Woche 9/2024: Apfelbäumchen und so

Montag: Heute ist Tag der Pistazie, warum auch nicht, irgendwas ist immer. Ihre grünlichen Kerne sind wohlschmeckend und sie bieten ein gewisses Beschäftigungspotenzial, wenn man nichts zu tun hat, vielleicht an lauen Sommerabenden auf dem Balkon bei einer Flasche Rosé, nach dem Grillen; Platz für ein paar Pistazien ist immer noch, nachdem man sie aus der hölzernen Schale gepult und, wer sich die Mühe machen möchte, die bräunliche Haut abgeknibbelt hat. Auch Pistazieneis mag ich, aber bitte ohne Splitter darin, schon immer stören mich Nusskürsel in Eis, Pudding und Schokolade, ich kann das nicht erklären. Außer bei Walnusseis, da kann ich es erklären, das schmeckt mir überhaupt nicht, weder mit noch ohne Kürsel. Pistazien pule und esse ich, wenn sie auf dem Tisch stehen, weil sie jemand gekauft hat; aus eigenem Antrieb selbst welche kaufen, vielleicht extra für den Pistazienerwerb ein Geschäft aufsuchen würde ich eher nicht. Daher erscheint mir ein ihnen gewidmeter Gedenktag übertrieben.

Ansonsten erspare ich Ihnen die Schilderung von trübkühlem Regenwetter, stockendem Stadtbahnbetrieb / Arbeitseifer, latentem Erkältungsgefühl und Nachmittagsmüdigkeit.

Dienstag: Laut Radiomeldung am Morgen erwägt Frankreich, zur Unterstützung der Ukraine Bodentruppen dorthin zu entsenden. Willkommen im Dritten Weltkrieg; womöglich formuliert Putin schon eine Reisewarnung für Paris, Marseille oder Lyon. Mal lieber schnell noch ein Apfelbäumchen pflanzen.

Zurück zum profanen Alltag, solange es ihn noch gibt: Immer wieder erstaunlich, wie jemand es schafft, mit einem Thema, das sich auf einer halben Seite Text darstellen ließe, einundzwanzig Seiten Powerpoint zu füllen.

Doch ist nicht alles schlecht: Mittags in der Kantine gab es, gleichsam als Powerpointe, roten Wackelpudding mit Vanillesoße. Das lässt manches in milderem Licht erscheinen.

WordPress fragt heute: »Wenn du für einen Tag jemand anderes sein könntest, wer wärst du und warum?« Mir ist so, als hätte ich das schon mal beantwortet, mache das gerne nochmals: Ein muskulöser Pornodarsteller. Warum? Ich wüsste gerne, wie es sich anfühlt, in so einem Körper zu leben und es gegen Bezahlung in Anwesenheit einer Filmcrew vor einer Kamera zu tun. Das bleibt bitte unter uns.

Mittwoch: Jedesmal wenn einer sagt „Das ist keine Raketenwissenschaft“, geht mir einer flitzen möchte ich in die Luft gehen.

Wetter- und werkstattbedingt kam ich erst heute, nach über einer Woche, wieder dazu, mit dem Fahrrad ins Werk zu fahren. Auf dem Heimweg befuhr ich erstmals den vor allem in Kraftfahrerkreisen umstrittenen, nun auch stadteinwärts neu abgetrennten Radstreifen an der Adenauerallee, vorbei an den sich auf der ihnen verbliebenen Fahrspur stauenden Autos, was weniger an der nun fehlenden zweiten Spur liegt, vielmehr an der vorübergehenden Umleitung wegen der baustellenbedingt zurzeit gesperrten Autobahn. Auch auf zwei Streifen hätten sie sich wahrscheinlich gestaut. Wie auch immer – es radelte sich prächtig, von mir aus kann das gerne so bleiben, wobei ich anerkenne, dass man auch anderer Meinung sein kann. Dennoch werde ich wohl auch künftig überwiegend am Rheinufer entlang zurück fahren, weil es dort wesentlich schöner ist. Auch wenn es etwas länger dauert und Läufer auf dem Radweg immer wieder ein Ärgernis sind. Für sie habe ich eine neue, deutlichere Fahrradklingel montieren lassen.

Donnerstag: Der heutige 29. Februar gab mir die seltene Gelegenheit, meinen großen Bruder an seinem Geburtstag anzurufen, nicht wie sonst einen Tag vorher, was bekanntlich Unglück bringt und nicht einen danach mit dem Zusatz „nachträglich“. Übrigens sein sechzehnter.

Die Tageszeitung berichtete neulich über einen jungen, sehr erfolgreichen und hochpreisigen Bäcker in der Bonner Südstadt, der sich entschlossen hat, zum Wohle seiner Mitarbeiter und zur Vermeidung von Kündigungen die Geschäftszeiten zu kürzen. Das erzürnt Frau Ingeborg N., die uns per Leserbrief an ihrem Unmut teilhaben lässt: »Der Kunde ist ohnehin allgemein nicht mehr König, die Kunden haben das Nachsehen. Morgens gibt es bei Max Kugel außer samstags kein frisches Brot mehr und von Anfang an gab es keine Brötchen zum Frühstück. Das bedeutet einen Verlust an Lebensqualität für die Kunden, aber die des jungen Bäckers und seiner Angestellten steigt. Ist das okay?«, Ja, liebe Frau N., ist es.

Abends kam es zu einem kollegialen Umtrunk im Wirtshaus. Dabei erfuhr ich, dass der Kollege Vaterfreuden entgegensieht. So löblich es ist, trotz aller Widrigkeiten der Welt einen aktiven Beitrag zur Arterhaltung zu leisten, Apfelbäumchen und so – es gelingt mir immer weniger, mich mit den künftigen Eltern zu freuen. Erkenntnis: Rote-Bete-Schnaps schmeckt gar nicht mal so gut.

Freitag: Manchmal hilft nur bewusstes Ein- und Ausatmen und Abwarten, bis es vorüber ist. Eine lange Besprechung am Vormittag mit geringem Redeanteil meinerseits ermöglichte es mir, längere Zeit untätig aus dem Fenster zu schauen und den Raben, Elstern und Amseln am Futterteller beim Frühstück zuzuschauen. Aufgrund akuter Indisposition war ich dafür sehr dankbar.

Gleichwohl gelang es mir im Laufe des Tages, eher zufällig ein lästiges Büroproblem zu lösen. Somit habe ich mein Gehalt heute durchaus verdient.

Erkenntnisauffrischung mittags in der Kantine: Rucola ist ein unnötiges Unkraut, das in Kaninchenställen seinen Zweck erfüllen mag, jedoch nicht auf meinen Teller gehört.

Mittags Moosbetrachtung mit Mutterhaus

Kurt Kister in seiner Kolumne „Deutscher Alltag“:

»Seit Lazarus allerdings hat das Wort „revitalisieren“ eine unrühmliche Karriere gemacht. Es ist aus dem Fachjargon von Bauleuten, von denen viele verbal nicht so geschickt sind wie handwerklich, in die fast normale Sprache diffundiert, wo es mit anderen verwandten Blähwörtern (Ertüchtigung, Infrastruktur, Transformation etc.) zu Ansammlungen zusammengerottet wird, die groß klingen, aber klein sind an Sinn. […] Durch das Aneinanderreihen von Substantiven, die gerne auf -ung oder -ion enden, kann ein Klangfolgenhersteller Lautreihen erzeugen, die bei anderen Klangfolgenherstellern und Innen, also bei Projektbeauftragten, Abteilungsleiterinnen, Geschäftsführern oder AG-Koordinatorinnen, gleichzeitig Erkennen, Heimatgefühle und professionelle Müdigkeit auslösen.«

Zum gesamten Text bitte hier entlang.

Auch Herr Formschub hat lesenswerte Gedanken über Sprache aufgeschrieben.

Samstag: Ab Mittag nahmen wir teil an einer kulinarischen Stadtführung durch die Innere Nordstadt, auch als Altstadt bekannt, die ich meinen Lieben zu Weihnachten geschenkt hatte. (Also die Führung, nicht die Nord- bzw. Altstadt, bei aller Liebe.) Erstmals gebucht und verschenkt hatte ich die Tour bereits zu Weihnachten 2019, dann kam Corona, weshalb ich vom Anbieter eine Gutschrift für einen späteren Termin erhielt. Da Corona länger blieb als anfangs vermutet, war die Gutschrift inzwischen verfallen, was will man machen.

Die Tour war sehr angenehm und interessant. Mit sieben Teilnehmernden suchten wir sechs Lokalitäten auf, wo jeweils kleine Probierportionen gereicht wurden. So aß ich erstmals türkische Gözleme und war angemessen begeistert. Zwischendurch erfuhren wir durch die nette Führerin allerlei Wissenswertes über den Stadtteil, in dem wir mittlerweile seit immerhin neunzehn Jahren wohnen. Eine gewisse überregionale Bekanntheit hat er inzwischen erlangt durch die Kirschblüte, die in schätzungsweise drei bis vier Wochen wieder beginnt und die Instagram-Server sirren lässt.

Auch sonst gibt es immer wieder interessantes am Wegesrand zu entdecken, wenn man mal den Blick vom Datengerät hebt:

Foto: der Geliebte (d.h. der Fotograf, nicht das Motiv)
Laut Bundesbank befinden sich noch immer mehrere Milliarden D-Mark allein an Münzen in Bevölkerungsbesitz. Die kann man in Kürze in Bonn wieder verwenden. Man beachte auch die »Innere Altstadt«. (Foto: der Liebste)

Die Führerin (darf man das Wort überhaupt verwenden? Was sonst, wenn man nicht Guide schreiben will? Erklärdame klingt besserwisserhaft, was der freundlichen Frau nicht gerecht würde) wohnt übrigens, wie sich im Laufe des Gesprächs ergab, im selben Haus in der Südstadt, in dem ich wohnte, als ich vor fünfundzwanzig Jahren nach Bonn zog. Außerdem ist sie wie ich in Bielefeld geboren. Nach weiteren Gemeinsamkeiten traute ich mich nicht zu fragen. Zufälle gibts.

Sonntag: Der Frühling ist da mit Blütenpracht, milder Luft und Sonnenschein. Viel zu früh und viel zu warm, ist zu lesen, meine bereits vergangene Woche diesbezüglich geäußerte Vermutung wird bestätigt.

Viel zu warm war deshalb auch die weiterhin getragene Winterjacke. Dessen ungeachtet war der Spaziergang am Nachmittag erquickend. Auch zahlreiche andere zog es nach draußen, zu Fuß und zu Fahrrad; auf dem Rhein paddelte ein nur leicht bekleideter Stehpaddler mit großer Anstrengung flussaufwärts und kam dabei nur sehr langsam voran. Je nachdem wohin er wollte, dürfte mit einer späten Ankunft zu rechnen sein. Auch die ersten Düsenbarken (Jetski) brausten am sich mühenden Paddler vorbei und belästigten ihn und alle anderen mit ihrem Lärm. Der Lieblingsbiergarten hat noch geschlossen, vielleicht war das heute ganz gut und ersparte mir die Versuchung.

Über die knöchelfreie Hosenbeinmode junger Männer ließ ich mich bereits des öfteren aus, wobei ich es nicht kritisiere, viele können das durchaus tragen, nicht alle sollten es. Hier beobachte ich einen neuen Trend: Die Hosenbeine bleiben kurz, vielleicht einmal umgekrempelt wie bisher. Doch verjüngen sie sich nach unten hin nicht mehr, vielmehr bleiben sie bis zum Ende weit geschnitten und schlackern beim Gehen um die weiterhin sichtbaren Fesseln, die wie ein Besenstiel aus einem Abflussrohr staken. Jungs, glaubt dem alten Boomer: Es sieht bescheuert aus. Meine Oma nannte das früher „Hochwasserhosen“, vermutlich ein ebenso aussterbender Begriff wie Kassettenrekorder oder Videothek.

Die Sonntagszeitung berichtet über die schnelle Ausbreitung der Roten Feuerameise, deren Bisse und Stiche extrem schmerzhaft sein sollen. Unter anderem das Rheinland soll besonders prädestiniert sein als Lebensraum für die Eindringlinge, auch das noch. Das hinderte mich nicht daran, nach der Zeitungslektüre die Augen zu schließen und ein Stündchen der Dämmerung entgegen zu schlummern.

Das bereits am Montag erwähnte Erkältungsgefühl hat sich zu einer richtigen Erkältung mit Nasenpein und Hustenreiz entwickelt. Ins Büro muss ich morgen auf jeden Fall, da sich mein Rechner dort befindet und ich etwas Unaufschiebbares erledigen muss. Ob ich mich danach krank melde oder weiterarbeite, entscheide ich situativ morgen.

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Kommen Sie gut und möglichst ohne Indispositionen durch die Woche.

Woche 2/2023: In dekorativer Funktion

Montag: „Ich hab denen mal ’nen Reminder geschickt, damit die das checken. Nicht, dass wir da noch ein Gap haben“ sagte eine in der Besprechung. Was Leute so reden, wenn sie busy sind, wie es auf Dummdeutsch heißt.

Vergilbte Bilder – was Journalisten so schreiben, wenn sie über Tarifverhandlungen berichten: »Gewerkschaft fordert einen großen Schluck aus der Pulle« – »Fünfzehn Prozent sind ein gehöriges Pfund.« Immer wieder.

Ein eher schiefes Bild aus einem Zeitungsartikel über immer mildere Winter: »Vegetationsperioden beginnen schon deutlich früher. Schaut man diesen Januar in die Vorgärten, so sieht man Schneeglöckchen blühen. Auch die Krokusse machen sich schon auf den Weg«, so ein Meteorologe.

Ein schönes Wort las ich in einem Blog: „Ordnungshut“. Nicht im Sinne einer Kopfbedeckung, sondern im Femininum, gleichsam die Positivform zum Ordnungshüter.

Dienstag: Morgens früh lag ein Hauch von Fäkalaroma in der Luft der Fußgängerzone, die ich beim Weg ins Werk durchquere, woher auch immer das kam. Ansonsten gestaltete sich der Tag insgesamt recht angenehm. Auch der zum Feierabend einsetzende Regen, der mich den Rückweg mit der Bahn statt zu Fuß zurückzulegen nötigte, vermochte die Stimmung nicht zu trüben, zumal ein spontaner Kurzbesuch in der Weinbar für entgangenes Gehglück entschädigte.

»Willst du ewig leben?« lautet die heutige Tagesfrage bei WordPress. Sie ohne nachzudenken spontan zu beantworten fällt mir leicht, wobei ich mich wiederhole: Nein, auf gar keinen Fall. Mir ist rätselhaft, wie man das überhaupt wollen kann, insofern erscheint es verwunderlich, dass so viele Menschen diesbezüglichen Verheißungen diverser Religionen immer noch nachhängen. Also ähnlich wie dem Fußball. Auch ein möglichst langes Leben halte ich nicht für erstrebenswert. Irgendwann ist es vorbei, wenn das Universum es für angezeigt hält, die Atome meines Leibes einer anderen, sinnvolleren Verwendung zuzuführen, und dann ist es gut; viel besser kann es ohnehin nicht mehr werden. Hauptsache es geht schnell, wenn es so weit ist. Da fällt mir wieder ein, dieses Jahr muss ich endlich mal die Patientenverfügung fertigstellen.

Mittwoch: »Das ist noch viel weirder« las ich irgendwo. Es wierd wird immer tiefenbekloppter.

Bleiben wir noch kurz bei Wörtern: Als Unwort des Jahres wurde „Klimaterroristen“ ausgesucht, weil es Menschen, die sich mit nicht ganz gesetzkonformen Methoden für ein wichtiges Anliegen engagieren, gleichsetzt mit anderen, die für ihre nicht immer ehrenwerten Anliegen Mord, Totschlag, Angst und Schrecken anzuwenden keine Hemmungen haben. Eine gute Wahl. Mein Vorschlag für das Langzeitunwort der letzten (mindestens) zehn Jahre ist übrigens „nachhaltig“, weil es durch seinen inflationären Gebrauch zur Klassifizierung aller möglichen „grünen“ (auch so ein Unwort) Maßnahmen keinen Wert mehr hat.

Mittags in der Kantine saßen am Nebentisch zwei Männer, deren einer unentwegt redete. Wieder einmal war ich dankbar für meine leichte Hörschwäche, die mich davor bewahrte, den Inhalt des Geschwafels vollständig mitzubekommen. Wie auch immer: Trotz Dauerredens war sein Teller bald leer. Ein wahrer Oralakrobat.

Ich weiß, man soll nicht … gleichwohl: Wenn man den Namen Großstück liest, fragt man sich schon nach dessen Ursprung.

Donnerstag: Wie ich auf dem Rückweg vom Werk mit Entsetzen zur Kenntnis nahm, ist die Glühweinbude am Rhein inzwischen entfernt.

Am Rhein ist es dennoch schön, auch ohne Glühweinbegleitung

Der Tag endete dennoch nicht allzu trocken mit einem kollegialen Umtrunk im Wirtshaus, …

Freitag: … was den heutigen Werktag etwas mit Müdig- und Antriebslosigkeit überschattete. Glücklicherweise lagen keine anspruchsvollen, dringend zu erledigenden Geschäfte an, die nicht problemlos in neuer Frische auch kommende Woche angegangen werden können. Zudem endete er früh wegen anstehender karnevalistischer Verpflichtungen ab dem Nachmittag.

»Mehr Überflüge: Bürger wollen wachrütteln« übertitelt das Freisinger Tageblatt einen Artikel über Proteste gegen Fluglärm. Manches kann sich selbst ein Büttenredner nicht besser ausdenken.

Einmal Prinz zu sein – Ich wäre sehr dankbar, wenn ich von dem ganzen Gewese um das Buch des Harryprinzen nicht behelligt würde, aber dem ist kaum zu entgehen. Es sei denn, man verzichtete komplett auf Medienverzehr, doch das sehe ich gar nicht ein. Auch Kurt Kister widmet sich in seiner Wochenkolumne diesem Thema, indessen lesenswert:

Grundsätzlich muss man immer vorsichtig sein, wenn Leute, die jünger als 40 sind, Memoiren schreiben – es sei denn, diese Leute wären Alexander der Große oder gar Jesus, die beide in ihren Dreißigern leider memoirenlos starben. Die Memoiren von Jesus wären für den bücherverlegenden, bertelsmannschen Zappelsender RTL ein deutlich besseres Geschäft als die Übernahme des Stern. Vielleicht könnte der RTL-Stern ja wenigstens die Tagebücher von Alexander, dem Makedonenkönig, finden. Schließlich gehört der Penguin-Verlag, in dem Harrys Geisterbuch auf Deutsch erscheint, genauso zum Bertelsmann-Konzern wie RTL. Alles hängt mit allem zusammen, und alle Wege führen nach Gütersloh.

Kurt Kister: „Deutscher Alltag“, zu beziehen hier

Samstag: Rückblickend auf den Vorabend kann die Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Fidele Burggrafen Bad Godesberg e.V., der anzugehören ich die Freude und Ehre habe, derzeit nur in dekorativer Funktion, bei aller Bescheidenheit als sehr gelungen bezeichnet werden. Leichte Unpässlichkeiten in der ersten Tageshälfte werden dafür als unvermeidbares Kollateralleiden gerne in Kauf genommen.

Ein- und Ausmarsch. Beachten Sie den echten ostwestfälische Frohsinn in meinem Gesicht. Alaaf. (Fotos: Stefan Hamacher)

Sonntag: Gesehen am Wegesrand beim Spazieren: Manchmal muss es einfach schnell gehen, da bleibt dann keine Zeit für ordnungsgemäße Entsorgung der Verpackung, wer kennt das nicht.

Auf dem weiteren Weg durch die Südstadt sah ich ein Café mit dem Namen „pie me“. Zunächst hatte ich „pee me“ gelesen und mich ein wenig gewundert, vermutete ich eine Gaststätte dieses Namens allenfalls in sehr speziellen Gegenden von Köln, Berlin oder Amsterdam, jedoch nicht in der mondänen Bonner Südstadt.

In der Fußgängerzone begegnete mir einer mit hochgekrempelten Hosenbeinen, nicht weil es so warm war, sondern er offenbar zeigen musste, was er hatte. Das sah auf den ersten Blick und eine gewisse Entfernung nach einer Prothese aus, das linke Bein war deutlich dunkler als das rechte. Im Näherkommen erwies es sich als flächendeckende Tätowierung ohne erkennbare Konturen, als wäre es in einen Farbtopf gehalten worden. Schönheit liegt ja oft gerade darin, was man nicht sieht.

Ich bin kein Befürworter von Überregulierung, doch wäre ich dankbar für eine verbindliche Vorschrift öffentliche Bücherschränke betreffend, wonach Bücher stets mit gleichgerichteter Rückenbeschriftung einzustellen sind. Von dem ständigen Halshinundherkippen wird man ja ganz wirr.

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Kommen Sie gut durch die Woche. Achten Sie auf Krokusse, die Ihnen über den Weg vor die Füße laufen könnten.