Lebewohl, geliebte Bahn!

Heute ging wieder ein Stück meiner Jugend von mir.

Als ich in kindlichem Alter zum ersten Mal diese großen Züge in einem Bielefelder Spielwarengeschäft ihre Runden drehen sah, wusste ich: So eine Eisenbahn will ich auch haben! Das war doch was anderes als die kleine HO-Bahn, an der mein Bruder im Keller bastelte. Diese Eisenbahn konnte man sogar im Garten aufbauen, die Schienen waren wetterfest, und ich konnte Papa damit eine Flasche Bier zuführen, wenn er in der Sonne auf der Liege lag. Leider waren nicht nur die Züge und Schienen groß, sondern auch ihr Preis, erst recht aus der finanziell sehr beschränkten Sicht eines Grundschülers. Also hieß es: sparen.

Im Sommer 1977 hatte ich endlich genug gespart und konnte mir den ersten Zug kaufen: eine kleine Dampflok, zwei Güterwagen und ein Schienenkreis. Hieraus wuchs im Laufe der Jahre eine große Anlage, die den unseren Garten erschloss, und ein beachtlicher Fahrzeugpark. Unzählige Stunden und viel Geld flossen in meine persönliche Kleinbahn-Gesellschaft. Keine dieser Stunden möchte ich missen, es war eine wunderbare Zeit, fernab vom „Ernst des Lebens“ in meiner selbst geschaffenen kleinen Welt zu versinken und einfach nur Eisenbahn zu spielen, mit Fahrplan und den üblichen Verzögerungen im Betriebsablauf, wenn sich mal wieder eine Lötstelle am Gleis gelöst oder des Gartens Flora der Strecke ermächtigt hatte.

Mitte der Neunziger ging es zu Ende mit der heimischen Eisenbahnromantik, ich zog aus meinem Elternhaus aus in die erste eigene Wohnung, später nach Bonn; hinzu kam eine Interessenverschiebung vom schienengebundenen in den eher zwischenmenschlichen Bereich (wobei ich immer noch ein großes Herz für die Eisenbahn habe). Meine Garten-Kleinbahn ereilte dasselbe Schicksal wie gut vierzig Jahre zuvor ihre Vorbilder: Sie wurde stillgelegt und abgebaut. Seitdem lagerten Loks, Wagen und Schienen auf dem Dachboden und im Keller, einer ungewissen Zukunft entgegen harrend.

Bis heute. Im Wissen, nie mehr Platz, Zeit und Lust zu haben, eine Anlage aufzubauen, habe ich mich schon vor längerem dazu entschieden, alles zu verkaufen. Heute Abend kam ein Modelleisenbahnhändler aus Köln und kaufte mir alles ab. Ein wenig tat es weh, als ich die Sachen aus dem Keller trug und sie in seinem Kofferraum verschwanden, aber doch viel weniger als befürchtet. Ich hoffe sehr, dass meine einst geliebten Loks und Wagen demnächst wieder Kindern Freude machen, so wie mir damals.

Hier ein paar Eindrücke aus schönen Zeiten:

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Nur von „Lok 1“, meiner ersten Lok von 1977, werde ich mich nicht trennen, die hat jetzt einen Ehrenplatz auf dem Schrank:

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#BloggerFuerFluechtlinge

BFF_1508_HeaderBlau1-300x111-300x111Der Zustrom von Flüchtlingen ist das dominierende Thema in diesen Wochen, begleitet einerseits von dummen Parolen und Gewalttaten noch dümmerer Menschen, oder nennen wir sie besser Subjekte, denn Menschlichkeit scheint ihnen fremd; andererseits aber auch von großer Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung. Ich selbst stamme auch aus einer Flüchtlingsfamilie: Meine Mutter flüchtete nach dem Krieg mit ihren Eltern und ihren Geschwistern aus dem ostpreußischen Elbing nach Niedersachsen, zunächst kamen sie im Dorf Güntersen bei Göttingen unter, schließlich in einem Bahnwärterhaus zwischen Göttingen und Dransfeld, wo meine Großeltern bis 1975 lebten und wo ich selbst viele der schönsten Tage meiner Kindheit verbrachte, aber das ist ein anderes Thema, über das ich später vielleicht mal berichte.

Wie ich aus Erzählungen weiß, war die Familie nicht gerade willkommen, vor allem in Güntersen, wo sie einem Bauern zugewiesen worden waren. Allgegenwärtiger Begleiter Ihrer Flucht war der Hunger. Für meinen Großvater war es bis zum Schluss die größte Sünde, Speisen zu verschwenden, was sich auch auf meine Erziehung auswirkte und bis heute auswirkt: Noch heute empfinde ich großes Unbehagen, den Teller nicht leer zu essen („Iss wenigstens das Fleisch auf!“ lautete ein Leitsatz meiner Jugend) oder Lebensmittel nach abgelaufenem Haltbarkeitsdatum wegzuwerfen, weil der letzte Einkauf mal wieder etwas zu üppig ausgefallen war.

Aus diesen Gründen möchte ich mich hier einbringen, helfen, wenn ich kann. Ein erster kleiner Schritt ist mein Hinweis auf die Aktion „Blogger für Flüchtlinge“, wo Sie Informationen finden, wie Sie die ankommenden Menschen unterstützen können, durch Geld- und Sachspenden oder wie auch immer. Auch in Ihrer Stadt.