#Twexit – Der letzte Tweet hat keine Pointe

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Nun bin ich also seit zehn Jahren bei Twitter. Das erscheint mir als der richtige Zeitpunkt, mein Konto zu löschen. Die Beweggründe dazu habe ich schon hier dargelegt, dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen.

Vielleicht noch dieses: Twitter ist mittlerweile das Sprachrohr von Leuten wie Donald Trump geworden. Alle verfallen in Aufruhr, wenn er dort mal wieder irgend einen Unfug abgesondert hat. Viele andere Spinner verbreiten über Twitter ihren Hass und Falschinformationen, jedes Mal ein kleiner Angriff auf das menschliche Miteinander. „Social Media ist die Toilette des Internets“, wird Lady Gaga zitiert. Dafür bekäme sie von mir ein Herzchen.

Zehn Jahre Twitter – es gab sehr schöne Zeiten, besonders auch die persönlichen Treffen mit anderen Nutzern, für die ich manchmal gar längere Reisen auf mich nahm, etwa bis nach Oberhausen, Wiesbaden und Berlin. Viele nette Menschen habe ich dadurch persönlich kennen gelernt. Besonders danke ich dem @vergraemer und @johannes, die es mir ermöglicht haben, eigene Texte vor Publikum zu lesen, was mir stets eine große Ehre und ein Vergnügen war; mit beiden wäre ich ohne Twitter niemals in Kontakt gekommen.

Vielen Dank an alle, die mir bis heute die Treue gehalten haben, und das sind noch immer erstaunlich viele. Vielleicht haben sie es auch einfach nur versäumt, mir die Gefolgschaft zu kündigen, weil sie das Interesse genauso verloren haben wie ich.

Machts gut, weiterhin viel Spaß und gute Unterhaltung, bitte lasst euch nicht aufhetzen!

In tiefer Verbeugung

Carsten / Postwestfale / @PlanC_

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Woche 19: Verzögerungen im Betriebsablauf

Montag: Mein lieber Schatz, seit nunmehr zwanzig Jahren hältst du es mit mir und meinen Marotten und Macken aus, für die mich manch anderer vielleicht schon mit dem Stecken vom Hof gejagt hätte. Dafür danke ich dir sehr!

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Dienstag: Es ist diese alte, niemals versiegende Wut, mit welcher ich Leute anschreien möchte, die meinen, morgens ihr Fahrrad in die berufsverkehrsvolle Stadtbahn quetschen zu müssen, anstatt es einfach zu benutzen.

Mittwoch: Dass mein ICE 15 Minuten Verspätung hat – geschenkt. Aber warum ist es im 21. Jahrhundert nicht mehr möglich, Züge zu bauen, bei denen es von allen sogenannten Fensterplätzen aus möglich ist, nach draußen zu schauen statt an die graue Innenverkleidung?

Donnerstag: Aus gegebenem Anlass, auf dessen nähere Erläuterung ich zur Wahrung des internen Familienfriedens verzichte, freute ich mich heute sehr über einen Artikel in der Welt Kompakt,

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Freitag: Ein wundervoller Tag voller Liebe, Sonne, Sekt und einer Standesbeamtin namens Himmel.

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Samstag: Ein weltweiter Computervirus legt zahlreiche Systeme lahm, unter anderem bei der Deutschen Bahn. Ob hierdurch der vielbesungene Schulz-Zug Verzögerungen im Betriebsablauf erfährt oder gar in umgekehrter Wagenreihung verkehrt, sehen wir morgen.

Sonntag: Dunkle Wolken über dem Rheinland am Nachmittag. Am Abend verdunkelte sich der Himmel dann auch über der SPD, als der Schulz-Zug in NRW auf ein Nebengleis geleitet wurde wegen einer Überholung durch den Merkel-Express.

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So geht normal

Aus aktuellem Anlass ein Nachtrag zu meinen Zeilen vom letzten Samstag:

 

 

Heute berichtet der Bonner General-Anzeiger über Michael Salomo, den Bürgermeister der (ausgerechnet!) baden-württembergischen Gemeinde Haßmersheim, mit 25 Jahren der jüngste seiner Zunft, wodurch er nun das Presseinteresse auf sich zieht. Berichtet wird über seine ersten Arbeitstage, seinen Werdegang und seine Pläne; er sagt kluge Sätze wie „Eine Verwaltung ist nur effizient, wenn die Mitarbeiter auch gute Stimmung haben“, also alles recht unspektakulär.

 

Man muss sich weder den Namen Salomo merken, noch bei Google Maps nachschauen, wo genau Haßmersheim liegt. Was den kurzen Artikel für mich so bemerkenswert macht, ist folgende Textstelle: „Erst mal hat er sich in Haßmersheim ein Haus gesucht. Bis das saniert ist, pendelt er von Stuttgart aus in die Gemeinde. Sein Lebenspartner soll bald nachziehen.“ Dä!

 

Das ist alles. Weder weist der Text die Wörter „schwul“ oder „homosexuell“ auf, noch „bekennt sich“ Herr Salomo zu irgendetwas, außer dass er verständlicherweise ein bisschen aufgeregt ist. So könnte die Normalität irgendwann mal aussehen, die ich mir in diesem Zusammenhang wünsche. Danke, General-Anzeiger!