Woche 47/2025: Beeindruckende Aussichten und winterliche Kälte

Montag: Appetit kommt beim Essen, Inspiration beim Schreiben, so jedenfalls die Hoffnung. Heute kam nicht viel, was nichts über die Qualität des Tages aussagt. Der war insgesamt nicht schlecht, bot allerdings wenig Notierenswertes. Dass es wie angekündigt kälter geworden ist, haben Sie vermutlich selbst mitbekommen.

Vielleicht noch dieses: Die Kessler-Zwillinge sind gestorben, beide am selben Tag, neunundachtzig sind sie geworden. Ich selbst verband wenig mit ihnen, hatte sie vor Jahren in der einen oder anderen Fernsehshow zur Kenntnis genommen und hätte bis gestern nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob sie noch lebten. Soweit man weiß, wählten sie den assistierten Freitod. Wer wollte es den beiden Damen verdenken, dass sie, nachdem sie ihr gesamtes Leben gemeinsam verbracht hatten, auch zusammen diese Welt verlassen wollten.

Büroblick, nachmittags

Dienstag: Die scheinbar ewige Baustelle am Rheinufer hat mal wieder eine neue Gestalt angenommen. Dadurch war ich genötigt, den Fußweg ins Werk, erstmals wieder in MSH-Ausstattung (Mütze, Schal, Handschuhe), zunächst ein Stück in Gegenrichtung zu gehen, ehe er dem Ziel entgegen fortgesetzt werden konnte. Ich bin gespannt, ob das noch vor meinem Ruhestand fertig wird.

Die Bäume am Rheinufer haben in den letzten Tagen die meisten Blätter abgeworfen, nur die Pappeln sind in der unteren Hälfte noch nicht kahl, ähnlich Männern im fortschreitenden Alter, deren Haupt nur ein schütterer Haarkranz ziert. (Bei Frauen kommt das selten vor, wenigstens hier sind sie im Vorteil.) Was letze Woche noch golden leuchtete, liegt heute braun am Boden, mit lärmenden Geräten zusammengeblasen, darauf der erste Rauhreif. (Ja, Rechtschreibprüfung, mach nur deine Strichelchen darunter, ich schreibe es trotzdem weiterhin mit h.) Nun beginnt wieder die lange blätterlose Zeit, mindestens bis März. Ehe die Bäume wieder grünen, bin ich an der Zahl ein Jahr älter, immerhin auch dem Ruhestand etwas näher.

Vormittags machte ich von der Möglichkeit der Grippeschutzimpfung durch den Betriebsarzt Gebrauch. Bis zum Zeitpunkt der Niederschrift ist keine Nachwirkung zu spüren, das darf gerne so bleiben.

Auf dem Rückweg besuchte ich ein Café am Marktplatz, wo ich mir zur Abwechslung und passend zum Wetter einen Minztee bringen ließ. Ab Freitag, wenn der Weihnachtsmarkt eröffnet ist, gibt es wieder andere temperaturangemessene Rückwegsgetränke.

Morgenrot. Auf dem (unbearbeiteten) Foto wirkt es dramatischer als in Wirklichkeit.
Morgentau

Mittwoch: Da für nachmittags Regen angekündigt war, fuhr ich mit der Stadtbahn zum Werk. Weiterhin in MSH-Ausstattung staunte ich an der Haltestelle über ein junges Mädchen in Rock und T-Shirt auf dem Bahnsteig gegenüber sowie einen jüngeren Burschen neben mir, der seine großflächig tätowierten Beine in kurzen Hosen präsentierte. Vielleicht war deren Einfärbung so teuer, dass sie unmöglich unter wärmenden Hosenbeinen verborgen bleiben dürfen.

Am Hauptbahnhof stieg ein Jüngling zu und setzte sich mir schräg gegenüber. Kaum saß er, tat er, was Leute in seinem Alter zu tun gezwungen sind: Er zückte das Datengerät und schaute darauf. Währenddessen – mutmaßlich war die Kamera aktiviert – zupfte er seine aufwendige Lockenpracht zurecht, korrigierte hier und da eine Tolle, anschließend schaute er noch einmal prüfend ins spiegelnde Fenster der Bahn und legte ein letztes Mal Hand an; das ganze ohne ein für den Betrachter erkennbares Resultat, danach sah er genauso aus wie vorher. Vermutlich fand er den älteren Typen schräg gegenüber, der ihn beobachtete und was in ein Notizbuch schrieb, mindestens genauso seltsam.

„Wo Licht endet, beginnt das Abenteuer“, wird in den U-Bahn-Stationen für eine Ausstellung in der Bundeskunsthalle geworben. Leicht wehmütig denke ich dabei an längst vergangene Nächte in Köln zurück und befinde: Stimmt.

Donnerstag: Obwohl die Temperatur morgens im niedrig-einstelligen Celsiusbereich lag, erschien es mir auf dem Fußweg ins Werk nicht so kalt wie nachmittags zurück. Ich beobachte es öfter und schrieb es vermutlich schon, dass es mir morgens weniger kalt erscheint als nachmittags. Als ob mein Körper über einen inneren Nachtspeicherofen verfügt, der sich im Schlaf aufheizt und bis in den Vormittag nachwärmt.

„CITY-STROLL GO-TO LOOK“ schreit den Strollenden ein Schriftzug am Schaufenster eines Herrenmodegeschäfts in der Innenstadt an. Ob das zum Konsum animiert, sei angezweifelt. (Ich musste die Bedeutung von „stroll“ recherchieren: bummeln, spazieren; wobei ich da und auch sonst mit meinen schmalen Englischkenntnissen kein Maßstab bin.)

Per Teams-Chatnachricht schickte mir jemand unbekanntes, der mich gleichwohl und wie mittlerweile üblich duzte, eine knappe Frage zu einer E-Mail, die ich womöglich irgendwann geschickt hatte und an deren Inhalt ich mich nicht erinnerte. Erledigte Angelegenheiten werden in meinem Kopf bald gelöscht; ich bin weit über fünfzig und muss mit meinen Hirnkapazitäten haushalten. Nun hätte ich in Outlook nach der betreffenden Mail suchen oder ebenfalls per Chat rückfragen können, was genau sein Begehr sei. Doch warum sollte ich das tun? Warum schickte er seine Frage nicht einfach als Antwort auf die betreffende Mail?

Mit leichter Sorge nehme ich in unserem Geschäftsbereich eine zunehmende Verschnauzbartung der jüngeren Kollegen wahr.

Nicht mit Sorge, indes Bedauern nehme ich zur Kenntnis, dass der Rheinpavillon, der auf meinem Arbeitsweg liegt, wohl auch in diesem Jahr auf eine eigene Glühweinbude verzichtet. Das ist schade, aber zum Glück gibt es ab morgen Alternativen.

Ab kommenden Jahr werden junge Männer, mit und ohne Schnauzbart, wieder zur Musterung geladen, wird gemeldet. Dabei wird auch gerne, oft mit einem Augenzwinkern, der ärztliche Griff in primäre Geschlechtsorgane, verbunden mit der Aufforderung zum Husten genannt, der wohl beibehalten werden soll. Meine Musterung war Mitte der Achtziger. Auch ich wurde dabei – soweit ich mich erinnere von einer Ärztin – aufgefordert, die Unterhose herabzulassen. Jedoch, da bin ich mir sicher, griff sie nicht zu, sondern schaute nur kurz und war mit dem Vorgefundenen offenbar zufrieden.

Freitag: Die aufgehende Sonne streute goldenes Licht über die Stadt, was mich veranlasste, noch etwas öfter aus dem Fenster meines Büros zu schauen als sonst.

..

Sie sei „geistig versumpft“ gewesen begründete eine Besprechungsteilnehmerin ihr nur geringfügiges Zuspätkommen. Eine sympathische Alternative zu busy oder rabbit hole und ähnlichem Verbalgefuchtel.

Wie ich auf Befragung eines der oben genannten Schnauzbartträger erfuhr, tun sie das nicht einfach so, sondern im Rahmen des Movembers. Von mir aus, wenn es nützt. Ansonsten greift die allgemeine Infantilisierung weiter um sich. Die Intranetseite, auf der man IT-Störungen melden kann, ist mit diesem Bild illustriert:

Bei dem Kollegen wäre eine IT-Störung wohl das geringste Problem.

Beeindruckende Aussichten spätnachmittags auch an der Nordseeküste vor Büsum, gesehen durch die örtliche Webcam:

https://www.buesum.de/buesum-erleben/webcams/gruenstrand

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass wir abends den heute eröffneten Bonner Weihnachtsmarkt aufsuchten. Bitte stellen Sie sich entsprechende Bilder brennender Feuerzangenbowle selbst vor.

Samstag: Als wahrer Meister im Zeigen völlig sinnloser Artikelbilder zeigt sich auch immer wieder der General-Anzeiger Online, wie hier wieder zu sehen ist:


Zusammenhangloser Gedanke zwischendurch: Viel Leid wäre der Welt erspart geblieben, hätte der HERR stattdessen Adam und Egon erschaffen.

Sonntag: Bloggen verbindet. Es freut mich immer wieder besonders, Mitblogger und -innen persönlich zu treffen anstatt sich nur gegenseitig zu lesen, vielleicht ein Gefallensherzchen oder einen freundlichen Kommentar zu hinterlassen, bestenfalls das andere Blog zu zitieren. Heute traf ich mich mit Thomas, der vielen von Ihnen auch als Schreiblehrling bekannt sein dürfte. Winterliche Kälte hielt uns nicht von einem gemeinsamen Spaziergang auf die andere Rheinseite ab, Ziel war der Biergarten Zum Blauen Affen, wobei ich nicht annahm, dass dieser geöffnet wäre, vielmehr war der Weg das Ziel. War er aber doch, der Sitzbereich war mit Zeltplanen umhaust und ein Gasbrenner brachte eine gewisse Behaglichkeit leicht unterhalb üblicher Biertrinktemperatur. Für Glühwein reichte es.

Auf dem Rückweg zogen von Westen dunkle Wolken auf. Deshalb änderten wir unseren Plan, eine Gaststätte in Beuel aufzusuchen und wechselten zunächst wieder die Rheinseite. Dort fanden wir Platz in einem gut besuchten Café in Innenstadtnähe, wo wir durch unsere Anwesenheit den Altersschnitt geringfügig senkten und es uns bei Kaffee und Kuchen gutgehen ließen, derweil draußen Schnee fiel und stellenweise sogar liegen blieb.

Schnee im Anflug

***

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Kommen Sie gut durch die hoffentlich nicht zu kalte Woche.

19:30

Woche 46/2025: Ahrsteig und eine gewisse Anwesenheitspflicht

Montag: Der letzte Wochenrückblick war der tausendste veröffentlichte Artikel in diesem Blog, wie WordPress mir morgens mitteilte. Zunächst war ich überrascht, weil es bereits 1.072 Beiträge sind, nur nicht alle veröffentlicht. Warum ich über siebzig Texte geschrieben habe, ohne sie Ihnen zur Kenntnis zu geben, weiß ich nicht; wenn ich mal viel Zeit haben sollte, schaue ich nach. Jedenfalls muss es länger her sein, ich erinnere mich nicht mehr.

In einer Besprechung schwafelte einer von Herausforderungen, Mitarbeitenden, Use Cases, nicht wirklich und tatsächlich. Ich wünschte mir ein Beißholz, oder hilfsweise Alkohol. Ansonsten war der Arbeitstag erträglich und nicht zu lang. Unmittelbar danach vollzog ich, weiterhin erstaunlich motiviert, drei Runden im Sportstudio.

Aus der Zeitung: „In mehreren iranischen Provinzen droht das komplette Austrocknen der Staudämme.“

Es liegt mir fern, andere Blogger zu kritisieren. Doch sei mir erlaubt, diese seit einiger Zeit häufig zu sehenden, durch sogenannte künstliche Intelligenz erzeugten Comic-Beitragsbilder mindestens albern zu finden.

Dienstag: „Alle sieben Minuten wird man in der Sternstraße angelächelt. Bald siehst du es auch.“ So wirbt ein Brillengeschäft in vorgenannter Straße, wie ich morgens auf dem Fußweg zur Wertschöpfung sah. Es würde mich außerordentlich irritieren, wenn ich in der Fußgängerzone ständig angelächelt würde. Spätestens beim dritten Mal würde ich an mir herabschauen und prüfen, ob ich morgens vergaß, eine Hose anzuziehen. Im Übrigen ist die Sternstraße nicht sehr lang, man müsste schon sehr langsam gehen, um wenigstens einmal angelächelt zu werden.

Vermutlich bemerke ich es schon mal, heute fiel es mir wieder auf: Manche junge Frauen laufen mit betont genervt-gelangweiltem Blick durch die Gegend. Üben die das vor dem Spiegel oder ist ihnen das angeboren?

Vom Karnevalsstart am heutigen elften Elften bekam ich nicht viel mit, zumal unsere Gesellschaft an diesem Tag keine besondere Aktivität pflegt, wofür ich durchaus dankbar bin. Auf dem Rückweg sah ich in der Innenstadt noch wenige mehr oder weniger Verkleidete, manche sichtlich um Haltung bemüht.

Aus einem Zeitungskommentar über die Klimakonferenz in Brasilien:

Zehntausende Teilnehmer auch diesmal im brasilianischen Belém, und jeder reist mit dem CO2-Fußabdruck eines kleinen Dorfes an. Die Veranstaltung auf der großen Bühne der Unverbindlichkeit verläuft nach einem vertrauten Muster: Erst wird der „noch nie dagewesene Ernst der Lage“ beschworen, dann feilscht man über Kommastellen, um schließlich ein „historisches Abkommen“ zu verkünden, dass letztlich nur viel Papier bedruckt.

(General-Anzeiger Online)

So ist es. Leider. (Im letzten Satz stand wirklich „dass“.)

Mittwoch: Der Arbeitstag war anstrengend, weil eine Vielzahl kleinerer Themen und Anliegen, teilweise inhaltlich miteinander verflochten, ständiges Hin- und Herdenken erforderte. Am Ende fühlte ich mich erschöpft, was mich nicht von anschließender sportlicher Betätigung abhielt. Das war auch anstrengend und die drei Runden an den Geräten reichten völlig aus. Jedenfalls macht es Spaß, oder „es sparkt bei mir auf jeden Fall Joy“, wie ich heute bei iberty las und mich kurz schüttelte.

Die schönste Freude soll Vorfreude sein, wie ein Sprichwort behauptet. Auf morgen freue ich mich vor, dann habe ich frei, die Wetteraussichten sind wandertauglich.

Vorfreudeauslösend für viele dürfte auch der Aufbau des Weihnachtsmarktes in der Innenstadt sein, der heute begann, wie ich abends sah. Wie jedes Jahr der Gedanke: Wurden die Buden nicht kürzlich erst abgebaut? Bis es so weit ist, dass auf dem Heimweg eine Feuerzangenbowle leuchtet, dauert es noch ein wenig, auch das geht schnell.

Donnerstag: Kleine Woche, Inseltag, Wandertag. Die Wanderung führte über die siebte Ahrsteig-Etappe in umgekehrter Richtung von Sinzig bis Bad Neuenahr. Morgens fuhr ich mit der Bahn nach Sinzig, wo ich in einem bahnhofsnahen Café sehr gut frühstückte. Danach machte ich mich bei bestem Wanderwetter auf den Weg durch Wälder, Weinberge und den recht hübschen Ort Ehlingen, teils auf breiten Wegen, von Mitbloggerin Sandra zutreffend als „Wanderautobahnen“ bezeichnet; im letzten Viertel streckenweise aber auch auf Waldpfaden, die unter hohem Laub kaum zu erkennen sind, auch die ansonsten sehr gute Kennzeichnung der Strecke weist hier Lücken auf. Zudem muss man aufpassen, nicht zu stolpern und stürzen, an einigen Stellen ist es sehr unwegsam und steil. Aufgrund der mangelhaften Wegmarkierung verlief ich mich hier, fand jedoch bald, ohne Stürze und mit nur wenigen leisen Flüchen, zurück auf den rechten Weg.

Nach knapp fünf Stunden erreichte ich Bad Neuenahr, wo auch heute noch Spuren der großen Flut von 2021 zu sehen sind. Dort fand ich ein Lokal, wo die traditionelle Belohnungs-Currywurst mit Bier serviert wurde; anschließend gabs einen Ouzo aufs Haus, das erlebt man auch nicht oft.

Die Rückfahrt mit der Bahn erfolgte über Remagen, von da weiter über Mainz-Hombach, Budenheim, Uhlenborn und Heidesheim (Rheinhessen), jedenfalls laut Ansagen in der Mittelrheinbahn; ab Bonn UN-Campus hatte die Technik oder das Zugpersonal den Irrtum offenbar bemerkt, ich kam wohlbehalten in Bonn Hbf an und nicht in Gau Algesheim. Vielleicht ist es da ja auch ganz schön.

Kurz hinter Sinzig kann man sich was stempeln
Bei Sinzig
Stechpalme für Lotte
Unten die Dächer von Ehlingen, dahinter Heimersheim, im Hintergrund die Brücke der A 61, die mit Dauerrauschen das Tal beschallt
Unten Ehlingen, hinten Lohrsdorf, links die Landskrone
Müsste das nicht INRI heißen?
Ehlingen
Bei Heimersheim
Wenige Meter weiter
Hier soll irgendwo der Weg sein
Blick vom Aussichtsturm auf dem Neuenahrer Berg über Bad Neuenahr, hinten das Siebengebirge
Die Ahr in Bad Neuenahr. Mögen sich die Ereignisse von 2021 niemals wiederholen, sicher kann man da leider nicht sein

Schön wars wieder.

Freitag: Eine Besprechung endete fünf Minuten vor dem geplanten Ende, eine Teilnehmerin sagte: „Jetzt haben wir fünf Minuten für die Zeitspardose.“ Daraufhin bekundeten die anderen Teilnehmer, die wie ich dieses Wort noch nie gehört hatten, ausführlich ihr Gefallen daran, so dass die Spardose letztlich leer blieb. Die nachfolgende Besprechung mit nahezu identischem Teilnehmerkreis wurde dagegen um eine Viertelstunde überzogen, weil immer wieder vom Thema abgeschweift wurde. Auch wenn es in die bezahlte Arbeitszeit fällt, strapaziert das regelmäßig meine Geduld.

Abends war ich wieder beim Sport, das dritte Mal in dieser Woche. Ich möchte Sie damit nicht langweilen und werde das künftig auch nicht mehr ständig erwähnen, nur bin ich weiterhin über mich selbst erstaunt, dass ich das freiwillig und auch in der zweiten Woche noch gerne mache. Laut Anzeige an den Geräten habe ich dabei insgesamt neununddreißig Tonnen bewegt.

Gunkl schrieb:

Was Golfplätze bestimmt auch interessanter macht, sind Bereiche wie Hochmoor, Schilfgürtel oder Brunnenschacht.

Samstag: „Das Wetter kommt uns mit vielen Wolken entgegen“ sagte morgens der Mann im Radio. Immerhin sagte er nicht, es sei mit vielen Wolken unterwegs.

Vormittags machten wir uns auf nach Bad Godesberg, wo um elf Uhr elf die Karnevalssaison eröffnet wurde (in Godesberg traditionell am Samstag nach dem elften Elften) mit Getränk und Bühnenprogramm, auch unsere Karnevalsgesellschaft war zugegen, was eine gewisse Anwesenheitspflicht begründete. Meine Lust darauf war eng begrenzt gewesen, nachdem mich dort im Vorjahr kalte Füße und Langeweile geplagt hatten. Doch wie es oft ist: Wenn man keine Lust auf etwas hat, wird es besonders schön. Zwar ließen die entgegenkommenden Wolken etwas Regen unter sich, doch war weder es kalt noch langweilig und das Kölsch lief gut ab. Erst am späten Nachmittag waren wir zurück zu Hause, wo die Niederschrift dieser Tagesnotiz aus vorgenannten Gründen nicht ganz leicht fiel.

Sonntag: Die Holzverhüttung der Bonner Fußgängerzone ist weitgehend abgeschlossen, wie ich mittags auf dem Weg zum Bahnhof sah, dem Start der organisierten Besinnlichkeit am kommenden Freitag steht somit nichts mehr entgegen. Mit der Bahn fuhr ich nach Roisdorf, um eine Modellbahnbörse zu besuchen. Da meine Sammlung mittlerweile weitgehend komplett ist, bewog mich nicht so sehr Kaufabsicht, vielmehr war der Weg das Ziel, genauer: der Rückweg. Den verband ich mit dem Sonntagsspaziergang, nach knapp zwei Stunden war ich wieder zu Hause. Der Himmel blieb heute durchgehend grau und der Tag gab sich keine Mühe, richtig hell zu werden, dazu zeitweise zarter Niesel. Immerhin war es weiterhin recht mild, hier und da erfreute noch letztes Herbstgold das Auge. Ab der Nacht soll es dann deutlich abkühlen und erstmal kalt bleiben. Wie es sich für November und Weihnachtsmarkt gehört.

Herbstgold
Grau

Gelesen auf einem Schild in einem Dransdorfer Vorgarten: „Hier wohnt eine Katze mit seiner Familie.“ Autsch.

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, kommen Sie gut durch die Woche. Ziehen Sie sich warm an.

Woche 45/2025: Weiterhin mit Vergnügen

Montag: Die üblichen Wochenanfangsbeschwerlichkeiten hielten sich in erfreulichen Grenzen. Dem Wohlbefinden förderlich war auch eine Kohlroulade zum Mittagessen. Der Arbeitstag endete zeitig.

Wie vorgenommen ging ich direkt im Anschluss ins Sportstudio. Die Funktionsweisen der meisten Geräte waren mir seit dem Probetraining letzten Donnerstag noch weitgehend vertraut, es turnte sich gut, laut Geräteanzeigen bewegte ich dabei mehrere Tonnen. Das nächste Mal Mittwoch.

Dienstag: Der Fußweg ins Werk erfolgte durch milde Morgenluft. Am Rheinufer gingen vor mir drei schnatternde Damen derart raumeinnehmend nebeneinander, dass man kaum an ihnen vorbeikam. Erst als eine Läuferin entgegenkam, entstand kurz eine Lücke, die ich nutzte. Im Überholen hörte ich eine sagen: „Die Belinda ist eine schwierige interne Person, aber sie nimmt es auch mega genau.“ Was in Abwesenheit so geredet wird. Etwas später überholte mich ein Läufer mit großflächig tätowierter Wade. So etwas sollte meines Erachtens auch in die aktuelle Stadtbild-Diskussion mit einfließen.

Auf der Wiese im Rheinauenpark graste eine größere Gruppe Wildgänse. Nun also ihr, dachte ich im Vorbeigehen und rief ihnen gedanklich „Bleibt gesund!“ zu. Was heute Stallpflicht für Geflügel ist, hieß für uns vor fünf Jahren – so lange ist das schon her, unglaublich – Homeoffice.

Mittags in der Kantine gab es Curryfrikadelle mit Pommes. Das ist wie Currywurst mit Pommes, nur ohne Wurst, dafür mit Frikadelle. Aber darauf wären Sie vermutlich selbst gekommen. War jedenfalls gut.

Für mich eines der besten Lieder von Supertramp ist „Take The Long Way Home“. Den langen Weg nach Hause nahm ich nachmittags, da es weiterhin angenehm mild war, und zwar rechtsrheinisch. Zu meiner freudigen Überraschung war der Biergarten „Zum Blauen Affen“ noch geöffnet, wo ich ich die unerwartete Gelegenheit wahrnahm, mich an einem Bier zu erquicken, während auf der anderen Rheinseite die Sonne unterging.

Morgens kurz vor Sonnenaufgang
Wieder so ein Was-soll-das-Moment
Nachmittags, Rheinauenpark
Beueler Ufer

Mittwoch: Im Büro lachten wir laut über Internes, das Ihnen mangels Kenntnis der belachten Personen und Gegebenheiten vermutlich nicht mal ein Grinsen entlocken würde. „Stell dir vor, die würden uns hier abhören“ sagte der Kollege vom Schreibtisch gegenüber. Wenn sie das täten, wären wir beide wegen ungebührlicher Lästerlichkeit längst rausgeflogen.

Abends bewegte ich im Sportstudio wieder mehrere Tonnen, weiterhin mit Vergnügen. Ich meine, der Bizeps sei schon etwas gewachsen, vielleicht ist das aber auch Einbildung.

Bald beginnt der Karneval wieder. Aus einem Zeitungsartikel über unangemessene Verkleidungen:

(General-Anzeiger Online)

Donnerstag: Morgens zeigte sich der Mond über den Dächern gegenüber. Dafür, dass er angeblich in diesen Tagen besonders groß wirken soll – irgendwo las ich, das nenne man Nebelmond -, war er ziemlich klein oder wenigstens normal groß. Vielleicht ist unsere Begleitkugel über Nacht wieder geschrumpft. Nebelmond, Vollmond, Halbmond, Neumond, Blutmond, demnächst vielleicht auch noch Fleischmond. Ach nein, das soll ja verboten werden.

Morgenmond

Gedanke während einer Besprechung: Vielleicht ist meine Weigerung, möglichst aufwendige PowerPoint-Präsentationen zu erstellen, der Grund, warum ich nicht Karriere gemacht habe.

Blick auf Beuel während des Heimwegs

Im Ortsteil Kessenich waren abends die Straßenränder gesäumt von Sperrmüll, wie ich auf dem Weg zur Musikprobe sah. Wunderbare Konsum- und Wegwerfwelt, es hört nie auf. Unterdessen verhandeln sie in Brasilien darüber, um wieviel Prozent der CO2-Ausstoß (nicht) verringert werden soll. Ich bleibe skeptisch.

Freitag: Morgens auf dem Fahrrad blies mir stärkerer, kühler Wind entgegen. Ich betrachtete es als eine Sporteinheit, immer auch das Positive sehen. Was schön war: Nachmittags hatte sich die Windrichtung nicht geändert, so dass ich auf dem Rückweg angenehm angeschoben wurde.

Nachmittags bliesen die Kohlekraftwerke am Horizont bizarre Dampfungetüme in den Himmel

Abends begann mit dem Ordensfest der Karnevalsgesellschaft die Session. Nicht, dass ich es kaum erwarten konnte, aber meinetwegen. Na dann: dreimol hetzlisch Alaaf.

Samstag: Nach spätem externen Frühstück mit den Lieben (das Ordensfest hatte keine appetitmindernden Nachwirkungen) unternahm ich einen Spaziergang. Bei allem, was man am Universum zurzeit beklagen kann: Der Herbst ist in diesem Jahr besonders wohlgeraten.

Nordstadt
Innere Nordstadt

Abends aßen wir im Wirtshaus Gänsekeule mit Rotkohl und Klößen, wie es sich gehört. Auch so ein Gericht, bei dem ich mich frage, warum es das nur saisonal gibt, während Enten und Hühnern ganzjährig die Federn gerupft werden.

Da geht noch was

Sonntag: Dieser Tag zeigte sich im Gegensatz zu den Vortagen wesentlich novembriger, trüb und sonnenlos. Also so, wie viele den November malen würden, wenn sie müssten und könnten und weshalb er bei vielen – zu unrecht, wie ich finde – als unbeliebtester Monat gilt. Immerhin blieb es trocken und die Temperatur draußenbiertauglich, so dass der Spaziergang am Nachmittag in noch gut besuchter Außengastronomie abgerundet werden konnte. Über die Wespe, die kurz mein Glas umkreiste, bevor sie ihrem vermutlich baldigen Ende entgegen flog, staunte ich dennoch.

Ich persönlich finde den Februar viel schlimmer, obwohl (oder weil?) ich dann Geburtstag habe; wenn das Gefühl, jetzt ist es aber mal gut mit kalt und keine Blätter an den Bäumen, auf das Gemüt drückt.

Vorher aber, bald schon, ist dort, wo ich sitze und diese Zeilen ins Datengerät tippe, Weihnachtsmarkt. Trotz allem Kitsch und meiner grundsätzlichen Weihnachtssinninfragestellung (ich liebe unsere Sprache, die solche Wörter ermöglicht) freue ich mich ein wenig darauf.

Die allgemeine Verblödung ist unübersehbar

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, kommen Sie gut durch die Woche.

19:30

Woche 44/2025: Kein Ausstieg in der Abstellung

Montag: Der erste Tag der Woche, nunmehr wieder in Mitteleuropäischer („Winter“-)Zeit, war gefüllt mit üblichen Müd- und Geschäftigkeiten und vollherbstlich-handkaltem Wetter, indes ohne berichtenswerte Vorkommnisse. Vormittags war ich dankbar, in einer zweistündigen Informationsveranstaltung, die erfreulicherweise nicht den albernen Titel Townhall trug, einfach nur sitzen und zuhören zu können. Anschließend tauschte ich mich beim Mittagessen, aufgrund ungünstiger Umstände während der Hauptverzehrzeit, mit einer lieben Kollegin über die Provence aus. Zum Abendessen gab es passend dazu Rosé, somit endete auch dieser Tag erfreulich.

Dienstag: Erfreulich auch der heutige Fußweg ins Werk ohne Regen. Regen hingegen nachmittags, so dass das Deutschlandticket mal wieder genutzt wurde, jedenfalls theoretisch, sehen wollte es in der Bahn niemand.

Morgens, deutlich heller, vgl. vergangene Woche

Erfreulich auch, jedenfalls für Veganer und -innen, ein vorläufiger Sieg der Vernunft, nachdem kürzlich noch darüber debattiert wurde, ob Wurst zwingend Fleisch enthalten muss: Der norddeutsche Hersteller einer eierlikörähnlichen, gleichwohl eierfreien Spirituose darf sein Getränk nach Entscheidung des Landgerichts Kiel weiterhin „Likör ohne Eier“ nennen. Das missfällt den Herstellern eierhaltiger Liköre, beziehungsweise geht ihnen auf die Eier. Deren Interessenvertretung mit dem etwas bedrohlichen Namen „Schutzverband der Spirituosen-Industrie“ (deren Vorsitzender Inhaber der bekannten Bonner Eierlikörfabrikation ist) hat bereits angekündigt, dagegen in Berufung zu gehen, was wiederum einiges über die Einschätzung der Intelligenz derer Kunden und ihrer Auslegung des Wortes „ohne“ aussagt. Eieiei.

Mittwoch: Die Vorlieben der Menschen sind verschieden, ebenso ihre Abneigungen. Der eine braust auf, wenn er sich kritisiert glaubt, der andere zürnt, wenn der Raumpflegeplan in Verzug zu geraten droht; ich hingegen rolle heftig die Augen, wenn man mir unaufgefordert ein Mobiltelefon vor die Nase hält, auf dass ich schaue, insbesondere beim Essen und von Menschen, die das genau wissen. Ich weiß nicht, warum das so ist, jedenfalls möchte ich es nicht.

Donnerstag: Eines der Dinge, die auf meiner ungeschriebenen Müsste-ich-mal-machen-Liste ziemlich weit oben stehen ist Sport. Ja, da staunen Sie. Also mehr als Wandern, Spazieren, Radfahren und der werktägliche Treppenstieg im Turm, was ja alles auch nicht nichts ist. Nicht, dass ich einer Fuß-, Hand-, Basket-, Volley- oder was auch immer -Ballmanschaft beitreten wollte, meine Abneigung gegen Ballspiele aller Art ist ungebrochen, aktiv wie passiv, überhaupt jede Art sportlicher Betätigung, bei der das Gewinnen im Mittelpunkt steht. Vielmehr meine ich die nicht gewinnorientierte Muskelpflege an Geräten: im Fitnessstudio, oder Gym, wie sich für modern haltende Menschen sagen.

Vor längerer Zeit, vermutlich ist es noch länger her als dieses Blog existiert, war ich schon mal Mitglied einer solchen Stätte. Anfangs war ich motiviert, trainierte dreimal die Woche, dann zweimal, später einmal, danach ab und zu, schließlich gar nicht mehr, die Motivation war weg, ich fand es nur noch lästig und langweilig. Doch nun der Sinneswandel: Meine Lieben trainieren seit einiger Zeit in einem nahegelegenen Studio und berichten Gutes darüber. Es sei nie voll, das Personal angenehm. Wenigstens anschauen wollte ich es mir mal. Und zwar heute, an meinem freien Donnerstag, statt der üblichen Wanderung mittags ein Probetraining. Der sehr nette Trainer erklärte mir die Geräte und stellte sie auf mich ein, dank moderner Technik merken sie sich das; wenn ich mich mit meinem persönlichen Chiparmband anmelde, fahren sie selbsttätig in die richtige Position. Das mag Ihnen, falls Sie regelmäßig sowas machen, selbstverständlich erscheinen, für mich war es neu; in dem Studio damals musste ich alles selbst einstellen. Nachdem alles erklärt und eingestellt war, gab es einen weiteren Durchgang, das ging schon recht gut, fast bin ich versucht zu schreiben, es hat Spaß gemacht. Mein Vorsatz nun oder wenigstens die Idee: zweimal wöchentlich, montags und mittwochs jeweils direkt nach der Arbeit. Ab Montag. Übrigens ist die Mitgliedschaft monatlich kündbar.

Um nicht völlig auf Wanderlust und Herbstwald zu verzichten, unternahm ich nachmittags eine Kleinwanderung über den Venusberg bis Kessenich, zurück mit der Straßenbahn, somit war die anschließende Einkehr auf Currywurst und Bier auch gerechtfertigt. Im Wald begegnete mir ein Paar mit zwei unangeleinten Hunden. Als die vorauslaufenden Hunde* mich sahen, blieben sie stehen, dann liefen sie zurück zu ihren Menschen** und baten kongruent um Anleinung. Respekt, derart gut erzogene Hunde habe ich noch nicht erlebt.

*Viele hätten hier wohl „Vierbeiner“ geschrieben.

**Durch Verzicht auf dieses ausgeleierte Synonym brachte ich mich um die Möglichkeit, hier „Zweibeiner“ zu schreiben.

Südstadt
Venusberg

Auf der oben genannten Liste stünden weiterhin: mein Englisch verbessern und endlich richtig Französisch lernen. Freihändig Fahrradfahren vielleicht auch, weiter unten, ich komme gut damit klar, es nicht zu können. Überhaupt wäre die Liste der Dinge, die ich nicht mehr machen möchte und muss, wesentlich länger. Dazu hat der geschätzte Mitblogger Herr Buddenbohm das Wesentliche aufgeschrieben, treffender könnte ich es nicht:

Mir fallen viel eher Sachen ein, die ich nicht mehr machen möchte. Sie fallen mir jedenfalls deutlich eher ein als Sachen, die ich dringend noch machen möchte. Ich pfeife auf den Jakobsweg und auf Flugstunden, auf das Erlernen von Schwimmstilvarianten und den Erwerb einer Marathonqualifikation. Viel wichtiger ist es mir, viel erstrebenswerter kommt es mir vor, diverse Aufgaben loszuwerden. Dies und das nicht mehr machen zu müssen, es wäre mir wahrlich ein Fest. Hier und da nicht mehr verantwortlich zu sein, nicht mehr zuständig und administrationspflichtig. Auch nicht mehr ansprech- oder erreichbar. Wäre ich nicht erreichbar, ich hätte wirklich etwas erreicht.

(Überhaupt maße ich mir nicht an, irgendetwas treffender oder besser schreiben zu können als Herr Buddenbohm.)

Über Frau AnJe fand ich einen höchst lesenswerten Artikel über das Älterwerden. Hier ein Auszug:

In deinen 20ern sagst du: „vor etwa drei Jahren“, wenn du von Erinnerungen sprichst, von denen du nicht mehr genau weißt, wie lange sie her sind. Irgendwann hörst du dich dann plötzlich „vor etwa zwanzig Jahren“ sagen. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und zwar über Dinge, die sich anfühlen, als seien sie vor drei Jahren passiert.

[…]

Warum fühlt sich Älterwerden manchmal so abrupt und plötzlich an? Ein Grund ist, dass zwischen unserem realen und gefühlten Alter oft eine Lücke klafft. […] Wenn du 18 bist, fühlst du dich wie 18, wenn du 35 bist, fühlst du dich wie 35. Und wenn du 53 bist, fühlst du dich wie … 35. Ständig musst du zwischen deinem gefühlten Alter und deinem wahren Alter vermitteln. Ständig musst du dich selbst daran erinnern, dass du eben nicht mehr dieser Mensch bist und dich entsprechend verhalten solltest. […] Wenn du jung bist und mit einem Älteren sprichst, denke dran: Der glaubt im Innersten vielleicht, er wäre in deinem Alter. Viele solcher Gespräche sind asymmetrisch. Der Jüngere spürt die Kluft, der Ältere nicht so sehr.

Freitag: Morgens ließ die aufgehende Sonne das Herbstgold besonders eindrucksvoll leuchten, was den Fußweg ins Werk zu einem besonderen Vergnügen machte und was zweifellos unter der Rubrik „Was schön war“ zu verbuchen ist.

Herbstgold I
Herbstgold II

In einer Besprechung mit zwölf Personen breitete sich in kürzester Zeit das Tatsächlich-Virus aus, keiner kam in seinem Redebeitrag ohne mehrfachen Gebrauch des Wortes aus, selbst solche, die diesbezüglich bislang unauffällig waren. Keiner? Doch, einer schon, raten Sie gerne, wer.

Auf dem Rückweg kam mir am Rheinufer ein älterer Herr mit Krückstock entgegen, der, abgesehen von der auffallend bunten statt rentnerbeigen Bekleidung, starke Ähnlichkeit mit Opa Hoppenstedt aufwies, einschließlich Pantoffeln. Sein Gang war etwas ungelenk wie eine Marionette der Augsburger Puppenkiste, der Stock lief nicht synchron mit den Schritten, nur ungefähr bei jedem zweiten Schritt hatte er Bodenberührung. Vielleicht fühle der Mann sich ebenfalls wie 35, siehe oben, jedenfalls wirkte er recht zufrieden. Warum auch nicht.

Abends kochte der Liebste für uns Grünkohl. Das traf sich gut, so mussten wir an diesem Halloween-Abend nicht mehr raus.

Gunkl zum Tage:

Als kulturübergreifende Maßnahme kann man sich ja das Gruselige, das in Halloween abgefeiert wird, und den Weltspartag verbinden, indem man sich die eigenen Kontoauszüge betrachtet.

Im Übrigen ging Halloween spurlos an uns vorüber: Weder wurden wir von Süßigkeiten begehrenden Menschen belästigt noch unser Haus mit Eiern oder schlimmerem beworfen.

Samstag: Die Nacht endete für mich zeitig, da ein Besuch der Mutter in Bielefeld anstand, wie üblich und von mir bevorzugt mit der Bahn. Bei Anfahrt des Kölner Hauptbahnhofs wurde mehrfach hintereinander darauf hingewiesen, dass die Fahrt dort endete und man auf keinen Fall vergesse, auszusteigen, weil der Zug danach abgestellt würde und, so die Durchsage, „in der Abstellung ist kein Ausstieg mehr möglich“, ein Satz, der sich vielleicht auch für andere Lebensbereiche verwenden ließe, darüber gelegentlich nachdenken.

Der anschließende Regionalexpress traf mit geringer Verspätung in Köln ein, die sich bis Bielefeld auf eine halbe Stunde ausweitete, weil der Zug mehrfach im Stau stand und es streckenweise nur langsam voranging. Mich störte das nicht, ich hatte einen Fensterplatz und keinen Termin in Bielefeld einzuhalten, konnte mich vielmehr dem großen Vergnügen des Sitzens und Schauens hingeben. Passend zum Tag durchfuhren wir langsam Neuss-Allerheiligen, was mir bei regulärer Reisegeschwindigkeit wohl entgangen wäre.

„Wirtschaften für deinen Wohlstand“ steht auf einem Plakat am Bahnhof Düsseldorf-Flughafen, „Wir“ in einer anderen Farbe als „tschaften“. Ich weiß nicht, für welches Produkt das Plakat wirbt, jedenfalls hätte ich als Auftraggeber der Werbeagentur dieses Wortspiel aus der Hölle nicht durchgehen lassen. Ähnliches gilt für „Obiraschungen“, gesehen beim bekannten Baumarkt in Oelde.

In Hamm grüßte aus der Abstellung ein Zug der Eurobahn mit „Frohes neues Jahr“ in der Zielanzeige. „Denk absurd“ wird einige Kilometer weiter per Lärmschutzwandbeschmierung gefordert. Dem komme ich gerne nach.

Sonntag: Nach dem Frühstück verließ ich Bielefeld, die Rückfahrt verlief erfreulich ohne nennenswerte Verspätung und begleitet durch die üblichen Geräusche von Menschen und ihren Geräten. Wobei mich immer wieder erstaunt, mit welcher Selbstverständlichkeit Leute ihre Umgebung beschallen, sei es durch köpfhörerloses Musikhören und Filmeschauen oder durch wörtliche Rede. Ab Duisburg plapperten schräg hinter mir zwei rollkofferbewehrte junge Männer auf dem Weg zum Flughafen Köln / Bonn, in jedem Satz mindestens einmal „ischwör“.

Statt in Köln eine halbe Stunde auf den Regionalexpress zu warten, fuhr ich direkt rechtsrheinisch bis Bonn-Beuel. So kam ich noch in den Genuss des Sonntagsspaziergangs und kehrte ungefähr zur selben Zeit heim wie wenn ich in Köln gewartet hätte.

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, kommen Sie gut durch die Woche.