Woche 17: Dirndl als Dienstkleidung

Montag: „Was würdest du tun, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?“, lese ich am Morgen auf einem am Laternenpfahl angebrachten Aufkleber. Es gibt wohl keinen besseren Moment, über diese Frage nachzudenken, als den Montagmorgen.

Vielleicht fragen sich dies auch täglich die beiden Fahrrad-Speisesklaven eines bekannten Essenslieferanten, die am frühen Abend auf einer Bank am Rhein saßen und aßen. Spontan fragte ich mich, ob sie ihr Essen zuvor in einem Restaurant geordert und sich anschließend selbst, oder gegenseitig, beliefert hatten.

Dienstag: „Gelbe Plage“, so eine Artikelüberschrift im General-Anzeiger. Meine erste Vermutung, im Folgenden eine weitere Verunglimpfung meines Arbeitgebers lesen zu müssen, bestätigte sich nicht. Es ging stattdessen um Blütenpollen, die in diesen Tagen alles bestauben.

Apropos Natur: Der Tatsache, dass ausgerechnet als Folge einer Klimakonferenz Teile des Rheinauen-Parks der Renaturierung bedürfen, ist eine besondere Ironie nicht abzusprechen. Renaturierung, welch wunderbares Wort: eine Mischung aus Schöpfungsgeschichte und Renate.

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Mittwoch: Apropos gelb: Raps ist einerseits umstritten aufgrund der zunehmenden monokulturellen Inbeschlagnahme von Ackerflächen, andererseits ein vielfältiger Freudenbringer. Zurzeit erfreut er, sonnenbeschienen leuchtend, das Auge, später dann Gaumen und Gasgebefuß. (Leider habe ich gerade kein aktuelles Rapsbild zur Hand.)

Donnerstag: In Bayern wurde angeordnet, in allen Landesbehörden ein Kreuz aufzuhängen. Laut dem aktuell amtierenden Bayernkönig Ludwig Söder symbolisiere es jedoch nicht eine Religion, sonders es verkörpere die bayrische Identität und Kultur. Wie gewöhnlich gut unterrichtete Kreise, die ihren Namen nicht in diesem Blog lesen möchten, verlauten ließen, wurde von der ursprüngliche Idee, alle Landesbediensteten anzuweisen, Lederhose beziehungsweise Dirndl als Dienstkleidung zu tragen, Abstand genommen. Entgegen aller Kritik, Häme und Spott lobt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bedford-Strohm, die Maßnahme mit der interessanten These, das Kreuz stehe für Humanität. Hoffentlich erfährt das nicht Donald Trump, sonst twittert er Nämliches bald zu Atomraketen, Schnellfeuergewehren und Giftspritzen.

Unterdessen zanken sich deutsche Christen weiterhin darüber, ob im Vaterunser der Satz „Und führe uns nicht in Versuchung“ stehen darf. Haben die eigentlich nichts zu tun? Ach hätten wir doch echte Religionsfreiheit! Also eine, die uns endlich von allen Religionen befreit!

Übrigens gibt es Selbstmordattentäter nicht nur in zweibeiniger Form, sondern auch im Tierreich: Auf Borneo wurde nun die Amok-Ameisenart Colobopsis explodens entdeckt, die sich bei Gefahr selbst in die Luft sprengt und angelegentlich der Mikrodetonation eine giftige Flüssigkeit gegen den Feind versprüht. Ob ihr dafür im Insektenhimmel eine gewisse Anzahl von Jungameisinnenen in Aussicht gestellt wird, ist noch nicht erforscht.

Freitag: Am Abend gelaufen. Wenn Blicke jucken könnten, dann hätten sich heute wieder einige Jungs am Bein gekratzt.

Samstag: Ausflug mit den Lieblingsmenschen und Freunden ins Ahrtal.

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Aufgrund meiner Dusseligkeit verpassten wir am Abend unseren Zug ab Dernau und mussten etwa eine Dreiviertelstunde auf den nächsten warten, was die gute Stimmung jedoch nicht trübte und mich nicht unter Beschimpfungsbeschuss brachte. Stattdessen kamen wir mit dem jungen, überaus freundlichen Fahrdienstleiter des Bahnhofs Dernau ins Gespräch, der uns mit sichtlicher Begeisterung die über hundert Jahre alte, aber tadellos funktionierende mechanische Stellwerkstechnik erläuterte, welche sich hier (und außerdem noch in den Bahnhöfen Bad Bodendorf, Bad Neuenahr, Ahrweiler, Walporzheim und Kreuzberg) bis heute halten konnte.

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In wenigen Jahren werden auch diese Arbeitsplätze wegdigitalisiert sein, statt schwerer Hebel werden dann Bildschirme den Zugverkehr der Ahrtalbahn sichern helfen.

Aus dem Bonner General-Anzeiger: »In einem Graffiti-Workshop können Kinder ab zehn Jahren einmal selbst die Sprühdose in [die] Hand nehmen und ein Graffiti ganz nach ihren Vorstellungen entwerfen. Doch auch die Vorbereitungen zum ersten eigenen Graffiti-Kunstwerk gehören gleichermaßen dazu: Es werden zunächst Schablonen mithilfe eines „Cutters“ erstellt und erst dann wird gesprayed.« Das ist zu loben, nur so kann die Qualität der Verzierungen von Hauswänden und Eisenbahnwaggons auf dem gewohnt hohen Niveau gehalten werden.

Sonntag: Während meines Spazierganges am frühen Nachmittag kam es in der Inneren Nordstadt zu einem sonderbaren Vorfall, als eine Dame schwer zu bestimmenden Alters, vielleicht ein paar Jahre jünger als ich, mich ansprach und um etwas Essbares oder, alternativ, Bargeld anhielt. Da sie äußerlich nicht besonders bedürftig wirkte, eher wie der typische, leicht alternativ angehauchte Altstadtbewohner, glaubte ich zunächst, sie sammle für eine Veranstaltung, Tafel oder ähnliches, daher fragte ich nach, an was genau sie denn dachte und erfuhr, dass sie für sich selbst fragte. Da ich gerade keine abgebbaren Nahrungsmittel mit mir führte und dem Ansinnen fremder Menschen zur Überlassung von Bargeld auf der Straße stets mit großem Misstrauen begegne, verneinte ich höflich. Darauf wandte sich die Dame ab und rief mir im Gehen zu: „Warum verwickeln Sie mich dann in ein längeres Gespräch? Das ist unangenehm!“ Ja, das war in der Tat unangenehm.

Woche 16: Konjektaneen aus dem Thesengenerator

Montag: Laut Zeitungsbericht wird Sankt Martin in Nordrhein-Westfalen nun als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Warum ausgerechnet in NRW, geht aus dem Artikel nicht hervor. Weiterhin wurden anerkannt: das Brieftaubenwesen, die Haubergswirtschaft (was auch immer das ist), der Köln-Düsseldorf-Konflikt, die Bolzplatz-„Kultur“ sowie das Knüpfen von Flechthecken. (Eines davon habe ich mir ausgedacht, Sie dürfen gerne raten, was. Tipp: Die Flechthecken sind es nicht.)

Dienstag: Am Morgen in der Bahn sah ich einen etwa zehnjährigen Jungen, der, anstatt sich mit seinem Telefon zu beschäftigen, einen klassischen, analogen Zauberwürfel zu ordnen suchte. Mir ging das Herz auf, und mein Hirnradio spielte Don’t you forget about me.

Mittwoch: Sensation: Eine Zeitungsannonce verkündet die Eröffnung(!) eines neuen Teppichhaus in Bonn.

Das neueste Tröpflein im konzerninternen Floskelgewölk scheint „agil“ zu sein, das nächste große Digitalding „Blockchain“. Nach allem, was ich bisher darüber gelesen habe, weiß ich nur, dass ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, was das ist und kann und wozu es gut ist. Der Junge mit dem Zauberwürfel von gestern könnte es mir bestimmt erklären.

Donnerstag: „Geduld ist auch eine Art von Energie“, stand neulich irgendwo. So gesehen war der Energieaufwand für die von Verzögerungen im Betriebsablauf arg gebeutelte Bahnfahrt im RE 1 von Dortmund nach Köln immens, während derer ich aus dem Fenster schaute und nämliches zusammenhangloses Wortgemisch in mein Notizbuch schrieb: alte Industriehalle, warm, Böschung, Kontrolle, grün, Hochspannungsmast, Dortmund-Marten Süd, blühende Zierkirsche, Graffiti, Regenrückhaltebecken, Sendemast, Beton, stillgelegte Bahntrasse, Forsythien, Fabrikschornstein, langsam, Öltanks, Kleingärten, Reklame, Stellwerk, Bochum-Langendreer, Silo, Gartencenter, hässliches Haus, Sonnenkollektoren, heruntergekommen, Siedlung, schneller, Felder, Autobahn, Sonnenschirm, Hochhaus, Mülltonnen, Brücke, Fachwerk, Gestrüpp, wilder Müll, Bochum Hbf, Gleisbauzug, „Mäckes“, Musical, hackenfrei, warten, Apotheke, kurze Hosen, weiter, abellio, Hotspot, Parkhaus, Kastanie, Kirchturm, trostlos, Container, Diesellok der Baureihe 261 (V 60) in ozeanblau-beige, Tennisplätze, Durst, Stahl, Wattenscheid, Birken, Baumarkt, Kopfhörer, Baracken, Fitnesscenter, Lärmschutzwand, Halde, Siedlung, Friedhof, Tankstelle, Umspannwerk, Essen, Beine, Haare, persönliche Gegenstände, Aldi, Neubau, Altbauten, Straßenbahn, Müllcontainer, Andrang, Kinderwagen, voll, Krawatte, warten, Raucherbereich, weiter, Postamt, Kran, Lagerhaus, Mauer, Gasometer, Moschee, Wald, Teich, blauer Himmel, Mülheim an der Ruhr, Mietfahrräder, Pferdeschwanz, Schrotthändler, Mannesmann, Styrum, Windrad, Kanal, Bunker, Duisburg, Balkone, Satellitenschüssel, Eurobahn, Garagen, Martini, Fernsehturm, Pfeifen, Strohhut, wech, Güterhallen (verfallen), Loveparade, Straßenbahndepot, Kühltürme, Sonne, Vollbremsung, Kreuzung, Ziegenpeter, Torwand, Paletten, Spedition, Paketzusteller, Allee, Rapsfeld, Misteln, Pferde, Strohballen, Traktor, Kopfsteinpflaster, Flughafen, Skytrain, Stacheldraht, Tunnel, dunkel, Aufzug, Rollkoffer, Anzugträger, Sommerflieder (vertrocknete Blüten), jabbelndes Kind, warten, Durchsage (keine), Überholung durch ICE, Düsseldorf, Verspätung, Löwensenf, nun plärrendes Kind,  Fußballplatz, Park, Gärten, Plastikmüll, Benrath, Autohaus, Tannenschonung, Bauernhof, Trinkhalle, See, Leverkusen, Tristesse, Packstation, Drahtfabrik, Köln-Mülheim (hach), Monobloc-Stühle, Dixiklo, Deutz, Messehallen, Rhein, Liebesschlösser.

Freitag: „Mit Fremden unterhält man sich nur, wenn es absolut nicht zu vermeiden ist oder wenn man betrunken ist“, so schrieb Max Goldt in seinem Buch „Die Chefin verzichtet“. Ebenfalls bei Max Goldt las ich folgenden Satz, den er einem gewissen Dieter Steinmann zuschreibt: „Sich unerwünschter Gespräche einigermaßen anstrengungslos verweigern zu lernen, das sollte Schulfach sein.“ Wie richtig beide Aussagen sind, zeigte sich am Abend gegen Ende unseres Restaurantbesuchs anlässlich des Liebsten Geburtstages. Während sich die Wirtin beim Servieren des Desserts uns gegenüber positiv-neutral über die nebenan untergebrachten Flüchtlinge äußerte, glaubte die Dame vom Nebentisch, Teil eines Ehepaares im Pensionsalter aus Bad Godesberg, sich einmischen zu müssen mit Konjektaneen aus dem AfD-Thesengenerator. Kostproben: „Die sollen erstmal unser Grundgesetz lesen.“ – „Wenn das so weitergeht, herrscht bei uns bald die Scharia.“ – „Haben Sie Unterwerfung von Houellebecq gelesen? So wird es hier bald sein, wenn wir nicht aufpassen!“ Es liegt mir fern, anderen Menschen ihre Meinung abzusprechen, und wenn sie noch so abweichend ist. Das verpflichtet mich jedoch nicht, mit ihnen zu diskutieren, schon gar nicht nach vorzüglichem Mahl. Zum Glück kam bald das Taxi, das die beiden in ihre Villa brachte, wo sie vielleicht Steuern hinterziehen.

Samstag: „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“, so der Titel eines Films in den Siebzigern oder Achtzigern, so genau weiß ich das nicht mehr, die Zeit vergeht ja so schnell. Man hört ein Lied im Radio, denkt sich, kuck an, oder: hör nur, bestimmt auch schon zwanzig Jahre alt, dann, weil man gerade nichts besseres zu tun hat, vielleicht sind die Kinder schon aus dem Haus oder man verzichtete ganz auf Nachzucht, recherchiert man ein wenig und stellt fest, der Song lief schon vor über dreißig Jahren. Man denkt darüber nach, was vor dreißig Jahren sonst noch war: In wen war man verliebt, mit wem zog man durch die Kneipen, was war gut, was schlecht, welche Weichen stellte man richtig, welche falsch, das Leben glich weichentechnisch ja eher noch dem Gleisvorfeld des Kölner Hauptbahnhofs (wohingegen es heute eher einer eingleisige Strecke in Richtung Sonnenuntergang ähnelt); oder einer Backmischung, bei der man die eine Zutat weglässt, dafür die andere hinzufügt, weil man zum Beispiel Kokosflocken verschmäht, dafür Rosinen liebt. Man überlegt, was damals sonst los war in der großen Welt, sofern man sich in jungen Jahren schon dafür interessierte. Wobei ich glaube: Jeder lebt in seiner eigenen Welt. Offenbar hatte ich bei der Zuteilung meiner ziemlich großes Glück. Heute morgen um sieben war sie jedenfalls in Ordnung. Um elf aber auch noch.

Sonntag: Meine Abneigung gegen den übermäßigen Gebrauch des Wörtchens „okay“ brachte ich schon zum Ausdruck. Während ich es in der klassischen Verwendung als Bestätigungs- und Verstänsnislaut durch Businesskasper und Angehörige der „Generation Genau“ kaum noch wahrnehme, vielleicht ist es inzwischen auch zu einer Gewöhnungslapalie verkümmert, lese und höre ich es immer häufiger in der attributiven Verwendung, zum Beispiel „Ich hatte einen ganz okayen Tag“. Obzwar der aktuelle Duden meint, das sei okay, finde ich es nach wie vor recht unschön.

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Woche 15: Manches möchte man gar nicht so genau wissen

Montag: Für den Kaffee aus dem Automaten der Etagen-Kaffeeküche gilt dasselbe wie für den Schnaps, den die Oma einst nach üppigem Mahl trank: Ich mag ihn nicht, aber ich muss ihn haben.

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Dienstag: Während das Unternehmen nicht müde wird, die Wichtigkeit der Digitalisierung zu betonen, lässt es ins Fach eines jeden Mitarbeiters ein buntes Faltblatt legen mit dem Titel „So einfach ist Umweltschutz“. Etwa neunundneunzig Prozent dieser Zettel landen anschließend ungelesen im Papierkorb.

Mittwoch: Wie einfach Umweltschutz wirklich ist, zeigten zahlreiche Berufstätige in Düsseldorf, nachdem auf Veranlassung der Gewerkschaft Verdi Busse und Bahnen für eine bessere Entlohnung ihrer Lenker im Depot geblieben waren. „Die Leute werden kreativ: sie gehen zu Fuß“, so der Mann im Radio.

Donnerstag: „Das ist die Story dahinter.“ – „Ich bin da nicht im lead, kann aber gerne meinen input geben.“ – „Quick and dirty ist nicht so meins.“ Manches möchte man gar nicht so genau wissen. Manchmal, wenn alle um mich herum Seltsames reden, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als alleine zu sein und mir in aller Ruhe einen Porno anzuschauen.

Freitag: Irgendwann sollte ich mir mal abgewöhnen, lauten Autos und Motorrädern „Fahr zur Hölle!“ hinterherzurufen. Vielleicht bin ich diesbezüglich mit der Zeit empfindlicher geworden, aber mir scheint, dass deren Anzahl immer weiter ansteigt, vor allem die penisverlängernden sogenannten Sportwagen (was auch immer daran sportlich sein soll) mit komplexbeladenen Testosteronäffchen der Generation Knöchelfrei hinter dem Steuer, deren Hang zu riskanter Fahrweise mich immer wieder mit hilfloser Wut erfüllt. Wenn ich König von Deutschland wäre, würde ich die ihnen ohne Gegenleistung per Gesetz abnehmen und sie zwingen, bei der Verschrottung zuzuschauen; zudem würde ich die Herstellung und den Import solcher Karren verbieten, auch wenn Porsche dann zumachen muss. Zudem wäre es ein sinnvoller Beitrag zur Verminderung von Stickoxiden und Lärm. Aber mich fragt ja mal wieder keiner.

Samstag: „Selbst wenn man sich relativ gut kennt, ist das Bad oft ein Bereich, in dem man Abgeschiedenheit schätzt“, lässt sich ein gewisser Uwe Linke im Zeitungsinterview zitieren. Dem ist unbedingt beizupflichten. Hinzuzufügen wäre noch, und meinen beiden Lieblingsmenschen aufzutragen, es hundertmal an die Tafel zu schreiben: Bei Verrichtung größerer Geschäfte ist die Badezimmertür zu schließen, dazu ist sie nämlich da.

Sonntag: „Das war entzückend anzusehen, wenn auch nicht nicht sonderlich entzückend anzuhören, denn die Töne wichen aus, wenn Madrina auf sie zielte.“ (aus: „Monsieur Jean und sein Gespür für das Glück“ von Thomas Montasser, ein wunderbares Buch.) – Da fällt mir auf, dass ich die Singstar-Krähe von gegenüber lange nicht gehört habe. Normalerweise übt sie an sonnigen Tagen wie diesem bei geöffnetem Fenster stundenlang immer wieder dasselbe Lied. Vielleicht ist sie verzogen und quält nun andere. Oder jemand hat sie nachhaltig zum Verstummen gebracht.

Muttis Restetruhe

Hier ein erster Auszug aus meinem im Entstehen befindlichen, noch titellosen Bestseller. Ähnlichkeiten mit tatsächlich bestehenden Orten und Personen sind keineswegs zufällig.

***

Zu Beginn der Neunziger gab es noch nicht die zahlreichen Möglichkeiten zur Kontaktknüpfung im Internet; um jemanden kennen zu lernen, musste man raus. Aber wohin? Hier konnte Martin glücklicherweise auf die Erfahrungen von Thorsten zurück greifen, der über die einschlägigen Mög- und Örtlichkeiten in Ostwestfalen und dem südwestlichen Niedersachsen bestens informiert war. Mit einer Mischung aus Faszination und ungläubigem Entsetzen hörte Martin zu, wenn Thorsten mit leuchtenden Augen von Pornokinos, Parkanlagen, Saunen und Autobahnparkplätzen berichtete. Nein, das alles kam für Martin nicht in Frage und wäre für den Anfang zu viel gewesen, niemals hätte er sich – ob in Thorstens Begleitung oder ohne – an einen solchen Ort getraut. Doch zum Glück ging es auch ein paar Nummern kleiner: Bars und Kneipen für das spezielle Publikum.

Muttis Bierstube lag, eher zufällig, ganz in der Nähe einer der oben erwähnten Parkanlagen. Hierher, also in die Kneipe, nicht den Park, führte ihn Thorsten an einem Samstagabend, nachdem er längere Zeit gebraucht hatte, Martin dazu zu überreden. Widerwillig folgte er ihm zu der äußerlich auf den ersten Blick ganz normalen Kneipe; erst vor der Tür bemerkte er den kleinen Unterschied: Man zog nicht einfach am Türknauf und ging hinein, sondern man klingelte, woraufhin sich in Kopfhöhe ein kleines Kläppchen in der schweren Eisentür öffnete und der Einlass Begehrende einer Gesichtskontrolle unterzogen wurde. Am liebsten wäre Martin auf der Stelle nach Hause zu seiner Modelleisenbahn gefahren. Doch offenbar waren dem Türwächter ihre Gesichter genehm oder jedenfalls nicht des Unfriedens verdächtig, und also ward ihnen aufgetan.

Das Unbehagen, das Martin schon vor der Tür beherrscht hatte, verdoppelte sich dahinter noch einmal, obwohl augenscheinlich alles ganz harmlos war: Niemand war nackt oder sonstwie unangemessen (un-)bekleidet, sieht man einmal von Seidenblousons und Cowboystiefeln ab, und niemand stürzte sich auf sie in unzuchtverdächtiger Absicht. Stattdessen spürte er Blicke von allen Seiten, in denen er so etwas wie „Sieh an, Frischfleisch“ zu lesen glaubte, die jedoch bald wieder von ihnen abließen und sich dem zuvor Betrachteten widmeten. Es war etwas dunkler als er es in Kneipen üblicherweise gewohnt war, Zigarettenrauch und Marianne Rosenberg erfüllten den Raum. Ein wenig fühlte es sich an wie ein Zoobesuch, wobei nicht hundertprozentig klar war, wer sich vor und wer hinter den Absperrungen befand.

Das fast ausschließlich männliche Publikum war größtenteils älter als die beiden, von teilweise erschütternder freiwilliger Hässlichkeit: Martin sah blond gesträhnte Föhnfrisuren, riesige Ohrringe, gestutzte Schnauzbärte, Brillen in extravagantesten Bauarten und sonnenstudiogegerbte Haut. Hatte er zuvor ein Klischee schwuler Männer in seiner Vorstellung, so sah er es hier in erschreckender Weise bestätigt: die nasal-affektierte Art, wie sie miteinander sprachen, manchmal aufkreischten, und wie sie mit abgeknickten Handgelenken ihre Zigaretten hielten. So sollte er nun auch sein, oder bald werden? Dieser Gedanke war Martin fast so unangenehm wie die Vorstellung einer eigenen Familiengründung mit Haus und Hund. Durch das Fenster blickte er auf Bielefelds zentralen Busbahnhof, dahinter die Leuchtschrift eines Ladens mit dem Namen „Restetruhe“, wo man tagsüber Stoffballen und Gardinen kaufen konnte.

Über der Theke leuchtete ein gelbes Blinklicht auf, jemand begehrte Einlass. Kurz darauf betraten zwei mittelalte Herren den Raum und wurden mit Kreischen und Küssen der geföhnten Schnauzbärte begrüßt. Nach einer guten Stunde und zwei Bier hatte Martin für seinen Geschmack genug gesehen und gehört, daher drängte er Thorsten zum Gehen.

„Was, jetzt schon? Es ist doch noch gar nichts los.“

„Mir brennen die Augen schrecklich vom Zigarettenrauch“, log Martin.

Es dauerte danach mehrere Monate, bis Martin die Bierstube erneut betrat, und zwar alleine, ohne Thorstens schützende Hand. Zuvor hätte er zahlreiche Gelegenheiten dazu gehabt, aber immer fand er Gründe, die Jagd auf ein anderes Mal zu verschieben: Müdigkeit, Einladung zu einem Geburtstag, Verabredung mit Freunden, Kopfschmerzen oder simple Unlust – der Gedanke an die mittelalten Schnauzbärte mit gefärbten Strähnen in den Föhnfrisuren war seiner Abenteuerlust nicht gerade förderlich. Doch der Wunsch, endlich jemanden kennen zu lernen, trieb ihn eines Samstags endlich aus seinem Zimmer. Im Gehen erzählte er seiner Mutter so beiläufig wie möglich etwas von einer Geburtstagsfeier bei Kollegen.

„Was, so spät noch“, so die Antwort, dabei war es gerade erst kurz nach neun, im Grunde viel zu früh für die Szene. Er hasste es, seine Eltern anzulügen, fragte sich, ob sie ihm glaubten; aber es ging nicht anders, nicht, so lange er noch bei ihnen wohnte.

Bald stand Martin wieder vor der Eisentür mit der kleinen Sichtklappe, wusste, wenn er jetzt den Klingelknopf drückte, leuchtete drinnen über der Theke das gelbe Blinklicht und verkündete einen Neuankömmling. Die Aussicht, gleich gutachterisch von allen Seiten beäugt zu werden, ließ ihn kurz zögern. Sollte er nicht lieber zurück nach Hause fahren, kam heute nichts im Fernsehen? Aber wie sollte er das nun wieder seiner Mutter erklären: Der Geburtstag ist erst nächste Woche, habe mich doch glatt im Datum vertan, so was dummes? Verdammt, gab es denn wirklich keine andere Möglichkeit? Nein, jedenfalls nicht heute, also klingelte er endlich. Die Klappe ging auf, ein Augenpaar prüfte kurz seine guten Absichten, dann öffnete sich die Tür und ein glatzköpfiger Kerl mit viel zu knappem T-Shirt flötete „Hereinspaziert!“

Martins Befürchtungen, von lüsternen Blicken durchbohrt zu werden, erfüllten sich nur teilweise, denn der Laden war fast leer, vielleicht eine Handvoll Besucher verteilten sich um die Theke und schauten der älteren Dame dahinter, vielleicht war das Mutti, beim Gläserspülen zu, während sie sich mit den Herren gespielte Boshaftigkeiten zuwarf. Es war eindeutig noch zu früh. Thorsten hatte ihm schon gesagt, man brauchte vor Mitternacht eigentlich gar nicht herzukommen.

Martin behielt die Jacke an und wollte sich gerade an den Kopf der Theke setzen, als Mutti ihn im Tonfall eines Berliner Busfahrers anraunzte: „Da kannst du nicht sitzen, Schätzchen, Norbert kommt gleich.“ Norbert? Martin sah das kleine Messingschild mit diesem Namen eingraviert, das auf Höhe des von ihm unachtsam anvisierten Barhockers an die Kante der Thekenplatte geschraubt war, und er spürte, wie er rot wurde, weil nun wieder alle Augen auf ihn gerichtet waren. Also nahm er Platz auf einem anderen Hocker in gebührendem Abstand zu Norberts Thron. Wer war dieser Norbert, warum hatte der hier einen eigenen Platz? Würde Martin den auch bekommen nach dreißigjähriger Stammgastschaft? Der Gedanke ließ ihn schaudern.

„Was darf ich dir bringen?“ fragte Mutti, nun gar nicht mehr unfreundlich, dennoch erweckte sie den Eindruck, sich mit ihr besser nicht anzulegen; obwohl von Gestalt her klein und eher hager, traute Martin ihr ohne weiteres zu, einen hier eigenhändig vor die Tür zu setzen, wenn man nicht artig war. Er bestellte eine Cola, zündete sich eine Zigarette an und ließ den Blick schweifen.

Zigarettenrauch und Verzweiflung lagen in der Luft; über der kleinen Tanzfläche, auf der niemand tanzte, drehte sich unbeirrt eine Diskokugel und warf ihre Lichtblitze an die Wände. Der Glatzkopf, der ihn hereingelassen hatte, stand am Musikpult hinter der Theke und kümmerte sich um die Beschallung mit Schlagern und aktueller Musik.

Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür, und ich weiß, er bleibt hier …

Die anderen Gäste waren durchweg älter, keiner von ihnen weckte Martins Interesse, und doch hätte er sich jetzt gerne unterhalten, man muss ja nicht gleich … Zwei unterhielten sich angeregt miteinander und tatschen sich dabei immer wieder an, was Martin irritierend fand. Einmal schauten sie zu ihm herüber, einer flüsterte dem anderen etwas ins Ohr, sie kicherten wie Schulmädchen, Martin wurde wieder rot, dann ließen sie wieder von ihm ab und würdigten ihn für den Rest des Abends kaum noch eines Blickes.

Am anderen Kopfende der Theke gegenüber saß ein schmieriger mittelalter Typ mit schulterlangen Haaren und aufwändiger Brille, der immer wieder zu Martin herüberschaute, während der, so gut es ging, den Blicken auswich. Kaum hatte Martin seine Cola leer, stellte Frau Mutti ihm das nächste Glas hin. Bevor er etwas sagen konnte, sagte sie „Du bist eingeladen“ und machte eine Kopfbewegung in Richtung Schmiertyp, der ihm daraufhin grinsend mit seinem Bier zuprostete. Dem Gebot der Höflichkeit folgend hob Martin sein Glas, nickte ihm knapp zu und nippte kurz. Leichte Panik kroch in ihm hoch. Was erwartete der jetzt von ihm, sollte er hingehen und sich artig für die Einladung bedanken? Womöglich sich betatschen lassen und später mit zu ihm fahren? So gerne Martin jetzt mit jemandem gesprochen hätte, der musste es nun wirklich nicht sein. Ehe er sich weitere Gedanken über eine angemessene Reaktion machen konnte, stand der Typ auf, kam zu Martin herüber und setzte sich auf den freien Platz zwischen ihm und Norberts Stammplatz.

„Hallo, ich bin Andreas, wie heißt du?“

„Martin“, antwortete er wahrheitsgemäß, mehr fiel ihm im Moment nicht ein.

„Martin …“ wiederholte der Typ. „Du bist sehr hübsch, Martin, weißt du das?“

Nein, das wusste er nicht, jedenfalls hatte es ihm bislang noch keiner gesagt. Gewiss, es gab wohl Hässlichere, im Großen und Ganzen war er mit seinem Spiegelbild ganz zufrieden, selbst morgens nach dem Aufstehen. „Danke …“ antwortete er knapp und ihm wurde heiß, vermutlich errötete er gerade wie eine Johannisbeere im August. Hätte er jetzt „du auch“ oder etwas in der Art erwidern sollen? Das wäre eine glatte Lüge gewesen, und lügen sollte man nicht. Das Gespräch stockte. Der Blick des Typen – wie heißt der noch, Andreas? – durchbohrte Martin, während er auf sein Colaglas starrte. Konnte es jetzt nicht klingeln, eine Horde gut aussehender Jungs hereinspazieren, und den Kerl von ihm ablenken? Oder noch besser Thorsten, der ihn erlöste? Aber der war jetzt vermutlich bei seinem Freund oder irgendwo in einem dunklen Park oder auf einem Autobahnparkplatz. Die Tatsache, in einer Beziehung zu leben, war für Thorsten kein Grund, nicht trotzdem mal an diesen Orten vorbeizuschauen, der andere musste das ja nicht unbedingt wissen. „Festhalten und weiter suchen“, so seine Philosophie. Martin musste noch viel lernen. Er schaute den Kerl kurz an, grinste verlegen, dann widmete er sich wieder der Cola.

„Warum bist du so schüchtern?“, nahm der Kerl den nächsten Anlauf. Dabei beließ er es nicht, er legte seine Hand auf Martins Unterarm und ließ sie nach oben wandern, Oberarm, Schulter, Rücken, Hinterkopf und den Rücken wieder hinunter. Angstschweiß brach Martin aus. Hunde und Wespen spüren es, wenn der Mensch Angst hat, hatte er mal gelesen. Eine Wespe hätte er jetzt erschlagen können, Andreas, oder wie der hieß, nicht ohne Weiteres.

Martin musste pinkeln, traute sich jedoch nicht runter zu den Klos, womöglich hätte sein Verehrer das missverstanden und wäre ihm gefolgt. Jedoch schien auch den, neben anderen Gelüsten, die Blase zu drücken.

„Ich bin gleich wieder bei dir, Martin, muss mal kurz für kleine Jungs“, sagte er, zwinkerte albern und ging Richtung Toilette. Kurz bevor er aus Martins Blickfeld verschwand, drehte er sich noch einmal zu ihm um und grinste ihn schmierig an.

Das war Martins Chance. „Ich möchte bitte bezahlen!“, rief er Mutti zu.

„Soll ich Andi was ausrichten?“, fragte sie, nachdem er bezahlt hatte, und zwinkerte ihm zu.

„Nicht nötig“, sagte er und sah zu, so schnell wie möglich hier raus zu kommen. Das war also die schwule Szene, von der er ab jetzt ein Teil war, ob er wollte oder nicht. Mit Aussicht auf die Restetruhe jenseits der Fenster.

Woche 14: Junge, sonnenbebrillte, synchroneisschleckende Damen

Montag: Immer noch Ostern. Bis auf eine kurzfristige und zugegebenermaßen überflüssige Ungehaltenheit meinerseits wegen unsachgemäßer Mülltrennung verlief die Verrichtung unserer Wohnzimmerbaustelle weitgehend im milden Lichte der Harmonie. Da die gröbsten Gewerke geschafft sind, konnte ich mich am Nachmittag wieder der Arbeit am Bestseller widmen. Wenn man nach dem Schreiben einer Sexszene den dringenden Wunsch nach einer Zigarette verspürt und noch beim Rauchen grinsen muss, hat man wohl nicht alles falsch gemacht. Das Wohnzimmer ist übrigens sehr schön geworden. Hoffentlich kann ich das über den Bestseller auch irgendwann sagen.

Dienstag: „Frohe Ostern gehabt zu haben“ hörte ich heute zweimal: Einmal ironisch von einer regelmäßigen Leserin dieses Blogs, die meine bisweilen auftretende sprachliche Pedanterie kennt, und einmal ernst gemeint.

Wie sich inzwischen herausgestellt, ist mein Anmeldegesuch für das Mitmachblog vergangene Woche im Spamordner der Administratoren gelandet. Das sollte mir zu denken geben. Es hat dann aber doch noch geklappt.

Laut Zeitungsbericht sagt Verkehrsminister Andreas Scheuer Funklöchern den Kampf an. „Wir haben die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Bürger nicht im Funkloch stecken bleiben“, sagte er gegenüber Zeitungen (ausgerechnet) der Funke-Mediengruppe. Weiterhin plant Funke – Verzeihung: Scheuer einen „Mobilfunkgipfel“ und einen „Funklochmelder“, was auch immer das ist. Echt funky.

Mittwoch: Wie heute in der Zeitung steht, konnte Volkswagen seinen Absatz auf dem US-Markt erheblich steigern, insbesondere wegen hoher Nachfrage nach SUVs. Unterdessen ist in Deutschland die Autodichte auf 555 Fahrzeuge je 1.000 Einwohnern gestiegen. Nicht nur Autos, auch Panzer erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. So weckt der Wiedereinstieg der Briten in das Projekt „Boxer“ bei der deutschen Rüstungsindustrie Hoffnungen auf einen Liefer-Großauftrag. Hoffentlich nicht nach Amerika, sonst wird es dort wegen der vielen SUVs bald eng. Geradezu edel dagegen die Entscheidung des Waffenherstellers Heckler & Koch, seine Produkte nur noch an rechtsstaatlich-demokratische Länder ohne Korruptionskultur zu liefern. Friedensaktivisten fordern von H&K dennoch einen Opferfonds für Menschen, die durch den unrechtmäßigen Einsatz von H&K-Gewehren Ungemach erlitten. (Demnach kann Leid durch Waffen also auch rechtmäßig zugefügt werden. Interessante These.) – Damit ist der menschliche Irrsinn in nur vier kurzen Zeitungsmeldungen an einem Tag ganz gut auf den Punkt gebracht.

Donnerstag: Die Nachricht über einen personellen Wechsel in der obersten Führungsebene meines Arbeitgebers hebt die Laune auf unserer Etage.

„Die Welt da draußen ist im Grunde voller Aufsatzthemen, vielleicht ist sie auch deswegen oft so unerträglich“, las ich heute in dem auch ansonsten sehr lesenswerten Blog Buddenbohm und Söhne.

Freitag: „Plötzlich musste jedes heiklere Wort […] unter Anführungszeichen gesetzt werden – nicht nur, weil kaum noch jemand wusste, wie nun innerhalb der permanenten Ersetzungsdynamik ständig wieder verfallender Worte der dernier cri des korrekten Bezeichnens lautete, sondern auch, weil man offenbar nicht wissen konnte, ob eine ironische Wortwahl auch verstanden werden würde. Öffentliche Vernunft und erwachsene Fähigkeit, mit Sprache umzugehen, durften nun nicht mehr mit Selbstverständlichkeit erwartet werden. Anführungsstriche sollten davor schützen, entweder die anderen für Idioten halten zu müssen oder selbst von ihnen dafür gehalten zu werden.“ (aus: Robert Pfaller – Erwachsenensprache)

Samstag: Der erste wärmere Frühlingstag. Wie jedes Jahr zu diesem Anlass titelbilden die Zeitungen zwei junge, sonnenbebrillte, synchroneisschleckende Damen, dazu ein möglichst sinnloser Text wie dieser: „Lara und Laura genießen das erste Eis in der Sonne. Mit Temperaturen von über 20 Grad können sich die Rheinländer auf das erste sommerliche Wochenende freuen.“

Sonntag: So geht Frühling:

KW14 - 1

So eher nicht:

KW14 - 1 (1)

Ein Hinweis an die radfahrende Dame, die mich gegen 14:30 Uhr auf dem Verbindungsweg vom Rhein zum Ausgustusring trotz reichlich Platz zu beiden Seiten von hinten anklingelte und behauptete, ich ginge auf dem Radweg: Das Verkehrszeichen 240 kennzeichnet einen gemeinsamen Rad- und Fußweg, auf dem Radfahrer keinerlei Vorrechte gegenüber den Fußgängern genießen. Bitte bedenken Sie dies, bevor Sie das nächste Mal die Klingel und Ihr Mundwerk betätigen.

KW14 - 1 (2)

Fundsache in der FAS: „Leider habe ich keine Ahnung, ob und wogegen ich versichert bin, weil mich all diese Lebenssachen krank machen und ich daher unterschreibe, was man mir hinhält, und bezahle, was auf der Rechnung steht, Hauptsache, man lässt mich dann in Ruhe.“ (Thomas Glavinic)