Montag: Es muss kein schlechter Wochenbeginn sein, an dem nichts Nennenswertes zum Tag zu vermerken ist. So wie heute. (Ich bewundere Mitblogger, denen es regelmäßig gelingt, auch solch ereignislose Tage in längere, unterhaltsame Wortgirlanden zu wickeln.)
Dienstag: Morgens erschien es mir im Vergleich zur Vorwoche erstaunlich hell, als hätte die Zeit einen Sprung gemacht. Auf dem Fußweg ins Werk wurde ich zweimal fast angefahren (oder „erfasst“, wie es oft heißt, wenngleich das bei näherer Betrachtung keinen Sinn ergibt). Das erste mal am Rheinufer von einer Radfahrerin, die statt auf der Radspur auf dem Fußweg von hinten an mir vorbei fuhr, gerade als ich nach links ausschwenkte, um das nachfolgende Foto zu machen, das zweite Mal von einem Porsche-SUV auf dem Zebrastreifen kurz vor dem Ziel. Beide Male ließ ich es bei einem vorwurfsvollen Nachblick bewenden und verzichtete auf lautstarke Unmutsäußerungen; sie werden ihre Gründe gehabt haben.

Aus unbekannten Gründen überkam mich mittags schwere Müdigkeit, der ich mit einem zusätzlichen Kaffee und dem vorletzten Nougat-Marzipan-Baumstamm zu begegnen suchte, was nur halbwegs gelang. Ich muss dringend den Baumstammvorrat ergänzen, solange die Supermärkte Osternaschwerk im Angebot haben.
Mittwoch: Da das Fahrrad zu Inspektionszwecken noch in der Werkstatt weilte, ging ich auch heute zu Fuß zum Büro, zurück nahm ich die Bahn. Während des Wartens auf letztere nahm ich auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig einen jungen Mann wahr, der telefonierend auf und ab ging, seine Hosenbeine reichten bis gut handbreit über die Fußfesseln. Soweit nichts Besonderes. Was mir auffiel: Die eine Fessel lag blank, ebenfalls nicht außergewöhnlich, auch nicht im Februar, der andere Fuß hingegen war in eine Socke gehüllt, die bis ins Hosenbein reichte. Wie kam es dazu? War es Nachlässigkeit beim Ankleiden morgens? Wenn ja, wie verpeilt muss man sein, wenn man das nicht bemerkt? War es ihm schlicht egal? Oder geschah es absichtlich? Wenn ja, was ist der Sinn, die Aussage? Es war nicht das erste Mal, dass ich derlei beobachtete. Sehr verwunderlich das alles.
Auch heute befiel mich nach dem Mittagessen während einer Besprechung eine ungewöhnlich schwere Müdigkeit, immer wieder musste ich die Augen schließen und aufpassen, nicht wegzuschlummern. Zum Glück hatte ich kaum Redeanteil und auf Video wurde, wie bei uns nach wie vor üblich, verzichtet. Vielleicht Frühjahrsmüdigkeit.
Donnerstag: Reibekuchen werden üblicherweise mit Apfelmus oder, etwas gehobener, an Lachs gereicht. Nicht in unserer Kantine: Dort gab es sie heute mit beidem, mit Apfelkompott und Lachs auf demselben Teller. Es harmonierte erstaunlich gut, wie Wodka mit Gurkenwasser, vgl. Vorwoche.

Als ich nach Arbeitsende zur Bahn ging, sah ich vor mir einen gehen, mutmaßlich ebenfalls zur Haltestelle, den ich aus hier nicht darzulegenden Gründen auf keinen Fall treffen und sprechen wollte. Daher bog ich ab und ging eine Station vor. Auf dem Weg sah ich Werbeplakate des Kunstmuseums für Günther Frühtrunk. Ich weiß nicht, wer das ist und welche Kunst er beherrscht, bin auch zu bequem, es zu recherchieren. Doch würde mich die Entstehung des Namens sehr interessieren.
Neben Sportmeldungen empfinde ich auch Börsennachrichten als höchst langweilig und entbehrlich, deshalb frage ich mich, warum ihnen täglich vor der Tagesschau eine eigene Sendung gewidmet ist.
Freitag: In Ermangelung bloggenswerter Ereignisse sei heute die WordPress-Tagesfrage beantwortet, die da lautet: »Welchen Rat würdest du deinem Teenager-Ich geben?« – Da gäbe es einiges, auch wenn zu bezweifeln ist, dass ich die Ratschläge befolgt hätte. Wobei es eine interessante Vorstellung ist, mein etwa vierzig Jahre älteres Ich hätte vor mir gestanden und aus der Zukunft berichtet. Umgekehrt auch. Dieses also würde ich dem Bengel mit meinem Namen raten: Wähle Französisch, nicht Latein als zweite Fremdsprache, und lerne besser Englisch, beides wird dir später nützen. Eine Fünf in Sport dagegen ist keine Schande. Lass dich nicht länger in deiner Freizeit zum Volleyballtraining treiben; du kannst es nicht und du hast keinen Spaß daran. Gleiches gilt für die Tanzschule. Lass dir von niemandem einreden, du seist zu dünn, schon gar nicht von zu dicken. Du stehst auf Jungs, es ist so; steh dazu, sieh es als Privileg und mach was daraus. Vor allem: Rasiere dir diesen lächerlichen Schnauzbart weg. – Ja, Ratschläge sind auch Schläge.

Samstag: Als ob es Relevanz hätte, berichtet die Zeitung in einem vierspaltigen Artikel darüber, dass die Supermärkte bereits jetzt Osterhasen und -eier im Angebot haben. (Leider keine Nougat-Marzipan-Baumstämme, jedenfalls nicht heute Morgen im Kaufhof.) Dazu wird eine erboste Rewe-Kundin zitiert: »Wir haben Fastenzeit und von daher sehe ich nicht, dass wir jetzt schon Osterhasen kaufen müssen.« Der Dame sei gesagt: Wir leben, auch wenn das von zweifelhaften Charakteren gerne bestritten wird, in einem freien Land, von daher müssen wir gar nichts kaufen.
Auf Verkehrszeichen, die einen Radweg kennzeichnen, ist stets ein Herrenrad abgebildet. Wurde das schon von den üblichen Kreisen problematisiert?

Nachmittags überwies ich eine Arztrechnung, die Rechnungsnummer lautete X787787787. Ich wittere eine Verschwörung.
Abends weilten wir wenig fastenzeitgemäß bei einem gastronomischen Ereignis in Bad Godesberg mit gutem Essen, vielen interessanten („spannenden“) Weinen, perfektem Service und angenehmer Unterhaltung, sogar die zeitweise dargebrachte Livemusik fand ich weniger störend als üblich. (Es ist mir immer wieder ein Rätsel, warum Zusammenkünfte und Veranstaltungen, bei denen Gespräche wesentlich zum Gelingen und Wohlfühlen beitragen, mit lauter Musik beschallt werden müssen. Hier war es in Ordnung, weil zwischen den Darbietungen kölschen Liedgutes lange Pausen waren.)
Auf der Toilette wurde ich Zeuge, wie ein etwa Zwanzigjähriger folgendes zu seinem Mitpinkler sagte: „Meine Mutter trägt nur Herrenuhren. Meine Mutter ist ja keine Bitch.“ Es folgten Gelächter und eine Notiz.
Sonntag: Infolge des Vorabends zog sich die Bettlägerigkeit bis zum Mittag. Auch das Frühstücksverlangen hielt sich in Grenzen und konnte mit einem Rosinenbrötchen für mich und jeweils einem fertig belegten Brötchen aus der Bäckerei für die Lieben gestillt werden.
Es folgte ein langer Spaziergang bei Sonnenschein durch frühlingshafte Milde. Die Narzissen stehen in voller Blüte, die ersten Forsythienblüten zeigen sich und manche Magnolie steht kurz vor Entfaltung ihrer Pracht. Ich nehme es erfreut zur Kenntnis, frage mich jedoch, ob es Ende Februar nicht viel zu früh dafür ist.
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Kommen Sie gut durch die Woche, lassen Sie sich nicht erfassen und kaufen Sie gerne Ostereier, wenn Sie mögen.














