Montag: Outlook auf dem Bürorechner hatte morgens zunächst Startschwierigkeiten, wie der davor sitzende Nutzer. Ansonsten unterschied sich der erste Arbeitstag nach dem Urlaub bezüglich Unwilligkeit kaum von einem gewöhnlichen Montag. Was sich bewährt hat: den Tag komplett zu blocken und die Abwesenheitsnachricht bis zum Mittag aktiviert zu halten.
Das angestaute Mailaufkommen blieb im Rahmen, darunter eine interne Mitteilung über die bevorstehende Umorganisation eines Bereichs, mit vertrauten Versen versehen: »Um diesen Herausforderungen zu begegnen und Anbieter erster Wahl zu bleiben, müssen wir unsere Organisation noch stärker auf die Marktbedingungen ausrichten, Strukturen und Prozesse vereinfachen und Synergien nachhaltig heben. Ein konsequenter Fokus auf eine ganzheitliche Kundenorientierung ist dabei unverzichtbar. […] um diese Herausforderungen zu adressieren […] Mit der Komplettierung der Themen stellen wir eine 360 Grad – Sicht auf die Stimmen unserer Kunden sicher […] und stärken unseren Kundenangang.« Kundenangang ist ein schönes Wort, was auch immer es bedeuten mag.
Mittags in der Kantine gab es Currywurst. Angesichts der Waagenanzeige morgens – die vergangene Urlaubswoche mit viel Essen, Trinken und wenig Bewegung wirkt nach – entschied ich mich indes für das vegetarische Gericht. Hat gar nicht weh getan. Nur auf das Dessert (Vanillepudding mit Schokoladensoße) zu verzichten, soweit wollte ich nicht gehen.
Dienstag: Bereits letzte Woche trafen der Liebste und ich den Beschluss, zum Zwecke der körperlichen Ertüchtigung künftig regelmäßig gemeinsam radzufahren, also nicht so ein gemütliches Dahinradeln mit Einkehr am Wegesrand, sondern mit Tempo und Schweiß und selbstverständlich ohne Elektrounterstützung. Diesen Beschluss setzten wir heute Abend erstmals in die Tat um, wobei das Tempo noch steigerungsfähig ist. Ich fürchte, die Götterspeise mit Erdbeerschaum, die es mittags in der Kantine gab und die ich unmöglich stehen lassen konnte, wurde dadurch noch nicht völlig kompensiert. Immerhin, der Wille zählt und ein Anfang ist gemacht.
Mittwoch: Heute vor hunderfünfzehn Jahren wurde Arthur Adamov geboren, Autor des Absurden Theaters. Dem verdanken wir das also alles. Ob der sich wohl vorstellen konnte, dass Menschen sich mal massenhaft die Beine tätowieren lassen und sowas wie Donald Trump zum Präsidenten wählen, oder wäre selbst ihm das zu absurd erschienen?
Wurde schon untersucht, welcher Mehraufwand Medien dadurch entsteht, dass sie jetzt jedes Mal, wenn eine vermeintlich bedeutende Person etwas in Elons Schwätzwerk absondert, schreiben müssen „auf der Online-Plattform X, vormals Twitter“?
Donnerstag: Falls Sie mich in der Kantine suchen – ich bin der, der allein isst und dabei nicht aufs Datengerät schaut.
Abends hatte ich einen Termin im Bürgeramt der Stadt, weil mein Personalausweis im November ausläuft. Zuvor suchte ich den Selbstbedienungsapparat auf, um ein Foto zu erstellen, außerdem Unterschrift und Fingerabdrücke zu hinterlegen. Dabei fielen meine Zeigefinger durch die Qualitätskontrolle, die Daumen wurden nach mehrfachem Auflegen schließlich akzeptiert. Was ist falsch an meinen Zeigefingern? Ich finde das empörend.
Als vorsichtiger Mensch fand ich mich lange vor dem Termin im Stadthaus ein, man weiß ja nie, wie lange sowas dauert mit der Selbstbedienung. Abgesehen vom Zeigefingeraffront ging es jedoch ganz einfach und schnell. Ich hätte mir dennoch Zeit lassen können, laut Anzeige kam es bei der Bedienung zu Verzögerungen von anfangs sechzig, später dreißig Minuten, da statt der planmäßig fünfzehn Stadtbediensteten krankheitsbedingt heute nur fünf anwesend waren, wie gegen achtzehn Uhr ein freundlicher Mitarbeiter den noch Wartenden erklärte. Kurz darauf wurde meine Wartenummer angezeigt, der Rest ging dann schnell. Für sechsundsechzig Prozent Personalausfall finde ich eine halbstündige Wartezeit akzeptabel.
Freitag: Nachmittags schloss ich die Bürofenster, weil draußen zwei Grünschnittexperten mit einer lärmenden Motorheckenschere eine Hecke frisierten und sich dabei ständig anschrieen. Ansonsten verlief der letzte Arbeitstag der Woche in angenehmer Unaufgeregtheit.
Mal wieder erhalte ich seit Tagen per Mail eine Benachrichtigung darüber, dass mir jemand in irgendeiner Teams-Gruppe eine Aufgabe zugewiesen hat. Leider verzichtete er bei der Erstellung auf eine nähere Beschreibung seines Begehrs. Seit Tagen bereitet es mir großes Vergnügen, diese Mail zu löschen.
Samstag: Mit Freunden fuhren wir ins Ahrtal, zunächst mit der Bahn und Schienenersatzverkehr, auch so ein wunderschönes Wort, das die deutsche Sprache ermöglicht, bis Bad Neuenahr, von dort zu Fuß weiter über den Rotweinwanderweg, ein nicht minder schönes Wort, bis Walporzheim zum örtlichen Weinfest. Aufgrund unglücklicher Kommunikation führte dieser spontan von einer einzelnen Person getroffene Wanderbeschluss zu Unmutsäußerungen innerhalb der Gruppe, die jedoch unmittelbar nach Ankunft in Walporzheim abgelöscht wurden und verstummten.
Die gute Stimmung hielt sich im Bus auf der Rückfahrt. Während im vorderen Busteil Erbrochenes aufgewischt wurde, tönte hinten Musik aus einer von jungen Leuten mitgeführten Lärmbox; bei „Kölle Alaaf“ sangen fast alle mit. Als später „Africa“ von Toto spielte, fragte ich mich: Wenn Zwanzigjährige diese ungefähr vierzig Jahre alte Lied aus meiner Jugend spielen, ist das dann nicht auch so etwas wie kulturelle Aneignung?
Sonntag: Ein Weinfest gab es auch in der Bonner Innenstadt. Dort war ich mittags verabredet, wodurch der Spaziergang sehr kurz beziehungsweise ganz ausfiel. Ich gelobe baldige Besserung.
Per Mail wurde ich an meine aktive Teilnahme an der Lesung der TapetenPoeten am 5. September in Bonn-Beuel erinnert, als ob ich das vergessen könnte. So langsam sollte ich mal entscheiden, was ich dort vorlesen werde. Falls Sie am übernächsten Dienstagabend in Bonn sind und nichts besseres zu tun haben, kommen Sie gerne. Näheres hier.
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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche.