Montag: Herzlichen Dank an Frau Marjorie für die Erhellungen zum Vorfeldkomma, über dessen Gebrauch ich mich vergangenen Samstag verwundert zeigte. Trotz der wirklich schönen Bezeichnung, werde ich es auch künftig nicht verwenden. (Kleiner Scherz zum Montagabend, witziger wird es heute voraussichtlich nicht mehr.)
Dienstag: Nach schlecht geschlafener Nacht und frühem Erwachen mit Erkältungssymptomen machte ich vormittags einen Selbsttest, dessen Ergebnis kurz darauf am Büdchen gegenüber, das sich selbstbewusst „Testzentrum“ nennt, gleichsam amtlich bestätigt wurde. Dass es mich selbst ereilen würde, damit habe ich fest gerechnet. Vielleicht nicht so bald; vielleicht ist der Zeitpunkt andererseits wegen demnächst anstehender Termine wie Urlaub und Werksveranstaltungen, denen ich nur ungern fernbliebe (ja, sowas gibt es auch) gar nicht so schlecht. Also sehe ich es im Rahmen der Möglichkeiten positiv.

Bislang fühlt es sich an wie eine mittelstarke Erkältung; wenn es nicht schlimmer wird, besteht Hoffnung.
Mittwoch: Tag zwei in Seuchenklausur. Die Nacht war einigermaßen angenehm, weder Nasenlauf noch Hustenreiz wirkten sich schlafverhindernd aus. Ab und zu kamen komische Gedanken, verweilten kurz und lösten sich dann auf.
Den Tag verbrachte ich überwiegend im Bett, etwas lesend und viel schlafend. Der Zustand ist stabil.
Das Gesundheitsamt schickte Fragen zu Symptomen, Impfstatus und häuslichen Kontaktpersonen. Auch der Austausch von Körperflüssigkeiten wurde abgefragt. Ich muss doch bitten.
Wie zu lesen ist, nehmen die ersten Restaurants wegen der aktuellen Speiseölkrise Pommes frites aus dem Programm. Was kommt als nächstes, ein Meteoriteneinschlag?
Donnerstag: Auch in der vergangenen Nacht schlief ich recht angenehm. Statt merkwürdiger Gedanken träumte ich von einer großen Besprechung über Teams. Ob das als Zeichen einer beginnenden Genesung zu werten ist, erscheint eher fraglich.
Aus einem Pflichtgefühl heraus, flankiert von Widerwillen, schaute ich in den Werks-Rechner, sortierte die eingegangenen Mails gedanklich in „sofort/später/gar nicht zu bearbeiten“. Nach weniger als einer halben Stunde klappte ich den Rechner wieder zu, der Widerwille hatte gesiegt. Auch das ist effektives Arbeiten.
Freitag: Nach nächtlichem Erwachen nicht als Erstes an die kleinen Biester gedacht. Ein gutes Zeichen.
Ansonsten finde ich weiterhin erfreulich viel Zeit zum Lesen, etwa dieses:
»Wie müsste mein Leben aussehen, damit ich auf die Frage „Stör ich?“ wenigstens einmal, ohne zu lügen, mit „Nein“ antworten könnte?«
aus: Jochen Schmidt – „Ich weiß noch, wie King Kong starb“
Gas aus Russland soll ab heute in Rubel bezahlt werden. Titelt die Bild-Zeitung jetzt »Putin, gib Gas!«, oder war das schon?
Samstag: Zum Frühstück gab es laut Flaschenaufschrift veganen Orangensaft. Was zeichnet einen veganen Orangensaft aus? Vor allem: Wodurch wird er unvegan? Oder gibt es das nur bei Blutorangen? Und schließlich: Was nützt veganer Saft, wenn er in Einweg-Plastikflaschen verkauft wird?
Stichwort Blut: Die Vereinten Nationen werten als Kriegsverbrechen unter anderem die »Verwendung von Waffen, Geschossen, Stoffen und Methoden der Kriegführung, die geeignet sind, überflüssige Verletzungen oder unnötige Leiden zu verursachen«. Welche Verletzungen und Leiden wären demnach angemessen und nötig?
Ob das nötig war, mögen die Hinterbliebenen beurteilen. Vielleicht liebte es der Verblichene, sich bei jeder Witterung nur im Feinrippunterhemd zu kleiden, es gibt ja auch Menschen, die ausschließlich barfuß laufen, auch bei Frost. Oder man war spät dran mit der Anzeige und hatte auf die Schnelle kein anderes Bild zur Hand als das von der Kartoffelernte 1988:

Vorösterliche Ansage des Tages: „Wenn mir bald ein Ei aus der Hose fällt und ich da drauf trete, dann ist hier Fackeltanz.“ Am fünften Tag der Isolation liegen die Nerven zeitweise etwas blank.
Sonntag: Wie zu lesen ist, kann man sich mit der Omikronvariante trotz Impfungen mehrfach infizieren, auch kurz hintereinander. Vielleicht sollte ich das bei meinen Planungen für die nächste Zeit berücksichtigen. (Das ist ausdrücklich kein Argument gegen das Impfen, steckt euch eure „Freiheit“ sonstwohin.)
Ich finde übrigens den Jubel meines FDP-Namensvetters über die Beendigung der Schutzmaßnahmen unerträglich. Man kann sich Namensvettern halt ebenso wenig aussuchen wie die übrige Verwandtschaft.
Dieses Mal scheint es gut gegangen zu sein. Hundert Quadratmeter erscheinen viel für eine Wohnung, und doch ist es recht wenig, wenn drei Personen und vorübergehend ein Virus darin wohnen. Das wichtigste für das häusliche Zusammenleben ist, dass aus dem erzwungenen Nebeneinander so schnell wie möglich wieder ein Miteinander wird. Damit ist nicht der Austausch von Körperflüssigkeit gemeint. Also nicht zuvörderst.
Die Quarantäne zieht weiter.
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Dieser Wochenrücklick ist aus gegebenem Anlass sehr virenlastig ausgefallen. Doch es besteht Grund zur Hoffnung, jedenfalls was dieses Thema angeht: Laut Robert-Koch-Institut ist der Höhepunkt dieser Welle überschritten, auch unsere häusliche Lage entspannt sich langsam. Für alles Weitere fragen Sie Herrn Kubicki. Also den anderen, den von der FDP. Ihnen eine angenehme Woche mit hoffentlich erfreulicheren Themen und Beschäftigungen.
Hab ich sehr gern gelesen, Meteoriteneinschläge aus Pommes, nicht veganen Orangensaft und Blutorangen.
Gute Besserung!
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Herzlichen Dank! Es war übrigens doch eine Mehrweg-Plastikflasche, aber das macht es nur unwesentlich besser.
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Oh weh, Omikron hat Sie inhaftiert, ich hoffe, Sie sind zwischenzeitlich weitgehend genesen, so dass das Gesundheitsamt Sie „freigibt“ (wie das hier in Bayern heißt) und Sie sich statt dem Nasenlauf wieder dem Rheinauenlauf zuwenden können?
Gilt denn derzeit schon die auf 5 Tage verkürzte Quarantäne?
Passen Sie gut auf sich auf und lassen Sie mich bitte wissen, falls ein Carepaket vonnöten wäre, im Unterschied zum Speiseöl ist gehopftes Desinfektionsmittel noch überall und zu den üblichen Preisen zu haben.
Aus dem verschneiten Süden grüßt Sie herzlich –
Ihre N.
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Ich fühle mich schon wieder besser, leider war der heutige Schnelltest anderer Meinung. Also bleibe ich ein paar weitere Tage dem Werk fern. Desinfektion mit Rotwein funktioniert auch, davon haben wir noch reichlich im Keller. Dennoch vielen Dank für das Angebot, ich komme bei Bedarf gerne darauf zurück.
Herzliche Grüße
Ihr C.
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