Montag: Nach langem, verstörendem Traum mit mehreren Fortsetzungen und ständig sich wandelnden Fakten, dessen Inhalt ich nicht wiedergegeben könnte (so weit ich mich erinnere ging es um viel Geld und die Suche nach einem Schuldigen), bin ich fast froh, dass die Nacht vorüber ist und eine neue Woche grüßt. Aber eben nur fast, geht es doch im Werk oft auch um viel Geld und Fingerpointing, auch wenn letzteres gerne und regelmäßig bestritten wird.
„Normalerweise sind wir Experten darin, unsere Kunden auf allen Ebenen zu verwöhnen“, schreibt der Friseursalon meines Vertrauens. Bislang nahm ich seine Dienste vornehmlich zum Haarschnitt in Anspruch, bin allerdings gerne bereit für neue Erfahrungen auf anderen Ebenen.
In einem Zeitungsbericht über Brandanschläge auf Funkmasten lese ich „Täter mit mobilfunkkritischem Hintergrund“, welch wunderbares Wort. Ich frage mich, was an den Dingern brennen kann und wie man die bei entsprechender Entzündungsabsicht in Brand setzt, also wirklich nur interessehalber, nicht dass sie denken, ich würde aufgrund meines nicht zu leugnenden mobilfunkkritischen Hintergrundes derartiges erwägen oder auch nur gutheißen.
Auf der Rückfahrt vom Werk sah ich den maskierten Altbundeskanzler, fuhr zunächst mit dem Fahrrad daran vorbei, kehrte um und machte ein Foto, das ich Ihnen hiermit zur Kenntnis gebe.
Augenscheinlich vermuten übrigens viele den Hauptzweck solcher Masken darin, das Kinn zu schützen.
Seit nun genau einem Jahr rauche ich nicht mehr, das sollte auch mal Erwähnung finden. Ansonsten ist dazu bereits alles geschrieben, daran hat sich im Wesentlichen nichts geändert.
Dienstag: „Dieser 30. April kommt zu früh“, wird Regierungssprecher Seibert in der Zeitung zitiert. Wann käme ihm der 30. April denn gelegener, vielleicht Mitte Juli?
Mittwoch: Es ist wohl ein Merkmal beneidenswerter Gemütsruhe, wenn jemand dreiundzwanzig Minuten nach dem geplanten Ende einer für eine halbe Stunde angesetzten Besprechung sagt: „Wir haben schon ein wenig überzogen.“
Donnerstag: So langsam wird es Zeit, dass die Friseure wieder öffnen, zunehmend verweigern sich die Haare jeglicher Infrisurnahme.
Im Fernsehen äußert sich die Sprecherin der FDP für Verteidigungs- und Kommunalpolitik mit dem wundervollen Doppel-Doppelnamen Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu irgendwas, das mir schon wieder entfallen ist. Ebenfalls entfallen ist mir, wo ich kürzlich den nicht minder interessanten Namen Kai Kreisköther las, soweit ich mich erinnere, ist er Sprecher oder Vorsitzender oder beides irgendeines Verbandes, natürlich könnte ich das jetzt recherchieren. Womöglich war der Weg seiner Kindheit aufgrund des Namens von zahlreichen Despektierlichkeiten gesäumt, andererseits ist es wohl der Sprecher- oder Vorsitzenderwerdung nicht abträglich, wenn man in der Jugend das Stahlbad der Schulhof-Schmähungen durchschwommen und zudem einen ungewöhnlichen Namen im Ausweis und an der Bürotür stehen hat.
Es gibt übrigens Wörter, die ich nicht schreiben kann, ohne mich mindestens einmal zu vertippen: Wochenende, Packstation. Und mindestens eins, das ich nicht sagen kann, ohne mich zu versprechen: unmittelbar.
Außerdem habe ich in einer Präsentation ein mir neues Wort gelesen: Detraktor. Im aktuellen Duden steht es nicht, dafür weiß ich nun, dass detonieren nicht nur die Bedeutung von „explodieren“ haben kann, sondern auch „unrein singen/spielen“. Wenn ich also detoniere, kann das also heißen, ich tobe ob der Frechheiten des Geliebten, oder ich übe Trompete. Und was heißt nun Detraktor? Vielleicht ein in Deutschland hergestelltes landwirtschaftliches Nutzfahrzeug? Man kann es nur erahnen, denn eine Definition habe ich bei meiner zugegeben nicht übertriebenen Recherche auch im Netz nicht gefunden. Das englische Wort „detractor“ bezeichnet eine Person, die kritisiert, lästert, schlechtredet, verleumdet. Ein Detraktor kann demnach sowohl detonieren als auch jemanden des Detonierens bezichtigen.
Freitag: Die während des Spaziergangs gesehenen Maibäume für Sven, Lukas, Leslie, Max, Mats, Mattis, Yara, Fredi und Felix fallen in diesem Jahr auffallend klein aus, da sie behördlicher Weisung folgend nur mit maximal zwei Personen aufgestellt werden durften. Noch vor wenigen Monaten hätte sich wohl niemand vorstellen können, dass so etwas mal der behördlichen Regelung bedarf.
Weiterhin kam ich an einem Café vorbei, das laut Tafel Humus zum Mitnehmen anbietet, oder „auf die Faust“, wie man früher sagte, heute heißt das nur noch „to go“. Humus also. Warum auch nicht, es ist Pflanzzeit.
Einen gewissen Hang zur Albernheit lässt #Wolfi in der Inneren Nordstadt erkennen:
Samstag: Trotz mobilfunkkritischem Hintergrund lässt es sich nicht ganz vermeiden, Mitglied mehrerer WhatsApp-Gruppen zu sein. Noch weniger lässt es sich dann vermeiden, ungefragt „lustige“ Filmchen und Sprüche zugesandt zu bekommen, letztere zumeist in Form einer zweifelhaften Grafik. Ich weiß nicht woran es liegt – mich deprimieren derartige Zusendungen zumeist mehr, als dass sie mich erheitern. Beliebt ist zurzeit ein Gedicht, das Heinz Erhardt zugeschrieben wird, es beginnt mit „Weil wir doch am Leben kleben / muss man abends einen heben / So ein Virus ist geschockt / wenn man ihn mit Whiskey block …“, so witzig geht es weiter, ich erspare Ihnen den Rest, vielleicht haben sie es auch schon erhalten. Nun bin ich seit Jugendjahren ein großer Verehrer von Heinz Erhardt, kann einige seiner Gedichte auswendig deklamieren und habe sehr viele gelesen. Vielleicht irre ich mich, aber ich bin mir ziemlich sicher, diese Virusverse stammen nicht aus seiner Feder, sie passen einfach nicht zu ihm. In den Weiten des Netzes habe ich auch keinen überzeugenden Beleg gefunden. Sollte ich mich irren, wäre ich für einen Hinweis dankbar.
Sonntag: Queen hat mit Adam Lambert eine neue Version von „We Are The Champions“ herausgebracht, schauen und hören Sie hier. Indes: Warum verzichteten die Herren May und Taylor beim Einspielen auf das Tragen einer Hose, und hat Roger Taylor wirklich derart hässlich tätowierte Beine, oder trägt er nur eine unvorteilhafte Strumpfhose?