Zwischen den Jahren

Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester wird gerne „zwischen den Jahren“ genannt. Das ist natürlich Unsinn: Wie ein Blick in den nur noch dünnen Kalender zeigt, befinden wir uns noch immer im alten Jahr, das in letzten Zuckungen dem Ende entgegen siecht.

Und doch haben diese Tage etwas Zwischenzeitliches, jedenfalls wenn man keinen Urlaub hat: Die wesentlichen Aufgaben des Jahres sind erledigt, alles andere kann bis zum nächsten Jahr warten. Nächstes Jahr – wie fern das klingt, dabei ist es schon nächste Woche, übermorgen bereits. Man fängt nichts Neues mehr an, dafür macht man früh Feierabend, wenn man die Möglichkeit hat. Für das wenige, was noch zu tun ist, nimmt man sich Zeit, auch für Dinge, zu denen man sonst nicht kommt. Hektisch wird es erst wieder im neuen Jahr, wenn sie alle zurück sind aus dem Weihnachtsurlaub und die anderen mit Mails, Anrufen, Powerpoint und Besprechungen behelligen; alles dringend, alles wichtig.

Bis dahin herrscht himmlische Ruhe – das Telefon schweigt, kaum Maileingang, der Kalender terminfrei. Das Kantinenangebot ist eingeschränkt, wir sind noch satt von Weihnachten. Auch in den Büros ist fast niemand, daran wird sich indes auch im neuen Jahr so bald nicht viel ändern. Insofern hat „zwischen den Jahren“ noch eine andere, durchaus zutreffende Bedeutung bekommen.

4 Gedanken zu “Zwischen den Jahren

  1. Hans-Georg Dezember 30, 2021 / 17:59

    Ich hatte einen Job in einem Berufszweig, der 365/24 läuft, Schifffahrt. Da fällt auch „zwischen den Jahren“ reichlich Arbeit an. Was schön war für mich: Der morgendliche Weg ins Büro mit dem Wagen war staufrei, was mich eines Morgens sogar ein eine allseitsbekannte stationäre Radarfalle fahren ließ.

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    • stancerbn Dezember 30, 2021 / 18:49

      Mir ist selbstverständlich bewusst, dass sehr viele Berufe diese „stillen Tage“ nicht kennen, ganz im Gegenteil, man denke nur an Zusteller und Lebensmittel-Einzelhandel. Ich habe meine ganz subjektive Bürotäter-Sicht wiedergegeben.

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      • Kraulquappe Dezember 31, 2021 / 00:58

        Eine Sicht, die ich teile…
        Als ich noch in der großen IT-Abteilung einer großen Forschungsgesellschaft meine Schneider Weiße verdiente, hab ich mich meist freiwillig gemeldet für diese „Arbeitstage“ zwischen den Jahren. Der Ruhe wegen und weil ich diese Atmosphäre auf den leeren Fluren so mochte. Die Telefone standen still, und die Zeit schien es ihnen gleichzutun.
        Lassen Sie das Jahr angenehm ausklingen, lieber C!
        Ich sehe einem weiteren (gemeinsamen) Blogjahr mit Freude entgegen (um mal was Positives über 2022 zu sagen, das ja ansonsten eher zweifelhaft beginnen dürfte).
        Ihre N.

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      • stancerbn Dezember 31, 2021 / 01:16

        Sie sehen mich das neue Jahr betreffend voller Zuversicht. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Jahreswechsel und alles Gute für das neue Jahr! Und ich freue mich ebenfalls sehr auf unseren weiteren Austausch.
        Ihr C

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