Montag: Die Uhrenumstellung wirkte sich nicht auffallend beschwerlich aus. Jedenfalls war ich nicht müder und lustloser als an anderen Montagen.
In den Büros auf dem Flur herrschte freitägliche Leere, aus der Ferne nur die Stimme einer Kollegin, die viel und laut telefoniert. Da die Chefs zu einer Tagung ausgeflogen sind, hielten die meisten Mitarbeiter Anwesenheit offenbar auch nicht für sinnvoll und erforderlich. Mir soll es recht sein. Im Übrigen schien es eine geheime Absprache zu geben, mich per Mail und Teams-Anruf mit möglichst seltsamen Anliegen zu belästigen.
Gelesen und zustimmend genickt – das e13-Blog über künstliche Intelligenz.
Dienstag: In der Kantine gab es Currywurst. Da mir die Warteschlange zu lang war, wählte ich stattdessen Röhrchennudeln mit Pesto, Ziegenkäse und Salat, auf die Walnüsse verzichtete ich. Und ich sah (bzw. schmeckte), dass es gut war.
Die Amerikanische Regierung fordert in diesen Tagen europäische Unternehmen schriftlich auf, alle Programme zur Förderung von Vielfalt und Gleichstellung einzustellen, ist zu lesen. Noch weisen sie die Forderung zurück, nur wie lange noch? Was kommt da auf uns zu?
Im Übrigen fiel ich heute auf keinen Aprilscherz herein. Vielleicht habe ich es auch nur nicht gemerkt.

Mittwoch: Es muss kein schlechter Tag sein, dessen nicht nur kulinarischer Höhepunkt eine Portion Erbseneintopf zu Mittag ist.
Manche Autos, vor allem, aber nicht nur die protzig-mattlackierten Modelle, fallen durch ein besonders markantes, vermutlich künstlich erzeugtes Motorgeräusch auf, das entfernt wie das Brüllen einer Raubkatze klingt, was vielleicht genau die Absicht der Motorklangdesigner ist. Wenn ich so ein Fahrzeug höre und sehe, stellen sich spontan und ohne sexuellen Hintergrund Mutmaßungen über die Genitalgröße des Fahrers ein. Oder, wesentlich seltener, die Körbchengröße der Fahrerin.
Donnerstag: Zu Fuß ins Werk und zurück bei frühlingshafter Milde. Der Tag erstrahlte in Vorfreude auf das Feierabendbier auf dem Rückweg. Sie wurde erfüllt.

Jedes Mal, wenn ich wen mit stetem Blick auf das Datengerät essen, gehen oder radeln sehe, glaube ich, der Veropferung der Menschheit beim Wachsen zuzuschauen. Über das Fernsehen sagte man einst Ähnliches. Nicht nur RTL beweist: Es stimmt.


Das Blättchen der Krankenkasse ist gekommen. Früher warf ich es ungelesen weg, heute blättere ich wenigstens einmal kurz durch. Vielleicht auch ein Zeichen des Älterwerdens.
Freitag: Es ist soweit, die Kirschbäume in der Inneren Nordstadt haben die meisten ihrer Blüten entfaltet, somit blüht uns an diesem Wochenende wieder ein erheblich Andrang.


Kein größerer Andrang hingegen heute auf dem Büroflur. Nur die markante Stimme der dauertelefonierenden Kollegin war aus der Ferne zu vernehmen. Spontaner Gedanke: Wenn ich die zu Hause hätte, würde ich mir eine Pistole besorgen. Ob ich damit sie oder lieber mich selbst erschießen würde, bleibt offen. Selbstverständlich nur ein theoretischer, sogleich wieder verworfener Gedanke.
Samstag: Morgens erreichte mich ein Hilferuf, ob ich morgen bei der Lesung der TapetenPoeten aushelfen könnte, da zwei Vortragende spontan abhanden gekommen sind. Das trifft sich doppelt gut: Zum einen wollte dort ohnehin als Zuhörer hin, zum anderen ist es mir stets ein besonderes Vergnügen.
Meine Erwartung größerer Menschenansammlungen in der Stadt wurde nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Nicht nur die Innere Nordstadt ist voller Kirschblütenkucker, auch in der Fußgängerzone kommt man kaum durch, wobei es eine geheime Absprache zu geben scheint, möglichst langsam zu gehen und oft stehen zu bleiben.
Die samstäglichen Be- und Entsorgungen verband ich mit einem längeren Spaziergang, der zufällig am Lieblingsbiergarten am Rheinufer vorbeiführte, der seit gestern geöffnet ist. Im Gegensatz zur Innenstadt herrschte dort noch nicht viel Betrieb, ich fand ausreichend Platz, um bei einer Halben die Blogs zu lesen.

Sonntag: Wenig überraschend war auch die Lesung nur schwach besucht; die Konkurrenz durch blühende Kirschen, Bonn-Marathon und sonniges, wenn auch deutlich kühleres Wetter war groß. Spaß gemacht hat es dennoch, gerne jederzeit wieder. Unter anderem las ich dies und das vor.
Zum guten Schluss: Erfreulich waren in dieser Woche Erbseneintopf ohne Gesprächseinlage, etwas Applaus und Vorfreude auf die kommende kleine Woche.
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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche mit genussvollen Momenten.















