Montag: Aufgrund einer akuten körperlichen Indisponiertheit, in welcher zarter besaitete Gemüter vielleicht eine letal endende Männergrippe sehen, fehlt mir heute die Kraft, mich über irgendetwas zu wundern. Außer vielleicht über meine persönliche Fehleinschätzung, es dennoch für angebracht gehalten zu haben, die geplante Dienstreise nach Celle anzutreten.
Dienstag: Laut einem Zeitungsbericht ist die Deutschen Real Estate Funds (DREF) auf Mikro Living spezialisiert. Ich hoffe, es ist nur eine kleine Bildungslücke, wenn ich diesen Begriff nie zuvor las oder hörte. Derselben Zeitung ist zu entnehmen, dass Josef Ackermann zufrieden auf seine Zeit als Chef der Deutschen Bank zurück blickt. Alles andere wäre auch sehr verwunderlich. Mikro Living war seins jedenfalls nicht. – Abends Pfefferminztee statt Spätburgunder, und Tischgespräche, die an mir vorbeigehen. Kennen Sie das, wenn sie sich sagen, während ein Wörtersee auf Sie hernieder prasselt: Hätte ich doch bloß nicht gefragt.
Mittwoch: Das Lengenfelder Viadukt, eine Eisenbahnbrücke in Nordthüringen, durfte wegen Baufälligkeit bis 1992 nur noch in Schrittgeschwindigkeit befahren werden, danach wurde die Strecke stillgelegt. Eine ähnliche Brückensituation findet sich seit Sonntag in meinem rechten Oberkiefer vor, nur hoffe ich, dass meine Stilllegung noch nicht ansteht.
Donnerstag: Zurück in Bonn, Urlaub bis Dienstag. Leider hält die am Montag beschriebene Indisponiertheit unvermindert an. Daher oxidiere ich den Tag auf dem Sofa herum, statt mit den anderen Karneval zu feiern. So egal mir das vor wenigen Jahren noch gewesen wäre, so sehr schmerzt es mich jetzt. Sobald im Fernsehen oder irgendwo draußen et Trömmelsche jeht, schießen mir Tränen in die Augen.
Freitag: Der Arzt meint, es müsste bald überstanden sein. Wenn nicht: siehe Mittwoch, letzter Satz. Unterdessen zerlegt sich die SPD kurz vor dem Ziel durch Postenquerelen. Wir erinnern uns: Der Koalitionsvertrag sollte bis Karneval stehen, um den Jecken nicht so viel Angriffsfläche für Spott zu bieten. Und jetzt das. Dennoch würde mich nicht wundern, wenn Martin Schulz demnächst verlauten lässt, zufrieden auf seine Zeit als Parteivorsitzender zurückzublicken. Politiker und Manager sind so.
Samstag: Geträumt von einem Comic-Heft, das der Bundesverband der Rasierklingenhersteller herausgegeben hat, um bereits Jugendliche dazu zu verleiten, sich die Achseln zu rasieren. Titel des Heftes: „Axel H muss weg“.
Sonntag: Sollte ich dieser Woche etwas Positives abgewinnen, dann vielleicht dieses: Wer nie krank wird, weiß nicht, wie es sich anfühlt, wieder gesund zu werden. Und am Ende ist der Godesberger Zoch doch nicht ohne mich losgegangen. Fastelovend zosamme!
Freut mich sehr, dass Du nach den vielen, vergossenen Tränen doch noch ein bisschen Karneval feiern konntest 😉
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