Über Schwermut

Das elfte Wort des Blogprojekts *.txt stellt mich vor eine Aufgabe, welche zu erfüllen mir schwer fällt: „Schwermut“. Viel las ich bereits über das Thema Depression, Melancholie und Burn Out, auch kenne ich hiervon betroffene Menschen persönlich, doch blieb ich selbst, der sich nahezu wunschlos glücklich schätzt, bislang davon verschont und ich hoffe sehr, dass mir diese Erfahrung auch künftig erspart bleibt.

Nur vage erahnen kann ich daher, wie es sich anfühlen muss, Lebenszeit in schwermütiger Dunkelheit zu verbringen. Etwa an Tagen, an denen nach weingetränkter Nacht die postalkoholische Melancholie Besitz von mir ergreift: Ich wache auf, nass geschwitzt, von diffuser innerer Unruhe erfüllt, Gedanken an tausend Katastrophen, die mich ereilen könnten und so mein bislang krisen- und schicksalsschlagsverschontes Leben jäh aus der Bahn reißen, hindern mich am entspannten Weiterschlafen.

Oder regelmäßig montags. Das Aufstehen am Morgen ist eine Qual, Körper und Geist laufen noch im angenehmen Wochenend-Modus. Doch es hilft nichts: Mails, Telefon und persönlich anwesende Kollegen und Chefs behelligen mich mit Dingen, welche ich am Freitagnachmittag im Büro zurückließ und mit denen zu beschäftigen mir am Wochenende nicht in den Sinn kam. Wie durch Watte aus Blei versuche ich, die angetragenen Anliegen zu verstehen, zu bearbeiten, einer Lösung zuzuführen, überhaupt Interesse für sie aufzubringen.

Auch der Zustand unglücklichen Verliebtseins, welcher mich in jüngeren Jahren mehrfach ereilte, Tage und Nächte erfüllt von um diese eine begehrte Person kreisenden Gedanken, dabei ohne die geringste Aussicht auf Annäherung, vermag eine zeitlich befristete Depression auszulösen; in manchen Augenblicken gar eine ganz schöne, im nächsten Moment, wenn ich den Angebeteten in Begleitung einer anderen Person sah, schmerzhaft wie eine Herdplatte auf Stufe neun.

Doch so wie die Liebe irgendwann wurzelt, wie der Kater am Sonntag irgendwann seine Krallen einzieht und ich mich erneut empfänglich zeige für ein Abendglas, so geht auch der Montag vorüber, und ab Dienstag wird es ohnehin täglich besser.

Nein, zu diesem Thema vermag ich nichts substanzielles beizutragen, was zu beklagen mir aus naheliegenden Gründen fern liegt.

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