Wie sich der Zauberberg auf Pixibuchformat bringen lässt

Da mich zurzeit urlaubsbedingt keine anderen Sorgen plagen, erlauben Sie mir bitte, heute ein paar Gedanken der kleinsten Einheit schriftlicher Äußerung zu widmen: den Buchstaben. Für den Homo Alphabeticus sind sie so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen und das Wasser für die Klospülung. Wasser ist zugleich wesentlicher Bestandteil von Buchstabennudelsuppe. 
Dabei sind die Buchstaben ernstlich bedroht, wie der Pandabär, die Kleine Hufeisennase und der Binde Strich. Wie der Presse, einem der wichtigsten Buchstabenproduzenten überhaupt, kürzlich zu entnehmen war, gibt es bereits Überlegungen, das V ersatzlos wegfallen zu lassen, da F und W seine Aufgaben locker übernehmen könnten. Für die Befölkerung besteht somit keine Gefahr der Unterfersorgung mit weganen Wurstwaren. Das sieht zwar komisch aus, dafür schmeckt es fermutlich auch so.

Bei näherer Betrachtung geraten weitere Buchstaben in den Ferdacht potentieller Entbehrlichkeit, da andere deren Funktion ohne weiteres übernehmen könnten. Wozu etwa benötigen wir ein Y, wo es doch I und Ü gibt? Forbei wären die Zeiten, da es nachzuschlagen gilt, ob der Sänger nun Brian oder Bryan Adams heißt. Auch wäre es nicht länger ein Fehler, wenn in einem deutschen Satz von „Hobbies“ die Rede ist, weil jemand beispielsweise gerne Briefmarken sammelt, Tauben züchtet und abends Damen im Park erschreckt. Die große Zeit der Yps-Hefte ist eh längst forbei, nur für den alten Schlager YMCA der Willage People müsste man sich was überlegen, das sich ebensogut brüllen und mit lustigen Armferrenkungen tänzerisch begleiten lässt.
Noch überflüssiger das Q, welches niemals ohne sein nachgestelltes U daherkommt; spätestens mit Insolwenz des bekannten Fersandhausriesen aus Fürth hat es seine Existenzberechtigung endgültig eingebüßt. Was entginge der Menschheit, schriebe sie künftig Kwalle, Kwicki oder Kwerverbindung? Der Kuhstall hat sich schließlich auch irgendwann durchgesetzt.
Interessant wäre mal zu wissen, wie der Name Hamacher* entstanden ist. Fielleicht waren die Forfahren Zulieferer einer Fabrik für Buchstabennudelsuppensuppen, Buchstabe H. Allerdings drängt sich dann die Frage auf, was aus den ganzen Ell-, Vau-, Te- und Ixmachern geworden ist, warum sucht man diese Namen heute fergebens im Telefonbuch, sind sie ausgestorben und wenn ja, warum haben sich ausgerechnet die Hamacher gehalten? Wobei: Die X-für-ein-U-Formacher haben bis heute überlebt, in letzter Zeit scheinen sie sich gar zu fermehren, nur heißen sie heute anders, zum Beispiel Trump, Bachmann, Winterkorn, Johnson, Le Pen oder Bezos. 
Vom Aussterben bedroht ist auch die Schreibschrift, jedenfalls sollen die Kinder sie in der Schule nicht mehr erlernen, da es sie angeblich überfordert. Allenfalls sollen sie noch das Niederschreiben von Druckbuchstaben gelehrt bekommen, am besten aber nur noch über eine Tastatur.
Auch dieser Kwatsch ist nur eine forübergehende Fase – mittelfristig wird es gar keine Buchstaben mehr geben, da sie follständig durch diese unsäglichen Emojis ersetzt sein werden. Thomas Manns Zauberberg wird sich dann endlich auf das Format eines Pixibuchs bringen lassen, wodurch er auch für überforderte Grundschüler lesbar wird.
Nein, ich möchte auf das V nicht verzichten, auf die anderen auch nicht. Über das ß ließe ich indessen mit mir reden, dessen korrekten Gebrauch ohnehin immer weniger Menschen zu beherrschen scheinen, dabei ist es ganz einfach. Aber das ist ein anderes Thema.
——-

* Bitte verzeih mir, liebe M