Montag: „Zähle 30 Dinge auf, die dich glücklich machen“ lautet der Vorschlag des Tages hier in der Wörterpresse. Das ist schnell getan: Die dreißig arbeitsvertraglich festgelegten Urlaubstage im Jahr machen mich ziemlich glücklich, jeder einzelne davon. In vier Wochen die nächsten elf. Nicht minder lieb sind mir die freien Inseltage jeden zweiten Donnerstag. Wie der kommende.
Dienstag: Der dienstagsübliche Fußweg ins Werk fiel ins Wasser wegen Regens, zurück ging es auf trockenem Weg.
In einer langen Besprechung am Nachmittag sagte einer in etwa jedem vierten Satz „am Ende des Tages“, wie so oft übertrug es sich im Laufe des Gesprächs wie ein Verbalvirus auf weitere Teilnehmer.

Nicht am Ende des Tages, doch kurz davor trafen wir uns im kollegialen Rahmen im Biergarten. Aus der ursprünglich geplanten Dreierrunde wurden elf, wie immer öfter in letzter Zeit war ich der Älteste. Ich fand es anstrengend, es wurde viel geschäftliches gesprochen mit der für die Altersgruppe Mitte zwanzig bis Ende dreißig typischen Wortwahl wie „Die Pommes sind krass crunchy“ und „Der Salat ist echt nice„. Zunehmend erschwert nicht nur mein nachlassendes Gehör die Teilnahme an solchen Unterhaltungen, sondern auch meine lückenhaften Englischkenntnisse. Als sie begannen, sich damit zu brüsten, wieviel Zeit man im Büro verbringt („Stell dir vor, jedes Mal würde einer ’ne Pizza ausgeben, nur weil man nach 22 Uhr noch da ist“) wurde es Zeit für mich, zu gehen. Die Runde zu dritt wäre mir lieber gewesen. Wie bereits vergangene Woche sei nochmals Ernst Jandl zitiert: „das stück, darin / ich keine Rolle spiele / ist meines.“ „/ nicht mehr“, wäre zu ergänzen.
Mittwoch: Ein weiterer Grund, weshalb ich es gestern Abend bei zwei Bieren beließ, war der heute Morgen anstehende Zahnarztbesuch zur Kontrolle und Reinigung, da will man nicht mit einer Fahne herumdünsten, auch sonst sind Arbeitstage unter Restalkohol erfahrungsgemäß wenig erfreulich. Nachdem alles zur beiderseitigen Zufriedenheit kontrolliert und gereinigt war, radelte ich jackenlos durch noch deutliche Morgenkühle zum Turm.
Vormittags hatte ich anlässlich einer überraschenden Übung meinen ersten Einsatz als Brandschutzhelfer. Als das Alarmsignal ertönte, zog ich die bereithängende Warnweste über und setzte einen wichtigen Gesichtsausdruck auf, mit dem ich im mir zugewiesenen Gebäudeabschnitt von Büro zu Büro ging, um die Kollegen aus dem Gebäude zu scheuchen. Die gingen allerdings freiwillig, so dass keine scharfe Ansprache oder Gewaltanwendung meinerseits erforderlich war. Schließlich meldete ich telefonisch die Etage als geräumt, dann verließ ich selbst durch das Treppenhaus den Turm. Der nächste Brand kann kommen, muss aber nicht.
Donnerstag: Falls Sie in der Inneren Nordstadt in Bonn wohnen und morgens jemanden etwas schräg, dafür einigermaßen textsicher „Unchained Melody“ singen hörten, das war ich. Während des Brausebades kam es im Radio, der Mitgesang war ununterdrückbar.
Wie am Montag bereits angedeutet, hatte ich heute frei. Wie üblich nutzte ich den Tag für eine Wanderung. Da Wärme angekündigt war, wählte ich eine nicht zu lange, möglichst bewaldete Route ohne stärkere Steigungen: einen Rundweg durch die Ville ab dem Bahnhof Erftstadt entlang mehrerer Seen, die durch Braunkohle-Tagebau im 19. und 20. Jahrhundert entstanden sind; ich habe das kurz für Sie recherchiert, nicht dass es heißt, hier lerne man nichts. Diese Route hatte mir vor einiger Zeit die Nachbarin empfohlen; vielen Dank, liebe M., eine gute Empfehlung, es war sehr schön. Kurz vor dem Ziel bog ich an einer Stelle falsch ab, wodurch eine Extraschleife zu gehen war. Das war nicht schlimm, auch wenn ich dadurch eine Teilstrecke zweimal ging.
Wie schön es war, können Sie hier sehen:







Nach Rückkehr in Bonn, Sie ahnen es, folgte eine Stärkung durch Currywurst und Bier. Bei dieser Gelegenheit herzliche Grüße an Leser Christian K., der mich angeschrieben hatte, um Nähres über das Bonner Currywurstangebot zu erfahren. Als Kleinblogger freut es mich immer sehr, wenn Geschriebenes Anerkennung und Rückmeldung erfährt.
Freitag: Nach den vorgenannten Annehmlichkeiten eines Inseltages noch einmal zurück in die Bürosphäre, ehe das Wochenende anbricht. Eine Kollegin lässt mich per Mail wissen, dass sie mich „fyi reingeloopt“ hat. Was so geschrieben und gesagt wird, wenn es bisi wirken soll.
In einer Besprechung gehört und notiert: „Ich habe keine Meldung erhalten, dass etwas unrund läuft, anscheinend läuft alles geradeaus.“ Ja wie denn nun?
Ansonsten war es ein angenehmer, nicht zu langer Arbeitstag, was überleitet zur Rubrik „Was schön war“:
Nach Rückkehr vom Werk standen Kaffee und Kuchen auf dem Balkontisch bereit. Ich kam gerade rechtzeitig an, bevor meine Lieben alles aufgefuttert hatten. Danach war ich beim Friseur, jetzt habe ich wieder die Haare schön. Nach der (wirklich!) letzten Färbung ergrauen auch die Schläfen langsam wieder.
Schön auch der folgende Satz eines Mädchens zu seiner Begleiterin vor dem Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts, gehört auf dem Weg zur (ebenfalls schönen) Abendgastronomie: „Alter, kuck mal der Rock, der ist ja cute.“
Samstag: Nachdem Kulturstaatsminister Weimar innerhalb seiner Behörde die Benutzung von Gendersternen und ähnlichen Sonderzeichen untersagt hat, empfiehlt er dasselbe nun auch anderen öffentlich geförderten kulturellen Einrichtungen, was gleichsam als Anweisung ausgelegt wird. Öffentliche Empörung und Zustimmung dürften sich in etwa die Waage halten. Auch ich verzichte aus Gründen der Sprach- und Schriftästhetik auf Genderzeichen, sowohl hier im Blog als auch in beruflichen Schriftlichkeiten; bislang hat sich keiner niemand darüber beschwert. Auch amüsieren mich immer wieder groteske Wort- und Satzkonstruktionen, die demselben Zweck dienen sollen wie „der Mitarbeitende“, „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber“ oder die Anrede „Liebe:r Carsten“. Irgenwo las ich mal, nachdem der Schreibende zuvor das Femininum genutzt hatte, den Klammerzusatz „(das gilt auch für nicht-weiblich gelesenen Personen)“. Und doch habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn andere es als richtig und notwendig erachten, geschlechtsneutral zu schreiben und sprechen. Ein wenig stolpere ich immer noch darüber, doch ich werde mich daran gewöhnen. Daher halte ich Weimars Weisung zumindest für fragwürdig.
„Alter“ ist übrigens, obwohl männlich gelesen, geschlechtsneutral, siehe Eintrag von gestern.
Zeit für die nächste Frage.

Frage Nr. 12 lautet: „Was möchtest du dir unbedingt irgendwann einmal kaufen?“ Unbedingt, aber nicht irgendwann, sondern sobald es erhältlich ist, das neue Buch „Aber?“ von Max Goldt, bestellt ist es schon beim Buchhändler des Vertrauens (selbstverständlich nicht beim großen A.). Irgendwann, aber nicht unbedingt möchte ich mir einen Hut kaufen, wie ich schon gelegentlich erwähnte. Ansonsten habe ich alles erforderliche.
Sonntag: Ein angenehmer Sommersonntag ohne größeren Berichtenswert mit gewohntem Ablauf: Balkonfrühstück mit den Lieben, Sonntagszeitungslektüre, ein längerer Spaziergang auf die andere Rheinseite und innere Erquickung im Biergarten. Laut Wetterprognose bleibt es erstmal warm, ich habe nichts dagegen.



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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Kommen Sie gut durch die warme Woche.
Redaktionsschluss: 17:00 Uhr































