Montag: Immer noch Ostern. Bis auf eine kurzfristige und zugegebenermaßen überflüssige Ungehaltenheit meinerseits wegen unsachgemäßer Mülltrennung verlief die Verrichtung unserer Wohnzimmerbaustelle weitgehend im milden Lichte der Harmonie. Da die gröbsten Gewerke geschafft sind, konnte ich mich am Nachmittag wieder der Arbeit am Bestseller widmen. Wenn man nach dem Schreiben einer Sexszene den dringenden Wunsch nach einer Zigarette verspürt und noch beim Rauchen grinsen muss, hat man wohl nicht alles falsch gemacht. Das Wohnzimmer ist übrigens sehr schön geworden. Hoffentlich kann ich das über den Bestseller auch irgendwann sagen.
Dienstag: „Frohe Ostern gehabt zu haben“ hörte ich heute zweimal: Einmal ironisch von einer regelmäßigen Leserin dieses Blogs, die meine bisweilen auftretende sprachliche Pedanterie kennt, und einmal ernst gemeint.
Wie sich inzwischen herausgestellt, ist mein Anmeldegesuch für das Mitmachblog vergangene Woche im Spamordner der Administratoren gelandet. Das sollte mir zu denken geben. Es hat dann aber doch noch geklappt.
Laut Zeitungsbericht sagt Verkehrsminister Andreas Scheuer Funklöchern den Kampf an. „Wir haben die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Bürger nicht im Funkloch stecken bleiben“, sagte er gegenüber Zeitungen (ausgerechnet) der Funke-Mediengruppe. Weiterhin plant Funke – Verzeihung: Scheuer einen „Mobilfunkgipfel“ und einen „Funklochmelder“, was auch immer das ist. Echt funky.
Mittwoch: Wie heute in der Zeitung steht, konnte Volkswagen seinen Absatz auf dem US-Markt erheblich steigern, insbesondere wegen hoher Nachfrage nach SUVs. Unterdessen ist in Deutschland die Autodichte auf 555 Fahrzeuge je 1.000 Einwohnern gestiegen. Nicht nur Autos, auch Panzer erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. So weckt der Wiedereinstieg der Briten in das Projekt „Boxer“ bei der deutschen Rüstungsindustrie Hoffnungen auf einen Liefer-Großauftrag. Hoffentlich nicht nach Amerika, sonst wird es dort wegen der vielen SUVs bald eng. Geradezu edel dagegen die Entscheidung des Waffenherstellers Heckler & Koch, seine Produkte nur noch an rechtsstaatlich-demokratische Länder ohne Korruptionskultur zu liefern. Friedensaktivisten fordern von H&K dennoch einen Opferfonds für Menschen, die durch den unrechtmäßigen Einsatz von H&K-Gewehren Ungemach erlitten. (Demnach kann Leid durch Waffen also auch rechtmäßig zugefügt werden. Interessante These.) – Damit ist der menschliche Irrsinn in nur vier kurzen Zeitungsmeldungen an einem Tag ganz gut auf den Punkt gebracht.
Donnerstag: Die Nachricht über einen personellen Wechsel in der obersten Führungsebene meines Arbeitgebers hebt die Laune auf unserer Etage.
„Die Welt da draußen ist im Grunde voller Aufsatzthemen, vielleicht ist sie auch deswegen oft so unerträglich“, las ich heute in dem auch ansonsten sehr lesenswerten Blog Buddenbohm und Söhne.
Freitag: „Plötzlich musste jedes heiklere Wort […] unter Anführungszeichen gesetzt werden – nicht nur, weil kaum noch jemand wusste, wie nun innerhalb der permanenten Ersetzungsdynamik ständig wieder verfallender Worte der dernier cri des korrekten Bezeichnens lautete, sondern auch, weil man offenbar nicht wissen konnte, ob eine ironische Wortwahl auch verstanden werden würde. Öffentliche Vernunft und erwachsene Fähigkeit, mit Sprache umzugehen, durften nun nicht mehr mit Selbstverständlichkeit erwartet werden. Anführungsstriche sollten davor schützen, entweder die anderen für Idioten halten zu müssen oder selbst von ihnen dafür gehalten zu werden.“ (aus: Robert Pfaller – Erwachsenensprache)
Samstag: Der erste wärmere Frühlingstag. Wie jedes Jahr zu diesem Anlass titelbilden die Zeitungen zwei junge, sonnenbebrillte, synchroneisschleckende Damen, dazu ein möglichst sinnloser Text wie dieser: „Lara und Laura genießen das erste Eis in der Sonne. Mit Temperaturen von über 20 Grad können sich die Rheinländer auf das erste sommerliche Wochenende freuen.“
Sonntag: So geht Frühling:
So eher nicht:
Ein Hinweis an die radfahrende Dame, die mich gegen 14:30 Uhr auf dem Verbindungsweg vom Rhein zum Ausgustusring trotz reichlich Platz zu beiden Seiten von hinten anklingelte und behauptete, ich ginge auf dem Radweg: Das Verkehrszeichen 240 kennzeichnet einen gemeinsamen Rad- und Fußweg, auf dem Radfahrer keinerlei Vorrechte gegenüber den Fußgängern genießen. Bitte bedenken Sie dies, bevor Sie das nächste Mal die Klingel und Ihr Mundwerk betätigen.
Fundsache in der FAS: „Leider habe ich keine Ahnung, ob und wogegen ich versichert bin, weil mich all diese Lebenssachen krank machen und ich daher unterschreibe, was man mir hinhält, und bezahle, was auf der Rechnung steht, Hauptsache, man lässt mich dann in Ruhe.“ (Thomas Glavinic)
…und was lerne ich aus siesem Blog der Woche? Ich werde künftig sehr vorsichtig mit den „Gänsefüßchen“ umgehen 🙂 LACH und „Pedanterie“ lässt sich auch recht nett mit dem DEUTSCHEN Wort „Kleinkariertheit“ beschreiben… „DuckUndWech“ 😛
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