Woche 1/2025: Schon mal ein guter Anfang

Montag: Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, fuhr ich heute mal wieder ins Büro. Dort war nicht sehr viel zu tun, der Maileingang während der Weihnachtsurlaubstage überschaubar. Auch sonst war es ruhig, in den anderen Büros und mittags in der Kantine nur wenige Menschen. Das Arbeitsende kam zeitig, morgen habe ich schon wieder frei, um das Gleitzeitkonto zu putzen. Ab Donnerstag dann wieder voller Einsatz. Oder ab nächsten Montag. Spätestens Dienstag.

Weiterhin waren die letzten Fächer des Büro-Adventskalenders zu leeren. Statt den Schokoladeninhalt direkt zu verzehren, verstaute ich ihn vorerst in der Schreibtischschublade. Die Lust auf Süßes hält sich im Moment in Grenzen, neben drei Schoko-Nikolausen (oder -läusen?) liegen dort sogar noch zwei Nougat-Marzipan-Baumstämme. Danke, ansonsten geht es mir gut.

Vergangene Woche äußerte ich mich despektierlich gegenüber der menschlichen Bequemlichkeit, stets den Aufzug statt die Treppe zu nutzen. Als keineswegs konsequenter Mensch nehme ich ihn selbst täglich, um ins Büro zu kommen, das allerdings zurzeit im achtundzwanzigsten Stock liegt, sei zu meiner Ausflucht angeführt. Hierzu ist der Entschluss ergangen, ab sofort einmal täglich wenigstens für eine Teilstrecke aufwärts das Treppenhaus zu benutzen. Damit habe ich heute sogleich begonnen, sogar zweimal: nach dem Treffen der Kollegin vormittags über sieben, nach dem Mittagessen sogar zehn Stockwerke. Das ist schon mal ein guter Anfang.

Ebenfalls bezugnehmend auf den Eintrag vergangener Woche wurde ich darauf hingewiesen, dass die Mehrzahl von Teelicht „Teelichte“ heißt und nicht „Teelichter“. Das ist für einen Sprachpingel wie mich, der gerne Anstoß nimmt an anderer Leute liederlichem Sprachgebrauch, peinlich. Doch ein Blick in den Duden zeigt: Beides ist korrekt. (Glück gehabt.)

Dennoch danke für den Hinweis.

Dienstag: Wie morgens gemeldet wurde, gingen bei der Polizei Notrufe wegen vorzeitig gezündeter Silvesterraketen ein. Warum auch nicht, die Polizisten freuen sich bestimmt, wenn sie was zu tun haben.

Auch dieses heute endende Jahr war das wärmste seit Messbeginn, steht in der Zeitung. An diese Meldung müssen wir uns wohl gewöhnen, jedes Jahr wieder um Silvester, jeweils mit aktueller Jahreszahl.

Im Zusammenhang mit der Kennzeichnung Bonner Fahrradstraßen fällt das Wort „Planungsmeinungen“. Interessant.

Nachmittags schrieb ich den persönlichen Jahresrück- und -ausblick ins Tagebuch, wie jedes Jahr. Damit will ich Sie gar nicht weiter behelligen, vielleicht nur der letzte Satz: Trotz aller weltpolitischen und klimatischen Unwägbarkeiten blicke ich für mich und uns persönlich mit Zuversicht dem neuen Jahr entgegen. – Mag sein, dass das naiv ist. Aber das von vielen nicht nur in den Blogs zu recht beklagte 2024 war für uns persönlich auch nicht schlecht.

Den Silvesterabend verbrachten wir in einem Restaurant an der Adenauerallee, wo ein viergängiges Menü serviert wurde. Essen, Weinbegleitung und Service waren ausgezeichnet. Leider setzte bei mir beim dritten Gang die Sättigung ein, vielleicht komme ich wirklich langsam ins Seniorentelleralter. Dank Unterstützung meiner Lieben kam nichts um.

Das Essen war so zeitig beendet, dass wir gemütlich am Rhein entlang nach Hause spazieren konnten, wo wir vor Mitternacht ankamen. Während der Gehens sahen wir auf beiden Rheinseiten schon zahlreiche vorzeitige Raketen ihre bunten Lichter streuen, hoffentlich ohne Notrufauslösung. Je mehr wir uns der Innenstadt näherten, desto mehr Menschen, vor allem mit Raketen und Böllern hochgerüstete junge Männer versammelten sich am Ufer. Ich vermute eine Schnittmenge mit jenen Testosteronträgern, die im übrigen Jahr in sogenannten Sportwagen mit knallfurzenden Auspuffen durch die Innenstadt brausen. Nur eine Vermutung.

Ich bin übrigens froh, in Bonn zu wohnen und nicht in Hamburg oder Berlin. Der Liebste und ich waren vor Jahren mal zu Silvester in Hamburg. Schon auf dem Weg zur Party am frühen Abend wurden uns in der Menschenmenge alle paar Meter Knaller vor die Füße geworfen; nicht diese kleinen roten Pengmacher, sondern richtig fiese, dicke, laute Dinger. Da beschloss ich, Silvester nie wieder in einer so großen Stadt zu verbringen.

Diesen Jahreswechsel erlebten wir hingegen in altersgerechter Entspanntheit: Mit einem Glas Cremant in der Hand schauten wir vor dem Haus zu, wie andere wieder viel Geld in die Luft jagten.

Rückweg

Mittwoch: Frohes neues Jahr, mit lange schlafen, knappem Frühstück und einem Spaziergang mit dem Liebsten.

Was von 2024 übrig blieb

Donnerstag: Vergangene Nacht schlief ich schlecht, schätzungsweise bis vier Uhr wälzte ich mich wach, obwohl draußen Regentropfen auf die Fensterbank trommelten, was normalerweise schlaffördernd wirkt. Doch wurde das Trommeln untermalt, zeitweise übertönt durch Schnarchen in Stereo Dolby Surround von nebenan.

Erstmals in diesem Jahr ging ich, durch immer noch leichten Regen, zu Fuß ins Werk. Das übliche Foto mit Rhein, Promenade, Siebengebirge und Mutterhaus im Hintergrund denken Sie sich heute bitte, da ich durch den Regenschirm gehindert war, es zu schießen. Es war ohnehin noch dunkel.

„Frohes Neues“ aus allen Mündern. Der Arbeitstag fühlte sich montäglich an, Laune und Arbeitseifer entsprachen ungefähr der Trübnis vor dem Bürofenster. Vielleicht eine Folge des Schlafmangels. Dazu wenig passend eine längere Teams-Besprechung am Vormittag mit einem Lieferanten für ein geplantes Vorhaben, die mehr Aufmerksamkeit meinerseits erforderte als verfügbar. Irgendwie kamen wir dennoch ganz gut durch und vorzeitig zum Ende. Ansonsten weiterhin in den Büros nebenan wenig Betrieb, dafür war mittags die Kantine erstaunlich gut besucht. Meine Hoffnung auf ungestörtes Alleinessen mangels der üblichen Mitesser erfüllte sich nicht, als sich ein gesprächsbereiter Kollege zu mir setzte. Die Unterhaltung war dann aber recht angenehm, insbesondere die Erkenntnis: Mit dem möchte ich auch nicht tauschen. Anschließend ging ich dem neuen Vorsatz entsprechend elf Etagen durch das Treppenhaus hoch ins Büro, ab da weiter mit dem Aufzug. Nicht gleich zu Beginn übertreiben.

„Herzlichen Glühstrumpf“ sagte ein Kollege in anderem Zusammenhang, was meinen Sprachnerv leicht zucken ließ.

Entgegen meiner Abneigung sah ich mich abends genötigt, mit dem Auto zur Musikerprobe nach Bad Godesberg zu fahren. Wegen Regens erschien mir die übliche Radfahrt unangenehm, der Stadtbahnnutzung stand der derzeitige Schienenersatzverkehr entgegen. Ich habe nie behauptet, ein konsequenter Mensch zu sein, der gegen die Verlockungen der Bequemlichkeit immun ist.

Freitag: Morgens nach Ankunft im Büro zeigte sich vorübergehend ein Anflug von Morgenröte und Sonnenaufgang über dem Siebengebirge, ehe dichte Wolken den Himmel verdunkelten; bald darauf war der Turm von Schnee umtost. Zumindest diesbezüglich ist meine Arbeitsstelle aussichtsreich.

Ob es am perfekten Al Dente der Spaghetti lag, die es mittags in der Kantine gab, weiß ich nicht, jedenfalls löste sich beim Essen erneut die Zahnkrone oben rechts hinten, zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten. Das hielt mich nicht davon ab, auch heute nach der Mittagspause über elf Etagen die Treppe zu nehmen, notfalls ginge das ganz ohne Zähne. Glücklicherweise erreichte ich nach Rückkehr ins Büro noch die Zahnarztpraxis meines Vertrauens, was am Freitagmittag nicht selbstverständlich ist; bereits für Montagmorgen wurde mir ein Reparaturtermin eingeräumt. Vielleicht kommt der Zahn doch bald raus, schon lange empfiehlt mir das der Zahnarzt, weil er locker sitzt und Probleme bereiten könnte. Dieser Konjunktiv hielt mich bislang davon ab, da mir der Zahn bislang keinen Kummer machte. Bis auf den gelegentlichen Kronenabwurf halt. Mal hören, was der Dentist Montag sagt.

Kurz vor Feierabend hüllte die Spätnachmittagssonne den Rheinauenpark in gar wunderbares Licht. Die Ufos am oberen Bildrand sind nur Spiegelungen der Bürobeleuchtung.

Samstag: Der Wecker melde sich zu wochenendlicher Unzeit bereits um acht Uhr, da eine Vereinspflicht zu erfüllen war. Diese bestand aus der gemeinsamen Probe mit dem befreundeten Musikverein aus und in Morsbach-Holpe, einem idyllischen Ort im Bergischen Land, der unser Musikcorps demnächst bei der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft unterstützen wird. Meine anfänglich trübe Stimmung infolge des verhinderten Ausschlafens hellte sich augenblicklich auf, als das erste Stück gemeinsam gespielt wurde. Welch ein Unterschied gegenüber dem Gewohnten, mit so vielen Leuten und unterschiedlichen Instrumenten zu musizieren! Die Begeisterung versetzte mich in länger anhaltendes Grinsen, was beim Trommeln glücklicherweise nicht hinderlich ist; das frühe Aufstehen hatte sich gelohnt.

Im Bergischen Land liegt Schnee. Blick auf Waldbröl-Heide

Sonntag: Die amtlich angekündigte Eisglätte fand in Bonn zum Glück nicht statt, nur Regen ließ ein längeres Verweilen im Bett verlockend erscheinen. Doch auch dieser Tag begann früh, erneut aus karnevalistischen Gründen. In einer Godesberger Kirche wurde die jährliche Mundart-Messe gehalten, an der unsere Karnevalsgesellschaft beteiligt ist mit Musik und Lesungen in rheinischer Sproch. Wie für andere der Heiligabend, ist dies (nicht nur) für mich regelmäßig der einzige Grund im Jahr, mich länger in einer (kalten) Kirche aufzuhalten. Wie immer war es sehr kurzweilig, weil der diensthabende Pastor seine Sache sehr gut macht, gelegentlich wird auch gelacht und applaudiert, was in Gottesdiensten ja sonst eher selten vorkommt. Warum eigentlich? Wenn es den gütigen Gott gibt, hat er bestimmt nichts dagegen.

Vielleicht hat er auch nichts gegen Silvesterfeuerwerk: Fast so heftig wie das zurückliegende sind nun die allgegenwärtigen Forderungen nach einem Verbot, nachdem es – wie jedes Jahr – zu Verletzungen und Todesfällen durch unzulässiges Pyromaterial und mangelnde Vorsicht kam. (Das in diesem Zusammenhang häufig benutzte Wort „tragisch“ ist nur angebracht, soweit Unbeteiligte betroffen sind. Ansonsten ist es schlicht Dummheit.) Seit vielen Jahren geben meine Lieben und ich für derlei Zeug kein Geld mehr aus, auch könnte ich auf Licht- und Knallbegleitung des Jahreswechsels verzichten; das neue Jahr beginnt trotzdem, die bösen Geister bleiben. Gleichwohl stört es mich im angemessenen Rahmen nicht, solange andere nicht bewusst damit belästigt werden, siehe die Anmerkungen vom Dienstag. Auch liegt es mir fern, alle, die Spaß daran haben, pauschal als Vollidioten zu betrachten. Deshalb erscheint mir ein generelles Verbot nicht sinnvoll, zumal die Mehrheit der Pyrofreunde vermutlich besonnen und – soweit man das hier so nennen kann – vernünftig handelt. Vielmehr würden es bestimmte Parteien als weitere Bestätigung ihrer zweifelhaften Thesen missbrauchen.

Spaziergang am Nachmittag. Es gibt kein schlechtes Wetter.

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Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Jahr 2025 mit viel Gesund- und Zufriedenheit sowie wenigstens etwas Optimismus. Es nützt ja nichts, nur noch die bösen Geister zu sehen. Und eine gute Woche; wenn Sie jetzt wieder zu arbeiten beginnen, lassen Sie es möglichst ruhig angehen. Hektisch wird es wieder früh genug.

Woche 34/2024: Kollegen in Sprechlaune und verantwortungsvoller Roséverzehr

Montag: Wie vergangene Woche beklagt begann die Woche mit einem halben Tag Heimbüro, heute auf dem Balkon, wo es vormittags noch ungewohnt kühl war, was ein Jäckchen erforderte. Trotz Abneigung gegen diese Art zu arbeiten und den Wochentag überhaupt war ich erstaunlich produktiv: Drei Aufgaben in der Liste konnten abgehakt, eine in den Zustand W (wartet auf Reaktion) versetzt werden.

Am frühen Nachmittag wurde ich abgeholt, nach dreieinhalb Stunden erreichten wir die Region Hannover, wo wir bis übermorgen tagen. Wir wären noch früher angekommen, läge das Hotel in Laatzen nicht inmitten einer großräumig abgesperrten Baustelle, die dem Navigationssystem unbekannt ist. Im Übrigen ist es nicht sehr idyllisch gelegen, aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, jedenfalls nicht nur. Wobei es auf der Terrasse der Bar gut auszuhalten ist.

Fensterblick auf Laatzen (Teilansicht)

Abends aßen wir beim örtlichen Griechen, der laut Kollegin nur mittelmäßige Bewertungen im Netz hat. Ich achte nie auf so etwas, weil ich Meinungen Fremder grundsätzlich mit Skepsis begegne. In diesem Fall zu recht, es war alles sehr zufriedenstellend, daher von mir fünf Sterne. Vielleicht bin ich auch zu genügsam.

Als großer Freund des kleinen Gepäcks auf Reisen komme ich üblicherweise mit einer kleinen Reisetasche aus, während andere großräumige Koffer durch die Gegend rollen. Beim Packen überlege ich genau, was und wieviel ich für den Reisezeitraum benötige. Ungünstig nur, wenn ich bereits am ersten Abend beim Essen das Polohemd bekleckere. Vielleicht sollte ich doch etwas großzügiger planen.

Dienstag: Meine grundsätzlich Abneigung gegen Hotelfrühstücke überwindend begab ich mich morgens runter in den Saal, der schon reichlich besucht war. Wie überhaupt das Hotel in Ordnung ist, abgesehen von wieder mal fehlenden Jackenhaken im Zimmer (warum nur sparen die so häufig daran?), macht auch das Frühstücksbüffet einen guten Eindruck, einschließlich ausreichender Saftgläsergröße. Für mich allerdings überwiegend nur zur Ansicht, da ich am frühen Morgen keinen Appetit habe auf Brötchen, Rührei, Speck, Würste und was sie sich sonst so auf die Teller laden. Ich begnügte mich mit einem Croissant, zwei Tassen Kaffee, zwei Gläsern Saft und der Beobachtung das Treibens. Als die ersten Kollegen in Sprechlaune eintrafen, war ich fertig und zog mich ins Zimmer zurück, ehe wir zur Veranstaltung in unserer Betriebsstätte in Pattensen fuhren.

Dort wurde es ein angenehmer Tag mit erfreulichen Begegnungen. Besonders gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit einer mittlerweile dort arbeitenden Kollegin, mit der ich vor einunddreißig Jahren die Ausbildung gemacht habe und die ich lange nicht gesehen habe. Dass wir uns sofort wiedererkannt haben, spricht für einen zufriedenstellenden Erhaltungszustand auf beiden Seiten.

Mittwoch: Nach erfreulichem Verlauf auch des zweiten Tagungstages, inklusive einer interessanten Betriebsbesichtigung, verließen wir Pattensen am Nachmittag in Richtung Berlin, wo wir nach knapp drei Stunden Fahrt ankamen, zumal der gaspedalführende Kollege diesbezüglich nicht von übermäßiger Zimperlichkeit geplagt wird. Ich war wieder dankbar, hinten sitzen zu dürfen.

Morgen und übermorgen dann in Schönefeld die gleiche Veranstaltung wie gestern und heute in Pattensen, nur mit anderem Publikum. Icke freu mir, wa.

Gefreut habe ich mich auch, nachdem ich es im Duden nachgeschlagen habe, über das in einer Mail gelesene Wort „disjunkt“, mit dessen Gebrauch man hierfür empfängliche Kreise gewiss beeindrucken kann.

Zum Abendessen begaben wir uns in die „Kantine Kolonie Platanenblick“, eine im besten Sinne einfache Gaststätte in einer Kleingartenkolonie am Rande von Berlin-Neukölln, vom Hotel aus zu Fuß in einer halben Stunde zu erreichen, unter anderem durch eine idyllische Siedlung. Das Lokal bietet gute Küche (bis zwanzig Uhr, wir hatten mit unserer Ankunft um zehn vor acht Glück), großen, für mich etwas zu großen Portionen (vielleicht habe ich mittlerweile das Seniorentelleralter erreicht), Berliner Herzlichkeit, man wird sofort geduzt, auch im Seniorentelleralter, das alles zu sehr günstigen Preisen. Auch hier von mir fünf Sterne. In Reiseführern würde dazu wohl „Geheimtipp“ stehen, nun auch in diesem Blog, wobei es aufgrund dessen überschaubarer Reichweite ein solcher bleibt. Bezahlt haben wir disjunkt, um das Wort auch mal anzuwenden.

Siedlungsidyll in der Straße 181
Ebendort, aber das sehen Sie ja selbst

Vermutlich kein Geheimtipp, weil Sie das längst wissen: Viele Hotels haben hinter der Zimmertür einen Einsteckschlitz für die Zimmerkarte. Erst nach deren Einstecken fließt Strom sowohl aus den Steckdosen als auch durch die Leuchtmittel. Das ist praktisch im Sinne eines sparsamen Stromverbrauchs, indes ärgerlich, wenn man während des Abendessens ein Telefon laden muss. Das Gute: Strom fließt nicht nur mit Einstecken der Zimmerkarte, das funktioniert auch mit jeder beliebigen anderen Karte. Ein guter Grund, nicht alle Karten statt aus Plastik nur noch virtuell auf dem Datengerät mit sich zu tragen. Erst recht, wenn der Akku leer ist.

Das muss doch jemand merken. Oder der erste Satz richtet sich an das Kind, das ins WLAN gefunden hat, der zweite an die Eltern, die nun ihre Ruhe haben, weil das Blag zockt.

Donnerstag: Der erste Tag der zweiten Tagung verlief in guter Stimmung und ohne bloggenswerte Ereignisse. Einer der Teilnehmer hat gewisse Ähnlichkeit mit dem Sänger Mark Foster. Das brachte ihm unverschuldet Minuspunkte ein, da ich Mark Foster nicht sonderlich mag, weder optisch noch akustisch.

Die etwas knappe Zeit zwischen Veranstaltungsende und Abendessen nutzte ich für einen Spaziergang durch die an Pittoresken eher arme Umgebung in Sicht- und Hörweite des Flughafens BER.

Dorfteich in Alt-Schönefeld
Bahnhof Schönefeld

Im vorletzten Jahr waren wir schon einmal dort, wie hier nachzulesen ist. Die damals angetroffenen Flamingos sind inzwischen leider ausgeflogen, ihr Teich mit Schilf weitgehend zugewachsen.

Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, das Abendprogramm ruft.

Freitag: Auch der zweite und somit für diese Woche letzte Tagungstag verlief gut, nicht zuletzt dank verantwortungsvollem Roséverzehr am Vorabend.

Falls es Sie interessiert, was wir da machen, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen: Unser Team ist fachlich verantwortlich für eine IT-Anwendung, die zweimal jährlich ein neues Release erfährt. Vor der deutschlandweiten Umstellung gibt es vier jeweils zweitägige regionale Veranstaltungen, in denen wir die Anwender über die Neuerungen informieren. In dieser Woche gab es deren gleich zwei, zwei weitere folgen in der kommenden und übernächsten Woche, dann sind wir damit erstmal wieder durch, bis zum nächsten Release. Somit wissen sie das nun auch.

Ich mache das durchaus gerne, auch wenn die persönliche Freizeit stets knapp bemessen ist. Die Leserückstände in den Blogs holte ich während der Rückfahrt nach, da war wieder einiges aufgelaufen, unter anderem diese Betrachtungen von Frau Anje über das Ende, die ich unter ständigem zustimmenden Nicken las. Lesenswert auch der darin verlinkte SZ-Artikel, falls Sie offen sind für dieses Thema, das (zum Glück) uns alle irgendwann (be)trifft.

Beim Heben des Blicks vernahm ich zwischen Magdeburg und Helmstedt ein Lavendelfeld. Vielleicht war es auch ein anderes violett blühendes Landwirtschaftserzeugnis, es ging sehr schnell. Irgendwo las ich neulich über Lavendelanbau in einem östlichen Bundesland, meine jedoch, das wäre in Mecklenburg-Vorpommern gewesen und nicht in Sachsen-Anhalt.

Beim Überholen anderer Fahrzeuge – wir überholten viele Fahrzeuge, wurden unsererseits nur selten überholt, wie erwähnt ist der Kollege ein Freund des flinken Reifens – staunte ich über die hohe Anzahl von Fahrern, die während der Fahrt in verschiedenen Weisen mit ihren Datengeräten beschäftigt waren.

Samstag: Als Ausgleich für die tagungsbedingt in dieser Woche weitgehend ausgefallenen Fußwege besuchte ich heute nach längerer Zeit mal wieder den Flohmarkt im Rheinauenpark, versehen mit dem Auftrag des Geliebten, einen Weinkühler aus Ton zu kaufen. Den fand ich schon kurz nach Ankunft und erstand ihn für wenig Geld. Das war wohl Käuferglück, es war augenscheinlich das einzige Exemplar seiner Art auf dem ganzen Markt, und der ist wirklich groß. Nicht alles gehört dabei dorthin, wie das große Verkaufszelt für Tee, eine Pflanzenhandlung oder mehrere Honiganbieter, aber das hat mich nicht gestört. Vielmehr staune ich über die Motivation vor allem der privaten Verkäufer, bereits am frühen Morgen mit hohem Aufwand ihr Verkaufsgut in den Park zu schaffen, den Stand aufzubauen, an einem heißen Tag wie heute stundenlang dahinter zu verharren und anschließend den größten Teil der Gegenstände wieder nach Hause zu transportieren, bis zum nächsten Mal. Was treibt die dazu an? Viel gekauft wurde nach meiner Beobachtung nicht. Als Besucher und mit anschließender Einkehr auf ein Getränk im Rheinauen-Biergarten hingegen gefiel es mir ganz gut. Deshalb: Vielen Dank für Ihre Mühen, ich komme gerne gelegentlich wieder.

Teilweise erschien das Verkaufsangebot fragwürdig
Heiß

Sonntag: Der Tag war anders geplant. Nach dem Frühstück wollte ich mit der Bahn zur Modelleisenbahnbörse (was nichts anderes ist als ein thematisch eingeschränkter Flohmarkt) in den Stadtteil Duisdorf fahren, danach als Sonntagsspaziergang zu Fuß zurück. Auf dem Weg zum Bahnhof wollte ich drei am Vorabend angefallene Weinflaschen trotz Sonntagsverbots in den Glascontainer meines Vertrauens einwerfen. Nach Rückkehr ein Glas auf dem Weinfest in der Bonner Innenstadt.

Und so war es: Der Glascontainer war überfüllt. Statt die drei Flaschen, wie Zahlreiche vor mir, einfach davor abzustellen, behielt ich sie im Rucksack in der Hoffnung auf eine andere Entsorgungsmöglichkeit.

Immerhin einigermaßen sauber nach Braun-, Weiß- und Grünglas getrennt

Die Bahn nach Duisdorf fuhr pünktlich, das ist zu loben. Bei Ankunft an der Halle, in der die Börse laut meinem Kalender stattfindenden sollte, war klar: Der Kalender hatte gelogen. Das war überhaupt nicht schlimm, ohnehin hatte ich wenig Hoffnung, dort etwas zu finden, was meine Sammlung vervollständigt. (Falls Sie einen oceanblau-beigen Triebzug der Baureihe 634 vom Hersteller BEMO in Baugröße H0 gerne loswerden möchten, kontaktieren Sie mich bitte.) Zudem lag der Schwerpunkt, wie jeden Sonntag, auf dem Spaziergang, insbesondere nach dieser eher bewegungsarmen Woche, siehe oben. Immerhin wurde ich in aufnahmefähigen Altglascontainern vor der Halle meine Flaschen los.

Rückweg durch das Messdorfer Feld
Auch wenn ich mich wiederhole: Was soll aus dem Kind mal werden?

Beim Weinfest traf ich einen lieben Vereinskameraden, deshalb blieb es nicht bei wie geplant einem Glas, was die Niederschrift dieser Tagesnotiz ein wenig erschwerte.

Gelesen am Bonner Hauptbahnhof: „Bionade – weil ehrlich gut“. Werbesprüche aus der Hölle.

Gehört: „Das Ei fällt nicht weit weg vom Huhn.“ Dem ist nicht zu widersprechen.

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Kommen Sie gut durch die Woche.