Eine bemerkenswerte Diskussion geht in diesen Tagen durch Bonn, genauer: Bad Godesberg. Nun scheint den Bad Godesberger eine gegenüber den Bewohnern anderer Stadtteile erhöhte Larmoyanz auszuzeichnen, jedenfalls gewinnt man diesen Eindruck beim Lesen des Lokalteils in der Zeitung: Ungepflegte Blumenkübel, nicht gemähte Rasenflächen oder versiegte Springbrunnen sind die Themen, welche geeignet sind, den Godesberger – Verzeihung: BAD Godesberger, so viel Zeit muss sein – in den Zustand unfroher Gemütslage zu versetzen; Probleme also, die in Bonn-Tannenbusch oder -Auerberg nur geringes Erregungpotential entfalten und allenfalls mit einem gelangweilten „Heul doch“ quittiert würden. Oder in Gelsenkirchen oder Hanau. Vielleicht sind die Bad Godesberger auch immer noch sauer über ihre Eingemeindung nach Bonn im Jahre 1969.
Gleichwohl stimmt der mediale Eindruck überhaupt nicht überein mit meinen persönlichen Erfahrungen aus Begegnungen mit echten Menschen aus Bad Godesberg einschließlich Friesdorf: Die sind sehr nett, meckern und jammern nicht mehr als andere auch. Manches ist ja auch zum Beklagen, zum Beispiel das optische Erscheinungsbild der Godesberger Innenstadt nach der Sanierung, oder besser: Planierung in den Sechzigerjahren.
Was zurzeit den Bürger von Bad Godesberg bedrückt, sind arabische Schriftzeichen auf Werbeschildern und Ladenbeschriftungen. Der Bürger Bund Bonn sieht Handlungsbedarf und verlangt eine Satzungsänderung, wonach Waren und der Geschäftszweck eines Ladens stets vorrangig in deutscher Schrift anzubringen sind. Ich sehe ebenfalls Handlungsbedarf, und zwar dringenden, nämlich zur Rettung des Bindestrichs, nicht nur beim Bürger Bund.
Auch ist das Thema Quelle der Inspiration für das Verfassen von Leserbriefen im General-Anzeiger (immerhin mit Bindestrich). Frau Kerstin K. fühlt sich als Deutsche ausgegrenzt angesichts der arabischen Schriften. „Oftmals werden die Schaufenster darüber hinaus auch noch mit Stoffen und Gardinen blickdicht gemacht, so dass man keine Rückschlüsse auf das Angebot im Ladenlokal ziehen kann.“ Empörend.
Ich befürworte das Begehren des Bürger Bund, jedoch unter zwei Bedingungen. Erstens: Neben den arabischen Schriftzeichen verschwinden auch die Begriffe „Sale“ und „Coffee to go“ für alle Zeiten von Schildern und aus deutschen Schaufenstern. Zweitens: Der Bürger Bund legt sich endlich den verdammten Bindestrich zu.