Montag: Vergangenen Freitag notierte ich über die Zugfahrt von Heide nach Köln: „Durch den Wagen ging ein kleiner Junge und sagte „Blablablablabla …“. Wenn er mal groß ist und vielleicht in einem großen Unternehmen arbeitet, wird er andere Worte gebrauchen, um sinngemäß das gleiche zu sagen.“ Zum Beispiel Erwartungsmanagement, heute wieder in einer Besprechung gehört; wem der Satz „Ich möchte nicht zu viel versprechen“ zu profan klingt, der sagt stattdessen „Ich muss da etwas Erwartungsmanagement betreiben“. Was so gesagt wird, um möglichst klug zu klingen und die Arbeitszeit herum zu bekommen. Oder wie William Shakespeare es ausgedrückt haben soll: „Das leere Gefäß macht den größten Lärm.“ Wie so oft erscheint auch hier größere Ernstnahme unangebracht.
Weiterhin schrieb ich über den Freitagabend: „Dithmarscher Dunkel gibt es hier leider nicht.“ Das muss ich korrigieren, gibt es doch: Der Liebste fand es in einer Godesberger Getränkehandlung und erstand zu meiner großen Freude einige Flaschen.
Da ich Sie im Übrigen nicht mit montäglicher Larmoyanz langweilen möchte, sei auf weitere Ausführungen über diesen in mehrfacher Hinsicht trüben, ansonsten von größerem Unbill freien Tag verzichtet.

Dienstag: Der Radiowecker weckte mich mit „Yellow River“. Während ich noch lag, fragte ich mich, vielleicht inspiriert durch leichten Blasendruck, wie dieses Lied einst entstanden sein mag.
Weil Dienstag ist und Gehen glücklich macht, ging ich zu Fuß ins Werk und zurück. Dort, am Schreibtisch sitzend, schwärmte ich mich, die Draußentrübnis betrachtend, zurück in die vergangene Woche, als ich um diese Zeit auf dem Schiff nach Helgoland saß. Immerhin, die innere Trübnis lichtet sich langsam. Es nützt ja auch nichts, man kann nicht nur zufrieden sein, wenn man frei hat. Dann aber schon besonders.
Mittwoch: Das Wetter fühlte sich nicht an die Vorhersage der Wetter-App gebunden, so radelte ich morgens bei Niesel in Richtung Werktätigkeit. Bei Ankunft am Turm waren die Brille benetzt, die Hosenbeine nur leicht feucht, in der Hitze der Geschäftigkeiten trockneten sie bald.
Im Kühlschrank in der Kaffeeküche steht eine unverdeckelte Schüssel, randvoll mit gekochtem Reis. Sie stand dort schon vor meinem Urlaub, an den Rändern wird der Inhalt langsam bräunlich, verströmt aber noch keinen wahrnehmbaren Geruch. Vielleicht ein Langzeitexperiment, entweder biologischer Natur (Wie lange dauert es, bis ein Kilo Reis bei sechs Grad vollständig vergammelt ist?) oder sozialer (Wie lange dauert es, bis das jemand wegwirft?) Ich werde es weiterhin mit Interesse verfolgen.
„Ich habe das mal angehängt“ schreibt einer in der Mail. Ich freue mich jedes Mal, wenn die transitive Form des Verbs „hängen“ korrekt verwendet wird; viel zu häufig liest man stattdessen „angehangen“.
Donnerstag: Manchmal geht es schnell. Zum einen ist Donnerstag, die Arbeitswoche neigt sich schon wieder dem Ende entgegen, zum anderen ist die erst gestern beschriebene Reisschüssel seit heute Mittag aus dem Kühlschrank verschwunden. Ob sie jemand entfernt hat oder sie den Kühlschrank schon eigenständig verlassen konnte, war nicht mehr nachvollziehbar.
Unterdessen ist die Entscheidung des EU-Parlaments, wonach wegen angeblicher Verwechselungsgefahr nur noch tierische Produkte Bezeichnungen wie Schnitzel, Wurst, Steak, Burger und so weiter tragen sollen, Quell allgemeiner Erheiterung, teilweise auch Empörung; kaum ein Kommentar ohne das Wort Scheuermilch und die berechtigte Frage, ob wir nicht andere Probleme haben. Da dazu alles Wesentliche gesagt und geschrieben ist, unter anderem hier und da, enthalte ich mich weiterer Äußerung über diesen Unfug.

Freitag: Was schön war: den freien Tag für kommende Woche gebucht und mit dem Liebsten die Urlaubsplanung für das nächste Jahr abgesprochen. Und ein nicht sehr spätes Arbeitsende. Ich glaube, meine Arbeitslust braucht dringend eine Kur. Oder mein Meindsett. Übrigens plane ich auch für das kommende Jahr wieder eine Woche Alleinurlaub wie vergangene Woche. Auf ein Reiseziel bin ich noch nicht festgelegt, Bedingungen sind: Es muss von Bonn aus innerhalb eines Tages gut mit der Bahn zu erreichen sein und es muss Wandermöglichkeiten geben. Vorschläge nehme ich gerne entgegen.
Samstag: Über eine meine liebsten Beschäftigungen, durch die Gegend zu gehen und zu schauen, las ich morgens vor dem Aufstehen in der Zeitung: Man geht nicht einfach durch die Stadt, sondern man betreibt Urban Hiking. Von mir aus, wer es mag. Das bringt mich zur nächsten Frage:

Nr. 187 lautet: „Wie siehst du die Zukunft?“ Ich glaube, dazu äußerte ich mich schon: Ich bin sehr froh, nur noch maximal dreißig Jahre im Lichte dieser Welt zu wandeln und keine Nachkommen zu haben, über deren künftiges Schicksal ich mich sorgen müsste. Verzeihen Sie meinen Fatalismus.



Sonntag: Die kürzlich beworbene BonnTastik-VI-Lesung der Bonner Gruppe vom Bundesverband junger Autoren (BVjA) war gut besucht und es war mir eine Freude, daran teilzunehmen.

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, kommen Sie gut durch die Woche.
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