Montag: „Ey, voll geiles Bücherregal, Alter!“ – Was die Jugend so redet, wenn sie in der Bahn mit ihren Datengeräten beschäftigt ist.
In der vergangenen Woche fragte ich, ob es eine Bezeichnung gibt für die Binnen-Initiale (wie „Hans A. Meise“), die manche sich für bedeutend haltende Menschen in ihrem Namen führen, was auf ein gewisses Echo meiner verehrten Leserschaft stieß. Der schönste Vorschlag kam von Thomas mit „Namensblinddarm“. Danke dafür!
Dienstag: „Chillen mit Sinn“ heißt eine sogenannte Demokratieplattform, die regelmäßig in Bonn stattfindet und Menschen miteinander ins Gespräch bringen soll. Etwas despektierlicher ausgedrückt könnte man es auch eine öffentliche Laberrunde nennen, mache ich natürlich nicht. Nun ist „chillen“ ja so ein Wort, welches zu hören mir nicht gerade Lustgefühle bereitet. Aber ich will nicht meckern: Wenigstens heißt die Aktion nicht „Chillen macht Sinn“.
To chill heißt ja (unter anderem) entspannen und abkühlen. Ersteres kann man wunderbar in unserem Lieblingsbiergarten am Rhein. Dort waren der Liebste und ich am Abend, vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr, bevor es abkühlt (und die allgegenwärtigen, schrecklichen Halbarmhemden endlich in den Schränken sowie Tätowierungen unter Textilien verschwinden). Vielleicht auch nicht.
Mittwoch: „Bis nächste Woche, ich freue mich auf den Termin“, höre ich die Kollegin am Telefon sagen. Die Welt ist so schrecklich verlogen.
In der Zeitung ist der Entwurf für den Bundeshaushalt 2019 abgebildet:
Wieviel Hoffnung soll man noch für dieses Land, diese Welt, die Menschheit haben, wenn für Kriegsspiele fast zweiundzwanzig mal mehr Geld ausgegeben wird als für Umweltschutz?
Wenig Zuversicht wächst auch daraus, dass Bahnhofstoiletten nun „rail & fresh“ heißen, wie ich am Abend im Bahnhof Köln-Deutz sah. Nun gut – eine „Bahnamtliche Bedürfnisanstalt“ steigert auch nicht gerade den Harndrang.
Donnerstag: Auch wenn die Aktivitäten der Waldschützer im Hambacher Forst wohl gegen geltendes Recht verstoßen (und laut RWE bald bei uns die Lichter ausgehen, wenn die darunter befindliche Braunkohle nicht abgebaggert werden kann), so empfinde ich doch große Sympathien für ihr Tun und ihre Ziele, daraus mache ich kein Geheimnis. Indes erscheint mir ihre Kampfparole „Hambi bleibt“ verniedlichend, verharmlosend, geradezu lächerlich. Wie dem auch sei – ich wünsche ihnen und allen anderen, die für ein Ende dieses Wahnsinns eintreten, Erfolg und alles Gute.
Freitag: Ja, ich freue mich.
Gefreut hat mich auch dieser Dialog meiner beiden Lieblingsmenschen anlässlich des bevorstehenden Herbstes: „Die Gänse sind schon auf dem Weg in den Süden.“ — „Ja, und Weihnachten kommen sie zurück.“
Samstag: Aus einem Zeitungsbericht über Accessoires für anspruchsvolle Vierbeiner:
„Marie, ihre vorletzte Hündin, war mittelgroß und hatte ein großes Problem, wenn sie mit Frauchen unterwegs war. Es gab keine schönen und praktischen tragbaren Hundebetten.“ — „Vielmehr geht es um artgerechte Ernährung und Haltung. Daher gibt es unter dem Sir-Henry-Label auch ein Mopsbett aus Textilleder, schließlich soll Tier nicht Tier tragen.“ — „Sein Kallebanana-Keks beispielsweise ist, wie alle anderen Leckerlis hausgemacht und tierproduktfrei, besteht aus Banane, Apfel, Dinkelvollkornmehl, Haferflocken, Olivenöl und einer Prise Salz, sein Kalleefree mit Soja-und Reismehl ist glutenfrei.“ — „… wärmende Hundebekleidung, die sich zwar modisch an das anpasst, was Frauchen trägt, aber eben auch einen Sinn hat, etwa der Outdoorkleidung für Menschen entlehnt ist. Gerade kleine exotische Hunde bräuchten derlei wegen ihrer Fellstruktur.“
Ich fühle mich bestätigt in meiner Überzeugung, Hundehalter haben einen an der Waffel. Hausgemacht und Glutenfrei.
Sonntag: Wie eine sonntägliche Fahrradfahrt am Rhein offenbart, lassen sich radfahrende Rentner in zwei Klassen einteilen. Während mich die einen, elektrisch unterstützt, mit müheloser Leichtigkeit auch an engeren Stellen im Tiefflug überholen, bewegen sich die anderen vor mir nahe der Geschwindigkeitsgrenze, ab der das Rad aus Gründen der Physik umfällt.