Abgeschrieben: 80er

Hier noch eine Fundsache: Den nachfolgenden Text entdeckte ich beim Durchstöbern meiner E-Mail-Ablage. Leider kenne ich nicht den Verfasser und kann somit auch keine korrekte Quellenangabe machen, hole das jedoch gerne nach, wenn ihn mir jemand nennt. Die E-Mail stammt bereits aus dem Jahre 2001, jedoch hat der Text meines Erachtens an Aktualität noch nicht sehr viel eingebüßt.

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Offen gestanden kotzt es mich an: dieses dumme Gerede der derzeitigen „Generation Z“, die 80er Jahre wären langweilig gewesen. Totaler Bockmist.

Hört genau zu, Ihr zungengepiercten Tekknohoppler mit Tattoos auf der linken Arschbacke: Ihr wart nicht dabei! Wir Mit-Dreissiger/-Vierziger haben sie live erlebt: die Geburt des Synthesizers und den wahren Soundtrack der 80er, der von Bands wie Depeche Mode, Cure und Yazoo geschrieben wurde.

Wir haben noch mit Midischleifen und Oszillographen gekämpft! Wir haben Euer Tekkno erfunden, bei uns nannte sich das aber noch „Wave“ und war tatsächlich Musik. (übrigens verwursten Eure DJs die Dinger noch heute zu einer Art musikalischer Canneloni mit schwülstiger Computerbasssosse).

Wir mussten noch keine Angst haben, dass uns Tina Turner mit dem klassischen Seniorenoberschenkelhalsbruch von der Bühne purzelt und wir haben Madonna noch mit festen Brüsten und ohne Baby-Pause gekannt, Ihr Nasen!

Wir verbinden „Kraftwerk“ noch nicht mit Solarenergie und wir hatten noch Angst, dass Joschka Fischer von Holger Börner mit der Dachlatte verprügelt wird. Wir erinnern uns noch an Terroristenfahndungsplakate, auf denen hin und wieder ein Gesicht liebevoll mit Kuli von einem Staatsbediensteten durchgestrichen wurde …

Die Bundeswehr und die NVA machten noch Spaß, wir kannten ja die Richtung, aus der der Feind kommt …

Zu unserer Zeit fielen Break-Dancer auf den Fussgängerzonen noch hin und wieder richtig auf die Fresse und Peter Maffay wurde beim Stones-Konzert noch ordentlich von der Bühne gepfiffen. Wir hatten noch Plattenspieler (auf 33″ und 45″) und richtig geile Plattencover, auf denen man die Namen der MUSIKER (und nicht der Programmierer) ohne Lupe erkennen konnte und die tatsächlich Kunst waren – keine Tempotaschentuchgrossen, einfarbigen Booklets auf denen gerade noch „nice Price“ lesbar ist.

Für uns war eine LP etwas Heiliges, das gepflegt und geliebt werden musste – und keine CD-Plastik-Wegwerfware, die so robust ist, dass man sie durchaus auch als Bierglasuntersetzer verwenden kann. Bei uns erkannte jeder sein Eigentum noch an den individuellen Kratzern.

Wir haben kein „Big Brother“ geguckt sondern „Formel 1“, wo es eine ganze fette Stunde wirklich gute Musikvideos zu sehen gab, die das Lied untermalten, wir hatten kein MTV mit degenerierten CD-Werbespots nötig.

Wir liessen uns die Haare seitlich ins Gesicht fallen – ohne diese beknackten, umgedrehten Baseballmützen oder Wollhauben. In unseren Hosen konnte man sehen, ob einer einen Hintern hatte, heute hängt der Arsch ja bei jedem von Euch in der Kniekehle der achso tollen Baggy-Trousers.

Bei uns haben sich keine Neonazis mit Türken gekloppt, sondern Punks mit Teds, Teds mit Poppern, Popper mit Ökos und Ökos mit der Polizei…

Und wer einen Führerschein hatte, fuhr als erstes einen Käfer oder eine Ente, bei der Dellen von Individualismus zeugten, ihr Opel-Corsa-Popel!

Und weil ihr gerade im Leistungskurs Informatik sitzt: die AC/DC Einritzungen auf den Tischen sind von UNS – und es geschieht Euch nur recht, wenn ihr glaubt, dass die Dinger aus dem Physiksaal kommen, wo irgendein findiger Schüler seinerzeit die Abkürzung für „Starkstrom/Schwachstrom“ in die Bank gemeisselt hat!

Also erzählt uns nichts über die 80er. Und ja, hiermit entschuldige ich mich, auch im Namen meiner Altersgenossen, für Modern Talking. Das haben wir nicht gewollt…

Casual Friday

Eine der zahlreichen Errungenschaften aus dem Land der in alle Richtungen unbegrenzten Mög- und Peinlichkeiten ist neben dem Bic Mac, Homer Simpson, Halloween, Bruce Springsteen, Hollister und Starbucks der so genannten Casual Friday. Ursprünglich diente dieser ab den fünfziger Jahren in großen amerikanischen Unternehmen dazu, den ansonsten an eine strenge Kleiderordnung gebundenen Angestellten durch Verzicht auf gestärktes Hemd und Krawatte den Übergang von der Arbeitswoche ins bevorstehende Wochenende etwas zu erleichtern.

Nun neigt der Deutsche ja dazu, alles scheinbar gute, was aus den Vereinigten Staaten den Weg zu uns gefunden hat, dankbar aufzunehmen und auf die Spitze zu treiben, der Zwanglos-Freitag ist ein gutes Beispiel dafür, wie ich bei meinem eigenen Arbeitgeber immer wieder beobachten kann. So verzichten die Herren freitags nicht nur auf die Krawatte, auch lassen sie den Anzug ganz im Schrank und kleiden sich dafür in verwaschenen Jeans mit kunstvoller Perforation und verspielt-bunten Ornamenten in der Gesäßzone, das Oberkleid variiert je nach Jahreszeit zwischen fragwürdig gemustertem Kurzarm-Freizeithemd und Kapuzenpulli. Als Schuhwerk werden Chucks oder Adidas bevorzugt. Die Damen zeigen sich statt des geschäftsmäßigen Hosenanzugs in ärmllosen Leibchen mit Spaghettiträgern, legginsartigem Beinkleid und offenen Sandalen, wobei streng darauf geachtet wird, dass sämtliche Tätowierungen gut zur Geltung kommen – Sie glauben gar nicht, wo man/frau sich überall tätowieren lassen kann.

Kurz: statt in der Konzernzentrale eines bedeutenden deutschen Unternehmens wähne ich mich freitags zunehmend in der Filiale einer großen Bäckereikette am Samstagmorgen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Jogginganzug, Badeshorts, Bikini und Flip Flops endgültig durchgesetzt haben werden.

Ich brauche das nicht, der Übergang ins Wochenende ist mir noch nie schwer gefallen; sobald mich am Freitagnachmittag das große Gebäude ausgespuckt hat, fühle ich mich frei und verwende bis zum Montag keinen Gedanken mehr an geschäftliche Angelegenheiten. Der Übergang vom Wochenende auf Montag fällt mir indes viel schwerer, da sollten sich die Amis endlich mal was sinnvolles einfallen lassen. Wie wäre es mit einem Business Sunday: Statt in Boxershorts und T-Shirt schauen wir den Tatort in Hemd, Krawatte und dreiteiligem Anzug, frisch gebügelt, fri- und rasiert.

Andererseits möchte ich mich nicht allen Trends verschließen, selbst wenn sie vom großen Bruder jenseits des Atlantiks kommen. Da mich schon Facebook langweilt wie ein kombiniertes Angel- und Schachtournier und ich Subway-Filialen meide wie Kardinal Meisner den Sexshop, so will ich wenigstens freitags nicht mehr der einzige Anzugträger sein (obwohl ich gerne Anzug trage). Also: ab kommenden Freitag gehe ich nackt ins Büro. Ich bin mir sicher, nach einer gewissen Irritation wird man mich gewähren lassen, bevor man den Sicherheitsdienst ruft, der mir dann eine Decke überwirft und mich nach nur kurzem Hand- und Wortgemenge aus dem Büro zerrt.

Brillen

Es ist nicht zu leugnen: ich werde älter. Das Haar wird dünner, dafür grauer, die Runzeln und Falten um die Augen tiefer und mehr, ein noch kleines und doch bei unverhüllter Betrachtung nicht zu übersehendes Bäuchlein wölbt sich oberhalb der Schamgrenze und bildet einen reizvollen Kontrast zu meinen dürren Beinen und Spillerärmchen; die Ohren- und Augenleistung lassen nach, weshalb ich zum einen des öfteren Gesprächen nicht mehr folgen kann, was nicht in jedem Fall ein Nachteil ist, vor allem im öffentlichen Personennahverkehr und an anderen Orten, wo man fremder Leute Geschwätz ausgesetzt ist, zum anderen trage ich seit geraumer Zeit eine Brille.

Ich mag meine Brille, unbeeinträchtigt von Eitelkeit trage ich sie gerne (abgesehen von gelegentlichen Aufenthalten in gewissen Spelunken, aber dort ist es ohnehin dunkel); ein schlankes Modell mit relativ kleinen Gläsern, eingefasst in ein schlichtes Gestell aus dezentem Draht. Ich mag meine Brille, obgleich sie keineswegs im Trend liegt: Wer heute mit der Zeit gehen will, trägt eine große Brille mit schwarzer, möglichst breiter Horneinfassung, früher AOK-Standard, heute Designerstück, prominente Träger sind/waren Woody Allen und Erich Honecker, nicht ganz so prominent mein Großvater mütterlicherseits; was vor kurzem noch als Karnevalsartikel mit Fensterglas verkauft wurde und jedem Kostüm das humoristische Sahnehäubchen aufsetzte, ist heute die große Mode der sehgeschwächten.

Waren es früher vor allem ältere Herren, die diese Art von Brillen trugen, weil sie die Reife erlangt hatten, da Äußerlichkeiten nur noch eine untergeordnete Rolle spielen (eine dezentere Sehhilfe hätte der Physiognomie etwa eines Erich Honeckers nur unwesentlich zum Vorteil gereicht), so sind es heute vor allem Herrn in meinem Alter und jünger, deren Antlitze schwere schwarze Horngestelle zieren, selbst unser verehrter Herr Außenminister stieg unlängst auf ein markanteres Modell um, wenn auch nicht ein ganz so großes, ohnehin gibt er sich in letzter Zeit ja ungewohnt bescheiden; allüberall bin ich umgeben von dunklen Riesenbrillen, auf der Straße, in der Firma, in der Bahn…

Ich mache das nicht mit, zumal ich befürchte, dass mir ein solches Gerät die Anmutung eines ausgehungerten Uhus verliehe, trotz des erwähnten Bauchansatzes. Sollte allerdings eines Tages die Achtzigerjahre-Helmut-Kohl-Brille ihre modische Wiedergeburt erfahren, dann, ja dann könnte ich schwach werden.

Fürs Leben gezeichnet

Die Tätowierung der Menschheit begann vor etwa siebentausend Jahren, wie entsprechende Mumienfunde im nördlichen Chile belegen. War die dauerhafte Körperzeichnung bis vor einigen Jahren noch überwiegend Kennzeichen gewisser Randgruppen, etwa Knastbrüder, Seefahrer und zweifelhafter Damen, deren Hauptkunden Knastbrüder und Seefahrer waren, so bildet heute die nicht-tätowierte Minderheit eine immer geringer werdende Randgruppe. Nicht nur der Punk auf dem Bahnhofsvorplatz oder die Aushilfsuschi im Lidl, auch leitende Angestellte und Zahnarzt- wie Bundespräsidentengattinnen bekennen heute Farbe.

Meine erste Begegnung mit einer Tätowierung hatte ich in den Siebzigerjahren, als die Popgruppe Sailor auf dem Höhepunkt ihrer Zeit angekommen und regelmäßig in Ilja Richters Disco oder dem Musikladen mit Manfred Sexauer (ob der wohl wirklich so hieß? Der Name erinnert  ein wenig an ungeübten Analverkehr) zu sehen war, die älteren von Ihnen erinnern sich vielleicht: Girls, Girls, Girls, A Glas Of Champagne und The Old Nickelodeon Sound; die vier Jungs aus England, Erfinder und Nutzer des Nickelodeons, einem sperrigen, von zwei gegenüberstehenden Personen zu bedienenden Tasteninstrument, heute längst in den popmusikalischen Tiefen abgetaucht, sowohl die vier Jungs als auch ihr tönendes Sperrmöbel.

Disco und Musikladen, so was gibt es  heute leider gar nicht mehr, heute muss man Wetten, dass…? kucken, wenn man im Fernsehen internationale Popstars auf der Bühne sehen will, und wer will das schon, also Wetten, dass…? kucken, meine ich. In diesem Zusammenhang unbedingt erwähnenswert erscheint mir auch die Plattenküche mit Helga Feddersen, Gott habe sie selig, und Frank Zander, eine Mischung aus Musikladen und Klimbim, nur ohne die Titten von Ingrid Steeger.

In den Achtizigern gab es dann Formel Eins mit Peter Illmann, gefolgt von Ingolf Lück, Stefanie Tücking und Kai Böcking. Die Stars traten nun nicht mehr in Form von Bühnenpräsenz in Erscheinung, dafür aber in ihren Musikvideos, eine musikalische Darreichungsform, die kurz zuvor in Mode gekommen war. Formel Eins, ich habe es geliebt (während ich den gleichnamigen Autorennsport ungefähr so interessant fand und finde wie die Betrachtung eines Grashalmes beim Wachsen); leider musste es mit dem Aufkommen von MTV und VIVA bald sterben, sehr bedauerlich. Manchmal wird Formel Eins heute noch wiederholt, leider in unerträglicher Form, anstatt die damaligen Folgen einfach noch einmal zu senden, zeigen sie nur einzelne Ausschnitte, ständig unterbrochen von völlig überflüssigen Kommentaren nicht minder überflüssiger sogenannter B-Prominenter („Oh ja, bei dem Lied habe ich damals zum ersten Mal onaniert“ und so weiter).

Zurück zum Thema. Zu Zeiten von Formel Eins war das Schiff von Sailor längst gesunken oder bestenfalls im hintersten Winkel eines Hafenbeckens für alle Zeiten festgemacht als seeuntüchtiges Restaurantschiff. Ihr Sänger, George Kajanus, sang nicht nur sehr schön, während er auf seiner Gitarre spielte (übrigens eine sogenannte akustische Gitarre, was für ein Unfug in sich, das Gegenteil ist dann wohl eine optische oder olfaktorische oder was??), sondern er trug auf seiner Wange die Tätowierung eines kleinen Ankers. Also ich nehme nicht an, dass der wirklich tätowiert war, aber man weiß ja nie bei so einem richtigen Seebären. Ich gebe zu, es gab Zeiten, da vergötterte ich Sailor, konnte viele ihrer Lieder, frei von jeglichen Englischkenntnissen, mitsingen, und zu Karneval ging ich als – nein, nicht als Seemann – als George Kajanus, ohne Gitarre, aber mit Ringelpullover, Schiffermütze und Anker auf der Backe, also auf der Wange, meine ich. (Ich bin mir sicher, heute gibt es nicht wenige Menschen, die einen Anker oder andere Bildnisse auf der Backe, nicht auf der Wange tragen.)

Sah man früher Tätowierungen bei den oben genannten Randgruppen vor allem auf Unterarmen und im Falle von George Kajanus im Gesicht, auch die alten Nordchilenen beschränkten sich zunächst auf Hände und Füße, so ist heute nahezu keine Körperregion mehr davon ausgenommen. Während das in den Neunzigern vor allem bei Damen beliebte Arschgeweih aus gutem Grund aus der Mode gekommen ist (was bei einer Tätowierung ja eher eine Art langfristiges persönliches Pech bedeutet), sieht man zunehmend junge Männer mit tätowierten Waden. Ich finde das schlimm. Ein Jungsbein soll haarig sein, aber nicht tätowiert, so ist es meines Wissens in der päpstlichen Schöpfungsordnung vorgesehen, vielleicht irre ich mich aber auch. Vielleicht ist ja auch der Papst unterhalb seines wallenden Gewandes großflächig gefärbt, niemand wird es je erfahren, ist wohl auch besser so.

Proportional zur Anzahl der Tätowierwilligen wächst auch die Zahl der Tattoo-Studios, in der Nachbarschaft zum Beispiel erfolgt die piksende Färbung direkt hinter einem Schaufenster, der einzufärbende sitzt mit entblößtem Körper(teil) in einer Art Frauenarztstuhl, während der Künstler mit mächtigen, von oben bis unten tätowierten Armen für jedermann sichtbar seinem stechenden Werk nachgeht. Ich frage mich, tätowiert der sich eigentlich selbst, oder geht er dafür seinerseits in ein Tatoo-Studio seines Vertrauens? Sinngemäß dieselbe Frage stelle ich mir schon seit langem für Frisöre und Zahnärzte, ohne je eine verlässliche Antwort erhalten zu haben.

Ich gestehe: auch ich wollte nicht länger zur Randgruppe der Nichttätowierten gehören, deswegen ließ ich das bereits vor geraumer Zeit ändern, nur was ganz kleines aus dem Tätowiererkatalog, etwas größeres hätte auch nicht auf meinen spillerigen Oberarm gepasst; ein Ornament ohne jede symbolische Aussage, so hoffe ich jedenfalls, aber genau weiß ich es nicht, vielleicht ist es ja ein fremdländisches Schriftzeichen, welches mich in ein eher ungünstiges Licht rückt, etwa als Kinderhasser oder Paarhuferkopulierer. Wenn es so sein sollte, werde ich es hoffentlich niemals erfahren.

Tätow

Eine Bitte zum Schluss: keine Wort darüber an meine Eltern, auch mit Mitte vierzig bin ich kein Freund unnötiger Diskussionen. Vielen Dank!

 

Tschick – eine persönliche Nachlese

Im Urlaub hat man Zeit, jedenfalls ich, sonst wäre es für mich kein Urlaub – Zeit zum Lesen. So habe ich „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf zu Ende gelesen, nachdem ich es vor ein paar Wochen begonnen hatte, immer nur morgens in der Straßenbahn auf dem Weg zur Arbeit und abends wieder zurück.

Ich mag Herrndorfs Art zu schreiben, schon „In Plüschgewittern“ begeisterte mich. Nun also Tschick, der verkürzte Name eines der beiden Helden, ein russischer Achtklässler; „Tschichatschow“ kann sich schließlich keiner merken, geschweige denn, es aussprechen.

Der andere Held – und Ich-Erzähler des Romans – ist Maik, nach eigenem Empfinden der größte Langweiler in seiner Klasse, von niemandem beachtet, vor allem nicht von Tatjana, die er anschmachtet, und die alle zu ihrer großen Geburtstagsfeier ins Haus am See einlädt – fast alle, außer Maik, Tschick und ein paar andere Außenseiter. (Maik ist übrigens meine Lieblingsfigur des Buches, so ein bisschen finde ich mich hier und da in ihm wieder.)

Maik und Tschick freunden sich an, und zu Beginn der Sommerferien kommt Tschick auf die Idee, mit einem gestohlenen (bzw. „geliehenen“) Lada in die Walachei zu fahren, wo Verwandtschaft wohnt. Nach anfänglichen Bedenken wittert Maik die Chance, endlich aus seinem Langweilertum auszubrechen, und so steigt er in den Lada ein.

Obwohl keiner von beiden weiß, wo die Walachei liegt, fahren sie erstmal los, aus Berlin hinaus Richtung Süden, durch das oberlausitzer Braunkohlerevier und andere rätselhafte Gegenden; sie begegnen skurrilen Personen, wie der merkwürdigen Familie in einem kleinen Dorf, die ganz viel weiß, nur nicht, wo der Supermarkt ist; der verlotterten Isa von der Müllhalde; dem Schützen Horst Fricke, der die beiden fast über den Haufen schießt; und der Sprachtherapeutin mit der Physiognomie eines Flusspferdes, die Tschick versehentlich einen Feuerlöscher auf den Fuß fallen lässt, so dass Maik von da an den Lada fahren muss.

Unterwegs erzählt Tschick Maik, dass er schwul ist, was jedoch auf den Verlauf der Geschichte – erfreulicherweise – keinen Einfluss hat.

Ein Unfall mit einem Schweinelaster beendet das Abenteuer schließlich, Tschick kommt in ein Heim, Maik kommt mit Arbeitsstunden davon, ansonsten läuft für ihn alles wie gewohnt weiter, bis auf den Hauch eines gewissen Heldentums, der auch Tatjana nicht entgeht.

Das Buch endet im elterlichen Swimmingpool, zusammen mit Maiks besoffener Mutter und einigen Möbelstücken – mit den letzten Worten:

„Weil, man kann zwar nicht ewig die Luft anhalten. Aber doch ziemlich lange.“

Ein wunderbares Buch, sehr zu empfehlen!

Tschick