Woche 48/2025: Halbwegs heiter

Montag: Beginnen wir die Woche zur Abwechslung unter der Gürtellinie, bezugnehmend auf drei Kommentare zum Rückblick der vergangenen Woche. Zum dort thematisierten ärztlichen Hodengriff anlässlich der Musterung junger Männer schrieb Lothar: „Rückblickend frage ich mich allerdings, ob diese Grenzüberschreitung tatsächlich der Prüfung des Vorhandenseins von Testikeln oder vielmehr des männlichen Wurmfortsatzes diente. (In diesem Fall bekäme der Begriff „Stabs“arzt eine ganz andere Bedeutung.) Denn meines Wissens bewirkt das Fehlen von Hoden nicht die Treffgenauigkeit beim Schießen oder die Exerzierfähigkeit.“

Zum Rückblick auf frühere Nächte in Köln meint Jens: „Risiko! — solche Gedanken sollte man sich frühestens im Frühling machen. Das ist in der „dunklen Jahreszeit“ ganz dünnes emotionales Eis.“ Dem ist zu entgegnen: Zum einen bin ich mittlerweile und glücklicherweise dem Alter entwachsen, wo es mich in derartige Etablissements zöge, allein schon aus Gründen der Bequemlichkeit, zum anderen waren diese ganzjährig geöffnet, so dass bei Kesselbrummen auch im Winter Abhilfe geschaffen werden konnte und – ich habe es nicht recherchiert, gehe aber davon aus – weiterhin kann.

Zum Movember, der Männer veranlasst, sich aus durchaus edlem Grund vorübergehend einen Schnauzbart wachsen zu lassen, ergänzt Thomas: „Stichwort Movember: Dieser Monat wird für allerlei illustre Monatsaufgaben genutzt. Da wären zum Beispiel der NaNoWriMo für das regelmäßge Schreiben und der No Nut November gegen das regelmäßige Onanieren. Beides auf ihre Art große Herausforderungen.“

Vielen Dank dafür!

Dienstag: Unterhalb des Büroturms verläuft parallel zum Rhein eine wenig befahrene Straße mit Gehwegen an den Seiten. Dort klingelte mich morgens von hinten ein (noch) älterer Radfahrer an. Da ich auf Gehwegen grundsätzlich nicht auf Fahrradklingeln reagiere, klingelte er mehrfach erneut und ohne Erfolg. Erst als er mich ansprach, auf dass ich ihn durchließe, drehte ich mich um und machte ihn darauf aufmerksam, dass wir uns nicht auf einem Radweg befanden. Das sah er anders und behauptete, er dürfe hier fahren, da am Anfang des Weges kein Verbotsschild stünde, ich solle mich da mal erkundigen; „Ich bin Jurist“ beendete er seine Ausführungen. Offensichtlich nicht für Straßenverkehrsrecht, sonst wüsste er, dass nur das hier nicht vorhandene Verkehrszeichen 240, das den Weg als gemeinsamen Geh- und Radweg ausweist, oder wenigstens das Zusatzzeichen 1022-10 „Radfahrer frei“ dazu berechtigen, einen Fußweg – in Schrittgeschwindigkeit – mit dem Rad zu befahren; das alleinige Fehlen des Verkehrszeichens 254 „Verbot für Radfahrer“ begründet dieses Recht hingegen nicht. Das hätte ich erwidern können, wenn es mir nicht erst später eingefallen wäre. (Gut, die Nummern der Verkehrszeichen musste ich recherchieren.)

Mittags in der Kantine gab es Grünkohl. Ich liebe dieses in Ostwestfalen auch als „Lippische Palme“ bekannte Wintergemüse. Indes wird der Liebste es gerne lesen: Wenn er Grünkohl zubereitet, mit lippischer Kohlwurst gar, schmeckt es besser.

Ausgelesen habe ich „Haus zur Sonne“ von Thomas Melle, ein düsterer Roman über Leben und Tod, vor allem letzteren. Dennoch habe ich es gerne gelesen, nur der Schluss hat mir nicht gefallen und eine gewisse Ratlosigkeit hinterlassen.

Mittwoch: Der Tag begann kühl-trüb-feucht und blieb es auch. Allerdings nur meteorologisch, die Gemütslage war halbwegs heiter. Vielleicht war der Grund die Vorfreude auf morgen, dann habe ich frei, beziehungsweise, um mal Futur zwei zu verwenden, man kommt doch selten dazu, werde ich, wenn Sie das lesen, frei gehabt haben.

„Andersherum wird ein Schuh daraus“ sagte eine in einer Besprechung, diese regelmäßig zu hörende Phrase, die sinngemäß ausdrücken soll, dass etwas genau umgekehrt ist als zuvor behauptet. Erstmals fragte ich mich heute, warum Leute das sagen, woher das kommt mit dem Schuh. Eine kurze Netzrecherche ergab: In früheren Zeiten war es bei der Herstellung von Schuhen üblich, dass sich die Naht innen befand, zu einem bestimmten Fertigungszeitpunkt wurde das Werkstück also umgestülpt. Das mag sein und ist auch nachvollziehbar, dennoch verwunderlich, dass sich ausgerechnet das bis heute als Redewendung erhalten hat. Immerhin haben wir wieder was gelernt, wenn auch was ziemlich Unnützes; andererseits waren nach meiner Erfahrung mindestens achtzig Prozent des Schulstoffes im Nachhinein ebenfalls nutzlos, so kommt es darauf auch nicht mehr an.

Donnerstag: Der freie Tag begann mit einem externen Frühstück im Kaufhof-Restaurant. Ideales Wanderwetter war nicht zu erwarten, ab dem frühen Nachmittag leichter Regenfall angekündigt. Deshalb entschied ich mich für eine nur kurze Wanderung, nämlich die Godesberg-Runde durch den Kottenforst ab und bis – Sie ahnen es – Bad Godesberg. Nachdem ich das Sausen und Brausen der Godesberger Innenstadt hinter mir gelassen hatte und mich dem Wald näherte, hörte ich erste Gewehrschüsse. Kurz darauf sah ich ein Warnschild „Achtung Jagd“. Wenig später vernahm ich den ersten Jäger auf seinem Hochsitz, schon von weitem durch eine orange Warnweste gut zu erkennen. Warum tragen die Warnwesten? Um die Tiere zu warnen, vielleicht eine weitere absurde PETA-Forderung? Oder damit sie nicht von ihren Mitjägern versehentlich niedergestreckt werden? Erst jetzt fiel mir wieder ein, was ich am Vortag in der Zeitung gelesen hatte: Nicht weit von hier im Ortsteil Hardtberg sind in größerer Anzahl Wildschweine gesichtet worden. Hatte sich da vorne nicht gerade etwas Braunes bewegt? Schon knallte der nächste Schuss, ohrenscheinlich nicht weit entfernt von mir, und hallte im Forst nach. Hoffentlich hatten die Jäger darauf verzichtet, gegen die Kälte mit alkoholhaltigem Zielwasser vorzubeugen; ich sah mich schon von einer Schrotladung oder Kugel oder was auch immer durchbohrt und anschließend von einer wütenden Wildschweinrotte zerfetzt.

Doch nichts dergleichen geschah, knapp zwei Stunden nach Abmarsch blickte ich nach der nächsten Biegung schon wieder auf Bad Godesberg, wo noch ein kurzer Aufstieg zur Godesburg zu bewältigen war, ehe die Wanderung auf dem Godesberger Weihnachtsmarkt mit Currywurst und einem Glühwein abgeschlossen wurde. Pünktlich mit Ankunft fiel auch der erste Niesel.

Auf dem Rückweg beobachtete ich an einer Kreuzung mit Rechts-vor-links-Regelung eine klassische Führerscheinprüfungsfragebogensituation: Aus allen vier Richtungen kamen ungefähr gleichzeitig Fahrzeuge und blieben stehen. Es dauerte einige Zeit, bis man sich durch Handzeichen und Blinken geeinigt hatte. Zufällig waren drei davon Fahrschulwagen.

Das Schwan’sche Haus wurde Ende der Siebziger im Zuge der Sanierung (eher: Planierung) der Godesberger Altstadt ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut. „Translozieren“ nennt das der Experte.
Godesberger Bach im Marienforster Tal
Kurz hinter Gut Marienforst
Winterwald
Mein Lieblingsbaum
..
..
Blick von der Godesburg auf Bad Godesberg, dahinter das Siebengebirge

Freitag: „Wir müssen darüber jetzt gar nicht länger reden“ hieß es in einer Besprechung. Doch statt zum nächsten Thema zu wechseln, wurde über das bisherige munter weiter geplappert mit mehreren inhaltlichen Wiederholungen. Das sind die Momente, wo ich aus dem Fenster schaue, die Aussicht über die Stadt genieße und mir sage: Bleib ruhig, sie bezahlen dich sehr gut dafür und es ist zu hundert Prozent ruhegehaltfähig.

Gelesen als Signatur unter einer Teams-Chatnachricht, wobei ich bis heute nicht wusste, dass es sowas überhaupt gibt und nicht wüsste, wofür man das braucht: „Es gibt kein Versuchen! Tue es oder tue es nicht!“ Ich erwäge nun eine Erweiterung meiner Mailsignatur, kann mich nur noch nicht entscheiden zwischen „Träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum!“, „Lebe jeden Tag so, als sei es der letzte!“, „Altes Brot ist nicht hart – kein Brot, das ist hart!“ und „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Weitere Vorschläge sind willkommen.

Passend zum Vorstehenden schreibt Kurt Kister – zufällig heute – in seiner lesenswerten Wochenkolumne „Deutscher Alltag“ lesenswerte Gedanken über Sinnsprüche.

Samstag: Die Nacht endete samstagsunangemessen früh, da eine Fahrt nach Aachen anstand. Dort traf sich eine Abteilung unserer Godesberger Karnevalsgesellschaft zu Stadtführung, Weihnachtsmarktbesuch und Abendessen. Der Aufstehzeit entsprechend war meine persönliche Stimmung zunächst spätnovemberlich, hellte aber im Laufe des Vormittags auf, spätestens ab dem ersten Begrüßungsgetränk an der Hotelbar vor Aufbruch der Gruppe in die Innenstadt.

Unser Präsident, gebürtiger Aachener, oder Öcher, wie sie sich selbst nennen, führte uns kenntnisreich durch die Stadt, sparte dabei nicht mit Superlativen (der/die/das älteste / größte / kleinste / schönste / einzige …), wie es häufig auf Stadtführungen vor allem durch Eingeborene zu erleben ist. Das Wetter war gnädig, es blieb weitgehend trocken, was in Aachen nicht selbstverständlich ist (während meiner meisten früheren Aufenthalte dort hatte es geregnet) und die Kälte der vergangenen Tage war milderer Temperatur gewichen. Das hinderte uns nicht daran, innere Wärme durch Glühwein zu suchen und zu finden. Auch den Dom besuchten wir, ein nicht nur durch Decken-Mosaike und Kirchenfenster beeindruckender Bau, der mir innen kleiner erschien als erwartet.

Gegen Abend gesellte sich eine kleine Delegation eines Aachener Karnevalsvereins zu uns, gemeinsam aßen wir im zweiten Stock eines Restaurants mit Aussicht auf den menschenvollen, lichterkettenhellen Marktplatz und das historische Rathaus. Nach dem Essen ging es zurück ins etwas außerhalb gelegene Hotel. Da es nur knapp zwei Kilometer vom Marktplatz entfernt ist, schlug ich vor, zu Fuß zurück zu gehen, immerhin vier weitere schlossen sich an, die anderen nahmen Taxis und kamen nur unwesentlich früher am Hotel an, wo der Barausschank noch geöffnet war, was wir angemessen würdigten. Anschließend war ich menschenmüde und froh, als ich im Bett lag.

Dunkel wurde es im Zimmer erst, nachdem wir die Zimmerkarte aus dem Schlitz neben der Tür entfernt hatten. Vorher brannte wahlweise entweder die Lampe im Eingangsbereich oder über dem Bett, egal welcher Schalter wie betätigt wurde. Entweder ein Defekt oder wir waren zu blöd, es zu bedienen. (Zu alkoholisiert nicht, auch heute Morgen bei weitgehend klarem Verstand schafften wir es nicht.) Weiterer Kritikpunkt: auch hier keine Jackenhaken im Zimmer.

Gelernt: „Au hur“, ein universell einsetzbarer Öcher Ausruf. Ursprünglich wohl aus „Alte Hure“ hervorgegangen, wird es heute verwendet unter anderem statt „Oh nein“, „Auch das noch“, „Sagenhaft“, „Donnerwetter“, „Du liebe Güte“, „Boah ey“, „Ach was“, „oooh“ oder, für die Jüngeren, „Alter“ und „Oh my God“. Vielleicht auch „wallah“.

Nebenwirkung der Besinnlichkeit auf dem Aachener Marktplatz

Sonntag: Nach dem Frühstück im Hotel (positiv: ausreichend große Saftgläser) verließen wir Aachen und kamen mittags in Bonn an. Hier holte ich einen gewissen Mangel an Alleinzeit auf durch einen langen Spaziergang auf die andere Rheinseite, derweil sich die Innenstadt zur Feier des verkaufsoffenen Sonntags füllte. Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Selbstverständlichkeit Autos im absoluten Halteverbot geparkt werden und wie wenig dagegen unternommen wird.

In Schwarzrheindorf auf der anderen Rheinseite, wo nur wenig Lichterkettengedöns leuchtet, sah ich vier Junge Männer Hausrat aus einem Miet-Transporter ausladen und in ein Haus schaffen. Wieder war ich dankbar für mein fortgeschrittenes Alter und die damit verbundene hohe Wahrscheinlichkeit oder wenigstens Hoffnung, nie mehr in meinem Leben eine Klausur schreiben oder umziehen zu müssen, jedenfalls nicht lebend.

Wie auch in den Blogs zutreffend festgestellt wird, ist dieser November am Ende. Die meisten Blätter sind gefallen, die Natur beziehungsweise das, was wir so nennen, präsentiert sich neben blassem Grün in Braun-, Beige- und Ockertönen. Der Tag war trübe und trotz laut Thermometer elf Grad handkalt, immerhin trocken. In den nun blätterlosen Baumkronen nahe der Schwarzrheindorfer Kläranlage saß eine größere Ansammlung Rabenkrähen, immer wieder kollektiv aufkäckernd, dazwischen sekundenlang Ruhe, als schauten sie gemeinsam einen lustigen Film oder lauschten einem Kabarettisten. Morgen beginnt also der zwölfte Monat. Auch der geht vorüber.

Letztes Laub in Beuel
Farben der Saison
Schild an der Baustelle auf der Nordbrücke. Vermutlich war die Autobahn GmbH die ständigen Beschwerden leid, weshalb die Fahrspur gesperrt sei, obwohl niemand arbeitet.
Rabenkrähen am Rheinufer

Apropos zwölf: Zurzeit kreist mal wieder ein Fragenkatalog durch die Blogs, in Fachkreisen auch „Blogstöckchen“ genannt, über das man virtuell springt. Eigentlich wollte ich nicht springen, weil es vermutlich niemanden interessiert. Da das jedoch auf das meiste hier Geschriebene zutrifft, mache ich doch mit. Alors, hier zwölf völlig belanglose Fakten über mich:

Benutzt du Zahnseide? Ganz selten, wenn sich in einem bestimmten Zahnzwischenraum oben links etwas festgesetzt hat, das anders nicht zu entfernen ist.

Tee, Kaffee oder Wasser? Und statt oder. Mehr Kaffee als Tee.

Welche Schuhe trägst du am liebsten? Kommt auf den Anlass an. Meistens Turnschuhe. Aber auch gerne die maßgefertigten, sehr bequemen Lederschuhe. Und die Wanderschuhe, denn wenn ich die trage, habe ich Freizeit.

Dein Lieblingsdessert? Roter oder grüner Wackelpudding. Und Illes flottantes, ein französisches Dessert, bestehend aus Eischneebrocken in Vanillesoße.

Was machst du als erstes, wenn du aufwachst? Das Ende der Nacht beklagen und den Radiowecker nach den Nachrichten ausschalten.

In welchem Alter würdest du gerne bleiben? Bleiben auf gar keinen Fall, ich bin sehr einverstanden damit, dass für mich irgendwann das Licht ausgeht. Aber die Zeit so Mitte dreißig war schon ziemlich gei… lebenswert.

Wie viele Hüte besitzt du? Zwei: einen Strohhut für den Sommer und einen Dreispitz zur Karnevalsuniform. Seit Jahren erwäge ich den Erwerb eines richtigen Filzhutes, habe mich aber noch nicht getraut.

Beschreibe das letzte Foto, dass du gemacht hast? Die Adventsbeleuchtung über der Friedrichstraße aus roten Herrnhuter Sternen und Lichterketten in den Bäumen. Ach schauen Sie doch einfach selbst:

..

Die schlechteste Fernsehsendung? Weiß ich nicht, weil ich kaum fernsehe. Vermutlich irgendwas auf RTL oder Pro7.

Was war als Kind dein Berufswunsch im Erwachsenenalter? Unter anderem Lokführer. Mein Bruder wurde es später.

Etwas auf deiner Wunschliste, das du nicht rechtfertigen kannst zu kaufen? Eine Armbanduhr von Lange & Söhne, Glashütte. Die sind schon schön. Aber teeeeeuer …

Welcher Jahreszeit fühlst du dich am meisten verbunden? Mittlerweile dem Herbst.

***

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, kommen Sie gut durch die Woche und in den Dezember.

20:30

Woche 1/2024: Auf ein Neues

Montag: Auf ein Neues. Den Silvesterabend gestern verbrachten wir ruhig und entspannt, fast bin ich versucht zu schreiben: altersgerecht, bei vorzüglichem Essen und begleitenden Weinen in einem Restaurant in Bad Godesberg. Bereits kurz nach 23:30 Uhr kehrten wir zurück, rechtzeitig, um mit einem Glas Champagner in der Hand vom Balkon aus zuzuschauen, wie andere Leute ihr Geld statt ins Restaurant zu tragen lieber in die Luft jagten. Ein jeder wie er mag, ich bewerte das nicht, womöglich gar mit einem kopfschüttelnden „Wie-kann-man-nur“.

Dank gemäßigter Alkoholzufuhr am Vorabend erwachten wir heute katerfrei, dennoch fiel das Frühstück wegen allgemeiner Appetitlosigkeit aus, was auf die immensen Nahrungsmengen der Vortage zurückzuführen ist, irgendwann ist es mal gut. Für alle Fälle beziehungsweise später aufkommenden Hunger holte ich dennoch Brötchen und verband das sogleich mit einem Spaziergang an den Rhein, der sich inzwischen wieder in sein Bett zurückgezogen hatte.

Blick Richtung Norden

Gemessen an den erheblichen Geldmengen, die vergangene Nacht augenscheinlich in Knall, Licht und Rauch verwandelt wurden, lagen heute erstaunlich wenige Böller- und Raketenabfälle auf den Straßen. Nur die Rheinuferpromenade war nennenswert beschmutzt.

Nachmittags verfasste ich einen ausführlichen Jahresrück- und ausblick, allerdings nicht hier, sondern im nichtöffentlichen Papier-Tagebuch.

Gelesen im Jahresrückblick von Frau Anje und zustimmend gelacht: »Ich habe […] einen Hörtest gemacht und wenn ich es richtig verstanden habe, sagte man mir, ein Hörgerät wäre sehr sinnvoll für mich, ich bin aber nicht daran interessiert, noch mehr mitzubekommen.«

Dienstag: Morgens auf dem Fußweg in den ersten Arbeitstag des Jahres fegte vor mir auf der Uferpromenade eine Kehrmaschine lärmend das alte Jahr auf. Die neue, vergangene Woche in Beaune spontan erworbene Jacke ist bequem wie ein Federbett, ich bin sehr zufrieden. »Merry Christmas« wünschte eine Leuchtschrift am Konferenzzentrum, „… gehabt zu haben“ fügte ich gedanklich hinzu und schüttelte mich sogleich innerlich ob dieser schauderhaften Floskel, die ich während des Tages erfreulicherweise nicht zu hören bekam. Am Rheinufer besang eine Amsel den milden Morgen, in den Bäumen nahe dem Mutterhaus trafen sich Krähen (oder Raben?) wild durcheinander käckernd zum Neujahrsempfang.

Kurz zuvor hatte die Kehrmaschine das Bild verlassen
Raben oder Krähen

Im Büro herrschte noch neujährliche Ruhe, nur wenige Mails im Eingang, zwei Anrufe mit Neujahrswünschen und ein kurzes Schwätzchen im Nachbarbüro. Dafür mittags in der Kantine erstaunlich viel Betrieb. Wichtigste Aufgabe des Tages war, die geplanten Urlaube ins Zeiterfassungssystem und den Outlook-Kalender einzutragen, auf dass man sich auf etwas hinfreuen kann.

Mittwoch: Weder Raben noch Krähen, vielmehr Rabenkrähen, wie meine Kollegin, ornithologisch kundig*, auf Anfrage heute erklärte. Es ist immer gut, wenn zu kennen, der/die sich auskennt.

Abends lieferte ich für den Geliebten eine Retourensendung ein im Lotto-Zeitschriften-Tabakgeschäft in der Fußgängerzone, das eine Annahmestelle des blauen Paketdienstleisters beherbergt. An der Wand hinter der Verkaufstheke ein Plakat für eine Tabakmarke, am unteren Rand der obligatorische Hinweis »Rauchen kann tödlich sein«. Direkt darunter ein Foto des früheren, inzwischen gestorbenen Ladeninhabers. Soweit ich mich erinnere bediente er die Kundschaft zumeist rauchend, als es noch üblich war, in Innenräumen zu rauchen. Humor haben sie.

Laut einer Zeitungsmeldung wurde am Neujahrstag in unserer Straße ein Auto aufgebrochen, unter anderem entwendeten die Räuber CDs. Anscheinend nicht die Hellsten und Jüngsten.

*Ein Grobhumoriker hätte stattdessen vielleicht geschrieben: die sich gut auskennt mit Vö … – genug.

Donnerstag: Der übliche Fußweg am Rhein entlang fiel heute ins Wasser, morgens durch Regen, abends aus anderen Gründen.

Die anderen Gründe

Epubli, die Selbstverlegerplattform, auf der ich kürzlich mein vielbeachtetes Buch zum Blog veröffentlicht habe, hat überraschend die Anzeige des Buchcovers und die Vorschau deaktiviert, aus Jugendschutzgründen. Meine Anfrage nach den Gründen beantwortet die Autorenberatung damit, dass »Publikationen anhand bestimmter Schlagwörter automatisch auf potenziell jugendgefährdende Inhalte überprüft und die Vorschau solcher Titel ausblendet« werden. Stimmt, in einem der Aufsätze kommt mehrfach das f-Wort vor (mal so als kleiner Kaufanreiz), das wird der Grund sein. Offen bleibt, inwiefern der unschuldige Titelschlumpf die Jugend auf unzüchtige Gedanken zu bringen vermag; meine diesbezügliche Rückfrage blieb bislang unbeantwortet.

Freitag: Über diesen Tag ist hier alles Wesentlich notiert, dem ist nichts hinzuzufügen.

Samstag: Im Gegensatz zu gestern war heute ein trüber Tag, an dem es nicht richtig hell wurde. Nach dem Frühstück mit den Lieben in einem Café (nachdem wir für das Frühstück im Kaufhof-Restaurant, das uns empfohlen worden war, zu spät dran waren) und einer anschließenden Erledigung ging ich zum Rhein, Hochwasser kucken. So langsam zieht er sich wieder in sein Bett zurück.

Später Zeitungslektüre auf dem Sofa: Auch Tiere haben ein Recht auf eine artgerechte Ansprache, forderte Peta, gleichsam die Klimakleber unter den Tierschützern, bereits vor drei Jahren; die Zeitung berichtete erst heute darüber. So soll man nicht sagen, man habe mit jemandem „ein Hühnchen zu rupfen“ (Alternativvorschlag Peta: „Weinblätter rollen“), nicht „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ (stattdessen „Zwei Erbsen auf eine Gabel laden“) oder „die Katze aus dem Sack lassen“ (sondern „die vegane Calzone aufschneiden“), auch wenn es nicht im Sinne der Katze sein kann, im Sack zu verbleiben. Wer derart unsensibel gegen die Kreatur redet, macht sich laut Peta des Speziesismus schuldig: »Wo solche Phrasen in unserem Alltag gedankenlos verwendet werden, normalisieren sich Formen der Tierquälerei.« Weitere Vorschläge sind bei Bedarf hier zu finden.

Sonntag: Der Wecker ging bereits um acht Uhr, da wir morgens eine karnevalistische Pflicht hatten. Aus nicht von mir zu vertretenden Gründen kamen wir etwas zu spät an, die anderen hatten bereits angefangen zu proben. Mich ärgert so etwas, ich bin ein großer Freund der Pünktlichkeit, bei anderen und erst recht bei mir selbst. Mein Ärger verflog indes bald, zumal ich offenbar der einzige darüber verärgerte war.

Der Sonntagsspaziergang führte nach Endenich, wo der örtliche Modelleisenbahnclub eine Börse veranstaltete. Ich gehe da stets gerne hin, auch wenn für mich wieder nichts Kaufenswertes im Angebot war. Auf dem Rückweg ging ich an zwei jungen Männern vorbei, deren einen ich im Vorübergehen sagen hörte: „Der geht mit seinem Hund im Schnee laufen – nackt.“ Vielleicht hatte ich mich auch verhört, jedenfalls wurde mir sogleich noch etwas kälter als es ohnehin war.

***

Kommen Sie gut, trocken und warm durch die Woche, möge die neujährliche Ruhe und Vorfreude noch etwas anhalten.

Woche 48/2023: Zum ganzjährigen Verzehr zugelassen

Montag: Der Tag war meteorologisch herausfordernd. Wie angekündigt regnete es von morgens bis abends ununterbrochen, was Ende November keineswegs zu beklagen ist und mich veranlasste, mit der Bahn in die Werktätigkeit zu fahren. Ich empfinde es als großes Privileg, nach Lust und Wetter wahlweise mit dem Fahrrad, der Bahn oder auf Schuhsohlen zur Arbeit zu gelangen und nicht auf ein Auto angewiesen zu sein wie angeblich so viele, für die jeder weggefallene Parkplatz in der Innenstadt ein Skandal ist.

Mittags bemitleidete (müsste es nicht bemitlitt heißen?) ich vor dem Mutterhaus zwei Männer auf einer Hebebühne, die windumtost und regenbegossen die Lichterkette in den großen Weihnachtsbaum flochten, was schon in der warmen, trockenen Stube eine Zumutung ist.

In zwei Besprechungen hörte ich zwei Kollegen unabhängig voneinander betonen, sie hätten einen harten Anschlag, was ja immer auch ein Anschlag auf die Sprachhygiene ist.

Vielleicht plant derjenige auch einen Anschlag, der nämliches an eine Wand schrieb: »Ich räche mich AUCH für mein Aussehen«. Eine gewisse Unzufriedenheit klingt an.

Ansonsten gab es an dem Tag wenig auszusetzen.

Dienstag: Nach einem Wintereinbruch (Wo oder in was bricht der Winter ein?) fragte morgens der Mann im Radio: „Was macht der Schnee mit uns?“ Manchmal möchte man schon vor dem ersten Kaffee schreien.

Gehört in einer Besprechung: „… und zwar zeitnah, auf gut deutsch.“ Nein, lieber Kollege, das ist kein gutes Deutsch, verkniff ich mir anzumerken.

»Konkret bedeutet das, ich brauche keinen Glauben. Und zwar in keine Richtung, d.h. ich bin weder Atheist noch Agnostiker, ich bin einfach nur extrem desinteressiert.« Das und mehr kluge Sätze über Religion und Fußball schrieb Frau Anje hier.

Auf dem Rückweg zu Fuß vom Werk genehmigte ich mir bei passender Kälte am Rheinpavillon das erste Kirsch-Glühbier der Saison und, soweit ich mich erinnere, überhaupt meines Lebens, derweil erste zarte Schneeflocken auf das Rheinland rieselten. (Es ist nicht anzunehmen, dass sie mit irgendwem irgendwas machten.)

Kann man trinken, demnächst jedoch wieder Glühwein mit einem Hauch Amaretto.

Mittwoch: Menschen, die sich zu Fuß, Fahrrad, Auto, Elektroroller oder Rhönrad von hier nach dort und zurück begeben, als „Verkehrsteilnehmende“ zu bezeichnen, wie heute in einem Artikel gelesen, werde ich mir voraussichtlich nicht angewöhnen.

Auch gelesen und gelacht: »Ja, scheiß doch in die Heide!« anstelle von »Ja leck mich doch …« – Sie wissen schon.

Aus einer per Kurznachricht erhaltenen Stellenanzeige im Hotelbereich: »Zu den Arbeitsinhalten gehören vor allem einfache Buchungsaufgaben, die Steigerung des Kundenstroms sowie Entspannung und Zufriedenheit.« Den beiden letzten Anforderungen fühle ich mich gewachsen.

Abends auf dem Weihnachtsmarkt gingen wir an einer Gruppe junger Leute vorbei, die sich unter Begleitung einer Geige daran machte, „O du fröhliche“ anzustimmen. Das war schön. Noch schöner wäre es gewesen, hätte man sich auf eine gemeinsame Tonart geeinigt, idealerweise die der Geige.

Donnerstag: Die Stadt Düren beschafft Iglu-artige, verschließbare Zellen aus Hartschaumstoff mit Liegefläche als Behausungen für Obdachlose, wie morgens gemeldet wurde. Das ist erstaunlich, schließlich leben wir in Deutschland, wo mutmaßlich zahlreiche Vorschriften unter anderem zu Miet-, Sozial-, Steuer und Urheberrecht, öffentlicher Ordnung, Brand-, Daten-, Natur-, Klima- und Jugendschutz einer Aufstellung derartiger Behausungen auf öffentlichen Flächen entgegenstehen, hinzu kommen Einwendungen von ADAC, ADFC, PETA, Katholischer Kirche, Letzte Generation und Amnesty International. Gleichwohl: Gäbe es einen Spendenaufruf, sich als Bürger an der Beschaffung zu beteiligen, wäre ich sofort dabei.

Zu den Dingen, über die mich zu ärgern wundern ich nicht müde werde, gehört dieses: Morgens auf dem Weg ins Werk sah ich zwei Läufer, die nebeneinander plappernd mitten auf dem Radweg am Rhein liefen, so dass Fahrräder nur knapp an ihnen vorbei kamen. Wegen zu erwartender Ein- und Aussichtslosigkeit verzichtete ich auf eine Ansprache, zumal ich mich zu Fuß auf dem mindestens genauso breiten Fußweg fortbewegte.

»Wir sprechen Baumarkt«, stand an einem Lieferwagen am Wegesrand. Offenbar eine sehr seltsame Sprache.

Aus einem Zeitungsbericht über Forderung nach einer Umstrukturierung der Deutschen Bahn: »Die Bahn müsste eigentumsrechtlich in seine Einzelteile zerlegt werden.«

Freitag: Waren Sie auch vor längerer Zeit darüber irritiert, wie viele Eltern ihr Kind plötzlich Miles nennen und dies in der üblichen Weise auf ihrer Autoheckscheibe kundtun? Bis Sie bemerkt haben, dass es sich um Fahrzeuge eines neuen Mietwagenanbieters handelt? Einen solchen Wagen sah ich morgens am Straßenrand abgestellt; bei diesem hatte sich jemand die Mühe gemacht, jeweils den unteren Querbalken des E zu entfernen. Ich musste kurz und heftig grinsen.

Während der Rückfahrt mit dem Rad blies mir eisiger Gegenwind ins Gesicht und ließ mich leiden. Dabei sind es mal gerade um die null Grad. Wie soll das erst werden, wenn es richtig kalt wird?

Samstag: Nach dem Frühstück, das heute den Namen verdiente, da wir einigermaßen zeitig aus den Betten kamen, unternahmen der Liebste und ich eine Ausfahrt ins Ahrtal, wo wir drei Weingüter etwas reicher machten, auf dass die heimischen Vorräte in unserem Keller niemals versiegen. Wobei damit auch ohne die heutigen Einkäufe auf absehbare Zeit nicht zu rechnen ist, voraussichtlich werde ich den Tag nicht erleben, da die letzte Flasche entkorkt wird. Nach mir die Trinkflut.

Pendler über Dernau

Abends begaben wir uns mit befreundeten Nachbarn zum Gänseessen in einem Restaurant. Weiß der Himmel, warum Gänse ausschließlich in der Vorweihnachtszeit gegessen werden, wohingegen Hühner und Enten zum ganzjährigen Verzehr zugelassen sind. Wie auch immer, es war sehr angenehm mit angemessener, nicht ausufernder Weinbegleitung.

Sonntag: Als ich morgens Brötchen holte, erwachte langsam der Weihnachtsmarkt, die ersten Budenbetreiber bereiteten sich und ihr Angebot vor für den Besucheransturm des Tages. Eigentlich ist die Existenz von Weihnachtsmärkten ein Beweis für die Nichtexistenz Gottes: Wenn es ihn gäbe, würde er derartiges Treiben zu seines Sohnes Ehren wohl kaum dulden.

Nach Rückkehr hörte ich erstmals in diesem Jahr „Last Christmas“ im Radio, was ich nicht halb so schlimm finde wie die sprechenden, sich bewegenden Hirschköpfe an einer Weihnachtsmarktbude auf dem Münsterplatz.

Die Lesung am Abend hat Spaß gemacht, wobei sie mehr Besucher vertragen hätte. Mehrere, die mir ihr Kommen angekündigt hatten, blieben dann doch weg. Ich werfe das niemandem vor, vielleicht war der erste Adventssonntag nicht der ideale Termin dafür. Diejenigen, die da waren, hatten augenscheinlich Vergnügen, immerhin.

***

Kommen Sie gut, ohne Zorn und harte Anschläge durch die Woche.

Woche 20: Irgendwas mit Alkohol

Montag: Der Tag begann mit einer Radiomeldung über fünf Wasserbüffel, die auf der Autobahn drei bei Leverkusen unterwegs waren. Vermutlich fordern Nabu und Peta bald die dauerhafte Sperrung des Autobahnabschnitts, um die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung nicht zu stören. Wo wir gerade bei absurden Nachrichten sind: Irgendein höheres Tier eines großen Kirchenkonzerns sieht in Religionen „nicht Ursache von Krieg, sondern Motor des Friedens“, wie er laut Zeitung auf dem Katholikentag in Münster verkündete.

Ansonsten bildete die Umwölkung meines Büros ganz gut meinen inneren Gemütszustand am Vormittag ab.

KW20 - 1

Dienstag: Morgens stieg am Hauptbahnhof wieder ein sehr spezieller Fahrgast in die Sechsundsechzig ein. Wegen eines offensichtlichen Verdrahtungsfehlers, vielleicht einer Form des Tourette-Syndroms, schreit er stets los, als hinge sein Leben und das aller anderen Fahrgäste davon ab, wenn die Bahn nach seinem Zustieg nicht augenblicklich losfährt: „Nun fahr doch endlich ab!“, dazu üble Beschimpfungen gegen den Fahrer.  Natürlich ist das nichts, worüber zu erheitern es sich geziemt. Dennoch kann ich dann ein Zucken der Mundwinkel nicht ganz vermeiden, und glaube es auch bei anderen Fahrgästen zu vernehmen.

Ein anderer komischer Vogel saß heute mit mir in einem Seminar. Obwohl der Generation Displayboy längst entwachsen, beschäftigte er sich fast während der gesamten Dauer der Veranstaltung mit seinem Tablet. Ich weiß nicht, was mich mehr irritierte: sein Verhalten oder das Ausbleiben mahnender Worte durch die Seminarleitung.

Weisheit des Tages: „Ein Hamsterrad sieht nur von innen aus wie eine Karriereleiter.“

Mittwoch: Fahrschüler benötigen heute immer länger bis zur Führerscheinreife, sagt das Radio am Morgen. Als eine Ursache wurde die zunehmende Unfähigkeit erkannt, die Umgebung korrekt wahrzunehmen und Situationen richtig einzuschätzen. Wer hätte das gedacht.

Donnerstag: Warum fahren Männer bis etwa Mitte dreißig eigentlich so gerne aufrecht stehend Rad, auch in flachster Ebene, anstatt vom Sattel Gebrauch zu machen? Was haben die davon?

Freitag: „Endspurt“ rufen sich die Kollegen im Aufzug zu, gleichsam das „Mahlzeit“ zum Wochenende. Dessen ungeachtet lege ich den Hinweis des Facility Managements, dass das Bürogebäude am Samstag gesperrt ist, in der Schublade „unnützes Wissen“ ab. Ähnlich unnütz erscheint mir der Kunstpreis in Höhe von 1.968 Euro, den der Kunstverein Ahlen für ein vergoldetes Schamhaar eines gewissen Rainer Langhans verliehen hat.

Samstag: „Die Royalen gehen mir royal am Arsch vorbei“, sagt am Vormittag die zu erratende Prominente im Radio. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Sonntag: Auch in religiösen Fragen mit nicht allzu großen Kenntnissen gesegnete Menschen wissen üblicherweise, dass Jesus der christlichen Legende nach zu Weihnachten geboren und zu Ostern erst getötet wurde, dann auferstanden ist. Doch was war nochmal zu Pfingsten passiert? Irgendwas mit wirrem Gerede, nachdem der heilige Geist in ein paar bedauernswerte Menschen gefahren war. Also irgendwas mit Alkohol. Vielleicht liegen die pfingsbezogenen Unkenntnisse auch darin begründet, dass dieses Ereignis nicht durch Tannenbäume, Marzipan, Glühwein, opulentes Essen, Geschenke-Irrsinn, Hasen und Eier gestützt wird. Apropos Eier: Aus gegebenem Anlass, welchen näher zu erläutern ich Ihnen erspare, lege ich Wert auf die Feststellung, dass ich keinen Eizahn habe!

„Kultur bedeutet heute, dass man zwar, statt Bücher zu lesen, seine Zeit auf Facebook verbringt, aber dafür weiß, welcher Wein zur Dorade passt.“ (Thomas Glavinic in der FAS)