Montag: Dienstreise mit der Bahn nach Ulm. Warum die Plätze in Vierergruppen mit Tisch so begehrt sind, erscheint mir ebenso rätselhaft wie die Systematik der Sitzplatznummerierung. Angeblich kann man dort besonders gut arbeiten. Ich war indessen vor allem damit beschäftigt, mit einem fremden Menschen um den Fußraum zu kämpfen.
Sollte es einen Aufruf zur Nennung von Kandidaten für die Hitliste der verbraucherunfreundlichsten Verpackungen geben, schlüge ich die Zahncreme Meridol vor. Die jungfräuliche Tube ist mit einem Stopfen versehen, dem ohne technische Hilfsmittel nicht beizukommen ist, jedenfalls nicht mit denen, die einem am späten Abend in einem Hotelzimmer zur Verfügung stehen. Wenig hilfreich ist der winzig kleine Hinweis „Sicherung mit Verschlusskappe abdrehen“ am Tubenfuß, da er es immer noch der Phantasie und Kreativität des Anwenders überlässt, wie genau er dabei vorgehen muss.
Dienstag: Eher zufällig fand ich am Morgen die Lösung des Meridol-Rätsels. Auf der Außenseite der Verschlusskappe befindet sich eine Einbuchtung, die genau auf den gezahnten Sicherheitsstopfen der Tube passt, so dass er sich mühelos abdrehen lässt. Es sei denn, man hat zuvor im Zuge der Öffnungsversuche mit der Nagelschere die Zähne zerstört. Mike Krüger lässt grüßen.
Mittwoch: „Was glaubst du, wie du einst sterben wirst?“ Diese Frage las ich neulich irgendwo in des Netzes Weiten. Das ist natürlich schwer zu beantworten, da es tausende Möglichkeiten dafür gibt. Zudem gehe ich keiner besonders gefahrgeneigter Tätigkeit nach, auch mein Tabakkonsum geht stark zurück. Vielleicht lache ich mich ja irgendwann tot, etwa über Hinweise im ICE wie den, der die Reisenden wissen lässt, Bahncard-Inhaber seien in allen IC und ICE CO2-frei unterwegs. Also nur Vollbezahler dürfen ungehemmt ausatmen, oder wie? Das wäre jedenfalls nicht die schlechteste Todesursache.
Donnerstag: Ich bin mir der politischen Unkorrektheit und der Gefahr eines Fäkaliensturmes durchaus bewusst, aber ich kann es nicht ändern: Sobald ein sehr dicker Mensch vor mir hergeht, ertönen in meinem Kopf Kesselpauken wie in der Einleitung von „Also sprach Zaratustra“.
Freitag: Laut PSYCHOLOGIE HEUTE kann jedes beliebige Geräusch als Musik empfunden werden, wenn man es nur oft und lange genug hört. Das kann ich bestätigen. Das Schnarchen des Liebsten erscheint mir wie der zweite Satz von Bruckners neunter Sinfonie: nicht besonders schön, aber es gehört dazu. — Warum wird Silvio Berlusconi von den Medien eigentlich ständig als »Cavaliere« bezeichnet, also Ritter? Das ist so, als schmückten sie Alfred Gauland mit dem Titel »Schöngeist«.
Samstag: Laut einer Radiomeldung ist im Netz möglicherweise weniger Hass unterwegs als befürchtet. — Jedenfalls muss man Menschen schon sehr mögen, wenn man an einem Samstag bei IKEA unterwegs ist und von Gewaltphantasien verschont bleibt.
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Sonntag: Für die Montage von IKEA-Möbeln gilt wir für IT-Anwendungen und Zahnpastatuben: Kaum macht man es richtig, schon klappt es.