Woche 29/2025: Angenehme Müdigkeit und entgangene Dessertfreude

Montag: Der erste Arbeitstag der neuen Woche verlief weitgehend in einer angenehmen Müdigkeit; außer ausgezeichneten Maultaschen zum Mittagessen ist mir zum Zeitpunkt dieser Notiz nicht viel mehr erinnerlich. Am frühen Abend zog ein heftiger Regenschauer mit Gewitter und Windböen über Stadt, Land und Fluss, drei unserer Balkonkästen riss es in die Tiefe. Nach jetzigen Erkenntnissen kam dabei niemand zu Schaden. Erst Stunden später zogen wieder die Mauersegler ihre Runden ums Haus, als wäre nichts gewesen. Später nach Einsetzen der Dämmerung, als ich noch beim Abendglas auf dem Balkon saß, waren sie verschwunden und Fledermäuse übernahmen die Nachtschicht am Mückenbüffet, derweil aus einer nahen Wohnung ein Haushaltsgerät piepte. So wie in der Stadt ständig irgendwo einer rumbölkt, piept auch immer irgendwas.

Dräuendes Gewölk, kurz vorher

Dienstag: Persönliche Pein in der Mittagspause: Da ich es versäumt hatte, das Kantinenguthaben auf dem Mitarbeiterausweis zu prüfen und nachzuladen, reichte es nicht mehr für ein Dessert. Nicht auszudenken, wenn es ausgerechnet heute Götterspeise gegeben hätte.

In der Kaffeeküche steht auf der Spüle nahezu täglich ein gebrauchtes Sektglas mit einem Kaffeelöffel darin. Abgesehen von der Frage, warum der- oder diejenige nicht in der Lage ist, es direkt in die Spülmaschine zu stellen, wüsste ich gerne, was darin zuvor verzehrt wurde.

Als Ausgleich für entgangene Dessertfreude mittags genehmigte ich mir auf dem Rückweg ein Feierabendbier. Bei Rückkehr am trauten Heim fand ich im Briefkasten eine Postkarte aus Trier vor und freute mich.

Mittwoch: Vielleicht lag es am Wetter – es war recht kühl, zeitweise fiel Regen – dass heute die Inspiration, hier etwas Sinnvolles zu vermerken, ausblieb. Was keineswegs heißen soll, es ergäbe immer Sinn, was hier an warmen, trockenen Tagen notiert wird.

Wo Worte ausbleiben, sollen Bilder sprechen:

Rätselhaftes Wahlplakat – Was mag das Sternchen bedeuten?
Allein schon wegen der Frisur und des eingeschobenen F. muss man ihn einfach ins Herz schließen

Die Linke verheißt* per Plakat übrigens: „Ohne Linke kein Theater“. Ob die sich das gut überlegt haben?

*In Zeiten der Klimaerwärmung ein interessantes Wort

Donnerstag: Auf dem Fußweg ins Werk begegnete mir am Rheinufer eine mutmaßliche Mutter mit Kinderwagen. Dabei sah sie, jedenfalls solange sie sich in meinem Blickfeld befand, kein einziges Mal auf ein Datengerät. Als wir aneinander vorbeigingen, war ich versucht, ihr den gehobenen Daumen entgegen zu halten.

Ich liebe es, wenn jemand einen Satz mit Bedeutung anzureichern sucht, indem er ihn mit dem energisch ausgesprochenen Wort „Punkt“ beendet, danach aber keinen solchen macht und stattdessen nicht minder bedeutungsvoll weiterredet.

Zusammenhangloser Gedanke während einer langweiligen Besprechung: Wenn etwas verbessert werden soll, spricht man von optimieren. Warum heißt es nicht, wenn das Gegenteil eingetreten ist, pessimieren?

WordPress gratuliert mir zum zehnten Jahrestag als Nutzer desselben. Ich danke herzlich, sofern es sinnvoll ist, einem Algorithmus zu danken. Doch messe ich dem keine größere Bedeutung bei, da dieses Blog ja schon viel älter ist.

Freitag: Das Landlebenblog, das zu abonnieren ich Ihnen empfehle, veröffentlicht regelmäßig, also vielleicht nicht regelmäßig im Sinne von wöchentlich, jedenfalls wiederkehrend Berichte mit dem Titel „Was schön war“. Das finde ich gut, wird doch meistens eher über Negatives, Empörendes geschrieben, selten hingegen darüber, was gut gelaufen ist. Auch dieses Blog neigt meistens eher zum Lästern denn zum Lob, gebe ich ja zu. Warum also nicht wenigstens einmal wöchentlich das Gute hervorheben, also: was schön war. Vielleicht jeden Freitag, der ohnehin wegen des beginnenden Wochenendes meistens im Lichte des Optimismus erstrahlt, nicht immer, indes öfter als der Montag. Ob mir das wirklich jeden Freitag gelingt, kann ich nicht versprechen, vornehmen werde ich es mir jedenfalls. Was also heute schön war:

Nach dem zwar nicht auffallend schönen, immerhin insgesamt angenehmen Arbeitstag radelte ich bei ebenso angenehmen Wetter entlang des Rheins nach Hause. An einer freien Bank hielt ich an, stellte das Fahrrad ab und setzte mich, dann rief ich meinen Jugendfreund U. in Bielefeld an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Das war sehr schön, vor allem, wenn man bedenkt, dass ich normalerweise höchst ungern telefoniere.

Schön auch wieder die Wochenkolumne von Kurt Kister, hier ein Auszug:

In allen Fraktionen gibt es Menschen, deren nahezu höchster Lebenszweck die Insubordination ist, also das Abweichen von der Mehrheit, das Nölen, das verbale Hinterhertreten. Diese Menschen merken meistens, dass ihnen von Seiten der Fraktionsführung, von oben, nichts wirklich Schlimmes passiert, sie aber andererseits durch die Einladung in Talkshows belohnt werden. Talkshows leben geradezu von Abweichlern jeder Art, sei es von der Parteilinie oder der Vernunft.

Zum gesamten Text bitte hier entlang.

Gehört: „Transsubstantiation? Das ist doch das mit Ebbe und Flut, Gleichstrom und Wechselstrom, nicht?“

Ebenfalls jenseits aller Vernunft dieses seltsame, mutmaßlich irrwitzig teure Fahrzeug, das am späten Abend vor dem Haus stand und bald darauf mit dumpfem Getöse abfuhr

Samstag: Heute war Pride Bonn, eine Veranstaltung, die inzwischen leider zunehmend an Wichtigkeit gewinnt, wie auch hier und vor langer Zeit schon dort dargelegt. Sie begann als Demonstrationszug von Beuel in die Bonner Innenstadt, wo sie auf dem Münsterplatz endete. Aus zeitlichen Gründen konnte ich nicht am Zug teilnehmen, wollte aber wenigstens durch Anwesenheit bei der Schlusskundgebung meinen kleinen Teil dazu beitragen.

Da ich früher auf dem Münsterplatz eintraf als der Zug, nahm ich in der dortigen Außengastronomie Platz und bestellte eine Limonade. Wieder einmal fragte ich mich, wozu solche Getränke fast immer mit einem Trinkhalm serviert werden und legte ihn beiseite. Wieviel Plastikmüll könnte vermieden werden, würde auf diesen Unfug verzichtet. Einer lief mit einem großen Schild „Single“ über den Platz, offenbar erschien ihm hier und heute eine gute Gelegenheit, den passenden Partner zu finden.

Schließlich traf der Zug ein mit zahlreichen Regenbogenfahnen beziehungsweise ihren diversen Unterarten unterschiedlichster Farbkombinationen, deren Symbolik ebenso wie die LGBTQundsoweiter-Buchstabenreihe inzwischen eine Wissenschaft für sich geworden ist; ob das der Sache dienlich ist, ich weiß es nicht. Ansprachen wurden gehalten, es endete mit einer durchaus beeindruckenden Gruppen-Tanzeinlage. Wichtig: Die Veranstaltung wurde nicht gestört durch rechte oder religiöse Spinner. Wenn ich höre und lese, was zu solchen Anlässen mittlerweile in anderen Städten passiert, gruselt es mich und macht mir persönlich Angst. Hoffen wir, dass wenigstens der Single sein Glück gefunden hat.

Zurück zu leichteren Themen: die nächste Frage. Heute die …

Niemals.

Frage Nr. 17 lautet: „An welchen Urlaub denkst du mit Wehmut zurück?“ Es gab viele schöne Urlaube, auch wenn Fernreisen nie meins waren: die Familienurlaube meiner Kindheit in Büsum an der Nordsee und im Allgäu; Eisenbahntouren mit (gestern genanntem) Freund U. und dem Tramper-Monatsticket durch Deutschland in den Achtzigern; die Gran Canaria-Urlaube in den Zweitausendern mit dem Liebsten und zwei Freunden; seit den Zehnerjahren immer wieder Südfrankreich; seit den Zwanzigern altersgerechte Flusskreuzfahrten. Einige davon sind in besonders schöner Erinnerung geblieben, aber Wehmut? Gut, viele der Bahntouren lassen sich nicht wiederholen, weil zahlreiche der bereisten Strecken heute längst stillgelegt und abgebaut sind. Auch die Urlaube auf Gran Canaria würden heute anders verlaufen: ruhiger, entspannter, weil Sturm und Drang, die mit Mitte dreißig noch tosten, sich gelegt haben, es liegt mir fern, das zu beklagen. Nein, Wehmut stellt sich dabei nicht ein.

Sonntag: Der übliche Spaziergang entfiel zugunsten einer Radtour mit dem Liebsten an der Sieg entlang bis nach Hennef, wo ein idyllisches, direkt am Fluss gelegenes Ausflugslokal Aufenthaltsqualität in Aussicht stellte, um dieses in letzter Zeit in den Medien stark strapazierte Wort auch mal zu verwenden. Dort fanden wir reichlich Platz und stärkten uns mit Currywurst und Landbier für die Rückfahrt. Pünktlich bei Rückkehr zu Hause setzte stärkerer Regen ein, auch das eine oder andere Donnergrollen ließ sich vernehmen. Nach knapp einer Stunde war es wieder vorüber, es blieb bewölkt. Warum auch nicht.

Siegauen zwischen Sieglar und Meindorf

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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Kommen Sie gut durch die Woche.

Redaktionsschluss: 19:30

Woche 19/2025: Kein Oberdeckwetter, beeindruckende Aromatik und eingeschränktes Bemühensinteresse

Montag: Wir sind weiterhin auf Flusskreuzfahrt auf der Rhône in Frankreich, heute auf dem Weg von Avignon, wo wir gestern Mittag abgelegt haben, bis Lyon, wo wir am frühen Abend ankamen. Da es gestern regnete und kühl geworden ist, verbrachten wir den Abend nicht an Deck, sondern im Salon, wo es sich nicht vermeiden ließ und sogar angenehm war, mit Mitreisenden ins Gespräch zu kommen. Wir gingen zeitig zu Bett, konnten jedoch nur schlecht einschlafen. Vermutlich war es keine so gute Idee, einen French Coffee zu bestellen.

Als wir dennoch zeitig erwachten, lag das Schiff vor Andance, einem kleinen Ort zwischen Valence und Vienne, es legte bald wieder ab und setzte die Fahrt fort. Dass und warum wir in Andance Halt machten, war nicht mitgeteilt worden, man muss nicht alles wissen.

Man muss auch nicht alles hinnehmen. Vergangene Woche äußerte ich mich kritisch über nicht ganz frisches Brot zum Frühstück. Was heute an Brot angeboten wurde, grenzte an Frechheit, die Scheiben bogen sich kurz vor hart. Ich halte mich für einen verträglichen Menschen, der (vielleicht manchmal zu) vieles als gegeben zu akzeptieren bereit ist, wenn das Gesamtbild passt. Doch irgendwann kommt auch bei mir der Punkt, wo die Sicherheitsventile abblasen. Der war heute erreicht, zu vieles entspricht seit Abreise nicht den Erwartungen: die geänderte Reiseroute wegen geschlossener Schleusen auf der Saône am 1. Mai, die erst bei Abfahrt mitgeteilt wurde, als ob man das nicht vorher gewusst hätte. Ungefähr jeder zweite Wein von der Karte ist nicht vorrätig, nicht einmal Pastis, mitten in Frankreich. Die Qualität des Essens, die seit den letzten Reisen mit diesem Veranstalter stark nachgelassen hat. All das trugen wir der Reiseleiterin vor, die es sich geduldig anhörte, Notizen machte und versprach, die Beanstandungen weiterzugeben. Wir sind nicht die einzigen an Bord, die diese Mängel empfinden, wie sich aus Gesprächen mit anderen Gästen ergibt. Immerhin hat man damit etwas, worüber man sich unterhalten kann.

Doch vermag all das die Urlaubsfreude nur geringfügig zu trüben. Ebensowenig wie das weiterhin regnerisch-kalte Wetter, das uns vom Oberdeck fernhält und in die Kabine oder die Panorama-Lounge treibt, wo vormittags ein Apéro mit „Spezialitäten aus der Region“ gereicht wurde. Noch gesättigt vom Frühstück verzichteten wir.

Am frühen Abend erreichten wir so zeitig Lyon, dass bis zum Abendessen (unsere Tage an Bord sind im Wesentlichen durch die Essenszeiten getaktet) noch eine Stunde Zeit blieb für eine Runde durch die Stadt. Angesichts des Wetters reichte das auch.

Dienstag: In der Nacht fuhren wir weiter nach Trévoux an der Saône. Trotz Verzichts auf Ohrstöpsel bekam ich nichts davon mit, entweder war das Schiff sehr leise gefahren oder man hat sich inzwischen daran gewöhnt, so wie man Züge nachts nicht mehr hört, wenn man länger an einer Bahnstrecke wohnt.

Nach dem Spätstück verließen wir das Schiff für eine Runde durch Trévoux, ein hübscher Ort mit einer fotogenen Brücke. Nach Rückkehr an Bord hatten wir ein recht angenehmes Gespräch mit der Reiseleiterin, die inzwischen unsere gestrige, oben genannte Beanstandungen betreffende Mail an den Veranstalter erreicht hatte. Zwar kann sie die Mängel nicht alle beheben, sagte uns aber für die letzten Tage frisches Brot und angemessene Weinauswahl zu.

Da es weiterhin zu kalt ist für das Oberdeck, verbrachten wir den Nachmittag im Salon im Vorderschiff mit Tee, Lesen, Postkartenschreiben und in die Gegend Kucken. Auch von dort hat man einen schönen Blick nach draußen, ohne zu frieren.

Auch im Urlaub lese ich den Bonner General-Anzeiger, immer informiert bleiben. Darin heute in einem Artikel über eine geführte Radtour auf den Spuren der stillgelegten Straßenbahn nach Mehlem dieser Satz: „Gerhard Lemm führt die Teilnehmenden auf einer rund zweistündigen Rundfahrt in die Zeit von 1891 bis 1976, als eine Bahntrasse für eine Dampf- und später Diplomatenbahn seine Passagiere bis nach Mehlem beförderte.“ Eine Bahntrasse beförderte Herrn Lemms Passagiere? Erst mit Dampfloks, später wurden Diplomaten vor die Wagen gespannt?

Am frühen Abend erreichten wir Mâcon, wo wir über Nacht bleiben, ehe es morgen zurück nach Lyon geht.

Brücke in Trévoux

Mittwoch: Zum Spätstück gab es frisches Brot und Brötchen, die sich ohne Verletzungsgefahr aufschneiden ließen. Geht doch, unsere Hinweise zeigen Wirkung, leider etwas spät, morgen endet für uns die Reise.

Vormittags gingen wir von Bord und schauten uns Mâcon an. Mittags legten wir ab nach Lyon, das abends erreicht wurde. Weiterhin kein Oberdeckwetter. Dennoch suchten wir kurz vor Erreichen des Ziels das Vorderdeck auf, die Einfahrt auf der Saône in Lyon ist bei jedem Wetter ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Müllabfuhr in Mâcon
Einfahrt Lyon I
Einfahrt Lyon II
Abendblick ans andere Rhône-Ufer

Aus der Zeitung: „Vatikan informiert über weiße Rauchzeichen“

Im Übrigen finde ich es nicht angemessen, bereits jetzt über Bundeskanzler Merz und seine Regierung zu richten. Lasst sie doch erstmal versagen.

Donnerstag: Nach dem letzten Frühstück verließen wir planmäßig und geordnet das Schiff, brachten die Koffer ins Auto im nahen Parkhaus und spazierten zur immer besuchenswerten Markthalle, wo es noch ziemlich ruhig war. Wegen der frühen Stunde tranken wir an der Marktschänke einen Kaffee, keinen Rosé.

Danach fuhren wir zum Hotel auf der anderen Rhône-Seite, wir bleiben eine weitere Nacht in Lyon. Das Hotel, das uns der Liebste gebucht hat, ein ehemaliges historisches Krankenhaus, ist mit grandios einigermaßen zutreffend beschrieben. Nicht gerade günstig, zum heutigen 23. Hochzeitstag gönnen wir uns das. Irgendwie hat er ein Apgret hinbekommen, die Suite, in der wir residieren, so muss man das wohl nennen, erstreckt sich über zwei Etagen mit einer Gesamtdeckenhöhe von schätzungsweise sechs bis sieben Metern, die Vorhänge vor dem hohen Fenster werden auf Knopfdruck elektrisch geschlossen und geöffnet. Gemütlich ist anders, auf jeden Fall beeindruckend. Doch auch hier, wie in fast allen Hotels, spart man an Kleinigkeiten, sie ahnen es: Es gibt keine Jackenhaken. Ich werde nicht müde, das immer wieder zu beanstanden.

Nach dem Einschecken gingen wir in die Altstadt, die am Hang liegt und deren höhergelegene Teile über mehrere Treppen mit hunderten Stufen erreichbar sind. Obwohl mir urlaubsbedingt der mittägliche Treppensteig im Mutterhaus des Arbeitgebers fehlt, kam ich gut hoch, der Liebste geriet im letzten Viertel etwas ins Schwitzen. Lyon ist eine großartige Stadt, auch wenn mir die Altstadt etwas zu menschenvoll war.

Auf dem Weg zum Parkhaus
Weg zur Markthalle
Hundehalter
Hotel, Außenansicht
Unsere Kammer, Teilansicht
Blick von der oberen Altstadt

Freitag: Nach dem Frühstück verließen wir Lyon mit Ziel Langres, der letzten Etappe dieser Urlaubsreise. Wieder fuhren wir autobahnmeidend über Land, unter anderem durch die Dombes, eine Art Seenplatte aus künstlich angelegten Fischteichen, wie die Wikipedia weiß. Von den Teichen sahen wir indes nicht viel, weil sie meistens von Gebüsch umsäumt waren. Dafür sahen wir auf einem Acker zahlreiche Störche, die in dieser Gegend vermutlich reichlich zu futtern finden. Ansonsten durchfuhren wir Dörfer und sahen zahlreiche blühende Akazien.

In Beaune legten wir einen Zwischenhalt ein zum Einkauf von Spezialitäten, auf dass wir auch in den nächsten Tagen nicht hungern müssen und vielleicht, wenn es schlecht läuft, in den übernächsten Tagen wieder was zum Wegwerfen haben.

Auch in Langres, das am frühen Abend erreicht wurde, hat der Liebste ein Hotel in gehobener Kategorie gebucht. Nicht minder gehoben das angeschlossene Restaurant, wo wir den Abend bei beeindruckender Aromatik und überraschenden Zutaten (z.B. hölzerne Farnwurzeln, deren Verzehrzweck nicht ganz klar war) verbrachten. Mein Bedarf an französischer Sternküche ist damit vorerst gedeckt, ein wenig freue ich mich wieder auf die Kantine ab Montag. Auf die nahende Werktätigkeit nicht so sehr, das kommt bestimmt noch.

Störche und Möwen bei Villars-les-Dombes
Saint-Julien-sur-Reyssouze
Vor Bonnencontre
Unser Hotel in Langres – ein erstklassiges Haus

Samstag: Nach dem Frühstück traten wir die Heimfahrt an, bis Vittel über die Dörfer, ab dort auf die Autobahn. Am späten Nachmittag erreichten wir Bonn. Fazit: Trotz meteorologischer und bordgastronomischer Schwächen war es ein schöner Urlaub, und ja, ich äußerte es bereits früher bei ähnlicher Gelegenheit, die Bedenklichkeit von (Fluss-)Kreuzfahrten hinsichtlich Umweltschutz und Arbeitsbedingungen des Personals ist mir bewusst.

Wieder einmal komme ich zu der Erkenntnis, Frankreich ist ein sehr schönes Land. Wäre ich noch religiös und ließe es sich nicht vermeiden, dass ich nochmals als Mensch geboren werde, dann gerne dort. Dann käme ich auch mit der Sprache klar: Obwohl wir seit Jahren Urlaub in Frankreich machen, fällt es mir immer noch schwer, Französisch zu verstehen oder gar selbst darin zu kommunizieren. Das ist traurig, doch mangelt es mir an Talent, andere Sprache zu erlernen. Ähnliches gilt, nicht ganz so ausgeprägt, für Englisch. Vielleicht, nein ziemlich sicher ist es auch eine gewisse Bequemlichkeit meinerseits, mehr Aufwand für das Erlernen aufzubringen. Oder wie der Liebste es ausdrückt, der fließend Englisch und ganz passabel Französisch spricht: Mein Bemühensinteresse ist sehr eingeschränkt.

Sonntag: Die Mauersegler sind da, ist in den Blogs zu lesen, auch hier bei uns sausen sie wieder durch die Siedlung, wenn auch noch nicht in großer Anzahl. Nicht nur die, auch der Zeppelin dreht wieder seine Runden über die Stadt, jedenfalls sah ich ihn vormittags zweimal, nachmittags nicht mehr.

Nachmittags unternahm ich einen langen Spaziergang über die Kennedybrücke auf die andere Rheinseite und über die Nordbrücke zurück. Während ich letztere überquerte, fuhr unter mir aus Köln kommend ein großes Partyschiff mit menschenvollem Oberdeck und Tanzfläche, auf der man sich zu „Amsterdam“ bewegte. Ich blieb stehen und betrachtete das Treiben aus sicherer Entfernung, manche winkten mir zu, als meistens freundlicher Mensch winkte ich mit nicht übertriebenem Bewegungsaufwand zurück. Wie üblich bei solchen Fahrten wurde unter der Brücke gejohlt, weil das so schön hallt; ein wenig fühlte es sich an, als jubelte man mir zu. Das Lied hallte danach noch längere Zeit ohrwurmend in meinen Hirnwindungen nach.

Ansonsten die nicht neue Erkenntnis: Wir haben es hier auch ganz schön.

..
„Bahnhöfchen Style“ tut ein kleines bisschen weh
Rheinauen vor Schwarzrheindorf
„Mimimi“

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Kommen Sie gut durch die Woche. Falls Sie auch Urlaub hatten, einen angenehmen Start in den Alltag.