Es gab mal Zeiten, da verließ ich das Büro und hatte Feierabend. Daran hat sich – theoretisch – bis heute nicht viel geändert, noch immer bleiben das Laptop und das geschäftliche Handy grundsätzlich in der Firma, wenn ich gehe, im Gegensatz zu vielen anderen Kolleginnen und Kollegen, die das Gebäude abends völlig selbstverständlich mit Laptoptasche verlassen und die auf dem Weg zur Bahn noch einige geschäftliche Dinge regeln oder schon morgens in der Bahn den aufgeklappten Rechner auf dem Schoß haben und geschäftig in die Tasten hauen und damit in mir eine diffuse Mischung aus (wenig) Bewunderung, Bedauern und schlechtem Gewissen erzeugen.
Das meine ich nicht. Ich meine das, was ich abends im Kopf mit nach Hause nehme: die Gedanken an unerledigte Aufgaben, Termine, ungelöste Probleme, kritische Worte des Chefs manchmal, ein Gefühl der Unzulänglichkeit, die Frage, wie ich das alles schaffen soll, und die Frage, ob ich mit meinem Job wirklich am richtigen Platz bin; ja, die stelle ich mir in den letzten Tagen immer öfter. Morgens wache ich auf, Stunden vor dem Wecker, und sofort springt der Gedankenapparat an, der mich am Weiterschlafen hindert. Dabei mag ich meinen Job: die Aufgaben sind interessant, die Kollegen sehr nett, die Arbeitsbedingungen passen, und auch der Chef ist einer, mit dem man klar kommen kann; auch die Bezahlung ist keineswegs schlecht.
Vielleicht brauche ich Urlaub. Früher war Urlaub so: Ich arbeite meine Sachen so weit auf, erkläre meinem Vertreter, was während des Urlaubs aufschlagen könnte, dann bin ich für zwei oder drei Wochen weg, schalte ab, erhole mich, und nach dem Urlaub lege ich frisch gestärkt und voller Tatendrang wieder los; ich kann mich dunkel daran erinnern, mich gegen Ende des Urlaubs sogar wieder auf die Arbeit gefreut zu haben. – Heute ist das anders: Die Woche vor dem Urlaub ist reiner Stress, weil ich so viele unerledigte Dinge noch auf die Reihe bringen muss, Stress, den ich ohne den Urlaub nicht hätte. Manches schaffe ich, anderes jedoch nicht, und dieses Andere nehme ich mit, im Kopf. So verlasse ich am letzten Arbeitstag das Büro, spät und als letzter, mit dem Gefühl, etwas wesentliches nicht bedacht zu haben, etwas, das während meiner Abwesenheit eine kleine Katastrophe auslöst. Und dieser Gedanke ist nun mein Begleiter für die nächsten zwei oder drei Wochen, nicht ständig, aber doch immer wieder zwischendurch.
Erholung? Ja, doch, trotz allem stellen sich die Erholung und der nötige Abstand zur Arbeit irgendwann ein. Das hält ziemlich genau einen Tag, manchmal auch zwei oder gar drei nach dem Urlaub; auch wenn die vorgenannte Katastrophe nicht eingetreten ist, schmilzt die Erholung unter dem Druck mehrerer hundert unbeantworteter E-Mails dahin wie ein Stück Bratfett in der heißen Pfanne.
Müdigkeit ist mein ständiger Begleiter spätestens ab 14 Uhr eines jeden Arbeitstages, hinzu kommen zunehmende Antriebslosigkeit und Unzufriedenheit; abends in der Woche bin ich meistens nur noch platt und unwillens, irgendetwas produktives zu machen. Nur am Wochenende lebe ich auf, der Samstag ist mein Tag, Sonntagnachmittag geht es dann meistens schon wieder los, die ersten Gedanken kreisen um Montag, die neue Woche.
Jammern auf hohem Niveau – vielleicht. Aber es muss doch möglich sein, Abstand zu finden von dem ganzen, nicht nur am Samstag oder nach einer Woche Urlaub. Nur wie?
Ich kann da leider mithalten … 😦
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Aber was können wir tun? Das kann doch nicht ewig so weiter gehen!
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Wenn man die äußeren Umstände nicht verändern kann, muss man seine innere Einstellung verändern.
Mein Anspruch an mich selber ist z.B. immens hoch.
Ich arbeite und arbeite … dabei wird es von außen eh nicht wahrgenommen.
Doppelter Frust.
Dennoch werde ich noch heute oder morgen den ganzen Tag am PC sitzen müssen …
Ich habe das Gefühl, es ginge nicht anders.
Was natürlich Blödsinn ist …
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Meine Kollegin ist jetzt mit Verdacht auf Burn Out krank geschrieben. Das gibt mir zu denken.
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Das ist doch schon mal gut, dass es dir zu denken gibt. 😉
Ich halte dieses Powern auf Dauer auch nicht mehr aus.
Immerhin weiß ich mittlerweile, dass ich etwas ändern muss.
Doch bis ich das tue, ist es noch ein langer Weg …
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