Montag: Ein ganz gewöhnlicher Wochenbeginn mit den üblichen Starthemmungen, schwerer Mittagsmüdigkeit, beeindruckender Bewölkung am frühen und Rosé am späteren Abend. Es hätte schlimmer kommen können.

Anmerkung zur Weltpolitik: Nachdem Joe Biden endlich einsichtig geworden ist, haben die Amerikaner im November nun die Wahl zwischen einer geeigneten Kandidatin und einem verurteilten Irren. Sie werden sich wahrscheinlich für den Irren entscheiden.
Dienstag: Zu Fuß ins Werk und zurück. Die für das Wetter zuständige Instanz hatte das perfekt eingerichtet: Morgens und abends war es trocken, am Nachmittag zog ein heftiger Regenschauer über die südliche Stadt, wo mein Schreibtisch steht.
Mittags in der Kantine gab es Hühnereintopf. Das wäre nicht der Erwähnung wert, wäre er nicht angereichert gewesen mit langen Hühnerfleischfasern in großer Zahl, geschmacklich einwandfrei, beim Löffeln jedoch erheblich um sich nässend und das Hemd bekleckernd. Dass ich nicht in der Lage bin zum unfallfreien Verzehr von Burgern und Hotdogs, war mir bekannt. Dass das auch für Eintopf gilt, war mir neu.
Mittwoch: Nach meinen Konjektaneen zu Taylor Swift vergangene Woche erreichten mich mehrere Zuschriften offenbar ähnlichaltriger Leser, denen es bezüglich der Wahrnehmung der Dame so geht wie mir. Das finde ich sehr beruhigend.
Abends benutzte ich nach längerer Zeit mal wieder die Laufschuhe ihrer Zweckbestimmung entsprechend. Das lief ganz erfreulich, daher der Vorsatz, von nun an wieder regelmäßig zu laufen, einmal die Woche sollte möglich sein. Mal sehen, wie lange ich es dieses Mal durchhalte, ehe Wetter, Unlust, Unpässlichkeit oder eine Kombination daraus mich wieder monatelang davon abhalten.
Erfreulich auch der anschließende spontane Biergartenbesuch mit dem Liebsten. Manchmal genügen kleine Anlässe, um den Alltag anzulächeln.
Donnerstag: Da am Nachmittag ein Gesundheitstermin anstand, verzichtete ich auf den donnerstagsüblichen Fußmarsch. Während der Radfahrt ins Werk erreichte mich ein Gedanke, wie sie gelegentlich aufkommen, wenn nichts besonderes zu bedenken ist. In diesem Falle eine Frage auf dem Gebiet des Verkehrswesens: Warum gibt es das Wort „Vorfahrt“, jedoch nicht, logisch daraus folgend, „Nachfahrt“?
Freitag: Ein weiterer Aprilsommertag. Morgens nötigte mich Regen zur Nutzung der Stadtbahn, nachmittags fühlte ich mich mit Regenjacke und Schirm inmitten von T-Shirts und kurzen Hosen deplatziert.
Die heutige Tagesfrage „Wenn du zwei kostenlose Flugtickets gewinnen würdest, wohin würdest du reisen?“ würde ich gerne mit einer Gegenfrage beantworten: Wieso ich?
Eine weitere Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle: Wozu setzt man, wenn man sich irgendwo im Netz anmeldet, das Häkchen bei „Dieses Gerät merken“, wenn die Seite bei der nächsten Anmeldung dieses Gerät zuverlässig wieder vergessen hat?
Aus der Zeitung: In seinem Leserbrief äußert sich Frank W. aus R. zum Thema Pride-Demonstrationen und falsche Pronomen. Darin schreibt er: „Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die meisten Menschen überhaupt nicht für die hormonellen Befindlichkeiten ihrer Mitbürger interessieren. Möge doch jeder nach seiner Façon glücklich werden. Was mir in diesem Zusammenhang allerdings gehörig auf den Keks geht, ist das permanente und penetrante Sichtbarmachen, Flaggezeigen und das immer weiter um sich greifende Zeichensetzen von oder für (angeblich?) benachteiligte(n) Personengruppen.“ Als im weitesten Sinne Betroffener müsste ich das empörend finden. Allerdings, auch auf die Gefahr hin, der Nestbeschmutzung bezichtigt zu werden: Ein wenig verstehe ich ihn.
Samstag: Beim Brötchenholen morgens waren um die Münsterkirche herum in auffälliger Anzahl Männer in Anzug und Frack zu sehen, die zugehörigen Frauen in bunten Kleidern, teilweise mit seltsamen Kopfbedeckungen. Vielleicht eine Kostümmesse.
Auf der ungeschriebenen Liste der dümmsten Begriffe stünde Dooring-Unfälle ziemlich weit oben. Ziemlich dumm finde ich auch das Wort chillen, vor allem, wenn Menschen deutlich über fünfzig es äußern.
Aus der Zeitung: Vivien O. beklagt sich, dass ihr ein Mobilfunkanbieter Geld vom Konto abgebucht hat, obwohl sie angeblich keinen Vertrag abgeschlossen hat. Die Verbraucherberatung nennt es gar „besonders hinterlistig“. So trug es sich zu: Die Dame ließ sich in der Fußgängerzone ansprechen und zur Teilnahme an einem Gewinnspiel animieren. Dabei zog sie aus mehreren Losen eines heraus, das sich als Gewinn zweier kostenloser SIM-Karten erwies. Zur Erledigung der notwendigen Formalitäten wurde sie daraufhin in ein nahes Geschäft gebeten, wo ihre Personalausweisdaten und Bankverbindung (für kostenlose SIM-Karten?) aufgenommen wurden. Mit Verlaub: Das ist nicht hinterlistig, das ist einfach nur dumm.
Sonntag: Lange geschlafen, spät gefrühstückt. Sonntagszeitungslesen auf dem Balkon noch an der Gänsehautgrenze, später beim Spaziergang wurde es warm. Letzterer enthielt eine Umleitung, weil die Rheinpromenade teilweise gesperrt, die Sperrung ordnungsamtlich überwacht war. Wegen Sturmschäden, wie ein Schild den interessierten Flaneur und zahlreiche Radfahrer wissen ließ, konkret eines umgestützten Baumes, der quer über dem Weg lag. Das verwunderte etwas, ein Sturm war mir in den zurückliegenden vierundzwanzig Stunden nicht aufgefallen. Den Lieblingsbiergarten erreichte ich dennoch ohne nennenswerte Verzögerung.
Ansichten der äußeren Nordstadt:


***
Kommen Sie gut durch die Woche.






