Montag: Beginn einer kleinen Woche. Wiederum auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Person habe ich den freien Tag ausnahmsweise von Donnerstag auf Freitag verlegt, zumal auch die Wetterprognose für Freitag trockener ausfällt, jedenfalls Stand heute; das kann sich bis dahin noch ändern, ist dann eben so.
Als in einer Besprechung von „in zehn Jahren“ die Rede war, konnte ich mir die Erwiderung „Mir ist das egal, dann bin ich weg“ nicht verkneifen. Eine angenehme Gewissheit.
Da ich vormittags, wie sonst üblich, nicht dazu kam, die Mutter anzurufen, holte ich das am Nachmittag nach. Antwort: „Ich habe dich noch gar nicht vermisst.“ Es wurde dennoch ein angenehmes Gespräch.
Der Arbeitstag wurde lang. Nicht, weil so viel zu tun war, sondern weil nachmittags ein längerer, fahrradunkompatibler Regenschauer abzuwarten war.
Frau Haessy schreibt über das Bloggen:
Das ist mein Blog. Mein Tagebuch. Weniger Perfektion. Mehr Banalität. Mehr Belangloses. Denn unser Leben ist nicht immer aufregend, unsere Gedanken nicht immer tiefschürfend, die Sätze nicht immer ausbalanciert, ein Fazit nur selten vorhanden.
So ist es und so gilt es auch für dieses Blog, das zu lesen Sie sich freundlicherweise gerade die Zeit nehmen.
„Kann denn Liebe Sünde sein?“ fragte einst Zarah Leander. Die Antwort lautet ja, jedenfalls machten diese Erfahrung kürzlich ein Manager und seine Personalleiterin, beide verheiratet, nur eben nicht miteinander, als sie während eines Coldplay-Konzerts in inniger Zuneigung von der Hallenkamera erfasst wurden und ihr zweisames Glück für jedermann sichtbar auf dem großen Bildschirm dargestellt sahen, Sie haben das vermutlich in den Medien mitbekommen, vielleicht darüber hämisch gegrinst und Kommentare geleikt. Wie heute in der Zeitung zu lesen war, trat der Manager nun von seinem Posten zurück und die Dame wurde beurlaubt. Meine Güte. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, sie haben doch nichts Böses getan. Das mit der Kamera war Pech, allenfalls etwas ungeschickt.
Dienstag: Zu früher Stunde brach der Liebste auf nach Amerika, wo er eine Woche lang beruflich zu tun hat. Mittags nach amerikanischer und abends nach unserer Zeitrechnung traf er am Ziel ein.
Während des Fußwegs ins Werk dachte ich über Kunst nach, man hat ja sonst nichts zu bedenken. Gewiss ist es Kunst, besonders gut malen, dichten oder singen zu können, manche können davon leben, auch wenn man sich bei einigen (ich nenne keine Namen) fragt, wie das sein kann. Doch liegt wahre Kunst nicht im Alltäglichen? (Nein, dieses Blog ist nicht gemeint, auch wenn es so heißt.) Auf diesen Gedanken kam ich bei Betrachtung des gepflasterten Weges. Wieviel handwerkliches Können, wovon sich das Wort Kunst einem geflügelten Wort zufolge ableitet, liegt doch darin, die Steine derart in gleichförmigen, harmonisch ineinandergreifenden Bögen zu verlegen. Wer mag sich dieses traditionelle Muster dereinst ausgedacht haben, und ist es nicht wunderbar, es auch heute noch vielfach in Anwendung zu sehen? Dagegen ist so manche Skulptur eher abgewandte Kunst.

Eine besondere Kunst ist auch das Jonglieren. Im Büro ist derzeit viel zu tun. Dabei kann ich die anstehenden Aufgaben nicht blockweise abarbeiten, wie es am effizientesten wäre, sondern muss mich unter ständigem Umdenken mehrerer Gewerke parallel annehmen, jeweils immer nur ein bisschen, dann muss erst wieder ein anderer was tun, ehe ich weitermachen kann. Das fühlt sich auch ein wenig an wie mehrere Bälle in der Luft zu halten.
Gefreut: über eine weitere Postkarte abends im Briefkasten, dieses Mal aus dem Bonner Süden. Gut, dass ich zufällig gerade heute frische Briefmarken gekauft habe.
Schon länger habe ich mich nicht mehr der WordPress-Tagesfrage gewidmet, die von heute gefällt mir: „Was würdest du an der modernen Gesellschaft ändern?“ Auch auf die Gefahr hin, mich dem Vorwurf gewisser Rückständigkeit ausgesetzt zu sehen: Nicht blind darauf vertrauen, dass sich alles durch Digitalisierung und mit sogenannter Künstlicher Intelligenz lösen lässt. Wenn irgendwann der große Stromausfall kommt, und ich rechne fest damit, das selbst noch zu erleben, werden wir erhebliche Probleme bekommen. Aber auf mich hört ja niemand.
Mittwoch: Als ich morgens sah, wie ein Bus haarscharf an einem Radfahrer vorbeizog, dachte ich: Das ist Natur. Der Mensch ist wohl das einzige Wesen, das glaubt, es könne das natürliche Recht des Stärkeren allein durch Regeln der Straßenverkehrsordnung außer Kraft setzen. Dabei halte ich mich keineswegs für einen besseren Menschen, doch freue ich mich immer wieder über den zunächst irritierten Blick, anschließend das Lächeln der Fußgänger, wenn ich mit dem Fahrrad vor einem Zebrastreifen anhalte, um sie passieren zu lassen.
Im Werk übte ich mich weiter im Jonglieren der Aufgaben, wobei ein Bällchen im Laufe des Tages aus dem Spiel genommen wurde, die anderen wurden deutlich leichter.
Gelesen und gelächelt: Gott hatte Besuch eines Zeugen Jehovas.
Auch gelesen: „Mehr als ein Jahrhundert später hat Bademode als körperpolitische Chiffre wenig von seiner Brisanz verloren.“ Dass selbst dem SPIEGEL dieser Fehler unterläuft, erschüttert ein wenig.
Donnerstag: Morgens begegnete mir wieder eins dieser modernen Klappfahrräder mit den winzigen Rädern. (Der Geliebte nennt sie „Ballettrad“, auch wenn das wenig Sinn ergibt, jedenfalls sah ich noch nie ein Tanztheater, wo solche choreografisch eingebunden waren, aber was nicht ist … Sie wissen schon.) Die mögen praktisch und platzsparend sein, und doch erinnert mich der Anblick einer solchen Fahrrad-Fahrer-Einheit stets an Zirkusäffchen.
Demnächst sind Kommunalwahlen:

Freitag: Laut Radiomeldung morgens muss Google elftausend Euro Schadensersatz an einen Mann zahlen, weil er von der Streetview-Kamera erfasst und öffentlich sichtbar wurde, derweil er nackt im Vorgarten weilte. Manches kann man sich nicht besser ausdenken.
Kommen wir zur nächsten Folge der Reihe „Was schön war“: Nach gemütlichem Frühstück auf dem Balkon mit dem Geliebten unternahm ich eine nicht sehr lange, indes wieder schöne Wanderung durch die Wahner Heide ab und bis Troisdorf. Schon mehrfach durchwanderte ich dieses abwechslungsreiche, steigungsarme und waldreiche Gebiet, für warme Tage wie heute ideal. Das Heidekraut steht erst im Spärsommer/Herbst in voller Blüte, ein guter Grund, dann nochmal wiederzukommen.
Voila:








Schön war auch das anschließende Belohnungsbier (heute ohne Currywurst) auf dem Bonner Marktplatz. Währenddessen kurvte ein mittelalter Mann mit auffallend buntem Hemd und Hut auf dem Fahrrad durch die Passanten, nicht schnell und aggressiv wie die radelnden Speisesklaven, sondern gemächlich und umsichtig. Im Gepäckträgerkorb tönte Musik aus einer Plärrdose, der Fahrer spielte dazu einhändig auf einer Mundharmonika. An der Fischbude machte er Halt, holte sich ein Fischbrötchen und schob das Rad anschließend zu einem Tisch im Außenbereich einer Gaststätte, nahm Platz und verzehrte das Brötchen. Zwischendurch dirigierte er zur weiter laufenden Musik, später, nachdem er aufgegessen hatte, nahm er die Mundharmonikabegleitung wieder auf. Unter anderem zu Oh, Donna Clara, das mir danach für mehrere Stunden als Ohrwurm erhalten blieb. Ein bisschen irre, aber augenscheinlich lebensfroh. Dem Personal des Wirtshauses schien er bekannt zu sein, niemand kam, um eine Bestellung aufzunehmen oder ihn zu vertreiben.
Samstag: Ein angenehm ruhiger, warmer Tag ohne besonderen Bloggenswert; ich möchte Sie nicht langweilen mit Berichten über externes Frühstück und Menschenkucken zu zweit in der Fußgängerzone, gemeinschaftliche Hofreinigung mit den Nachbarn, den Altglasentsorgungsspaziergang, der gar nicht zufällig durch den Lieblingsbiergarten führte und Grillen am Abend. Deshalb ist es an der Zeit für die nächste Frage:

Frage Nr. 137 lautet: „Welche Seite im Internet besuchst du täglich?“ Das ist einfach und schnell beantwortet: Diese hier, um den täglichen Eintrag zum Tage vorzunehmen, denn es gibt immer was zu schreiben, und wenn es nur darüber ist, dass es heute nichts zu schreiben gibt, siehe oben.
Sonntag: „Parken, wo andere Urlaub machen“ wirbt ein wenig pittoreskes Parkhaus per Bildschirmreklame in der Bonner Innenstadt, wie ich morgens beim Brötchenholen sah. Urlaub in der Großgarage, man muss es schon mögen. Andererseits, andere fliegen zum Ballermann oder fahren in den Skiurlaub, beides muss ich auch nicht haben.
Der heftige Regen, dessen intensives Rauschen uns morgens geweckt und sich positiv auf meine Motivation ausgewirkt hatte, noch etwas liegen zu bleiben, hörte im Laufe des Vormittags auf und kehrte entgegen der Ankündigung in der Wetter-App bis zum Redaktionsschluss nicht zurück. Deshalb benötigte ich den zum Spaziergang vorsichtshalber mitgenommenen Schirm nicht, vielmehr wurde meine Vorsicht mit Sonnenschein belohnt.
Zum Schluss ein paar weitere Bilder der Woche:





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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Kommen Sie gut durch die Woche.
Redaktionsschluss: 17:00























