Auch wenn Montag ist

Verfolgt man die Nachrichten, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, in den letzten Monaten finde ein wahres Prominentensterben statt: Helmut Schmidt, David Bowie, Hans-Dietrich Genscher, Guido Westerwelle, Prince, Mohammed Ali, nun Götz George, um nur einige zu nennen. *

Auch Roger Cicero ist im März gestorben. Ich würde mich nicht als ausgewiesenen Kenner, gar als Fan seiner Musik bezeichnen wollen, nicht mal könnte ich auch nur ein Lied aus seinem Repertoire nennen oder gar vorsingen, wohingegen mehrere Tonträger von David Bowie und Prince meine Sammlung bereichern (hingegen keine von Hans-Dietrich Genscher). So weit ich mich dunkel erinnere, vertrat er mal unser Land beim Eurovision Song Contest, sang irgendwas mit Frauen, war dort nicht sehr erfolgreich damit, zu recht, wie ich damals empfand. „Das ist doch der mit dem Hut“, mehr wäre mir zu ihm nicht eingefallen.

Roger Cicero wurde gerade mal fünfundvierzig. Er soll einem Hirnschlag erlegen sein, plötzlich und unerwartet. Vermutlich gibt es wesentlich unangenehmere Möglichkeiten, aus dem Leben zu scheiden. Jedenfalls für den Scheidenden, nicht für die Hinterbliebenen. Wenn man alt und krank ist, dann darf (oder soll) man sterben, aber doch nicht in der Blüte des Lebens, auf der Welle des Erfolgs.

Im kommenden Jahr werde ich fünfzig. Von schweren Krankheiten blieb ich glücklicherweise bislang trotz einem wohl nicht gerade vorbildlichen, weder veganen, rauchfreien noch abstinenten Lebenswandel verschont. Und wieder einmal erkenne ich: Es hat keinen Wert, viele Überstunden zu machen, die am Jahresende verfallen, sich über Management-Entscheidungen zu ärgern, große Teile des Lebens auf einen Bildschirm starrend zu verbringen, oder zu sagen: Das mache ich später, wenn ich im Ruhestand bin.

Warum muss immer erst einer zu jung sterben, damit ich das zu erkenne? Darum: Genießen wir das Leben, jetzt und heute, auch wenn Montag ist; möglicherweise haben wir nur das eine.


* Soeben erfahre ich, auch Bud Spencer ist tot.

Hinterlasse einen Kommentar