine kleine Karnevalssitzung in seiner Wohnung abhielt, zwar nicht mit lauter Musik, dafür mit wiederholter Polonaise über die nur mäßig schallgedämpfte Stahlwendeltreppe und mehrfachem geräuschvollem Möbelrücken. Eine am Morgen schriftlich verfasste Protestnote meinerseits wird ihn vermutlich so wenig beeindrucken wie den russischen Präsidenten Friedensdemonstrationen im Ausland. Zu weitergehenden Sanktionen fehlen mir leider die Möglichkeiten, da wir keine Geschäfts- noch sonstige Beziehungen mehr pflegen. „Guter Zaun – gute Nachbarschaft“ las ich kürzlich irgendwo. Da ist was dran. Leider sind Zäune selten schalldicht.

Morgens kam mir einer entgegen, komplett dunkel gekleidet mit schwarz vermummtem Gesicht unter tiefgezogener Kapuze, die Augen nicht zu sehen, wie der Tod persönlich auf dem Weg zu seinem Tagwerk. Statt einer Sense trug er eine Große Packung Tabak mit sich, darauf deutlich sichtbar der Hinweis „Rauchen tötet“. Manchmal passt es einfach.

Mittwoch: Nach dem Mittagessen bei aktueller Vorfrühlingshaftigkeit im Freien unternahm ich einen Spaziergang durch den Rheinauenpark, wo der Wasserstand der Teiche wegen Wartungsarbeiten zurzeit stark abgesenkt ist. Dort fauchte mich eine Wildgans am Wegesrand an, sonst die friedlichsten Wesen. Vielleicht erzürnte sie das Niedrigwasser. Vielleicht war sie einfach nur gereizt, wie so viele in dieser Zeit.

Bei der Rückfahrt wurde ich auf dem Radstreifen zweimal von abbiegenden Autos behindert. Darüber hätte ich mich erzürnen können, aber wem wäre damit geholfen gewesen?

Gar nicht erzürnt, eher erleichtert nahm ich eine abends im Briefkasten vorgefundene Absage des Arbeitgebers auf eine Bewerbung zur Kenntnis, bleiben mir dadurch doch viel zusätzliche Arbeit und am Ende zwei Klausuren erspart. Andere wurden halt für noch geeigneter gehalten, das ist völlig in Ordnung.

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erzählt habe, als Täglichblogger über fünfzig hat man da nicht immer den Überblick: Manchmal träume ich, in absehbarer Zeit stünde eine große schriftliche und mündliche Abschlussprüfung an, für die es noch viel zu lernen gibt, mehr als bis dahin Zeit zur Verfügung steht, und von der alles abhängt, wie einst das Abitur und die Laufbahnprüfung für die Weihen der gehobenen Beamtenlaufbahn. Das sind diese Träume, bei denen sich unmittelbar nach dem Erwachen breites Grinsen der Erleichterung einstellt. Andere werden von wilden Tieren verfolgt oder stehen nackt im Aufzug, ich schreibe Klausuren, so hat ein jeder seinen Alb.

Immerhin hat mich das damalige Bestehen der Prüfungen davor bewahrt, heute im Social-Media-Team eines Unternehmens zu arbeiten, wo ich fremde Leute ungefragt duzen muss.

Im Übrigen bewundere ich Menschen mit besonderen Fähigkeiten. Abends sah ich einen, der sich aus dem örtlichen Imbisslokal eine Currywurst im flachen Pappschälchen geholt hatte, damit auf sein Fahrrad stieg und freihändig davonradelnd die Wurstscheiben aufgabelte. Freihändig Fahrrad zu fahren gehört zu den Dingen, die ich nie gelernt habe, genauso wenig wie bei rollendem Rad auf- und abzusteigen. Daher staune ich immer wieder, mit welcher Leichtig- und Selbstverständlichkeit andere es tun, auch ohne Currywurst im Pappschälchen.

Da war er schon weggeradelt. Mir gefiel das Motiv dennoch.

Donnerstag: »Stand with Belarus« fordert ein verwitterter, ausgeblichener Aufkleber, den ich morgens auf dem Fußweg ins Werk an einem Lampenpfahl sah. Das hat sich inzwischen irgendwie erledigt, wenn auch völlig anders als von dem Aufkleber (also sowohl dem Klebezettel als auch der ihn aufklebenden Person) ursprünglich gemeint.

„Das ist sowas von irrational“, sagte einer, der mir entgegenkam, zu seinen beiden Begleiterinnen. Wir können nur vermuten, was er meinte, aber vermutlich hat er recht.

Ansonsten war es morgens kalt und optisch ansprechend.

Aus der Reihe „Schiefe Bilder“: »Die Verkehrsberuhigung des Rheinufers zwischen Rosental und Zweiter Fährgasse soll ab Juli Fahrt aufnehmen«, schreibt der General-Anzeiger zur angestrebten städtischen Verkehrswende. Wünschen wir ihr gute Fahrt.

Freitag: Weiterhin verkauft die Kantine zur zum Mitnehmen. Als ich mittags bei der Entgegennahme des Zweikammer-Mehrweg-Mitnahmegefäßes die Dame an der Kasse fragte, ab wann man dort wieder stationär essen darf, von einem richtigen Teller und mit anschließendem Dessert, stellte sie eine Rückkehr zum Normalbetrieb ab nächster Woche in Aussicht. „Wenn alles gut geht“, fügte sie hinzu. Schiefgehen kann zurzeit ja vieles, vom Ausfall der Heizung bis hin zum Atomkrieg. Hoffen wir also mit ihr, dass alles gut geht.

Samstag: Die Zeitung berichtet Neues von der Endlos-Baustelle der Bonner Beethovenhalle. Nicht eine erneute Steigerung der Baukosten oder Verzögerung der Fertigstellung waren Gegenstand, sondern die Wasserhähne in den Sanitäranlagen, aus denen künftig nur noch kaltes Wasser zur Handreinigung laufen wird. Falls die Halle jemals fertig und in Betrieb gehen wird. Von zahlreichen Gaststätten und öffentlichen Toiletten nichts anderes gewohnt sehe ich darin kein Problem, doch sind empörungsvolle Leserbriefe Bonner Bürger diesen Mangel betreffend in Kürze zu erwarten.

Auch auf die Gefahr hin, anbiedernd zu wirken, was nicht beabsichtigt ist – ein weiteres Mal komme ich nicht umhin, Herrn B. zu zitieren, weil er schreibt, was ist:

»… wobei ich auch das Wort spannend furchtbar finde, und zwar nicht erst seit neuerer Zeit, sondern schon seit alle Menschen alles spannend finden, ihre Aufgaben, ihre Jobs, ihre Beziehungen, die Entwicklungen, den Krieg, alles ist spannend und ich denke immer, ihr spinnt doch.«

Sonntag: Ausgeschlafen, langer Spaziergang, Sonnenschein, schauen wir zum Ende der Woche mal auf die positiven kleinen Dinge, die es auch noch gibt.

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„Utepils“ ist nicht der Name der Biermarke einer Brauerei in Frauenhand, sondern verwenden laut PSYCHOLOGIE HEUTE die Norweger dieses Wort für das erste, besonders wohlschmeckende Bier des Jahres, das bei Frühlingssonnenschein draußen genossen wird. Also immerhin etwas, auf das man sich noch freuen kann.

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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche. Lassen Sie sich durch die aktuellen Ereignisse nicht allzu sehr die Stimmung beeinträchtigen und bewahren Sie sich den Blick für die kleinen, angenehmen Dinge. Ich versuche es ebenfalls.

Woche 40/2021: Mail an Saskia Esken

Montag: „Ich bin mal afk“ schrieben während einer Zoom-Zusammenkunft gleich zwei Kollegen in den Chat. „afk?“ Nie zuvor gelesen. Vielleicht „auf Klo“? Aber nein: „away from keybord“, auf gut-westfälisch: wech vonne Tasten, wie eine kurze Recherche ergab, also womöglich durchaus dem Drängen der Peristaltik folgend. Wieder was gelernt, was ich nie wissen wollte.

Mittags nach dem Kantinenbesuch, während einer Runde durch den Rheinauenpark, sah ich einen Mitarbeiter der städtischen Entsorgungsbetriebe, der mit seinem kommunalorangen Fahrzeug und in ebendieser Farbe gekleidet die Abfallbehälter im Park leerte. Dabei dachte ich daran, was ich den ganzen Tag so am Schreibtisch mache und fragte mich, warum die Leute mit den wichtigsten Berufen oft am schlechtesten bezahlt werden.

Dienstag: Lobte ich nicht kürzlich erst den Sender WDR 4? Ein wenig davon muss ich zurücknehmen: Morgens während des Brausebades spielten sie Giesingers Jammern von der frustrierten tanzende Mutter. Leider zur Unzeit, ich stand gerade im Schaum und konnte nicht korrigierend eingreifen.

In einer Wochenmail las ich das schöne Wort „Schallereignis“, wobei das vorstehend genannte eines der eher unschönen Art war.

Bei Aufbruch zur Kantine im Mutterhaus stand ein Grillwagen vor dem Werkstor, ich entschied mich spontan um und erstand dort eine Currywurst mit Pommes, die ich in der Cafeteria unseres Nebengebäudes zu mir nahm, beziehungsweise dem Bereich, der davon übrig geblieben ist: einige Tische und Stühle, wohingegen der Verkaufstresen seit etwa achtzehn Monaten verwaist ist, Sie wissen schon warum. Obwohl inzwischen wieder einige Kollegen von der Heimarbeit in die Büros zurückgekehrt sind, saß und aß ich dort alleine, was ich grundsätzlich nicht als unangenehm empfinde. Notiz an mich: Nächstes Mal so setzen, dass nicht jeder, der zufällig vorbeigeht, sich verpflichtet fühlt, „guten Appetit“ zu rufen.

Mittwoch: Völlig egal, wie lange es noch bis Weihnachten ist – wenn es bei Rewe Nougat-Marzipan-Baumstämme gibt, werden die gekauft. Basta.

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Nachmittags wollte ich eine Mail an Saskia Esken schreiben. Nicht Tipps zu den anstehenden Sondierungsgesprächen, sondern was dienstliches. Erst als Outlook den Namen nicht im werksinternen Adressbuch fand, bemerkte ich, dass die anzuschreiben beabsichtigte Kollegin zwar Saskia, jedoch nicht Esken heißt, auch mit E am Anfang, aber eben ganz anders. Die machen einen aber auch langsam verrückt.

Donnerstag: Bei allem, was man tut und denkt, sollte man stets auch das Ende im Blick haben.

„Lebt eigentlich die Hildegard von Bingen noch?“ – „Die ist 1179 gestorben.“ – „Quatsch, die hat doch Schmuck für QVC gemacht.“ Was hier abends so gesprochen wird.

Freitag: Der Tag begann im Nebel, verlief ansonsten in erfreulicher Weise, indes ohne notierenswerte Ereignisse und Beobachtungen, und endete in der Gastronomie, die wir weitgehend unbenebelt wieder verließen. Wozu hat man eigentlich so ein schönes Impfzertifikat, wenn das nirgendwo überprüft wird?

Samstag: Morgens wurde ich zur Unzeit geweckt, weil Bauarbeiter gegen acht begannen, den Gehweg vor unserem Haus mit schwerem Gerät aufzureißen, auf dass die Siedlung demnächst an die Glasfaser angeschlossen ist und meine notierten Quisquilien noch schneller in des Netzes Weiten gelangen.

Nach dem Frühstück machten der Liebste und ich einen Ausflug an die Mosel, um unsere Weinvorräte zu ergänzen, die zwar bei weitem nicht erschöpft sind, aber man weiß ja nie. „Die A3 ist mit dichtem Verkehr unterwegs“, war im Autoradio zu hören.

Gewissermaßen die Kehrseite des Weingenusses ist der Gang zum Altglascontainer. Nach Rückkehr von der Mosel sah ich auf dem Weg dorthin einen Maler vor seiner Staffelei stehend seiner Kunst nachgehen. Als Motiv hatte er nicht den Rhein, das Siebengebirge oder etwas anderes ortstypisch im Bild Festzuhaltendes gewählt, sondern ausgerechnet das Stadthaus, jenen wenig pittoresken Betonfelsen in der Bonner Innenstadt, der in naher Zukunft entweder saniert oder, mit etwas Glück, abgerissen wird; und zwar ausgerechnet die besonders hässliche Rückseite mit der Parkhausausfahrt. Im Nachhinein ärgere ich mich ein wenig über mein westfälisches Unvermögen, fremde Leute anzusprechen und ihn zu fragen, wo das fertige Bild anschließend zu besichtigen ist, ich könnte mir vorstellen, dass das Ergebnis durchaus hypsch anzusehen ist.

Das Stadthaus in günstigem Licht betrachtet

Sonntag: Heute war wieder einer der zahlreichen „letzten warmen Tage des Jahres“, wie sie immer sagen, wenn die Sonne noch einmal scheint und das Thermometer steigen lässt. Mal sehen, wie viele noch folgen. Und verkaufsoffener Sonntag in Bonn, für die, die sowas brauchen.

Und wieder ging der Nobelpreis an mir vorbei. Dann nächstes Jahr vielleicht.

Nix darf man!

Vorbemerkung: Den nachfolgenden Text schrieb ich bereits am 16. Juli. Aufgrund der aktuellen Meldung, dass die Grünen nun einen wöchentlichen ‚Veggie Day‘ in Kantinen staatlich verordnen wollen, ist es an der Zeit, ihn unters Volk zu bringen.

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Spätestens seit Moses mit einigen Steintafeln im Gepäck von seiner Bergtour zurück kam, ist das menschliche Dasein von Verboten bestimmt. Viele davon leuchten unmittelbar ein: anderen grundlos den Schädel einzuschlagen gilt als eher unhöflich, und besoffen Autofahren und Kopulieren auf offener Straße sind in weiten gesellschaftlichen Kreisen überwiegend unerwünscht, zu recht. Auch an die gelben Schilder, die etwa das Betreten von Rasenflächen oder Baustellen oder laufende Motoren in geschlossenen Räumen verbieten, haben wir uns in Deutschland schon lange gewöhnt, irgendwie gehören sie dazu, Eltern haften für ihre Kinder.

Dann gibt es zahlreiche Verbote, deren Sinn nicht unmittelbar einleuchtet, und das werden täglich mehr. Die katholische Kirche verbietet Kondome und Sex vor dem ersten Kind (hierzu läuft in Österreich eine staatlich geförderte Kampagne mit „Känguru Keuschi“, keine Satire!* ), die EU verbietet Glühbirnen, und die Grünen sind gegen Getränkedosen, Raucherkneipen, Heizpilze, ja sogar Motorroller, warum auch immer, und neuerdings auch gegen das Recht auf die tägliche Currywurst in der Kantine.

Kann ich die vatikanischen Verbote noch mit einem Schulterzucken als päpstliche Püpse abtun und einfach ignorieren, so sehe ich die staatliche (und keineswegs nur grüne) Reglementierung unseres Alltags mit wachsender Sorge und frage mich: was verbieten sie uns als nächstes? Volksmusik? Bier? Wein? Schokolade? Kaffee? Tee? Cola? Facebook? Sonnenbaden? Freibäder? RTL? Mainzelmännchen? Fußball? Popcorn? Party? Porno? Porsche? Karneval? Urlaubsreisen über 300 Kilometer? Für all dieses ließen sich sicher gute Gründe finden, alles nur zu unserem besten.

Ich hätte auch noch ein paar Vorschläge: Laubbläser, Sprechen in Bahnen, Bussen und Aufzügen vor neun Uhr morgens, vor zehn Uhr aufstehen, Radiowerbung für Möbelhäuser, Müsli und Radiowerbung, Kirchenglocken, Tragen von Flip-Flops in der Öffentlichkeit, Lady-Gaga-Handytöne, seinen Kindern Namen wie „Jimmy Blue“ geben, „Verzögerungen im Betriebsablauf“ bei der Bahn, Mitführen von Fahrrädern in der Straßenbahn, Abspielen von Jan Delay in öffentlichen Radiosendern, „Gesundheit“ rufen, wenn einer niest, sowie den Gebrauch des Wortes „Mahlzeit“.

Ach ja, das wichtigste: unsinnige Verbote gehören als erstes verboten. Und die Grünen? Nun gut, so weit will ich nicht gehen.

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* Nachtrag: Hier irrt der Schreiber, es handelt sich sehr wohl um eine Satire: http://www.heise.de/tp/artikel/39/39537/1.html
Aber zugetraut hätte ich es ihnen!