Montag: „Gnade gibt es vor Gericht / Montagmorgen aber nicht“, dichtete kürzlich ein lyrisch begabter Kollege, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedete. Da ich nicht annehme, dass er zu meinen regelmäßigen Lesern zählt, übernehme ich das einfach mal ganz dreist.
Das auch:
Neben der Atommüll-Frage stellt auch die fachgerechte Entsorgung von Warnbaken immer noch ein ungelöstes Problem dar, dem völlig zu unrecht nur eine geringe öffentliche Aufmerksamkeit zuteil wird.
Am frühen Abend noch mal kurz in den Rewe, Brot kaufen (und Nougat-Marzipan-Baumstämme, man muss das Angebot nutzen, so lange es die gibt, es ist ja schon bald Weihnachten). Es war bereits dunkel, aber die gastronomischen Außenbereiche waren gut besetzt und über der Inneren Nordstadt lag ob der milden Temperatur ein Gemurmel und Geschnatter wie an einem Freitagabend im Sommer. Geradezu surreal.
Dienstag: Heute ist Tag des Chefs, sagt das Radio. An diesem Tag lobpreisen Mitarbeiter ihre Vorgesetzten. Also alles wie immer.
„Wir müssen dringend auffällige Wölfe und auch Rudel, die regelmäßig Weidetiere reißen oder sich Siedlungen nähern, entnehmen„, sagt das Landwirtschaftsministerium. Das klingt fast so unverfänglich wie Erdogans „Säuberungen“. Dazu schlägt das Ministerium ein „Wolfsmanagement“ vor. Das erfüllt wohl die Kriterien für das Unwort des Jahres.
Unterdessen wurde in Israel eine 93-jährige zur „Miss Holocaust Survivor“ gekürt.
Mittwoch: Für die lobenden Kommentare zu meinem Aufsatz „Unbekannt verzogen“ danke ich sehr!
Auch zu loben: Seit heute ist der Konsum von Cannabis in Kanada erlaubt. (Ich erspare Ihnen weitere Wortspiele hierzu wie „Marihuana in Marburg“ oder „Hasch in Haschaffenburg“.) Selbstverständlich kann und darf man dazu auch eine gegensätzliche Meinung haben.
Donnerstag: „Die Wirtschaftsordnungen auf der ganzen Welt sind zunehmend zu riesigen Maschinen für die Produktion von Unsinn geworden“, schreibt David Graeber in Bullshit-Jobs. Dem ist zuzustimmen, siehe beispielsweise das „Rolling-Stones-Grillbesteck“, das neulich irgendwo angeboten wurde.
Freitag: Radiomeldung am Morgen: Dieser hässliche volltätowierte Vogel, der zurzeit als Superstar gefeiert wird und dessen Name mir gerade entfallen ist, hat immer seinen eigenen Ketchup dabei, wie sein Bodygard gepostet hat. Infos, die ich brauche.
Hier ein sehr lesenswerter Artikel aus der bunten Welt des Wahnsinns über Eltern.
Samstag: Nachtrag zu Donnerstag: „Nix es esu schläch, dat et nit für jet jot es!“, sagt der glückliche Rheinländer.
Sonntag: „Weißt du noch, damals, als wir immer auf diese Dinger gestarrt haben? Wie hießen die noch mal…?“ – „Smartphone.“ Irgendwann, wenn sie völlig freiwillig diesen Chip eingepflanzt bekommen haben, werden sie sich das zudenken. Natürlich wird es ein anderes, vermutlich englisches Wort dafür geben, „mind beaming“ oder so. Vielleicht bis dahin auch ein chinesisches.
Was mich dazu bringt, mal wieder den von mir geschätzten und gern gelesenen Max Goldt zu zitieren: „Es entsteht immer wieder Anlass zu vorsichtiger Lebensfreude, wenn man sich vor Augen hält, was es alles nicht gibt und was es daher vielleicht auch niemals geben wird.“
„Im nächsten Leben werde ich T-Shirt“, sagt der Geliebte am Abend mit Blick auf einen attraktiven Kerl im Fernsehen. Dann, mit Blick auf mich: „Wobei, da weiß man auch nicht, wo man landet.“