Vor einiger Zeit las ich den Anfang eines Zeitungsinterviews, wobei ich mich weder erinnere, in welcher Zeitung, noch, wer befragt wurde und über was – vielleicht ein Buchautor, Musiker, Politiker, wahrscheinlich jedoch kein Sportler, jedenfalls fiele mir kein Grund ein, freiwillig ein Interview mit einem wandelnden Werbeträger zu lesen, nicht einmal den Anfang. Im Gegensatz zu den meisten Mitmenschen, vielleicht aufgrund eines genetischen Defekts, fehlt mir jedes Verständnis dafür, dass Sport in den Medien die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wird wie Politik, Wirtschaft, Kultur, Klatsch und Tratsch, vor allem Fußball und Formel eins; die Nachrichtensendung heute leistet sich gar einen eigenen Sprecher nur für Sport, jeden Tag. Warum nur? Als wenn der andere Sprecher dieses belanglose Zeug nicht auch noch eben mit vorlesen könnte!
Das einzige von dem Interview erinnerte ist die Antwort auf die Frage, welche Menschen der Befragte nicht möge, nämlich langsam fahrende Autofahrer und Leute, die nur im Flugzeug Tomatensaft trinken. Mein erster Gedanke, als ich das las: Was für ein Arschloch! Es gibt sicher viele Gründe, bestimmten Menschengruppen abgeneigt zu sein, zum Beispiel Neonazis, IS-Terroristen, Evangelikalen Christen, Zeugen Jehovas, Telefonwerbern, Investmentbankern, Schlagersänger(inne)n. Oder Rasern und Dränglern. Sie alle bringen durch ihr Tun Leid oder wenigstens Störung in die Welt.
Gewiss, einen Schleicher vor sich zu haben, der vielleicht etwas sucht und sich nicht auskennt, ist für die meisten Autofahrer eine Zumutung, namentlich für diejenigen, die sich selbst für die besten Wagenlenker halten, obwohl sie Tempo fünfzig in geschlossenen Ortschaften für einen lächerlichen, nicht ernstzunehmenden Vorschlag halten, die Geschwindigkeitskontrollen und Strafzettel wegen Parkens in Halteverboten als fiese Abzocke empfinden und die laut „Genau!“ schreien, wenn die großbuchstabige Zeitung mal wieder das Bild von der „Melkkuh der Nation“ bemüht.
Was aber ist einem Gelegenheitstomatensafttrinker zur Last zu legen? Doch maximal, dass er in elftauschend Metern Höhe dem Dauertomatensafttrinker die letzte Dose weggeschnappt hat und sich zweiterer deshalb mit dem aus einer anderen Frucht Erpressten zufrieden geben muss. Ob so etwas in der Praxis vorkommt, entzieht sich meiner Kenntnis, ich trinke niemals Tomatensaft, weder in der Luft noch am Boden.
Ich mag solche Leute nicht. Daher brach ich die weitere Lektüre des Interviews ab.