Woche 51: Weihnachtswahnsinn allüberall

Montag: Sollte mich eines fernen Tages der Drang überkommen, eine Hitparade der störendsten Geräusche zu erstellen, so hätte das Klappern der nur halbherzig geschlossenen Schlafzimmertür, wie sie sich im unregelmäßigen Hauch der Lüfte nicht entschließen mag zwischen auf und zu, derweil ich mich nicht aufraffen kann, das Bett zu verlassen um sie zu schließen, gute Chancen auf einen der vorderen Plätze.

Dienstag: Nach einem Weihnachtsmarktbesuch mit alten Freunden am Vorabend frage ich mich, warum es der Krone der Schöpfung, der ich mich im weitesten Sinne zugehörig fühle, nicht gegeben ist, trotz vielfacher einschlägiger Erfahrungen den Alkoholkonsum unter der Woche auf ein Maß zu beschränken, welches einem reizarmen Arbeitstag danach zuträglich ist.

Mittwoch: Höflichkeit ist eine edle Tugend. Doch auch für diese gilt wie für Rotwein, Marzipankartoffeln oder Geschirrspülmittel: Alles in Maßen. Es gibt Menschen, die beim Verlassen eines Aufzuges stets den anderen den Vortritt lassen, selbst wenn sie der Tür am nächsten stehen. Ihren Zuvorkommenheitszwang unterstreichen sie durch eine ausladende Armbewegung und ein hingemurmeltes „Nach Ihnen“. Wenn zwei oder mehr solcher Freundlichkeitsfanatiker im selben Aufzug reisen, kann es vorkommen, dass sich die Tür wieder schließt und er seine Fahrt fortsetzt, bevor auch nur einer von ihnen die Kabine verlassen hat. Während zu viel Rotwein Kopfschmerz, ein Übermaß an Marzipan Übelkeit verursacht, weckt übertriebene Höflichkeit manchmal Aggressionen.

Donnerstag: Noch immer irritieren mich Begeisterungsbekundungen meiner Mitmenschen über ihr Lieblingsessen, indem sie „Da könnte ich mich reinlegen“ sagen. Die Vorstellung einer sich in Pasta Bolognese wälzenden Person empfinde ich als äußerst unappetitlich.

Freitag: Am Abend sperrte die Polizei Teile des Bonner Weihnachtsmarktes wegen eines verdächtigen Gegenstandes. Das einzige, was explodierte, waren zum Glück nur die dusseligen Kommentare in den einschlägigen Netzmedien.

Samstag: Weihnachtswahnsinn allüberall. Einzelne Blitze zucken durch die häusliche Atmosphäre. Warum bin ausgerechnet ich mit zwei Menschen in tiefer Liebe verbunden, denen der Hinweis „Bitte nicht so viel“ eine unzulässige Zeichenfolge zu sein scheint?

Sonntag: Nur noch achtundvierzig Stunden / Dann ist Weihnacht‘ überwunden.

Ein Gedanke zu “Woche 51: Weihnachtswahnsinn allüberall

  1. Michi Dezember 25, 2017 / 18:08

    … oh jaaa so ne Hitparade der „störenden Geräusche“ wäre ech was feines. Ich denke dazu könnte ich einiges beisteuern. Fröhliches „Weihnachtsvorbeigehenzusehen und dabeisein“ weiterhin … 🙂

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