#WMDEDGT im Mai: Angenehmes Lungern

Heute ist der fünfte Mai, am Fünften eines jeden Monats ruft die geschätzte Mitbloggerin Frau Brüllen zur Pflege der Tagebuchblogkultur auf. Hierzu schreibt der geneigte Teilnehmer einen Aufsatz zum Thema „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“, kurz #WMDEDGT, und verlinkt ihn hier.

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Da die Weinbegleitung des Vorabends noch etwas nachwirkte, kamen wir erst spät aus den Betten. Folglich frühstückten wir auch recht spät, nicht auf dem Balkon, dafür war es noch etwas zu kühl. Anschließend unternahm ich den sonntagsüblichen Spaziergang, bei dem sich die Daunenjacke zeitweise als etwas zu warm erwies, indes nicht so warm, dass es eine erwägenswerte Option gewesen wäre, sie auszuziehen und zu tragen. Daunenjackengrenztemperatur.

Der Spaziergang führte durch die Innenstadt, wo auf dem Münsterplatz an diesem Wochenende ein Kunsthandwerkermarkt zu locken suchte. Ich ließ mich nicht locken, im Vorbeigehen sah ich nur die Bude einer Wahrsagerin, in des Wortes Sinne eine sehr spezielle Handwerkskunst. Weiter ging es durch die Poppelsdorfer Allee, wo die Kastanien in voller Blüte stehen, teilweise bedecken Blüten nach den Regenfällen der vergangenen Tage schon den Boden darunter. Für mich immer wieder eine der schönsten Zeiten des Jahres, insbesondere in Verbindung mit der Fliederblüte, die schon durch ist; wie so vieles in diesem Jahr war sie früher als sonst. Vielleicht bleibt das jetzt so, in wenigen Jahren blühen Raps und Flieder womöglich schon im Februar.

Poppelsdorfer Allee, Blickrichtung Innenstadt

Weiter ging es durch die Südstadt, wo mein Eindruck, in diesem Jahr wären weniger Maibäume als sonst aufgestellt, widerlegt wurde. In diesem Schaltjahr werden wieder die Jungs mit Liebesbekundungen bedacht, ich sah Bäume unter anderem für Lukas, Luca, Julian, Max, Hans, Tim und Jona:

Hier wurde das Prinzip „Liebe geht durch den Magen“ konsequent zu Ende gedacht.

Im Außenbereich eines Südstadt-Lokals hielt ich Einkehr auf ein Bier. Nebenbei las ich, was es Neues gab in den vor mir abonnierten Blogs, nebenbei fiel der Blick immer wieder auf den Bahnübergang in Sichtweite, dessen Schranken mehr geschlossen waren als geöffnet, machmal bis zu zehn Minuten und länger; wenn ein Zug durch war, blieben sie weitere Minuten lang geschlossen, bis aus der Gegen- oder derselben Richtung der nächste kam, ehe sich die Schranken für nur wenige Minuten hoben. Warum man es vor gut hundert Jahren in Bonn versäumte, wie in den meisten anderen größeren Städten die Bahn höher zu legen, weiß ich nicht. Vielleicht gab es damals schon Bürgerinitiativen dagegen.

Gegenüber an der Straßenecke saßen mehrere junge Leute auf dem Gehweg, teilweise der Schuhe entledigt. Vermutlich hatten sie zuvor bei einem Umzug geholfen, ein daneben stehender Lieferwagen mit offenen Heckklappen deutete darauf hin. Angenehmes Lungern auch auf der Hofgartenwiese, in den Straßencafés und Eisdielen der Innenstadt, wie ich auf dem weiteren Weg sah.

Nach Rückkehr gab auch ich mich dem Lungern hin und las die Sonntagszeitung, darin heute nichts Bemerkenswertes, was hier zu notieren oder zitieren wäre. Doch, vielleicht dieses: Im Wirtschaftsteil – warum ausgerechnet dort, weiß ich nicht – Betrachtungen zur Unsterblichkeit, in deren Verlauf der Verfasser zu der Erkenntnis gelangt, dass das keine wünschenswerte Option ist. Dem stimme ich völlig zu.

Tagesfrage des Bloganbieters: »Was sind deine Lieblingsmarken und warum?« Ich habe keine Lieblingsmarken. Wenn mich ein Produkt aufgrund von Design und Funktion anspricht, kaufe ich es, vorausgesetzt, es besteht akuter Bedarf danach. Beispiel Turnschuhe: Ich besitze Paare beider Marken aus Herzogenaurach, sowohl mit den drei Streifen als auch der Großkatze in Logo und Namen. Ich würde kein Produkt gegenüber einem anderen nur wegen seiner Marke bevorzugen. Umgekehrt gibt es schon Marken, die ich bewusst meide. Seitenbacher und Kitchimea würde ich, wie bereits kürzlich dargelegt, allein schon wegen ihrer nervenzerrenden Werbung nicht kaufen. Außerdem niemals einen Porsche, das hat andere Gründe.

Was heute sonst noch ansteht: ein Anruf der Mutter in Bielefeld und Abendessen, Reste vom Grillen gestern Abend. Ob mit Weinbegleitung, werden wir sehen. Grundsätzlich bereit dazu wäre ich wieder.

Sonntag, 5. November 2023 – #WMDEDGT

Am fünften eines jeden Monats ruft die geschätzte Mitbloggerin Frau Brüllen zur Pflege der Tagebuchblogkultur auf. Hierzu schreibt der geneigte Teilnehmer einen Aufsatz zum Thema „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“, kurz #WMDEDGT, und verlinkt ihn auf dem Brüllen-Blog.

Dann wollen wir mal:

Bereits vor dem Frühstück brach der Liebste zu einer Dienstreise nach Paris auf. Zwar ging sein Thalys erst mittags ab Köln, aber wegen mannigfacher Bauarbeiten der Bahn zwischen Bonn und Köln und daraus folgend einer noch größeren Unzuverlässigkeit als ohnehin erschien ein frühzeitiger Aufbruch sicherer. Es fuhr dann alles pünktlich und er kam wie vorgesehen an.

Beim Brötchenholen ging ich über den Münsterplatz, wo die anlässlich des „Bonn leuchtet“-Festes aufgebauten Ess-, Trink- und Kramsbuden bereits geöffnet waren und auf Kundschaft warteten; eine versuchte, mit ukrainischer Folklore zu locken. Viel zu tun werden sie heute trotz verkaufsoffenem Sonntag nicht gehabt haben, das Wetter war mit Regen und kühlem Wind nicht sehr einladend für kulinarische Außenaktivitäten.

Nach dem Frühstück mit dem Geliebten und Lachs brachte ich das Auto zur Werkstatt im Bonner Norden, weil eine Kontrolleuchte leuchtete. Normalerweise obliegen Kraftfahrzeugangelegenheiten dem Liebsten, der das Auto überwiegend nutzt, aber der saß ja im Thalys nach Paris. Daher musste ich das übernehmen, wobei mir schon der Gedanke, autofahren zu müssen, üblicherweise schlechte Laune macht. So schlimm war es dann nicht; nachdem das Auto abgestellt, der Serviceumschlag ausgefüllt und mit darin eingestecktem Fahrzeugschlüssel in den dafür vorgesehenen Einwurf der Werkstatt eingeworfen war, besserte sich die Laune bei einem längeren Spaziergang durch die äußere Nordstadt und an den Rhein. Zwischenzeitlich schien gar die Sonne, nur einmal musste ich kurz den Regenschirm aufspannen.

Vorstadt-Tristesse im Bonner Norden

Als weitere Aufgabe war mir übertragen, zwei Birnen kleinzuschneiden und in Zucker einzulegen, um sie später, nachdem der Zucker eingezogen war, in den Rumtopf im Keller zu geben, der bereits vor einigen Monaten angesetzt wurde. Bei der Gelegenheit unternahm ich die wichtige Qualitätskontrolle (nur einen Esslöffel voll) und war zufrieden.

Zwischendurch verbrachte ich längere Zeit auf dem Sofa mit der Lektüre der Sonntagszeitung, die uns aus irgendwelchen, vermutlich Kosten-Gründen, seit einiger Zeit bereits samstags zugestellt wird. Doch da bin ich eigen, sie heißt Sonntagszeitung und wird daher sonntags gelesen, wo kämen wir denn da hin. Darin einiges über Bürokratie in Deutschland, die auch Vorteile hat, sowie über das Happy Meal Project von Sally Davies. Vielleicht kennen Sie letzteres längst, mir war es neu. Frau Davies hat im April 2010 bei dem beliebten Restaurant mit dem güldenen M einen Hamburger und eine Portion Pommes erstanden, nicht in Verzehrabsicht, sondern um zu beobachten und dokumentieren, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickeln. Das Ergebnis erstaunt: Im August dieses Jahres, also dreizehn Jahre und vier Monate später, sind äußerlich kaum Änderungen erkennbar, weder schimmelt das Brötchen noch weist das Fleisch Gammelspuren auf. Das ist Qualität. Für Weiteres bitte hier entlang.

Da ich heute dreimal, an unterschiedlichen Stellen, das Wort „Eskapismus“ las, dessen Bedeutung ich nicht kannte, recherchierte ich hier und weiß das nun auch. (Es bedeutet Realitätsflucht, wenn Sie es auch nicht wissen und nicht nachschlagen wollen, weil es nicht so wichtig ist. Bitte sehr.)

Was heute noch anliegt: Mit der Mutter in Bielefeld telefonieren, wie jeden Sonntag, und den Koffer packen für eine dreitägige Dienstreise von morgen bis Mittwoch nach Berlin. Mit der Bahn. Ich merke gerade, wie sich beim Gedanken daran meine Laune wieder trübt, aber vielleicht wird es ja ganz gut. Sie werden es lesen, wenn Sie mögen.

Woche 1/2022: Seltsame Vögel und irgendwas mit Frieden, Corona, Klima, Atom und Jesus

Montag: Es ist wichtig, ein neues Jahr positiv zu beginnen, also im Sinne von erfreulich-optimistisch, nicht eines Covid-Testergebnisses. Daher war die erste Aktivität heute die vorläufige Planung der Urlaubswochen und Inseltage 2022.

Warum wünscht man eigentlich immer ein „frohes neues Jahr“? Warum nicht zur Abwechslung ein ruhiges, erfreuliches, stressarmes, abwechslungsreiches, erotisches, humorvolles, geistreiches, wenn Sie unbedingt wollen auch spannendes, erfolgreiches … (bitte setzen Sie ein Adjektiv Ihrer Wahl ein)? Oder einfach ein gutes?

Abends holte ich fünf Bücher aus der örtlichen Buchhandlung meines Vertrauens ab, die ich dort vergangene Woche mit zwei weiteren bestellt hatte. Somit ist die Liste der zu beschaffenden Bücher um sieben kürzer, der Stapel der ungelesenen um dieselbe Anzahl höher. Jetzt muss ich mir nur noch die Zeit nehmen, sie zu lesen. Wie schaffen es andere, neben Beruf, Kindererziehung, Blogpflege und Weltenrettung fast wöchentlich ein Buch zu lesen und auch noch darüber zu schreiben? Ich dagegen schaffe auch ohne Nachzucht und Weltrettungsambitionen weniger als eins im Monat.

Dienstag: Aus einem Zeitungsbericht über eine möglicherweise unzulässige Silvesterparty in Bonn-Beuel: »Die Stadt antwortete, sie könne urlaubsbedingt erst am Dienstag Stellung nehmen.« Wünschen wir ihr gute Erholung.

Mittwoch: Wie ich gelesen habe, wurde die „Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA)“ der katholischen Kirche personell aufgestockt, um „noch zügiger und effizienter Anträge auf Anerkennungsleistungen zu entscheiden“. Ich bin mir sicher, Sie hätten die darin enthaltene Komik auch ohne kursive Darstellung der beiden Wörter erkannt, stimmts?

Aufgrund erheblicher Netzprobleme gewährte mir mein Werksrechner heute einen sehr entschleunigten Arbeitstag. Wer wollte das beklagen.

Donnerstag: Wie Sie vielleicht bemerkt haben, bin ich ein großer Freund längerer Spaziergänge, mindestens jeden Donnerstag ins Werk (und wieder zurück), sonntags eine große Runde durch die Umgebung, auch bei Regen, ab und zu mittags nach dem Essen eine verdauliche Runde durch den Rheinauenpark. Was zu Fuß besorgt werden kann, wird zu Fuß besorgt; niemals fiele mir ein, aus Bequemlichkeitsgründen stattdessen so ein albernes Rollerkasperdings zu benutzen. Umso mehr ärgert es mich, wenn das Wort „Spaziergang“ durch die Aktivitäten zweifelhafter Kreise nunmehr eine ähnliche Färbung annimmt wie der ehedem eher positiv belegte „Querdenker“.

Naturschützer haben dazu aufgerufen, eine Stunde lang im Garten oder auf dem Balkon Vögel zu zählen und die Zahl zu melden. Wie soll das gehen? Woher soll der Zähler wissen, ob nicht der eine oder andere Piepmatz von Körnerlust getrieben nach vielleicht zehn Minuten zur Futterstelle zurückgekehrt ist und somit mehrfach in die Zählung eingeht, oder ist das egal? Stark zurückgegangen ist unterdessen die Zahl seltsamer Vögel auf Bürofluren und in der Kantine, heimarbeitsbedingt.

Freitag: Morgens spielten sie im Radio David Bowie, von dem es ein neues Album gibt, was bemerkenswert ist, da er bereits vor sechs Jahren zu früh diese Welt verließ. Ähnliches ereignete sich Jahre zuvor mit Freddy Mercury, auch nach dessen Ableben brachte Queen ein weiteres Album in alter Besetzung raus, und auch von Prince soll dem Vernehmen nach noch einiges zu erwarten sein. Bei manch anderen ist man indessen dankbar, wenn nach ihrem Verscheiden nichts Neues mehr zu hören ist. Und mühelos fielen mir weitere noch lebende Interpreten ein, deren dauerhaftes Schweigen eher als Gewinn zu werten wäre, dazu müssen sie ja nicht gleich … aus juristischen Gründen sei von Namensnennungen abgesehen; Ihnen fallen vielleicht ebenfalls ein paar ein.

Samstag: „Du bekommst auch keine Rente mehr“, hörte ich in der Fußgängerzone einen im Vorbeigehen zu einem fremden Kind im Kinderwagen sagen. Ansonsten waren in der Innenstadt mehrere Redner am reden: irgendwas mit Frieden, Corona, Klima, Atom und Jesus. Immer optimistisch bleiben.

Sonntag: Um kurz nach vier in der Frühe wurde ich geweckt von Regen, der gegen das Schlafzimmerfenster prasselte, und einem gewissen Blasendruck. Als ich mich nach druckmindernder Maßnahme wieder ins nachtwarme Tuch begab, prasselte es draußen weiterhin, was mich bald wieder entschlummern ließ. Diese Momente liebe ich sehr, vermutlich erwähnte ich das bereits.

Der nicht minder geliebte Sonntagsspaziergang führte an einem Restaurant in der Inneren Nordstadt vorbei, das mit Reinigung der Gaststättenluft über ein Markengerät wirbt.

Auf den ersten Blick eine Information, die vor etwa zwei Jahren allenfalls mit einem ratlosen „Na und?“ zur Kenntnis genommen worden wäre. Wobei es damals wie heute einiger Phantasie bedarf, sich vorzustellen, wie genau die Luftreinigung mittels Lockenstab vor sich geht. Vielleicht sollten wir dort demnächst mal einkehren.

Außerdem lagen vor mehreren Hauseingängen wieder diverse Gegenstände mit Hinweiszettel „Zu verschenken“ aus: Eine halbvolle Sprühflasche unbekannten Inhalts, mehrere Dosen mit unterschiedlichen Körnern oder Granulaten sowie ein Karton mit gammeligen Kissen. Was man halt so nicht gebrauchen kann.

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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche in virenfreier Luft!

Woche 51/2021: Konsumskepsis mit Weinbegleitung und Schleichkatzen

Montag: Kurz vor Jahresende steht der Umfang der anstehenden Aufgaben in einem günstigen Verhältnis zur Anzahl der Stunden auf dem Gleitzeitkonto. Dies ermöglichte heute einen sehr zeitigen Feierabend, und die Hoffnung scheint begründet, dass sich daran in dieser und der kommenden Woche nicht mehr viel ändern wird.

Ansonsten habe ich zurzeit wenig Hoffnung: In diesen Tagen ist immer wieder zu lesen, Omikron sei keine Welle, sondern eine Wand. Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll, merke indes, wie mich das belastet, nervt, was mit mir macht, wie Sprachfrevler es ausdrücken: die Unsicherheit, was bald auf uns zukommen mag, die Aussichtslosigkeit, es könnte in absehbarer Zeit besser werden. Und ich merke, wie ich zunehmend gereizt reagiere auf Menschen, meine Lieben gar, auf Geräusche aller Art wie Waschmaschine, Fernseher, Telefon. Vielleicht ist es auch nur der übliche Montagsverdruss oder der Vollmond, und schon morgen begegne ich den derzeitigen Imponderabilien wieder mit angemessenem Leichtsinn.

Dabei sollen Momente der Freude nicht unerwähnt bleiben: „Die sehen wirklich toll aus. Und die schwimmen alle oben, das haben die sonst nie gemacht.“ (Wer das bei welcher Gelegenheit gesagt hat, sei verschwiegen. Denken Sie sich einfach was Schönes aus.)

Dienstag: Heutet ist der kürzeste Tag des Jahres. Immerhin darauf kann man sich noch verlassen. Und es besteht Hoffnung, dass die Tage ab morgen wieder länger werden. Auch meine Laune erhellt sich etwas, obwohl sich an den allgemeinen Umständen nichts geändert hat. Manchmal ist das so.

Die Zeitung berichtet über den „Spaziergang“ von etwa achthundert Querpfeifen und ihren Freunden gestern Abend durch die Bonner Innenstadt. Initiator war eine Gruppe mit dem Namen „Studenten stehen auf“, was der Grund dafür sein mag, dass der Marsch erst abends stattfand. Eine Teilnehmerin äußerte gegenüber der Zeitung, sie sei »für das Grundgesetz und verstehe nicht, wieso wir unsere Grundrechte entzogen bekommen haben«, auch sei sie weder Querdenk- noch Verschwörerin. Dafür offenbar eine Idiotin.

Dazu passend wird ein Polizist im SPIEGEL zitiert: »Setzt einfach eure Masken auf und erspart uns euren Wohlstandstrotz.«

Melanie S. aus B. beklagt in einem Leserbrief an den General-Anzeiger, sie sei auf dem Weihnachtsmarkt von einem Mann „aus der aggressiven Bettlerszene“ beleidigt worden, nachdem sie nichts rausrücken wollte. »Für mich ist das ein wesentlicher Grund, mehr im Internet einzukaufen«, so die Dame, sich im Netz vor Beleidigungen und Pöbeleien offenbar sicher wähnend. (Bitte denken Sie sich an dieser Stelle Hintergrundgelächter vom Band.)

Abends hier gelesen: »Dreimal werden wir noch wach, Heißa, dann ist Donnerstach«. Das wäre keiner Erwähnung wert, wäre mir nicht exakt dieser Satz – nur mit „Zweimal“ statt „Dreimal“- heute Mittag beim Verdauungsspaziergang durch den Rheinauenpark eingefallen, also bevor ich ihn abends las. Hätte es irgendeine Relevanz, wäre ich bereit, das zu beschwören.

Auch mittags war es noch ziemlich frisch.

Mittwoch: Am für mich letzten Arbeitstag der Woche ging ich trotz Kälte zu Fuß ins Werk.

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Die Hoffnung auf ein wärmendes Getränk auf dem Rückweg erfüllte sich leider nicht, weil der Verkaufsstand am Rheinpavillon (zweites Bild oben) gerade erst öffnete. Nachteil des frühen Feierabends.

Donnerstag: Während andere mit mehr oder weniger großer Freude Driving home for Christmas praktizierten, verbrachten wir die Weihnachtstage an der Mosel. Man ist schon schäbiger untergekommen.

Unsere Zimmerbeleuchtung

Freitag: Heiligabend. Unser Hotelzimmer verfügt über einen Erker mit Blick auf den Fluss, wo es sich vorzüglich sitzen und lesen lässt, zwischendurch immer wieder mit einem Blick in das wolken- und nebelverhangene Moseltal. Hier sitzen- und lesenzubleiben, bis Weihnachten vorbei ist, ist ein reizvoller Gedanke, der sich allerdings nur schwer umsetzen ließe.

Unsere Gemächer

Im Ort gibt es übrigens einen Fachbetrieb für Klangschalen und Zubehör, falls Sie da mal Bedarf haben.

Samstag: Rückblickend war der Heilige Abend schön. Kurzzeitig entstand leichte Hektik, nachdem wir eher zufällig um kurz vor sechs erfahren hatten, dass das gebuchte Weihnachtsmenü bereits um achtzehn statt angenommen zwanzig Uhr beginnt. Es verlief dann dennoch sehr zufriedenstellend. Auch der zuvor vereinbarte Nichtschenkungspakt wurde von allen eingehalten, was die Zufriedenheit nochmals steigerte. Für mich, der alles hat und weder weiß, was er sich wünschen noch den Lieben schenken soll, und dem eine wachsende Konsumskepsis innewohnt, ist es höchst entspannend, sich darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen.

Auch die Auswirkungen der gestrigen Weinbegleitung hielten sich am Morgen in Grenzen. Dennoch ließen wir den Tag ruhig angehen. Während ich diese Zeilen im gestern besungenen Erker niederschreibe, mit Blick auf das immer noch regnerisch bewölkte Moseltal, sind vom Bett gegenüber regelmäßige Atemgeräusche zu vernehmen. Mehr Besinnlichkeit ist kaum vorstellbar.

Man beachte, nicht eine einzige Lichterkette ist zu sehen. Dennoch war es sehr besinnlich, trotz Aussicht auf das Gewerbegebiet am anderen Ufer.

Falls auch Sie Religion und Christentum im Allgemeinen sowie Weihnachten im Besonderen mit Skepsis begegnen, sollten Sie das hier lesen.

Sonntag: Nach Rückkehr von der Mosel wirkte die eigene Wohnung vorübergehend etwas klein und schlicht.

Was anderes: Sie wollten schon immer mal eine Straßenbahn fahren? Dann bitte hier entlang. Die Kunst liegt darin, den Wagen an den Haltestellen so passend am Bahnsteig anzuhalten, dass die Fahrgäste ein- und aussteigen können, also wie in echt. Doch Vorsicht, es kann ein wenig süchtig machen. Vielen Dank an Thomas für den Link!

Auch diesen Rückblick beschließe ich mit einigen Bildern der Woche.

Schlosshotel Lieser in Lieser an der Mosel. Nicht die günstigste Unterkunft am Ort, doch sehr zu empfehlen.
Reben im Winterschlaf
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Stilleben mit Rädern
Darüber nachzudenken, welchen Weg diese Kaffeebohnen gegangen sind, ehe sie in der Tasse ihre intensive Geschmacksfülle entfalten, könnte sich negativ auf die Kaufentscheidung und den Aromagenuss auswirken.

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Ich hoffe, Sie sind gut durch die Weihnachtsfeiertage gekommen und wünsche Ihnen nun eine angenehme Woche „zwischen den Jahren“.