Verband fordert große Kinderwagen

Düsseldorf. Seit vergangener Woche nimmt Nordrhein-Westfalen am bundesweiten Test überlanger LKW, sogenannter Gigaliner, teil. Dies nahm der Bundesverband besorgter Eltern (BbE) zum Anlass, an seine langjährige Forderung nach der Zulassung größerer Kinderwagen zu erinnern. Bislang dürfen diese nach einer Richtlinie aus dem Jahre 1956 eine Länge von 133 Zentimetern und ein Gesamtgewicht von 21,5 Kilogramm (einschließlich Kind) nicht überschreiten, „aus Gründen des Unfallschutzes“, so die bisherige Sprachregelung des Bundesfamilienministeriums.

„Diese Richtlinie aus den Fünfzigern verkennt völlig, dass sich die Zeiten geändert haben“, so Mechthild Meyer-Böhl, Sprecherin des BbE. Kinder verlassen immer später das Elternhaus, das Durchschnittsalter liegt hier mittlerweile bei 25 Jahren, mit steigender Tendenz. „Vor dieser Tatsache kann auch die Politik nicht länger die Augen verschließen“, so Meyer-Böhl.

Inzwischen zeigt sich das Familienministerium offen für eine Neuregelung. So sollen ab September in Köln und Berlin-Marzahn Kinderwagen bis zu einer Länge von 180 Zentimetern und einem Gesamtgewicht von 90 Kilogramm in einem auf ein Jahr befristeten Betriebsversuch getestet werden. „Dichte Menschenansammlungen, wie zum Beispiel Wochenmärkte, Konzertveranstaltungen und Volksfeste bleiben jedoch weiterhin No-Roll-Area für die sogenannten Gigaprams“, so ein Sprecher; die Gefahr für Kinder und Erwachsene unter 160 Zentimeter Körpergröße, überrollt zu werden, sei einfach zu groß.

Der Eigentümerverband Haus & Grund weist unterdessen auf die zunehmenden Platzprobleme durch in Hausfluren und Treppenhäusern abgestellte Kinderwagen hin, und warnt vor der Zulassung noch größerer Modelle, „nicht zuletzt auch aus Gründen des Brandschutzes“, so der Verband. Vor der Anschaffung eines Gigaprams ist daher dringend zu empfehlen, die Einwilligung des Vermieters einzuholen.

Ich kann nicht tanzen

Montagmorgen, kurz nach dem Aufstehen. Regen klatscht gegen das Badfenster, die Laune noch trüber als das Wetter. Mancher würde auch sagen: Da ist stimmungstechnisch noch viel Luft nach oben. Doch so wie geeignete Kleidung uns schlechtem Wetter zu trotzen hilft, gibt es etwas, das mir regelmäßig ein Grinsen ins Gesicht zaubert, egal wie mies meine Stimmung auch gerade ist: das Radio, wenn es I Can’t Dance von Genesis spielt. So wie heute früh beim Zähneputzen. Das hängt mit dem dazugehörigen Video zusammen, welches ich natürlich nicht sehen kann, wenn sie es spielen, aber allein die Vorstellung einer bestimmten Szene genügt, um meine Mundwinkel merklich zu heben (falls ich nicht gerade die Zähne putze). Dabei ist es nicht das Video an sich – wenngleich es zweifellos den WITZIG-Stempel verdient -, sondern eine Begebenheit, die schon dreiundzwanzig Jahre zurück liegt.

Es begab sich im Frühherbst 1992 – ich studierte an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung im südhessischen Dieburg. Nach einer Klausur beschlossen meine Kommilitonen H und R, auf ein Bier in unsere Lieblingskneipe zu gehen, komm mit, sagten sie. Zunächst zierte ich mich, da ich mich in Anbetracht der nicht mehr fernen Laufbahnprüfung lieber in meine Gemächer zurückziehen wollte, um etwas zu ruhen und anschließend zu lernen. Doch mussten die beiden keine größere Mühe der Überzeugung anwenden, mich zu motivieren; eins, maximal zwei Bier konnten ja nicht schaden, danach konnte ich immer noch ruhen und, wenn es denn unbedingt sein musste, lernen.

Am frühen Nachmittag war die Kneipe zwar schon geöffnet, aber noch leer an Gästen. Bis auf uns drei. Das erste Bier war schnell getrunken, das zweite auch, das dritte… bald war es egal, die Stimmung stieg mit jedem weiteren Getränk. Dann spielten sie dieses Lied, das zu der Zeit gerade aktuell war. Und plötzlich standen H, R und ich hintereinander, marschierten beim Refrain wie die Herren Collins / Rutherford / Banks im Schritt des Taktes mit wechselweise vorgeschobenen Händen durch die glücklicherweise immer noch menschenleere Gaststätte.

icantdance

Sie sehen mich voller Verständnis, wenn Ihnen diese Zeilen nicht die geringste Gemütsregung entlocken, außer vielleicht einem Gähnen; vermutlich ist es nur witzig, wenn man selbst dabei war. Nun, ich war dabei, und darum muss ich immer wieder darüber grinsen, selbst am trüben Montagmorgen. Übrigens – noch heute kann ich in unbeobachteten Momenten dem Drang nicht widerstehen, in der beschriebenen Weise den Raum zu durchschreiten, wenn sie dieses Lied spielen. Aber das bleibt bitte unter uns.

Schlitzer

„Es war immer ein recht langer Schnitt, mit dem er den Kindern die Freude genommen hat“ – so endet eine Zeitungsmeldung der vergangenen Woche im Bonner General-Anzeiger. Doch handelt sie nicht von einem Serienmörder, der im unterfränkischen Münnerstadt unschuldige Kinder meuchelt, vielmehr hat es der Unhold auf aufblasbare Planschbecken abgesehen, welche er nächtens mit gezielten Messerschnitten zerstückelt; bereits seit 2009 geht er seiner perversen Passion nach, fast vierzig Becken fielen ihm schon zum Opfer.

Was bewegt diesen Unmenschen dazu, unschuldigen Bassins dauerhaft die Luft abzulassen? Wir wissen es nicht. Vielleicht wurde er als Kind dazu gezwungen, regelmäßig in kaltem Wasser darin zu baden, während er lieber drinnen Biene Maja oder QVC gekuckt hätte? Könnte ich gut nachvollziehen, ich wurde als Kind auch regelmäßig in die eisige Nordsee vor Büsum getrieben – glücklicherweise ohne erkennbare Folgeschäden, jedenfalls keine, die direkt darauf zurückführen sind.

Vielleicht hatte er die Bezeichnung „Meerschweinchen“ missverstanden und wollte testen, wie gut sein geliebtes Haustier schwimmen kann – dann rief Mutter zum Essen, die Meersau war kurz vergessen; nach dem Mahl dann die böse Bescherung eines jämmerlich ersoffenen Tieres, ein dauerhaftes Trauma gegen Planschbecken, Nagetiere und vegane Fischstäbchen die Folge.

Warum ausgerechnet harmlose Planschbecken? Die zu recht angeprangerte Zerstörungswut könnte sinnvoller eingesetzt werden. In unserer Nachbarschaft beispielsweise steht ein Trampolin im Garten, in welchem sich die lieben Kleinen gerne austoben, stundenlanges rhythmisches Quietschen, Geschrei, schließlich Heulen, wenn sich wieder eins auf die Klappe gelegt hat. Ein paar gezielte Messerschnitte könnten hier geräuschmildernde Wirkung entfalten, gegen das Sprunggerät, versteht sich, nicht gegen die Blagen.

Werter(?) Poolschlitzer von Münnerstadt, ich verurteile Ihr Tun zutiefst. Doch sollten Sie zufällig mal im Rheinland zu tun haben, kontaktieren Sie mich bitte, ich nenne Ihnen gerne den Standort des Trampolins.

Siehe auch hier: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bayern-unbekannter-schlitzt-planschbecken-in-muennerstadt-auf-a-1044201.html

Über Glück und einen Umzug

Das zehnte Wort des wunderbaren Blogprojekts *.txt lautet “Glück”. Wie jedes Mal bemühte ich die Suchfunktion meines bescheidenen Blogs und siehe da, zu diesem Thema schrieb ich schon einiges, zum Beispiel hierhierhier und dorten. Somit hätte ich es mir – als grundfauler Mensch – wieder sehr einfach machen können. Mache ich aber nicht, ist es doch ein sehr dankbarer Begriff, der ganze Bibliotheken zu füllen vermag, schließlich ist das Steben nach Glück eine der grundmenschlichsten Eigenschaften.

Am Dienstag bespielsweise hatte ich das unzweifelhafte Vergnügen, der Auftaktveranstaltung zu einem neuen Projekt beizuwohnen. Dieses Tritt-aus-Treffen, Verzeihung: Kick Off Meeting begann wie üblich mit einer Vorstellungsrunde. Und siehe da: acht von fünfzehn Teilnehmern nannten nicht nur ihren Namen und ihre Funktion, sondern sie hielten es auch für angebracht, ihre Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, an diesem wegweisenden Projekt teilnehmen zu dürfen. Ob sie es wirklich so meinten, wage ich nicht zu bezweifeln, dennoch vermute ich, wäre dieses Treffen anstatt im Besprechungsraum eines hochmodernen Bürogebäudes in einer Holzhütte abgehalten worden, hätten man kein Wort mehr verstanden, weil das Knacken der sich biegenden Balken alles andere übertönt hätte. Vielleicht ist das aber auch eine Form von Glück, welche mir, dem selbst eine ausgiebige Daarmentleerung bei guter Lektüre wesentlich glückstiftender erscheint, bislang verborgen blieb. Ich war übrigens als letzter dran, auf die Glücksformel verzichtete ich aus Zeitgründen.

Weniger glücklich war ich über die Nachricht, die ich Mittwoch Morgen, noch vor dem Kaffee, von Blog.de erhielt. Dort teilte man mir mit, dass Blog.de Mitte Dezember geschlossen wird und ich mir für mein Blog eine neue Bleibe suchen möge. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn man die Kündigung für seine Wohnung erhält, weil das Haus abgerissen werden soll. Es war eine schöne Wohnung, seit 2007 wohnte ich nun darin. Sicher keine Luxusherberge mit hohen Stuckdecken, Flügeltür zum Salon, großer Terrasse und unverbaubarem Blick auf den Rhein, aber doch eine, in der ich mich über die Jahre gut eingerichtet und wohlgefühlt habe. Gut, die Wände und Fensterrahmen müssten mal gestrichen werden, das Bad renoviert, das eine oder andere Möbelstück ausgetauscht werden, auch an den Bildern hat man sich mit der Zeit sattgesehen, aber alles in allem hätte ich hier gerne noch einige Jahre gewohnt.

Doch sind die Leute von Blog.de keine schlechten Menschen, die ihre Mieter im Regen stehen lassen. So vermitteln Sie WordPress als neuen Vermieter, der mich gerne aufnimmt, auch bieten sie einen Umzugsservice an. Im Gegensatz zum wahren Leben, wo ein Umzug eine aufgrund des angespannten Wohnungsmarks im Köln-Bonner Raum lange Suche und viel Glück (da ist es wieder) voraussetzt, und der wahlweise den Verlust einiger Freunde oder die saftige Rechnung eines Umzugsunternehmens nach sich zieht, funktionierte dieser Umzug mit ein paar Klicks; selbst mir, in Internetdingen eher unbewandert, gelang er problemlos.

Nun sitze ich also in meiner neuen Wohnung, Neubau, Parkett, Balkon; die Kartons sind noch nicht alle ausgepackt und die Bilder nicht aufgehängt, aber das mache ich nach und nach. Auch wird es noch einige Zeit dauern, bis ich nachts im Halbschlaf das Klo finde, ohne irgendwo gegen zu rennen. Aber doch – ich fühle mich schon recht wohl hier.