Woche 14/2025: Was kommt da auf uns zu?

Montag: Die Uhrenumstellung wirkte sich nicht auffallend beschwerlich aus. Jedenfalls war ich nicht müder und lustloser als an anderen Montagen.

In den Büros auf dem Flur herrschte freitägliche Leere, aus der Ferne nur die Stimme einer Kollegin, die viel und laut telefoniert. Da die Chefs zu einer Tagung ausgeflogen sind, hielten die meisten Mitarbeiter Anwesenheit offenbar auch nicht für sinnvoll und erforderlich. Mir soll es recht sein. Im Übrigen schien es eine geheime Absprache zu geben, mich per Mail und Teams-Anruf mit möglichst seltsamen Anliegen zu belästigen.

Gelesen und zustimmend genickt – das e13-Blog über künstliche Intelligenz.

Dienstag: In der Kantine gab es Currywurst. Da mir die Warteschlange zu lang war, wählte ich stattdessen Röhrchennudeln mit Pesto, Ziegenkäse und Salat, auf die Walnüsse verzichtete ich. Und ich sah (bzw. schmeckte), dass es gut war.

Die Amerikanische Regierung fordert in diesen Tagen europäische Unternehmen schriftlich auf, alle Programme zur Förderung von Vielfalt und Gleichstellung einzustellen, ist zu lesen. Noch weisen sie die Forderung zurück, nur wie lange noch? Was kommt da auf uns zu?

Im Übrigen fiel ich heute auf keinen Aprilscherz herein. Vielleicht habe ich es auch nur nicht gemerkt.

Die schönste Magnolie der Stadt steht am Rheinufer

Mittwoch: Es muss kein schlechter Tag sein, dessen nicht nur kulinarischer Höhepunkt eine Portion Erbseneintopf zu Mittag ist.

Manche Autos, vor allem, aber nicht nur die protzig-mattlackierten Modelle, fallen durch ein besonders markantes, vermutlich künstlich erzeugtes Motorgeräusch auf, das entfernt wie das Brüllen einer Raubkatze klingt, was vielleicht genau die Absicht der Motorklangdesigner ist. Wenn ich so ein Fahrzeug höre und sehe, stellen sich spontan und ohne sexuellen Hintergrund Mutmaßungen über die Genitalgröße des Fahrers ein. Oder, wesentlich seltener, die Körbchengröße der Fahrerin.

Donnerstag: Zu Fuß ins Werk und zurück bei frühlingshafter Milde. Der Tag erstrahlte in Vorfreude auf das Feierabendbier auf dem Rückweg. Sie wurde erfüllt.

Erfüllung

Jedes Mal, wenn ich wen mit stetem Blick auf das Datengerät essen, gehen oder radeln sehe, glaube ich, der Veropferung der Menschheit beim Wachsen zuzuschauen. Über das Fernsehen sagte man einst Ähnliches. Nicht nur RTL beweist: Es stimmt.

Auch sonst ist die allgemeine Verblödung nicht zu übersehen
Frühling

Das Blättchen der Krankenkasse ist gekommen. Früher warf ich es ungelesen weg, heute blättere ich wenigstens einmal kurz durch. Vielleicht auch ein Zeichen des Älterwerdens.

Freitag: Es ist soweit, die Kirschbäume in der Inneren Nordstadt haben die meisten ihrer Blüten entfaltet, somit blüht uns an diesem Wochenende wieder ein erheblich Andrang.

Morgens war es noch leer
Nachmittags nicht mehr

Kein größerer Andrang hingegen heute auf dem Büroflur. Nur die markante Stimme der dauertelefonierenden Kollegin war aus der Ferne zu vernehmen. Spontaner Gedanke: Wenn ich die zu Hause hätte, würde ich mir eine Pistole besorgen. Ob ich damit sie oder lieber mich selbst erschießen würde, bleibt offen. Selbstverständlich nur ein theoretischer, sogleich wieder verworfener Gedanke.

Samstag: Morgens erreichte mich ein Hilferuf, ob ich morgen bei der Lesung der TapetenPoeten aushelfen könnte, da zwei Vortragende spontan abhanden gekommen sind. Das trifft sich doppelt gut: Zum einen wollte dort ohnehin als Zuhörer hin, zum anderen ist es mir stets ein besonderes Vergnügen.

Meine Erwartung größerer Menschenansammlungen in der Stadt wurde nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Nicht nur die Innere Nordstadt ist voller Kirschblütenkucker, auch in der Fußgängerzone kommt man kaum durch, wobei es eine geheime Absprache zu geben scheint, möglichst langsam zu gehen und oft stehen zu bleiben.

Die samstäglichen Be- und Entsorgungen verband ich mit einem längeren Spaziergang, der zufällig am Lieblingsbiergarten am Rheinufer vorbeiführte, der seit gestern geöffnet ist. Im Gegensatz zur Innenstadt herrschte dort noch nicht viel Betrieb, ich fand ausreichend Platz, um bei einer Halben die Blogs zu lesen.

Lieblingsbiergarten

Sonntag: Wenig überraschend war auch die Lesung nur schwach besucht; die Konkurrenz durch blühende Kirschen, Bonn-Marathon und sonniges, wenn auch deutlich kühleres Wetter war groß. Spaß gemacht hat es dennoch, gerne jederzeit wieder. Unter anderem las ich dies und das vor.

Zum guten Schluss: Erfreulich waren in dieser Woche Erbseneintopf ohne Gesprächseinlage, etwas Applaus und Vorfreude auf die kommende kleine Woche.

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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche mit genussvollen Momenten.

Woche 12/2025: AFAICS

Montag: An den inflationären Gebrauch des Wortes „spannend“ als Synonym für interessant hat man sich inzwischen gewöhnt, selbst Pilze und Schnecken können heutzutage spannend sein. Eine gewisse Steigerung stellt da die Ankündigung von „exciting news“ dar, heute gleich zweimal in unterschiedlichen Zusammenhängen gelesen. Meine Aufregung über das derartig Verkündete hielt sich in Grenzen.

Dienstag: Der strahlende Sonnenschein bildete einen deutlichen Kontrast zum kalten Wind, der mir morgens auf dem Fußweg ins Werk entgegen blies. Auch die Läufer am Rheinufer liefen überwiegend langebehost, wer wollte es ihnen verdenken. Verdenken kann man einigen von ihnen allenfalls, dass sie dabei konsequent und ohne Not auf dem Radweg laufen, das aber unabhängig von Temperatur und Hosenlänge.

Nachmittags hatte ich einen Termin beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt, um das Hörvermögen mal wieder überprüfen zu lassen. Während ich – wie schon mehrfach geschrieben – es keineswegs als Nachteil empfinde, nicht mehr alles so genau zu hören, erst recht nicht das Gerede fremder Menschen am Nebentisch oder in der Bahn, liegt mir der Liebste schon lange in den Ohren, endlich was gegen meine Hörschwäche bei Hintergrundgeräuschen zu unternehmen. Indes der Befund: Keine Verschlechterung zum letzten Mal, weiterhin keine Hörhilfe erforderlich. Mit meinem Hinweis, er müsse einfach deutlicher sprechen, wenn wir etwa in einer Gaststätte sind, stoße ich regelmäßig auf taube Ohren.

Wie mir Epubli schrieb, hat im Februar jemand mein Buch gekauft. Ich sage herzlichen Dank und wünsche viel Vergnügen damit.

Wie die Zeitung berichtet, hat in Gera ein Mann in der Straßenbahn seine Gattin mit einer brennbaren Flüssigkeit in Brand gesetzt. Dazu die Zeitung: „Die Tat in Gera lässt den Atem stocken: Am helllichten Tag brennt eine Frau“ – hätte er sie etwa besser abends anzünden sollen? „Das ist kein alltägliches Geschehen“, wird dazu eine Polizeisprecherin zitiert. Die Frau versteht ihr Hand- beziehungsweise Mundwerk.

Herr Gunkl schreibt: »Der* Erwiderung „Das ist polemisch!“ wird meist dann gebracht, wenn der Formulant dieses Vorwurfs gerade bemerkt hat, daß seine Argumente einem deutlichen, sauberen Schachmatt erlegen sind.«

*Das sollte wohl „Die“ heißen. Trotzdem treffend.

Mittwoch: Ein (mir) neuer Gruß aus der Küche der Kommunikationshölle erreichte mich morgens: „AFAICS“. Wie eine kurze Recherche ergab, steht das für „as far as I can see“. Soweit ich das sehe, vollendeter Bullshit.

In Zeiten zunehmender Falschmeldungen ist ein Abo für Qualitätsmedien gut angelegtes Geld: Laut Zeitung ist der Trigema-Chef Wolfgang Grupp im echten Leben niemals dem Affen Charlie begegnet. Für diese Nachricht zahlt man doch gerne.

Abends schrieb ich einige Zeilen an meinem nur langsam vorankommenden Romandings, das, so viel sei verraten, völlig ohne Liebe und Triebe auskommt. Es ist nicht so, dass mir dazu die Zeit fehlte, es mangelt nur am regelmäßigen Aufraffen und Machen. Ich weiß nicht, woran das liegt; dieses Blog regelmäßig zu befüllen schaffe ich ja auch.

Donnerstag: Da große Woche ist, musste ich heute arbeiten, das war nicht schlimm. Auf dem Rückweg erlaubte ich mir, da es deutlich milder geworden ist, das erste Freiluftbier der Saison, wofür die Norweger das Wort Utepils verwenden, ich erwähnte es schon in den Vorjahren. Ort des Genusses war der Außenbereich des Rheinpavillons, auf einer Schräge unmittelbar am Ufer, gleichsam auf (Bull-)Augenhöhe mit den Schiffen. Nächsten Donnerstag habe ich wieder frei, voraussichtlich ohne Freiluftbier, weil es wieder kühler werden soll. Haben die Norweger auch ein Wort für Bier in geschlossenen Räumen? Wobei der Bedarf für ein solches Wort überschaubar sein dürfte, aber hey, das gilt ja für viele Wörter, dennoch werden sie häufig hergeplappert. (Woher kommt eigentlich dieses pubertär-dämliche „aber hey“?)

Hinweg
Utepils

Freitag: Eine nicht neue, heute bei Ankunft im Turm bestätigte Erkenntnis ist, manchen Menschen geht die Kombination der Wörter „guten“ und „Morgen“ nur schwer über die Lippen. Vielleicht hat man es ihnen nicht beigebracht. Das ist indes kein Hindernis, um Teamleiter zu werden.

Ebenfalls nicht neu die Frage, warum Toilettenkabinen nicht schall- und geruchsdicht gebaut werden. Zu den Dingen, die ich ganz besonders wenig schätze, gehört die akustische und olfaktorische Zeugenschaft anderer Leute Darmentleerung. Nicht zu Hause und erst recht nicht in Gemeinschafts-Verrichtungsorten wie in Bürogebäuden und Gaststätten.

„Älterwerden hat nicht viele, aber doch einige Vorteile“ schreibt Kurt Kister in seiner wöchentlichen Kolumne Deutscher Alltag, die ich seit heute nach Neuanmeldung wieder empfange, nachdem ich aus rätselhaften Gründen schon zweimal aus dem Verteiler gefallen bin.

Der Meister des Symbolbilds stellt wieder sein Können unter Beweis:

(General-Anzeiger Bonn)

Samstag: In der Inneren Nordstadt hat die Kirschblüte begonnen und sie lockt die ersten Fotografenden an. Falls auch Sie deswegen in nächster Zeit eine Reise nach Bonn planen, warten Sie noch etwas, die Bäume in den beiden Hauptblühstraßen brauchen noch etwa zwei Wochen, bislang sind nur erste, wenig fotogene Knospen erkennbar, die von einigen ebenfalls fotografiert werden, warum auch immer.

Frühblüher in der Maxstraße

Sonntag: Ein großer Textilhändler in der Innenstadt bietet laut Schild im Schaufenster Styles ab 25,99€ an, wie ich während des Spaziergangs sah. Warum auch nicht. Ansonsten lockt der Frühling wieder zahlreiche Menschen nach draußen, das jahreszeittypische Nebeneinander von T-Shirts und Daunenjacken. Auch die Natur hat umgestellt auf Frühling: Forsythien und Magnolien stehen in voller Blüte, die Kastanien in der Südstadt bringen zartes Grün hervor. In der Außengastronomie auf dem Münsterplatz fand ich einen freien Platz, aus Vernunftgründen bestellte ich eine Limonade. Direkt gegenüber, am Fuße des Beethoven-Denkmals, säugte unter den Augen zahlreicher Cafébesucher eine Frau an freigelegter Brust ihr Kind, das für einen Säugling ungewöhnlich groß wirkte.

Zum guten Schluss: Erfreulich in dieser Woche waren der Hörbefund, das erste Freiluftbier und mehrere geschriebene Zeilen.

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Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche.

Woche 13/2024: Nahezu unerschütterliche Höflichkeit und instagramable Gesichtszüge

Montag: Da man auch im Burgund nicht permanent nur essen und Wein trinken kann, liehen der Liebste und ich uns heute die hoteleigenen Fahrräder und fuhren damit durch Weinberge und -dörfer bis ins etwa fünfundzwanzig Kilometer entfernte Santenay, nach kurzer Rast mit Pain au chocolat und Rosinenschnecke (ohne Weinbegleitung) aus der örtlichen Boulangerie wieder zurück. Wie bereits im letzten Sommerurlaub wusste ich die bedarfsweise Unterstützung durch einen Elektroantrieb bei solchen Touren wieder sehr zu schätzen.

In den Weinbergen wurde emsig gearbeitet an den noch blattlosen Reben, auf dass der Jahrgang 2024 gelinge und von Kennern zu Höchstpreisen gekauft werde. Währenddessen stellte ich mir vor, statt Wein würde man seit Jahrhunderten Hanf anbauen und in Deutschland würde jetzt über die Legalisierung von Alkohol debattiert.

Kirschblüte bei Meursault
Vergangene Pracht in Meursault
‎⁨Chassagne-Montrachet⁩
Bei ‎⁨Chassagne-Montrachet⁩
Nicht nur dieser Ort steht zurzeit Kopf. Mehr dazu bei Bedarf hier.

Der Geliebte blieb unterdessen in Beaune und kaufte den hiesigen Lidl leer, auf dass wir am Samstag nicht mit zu viel Luft im Wagen nach Hause fahren.

Dienstag: Im Gegensatz zu gestern zeigte sich der Tag regnerisch-trüb. Nach dem deutlich späteren Frühstück begaben wir uns in die örtliche Kultur, genauer ins Cité des Climats et vins de Bourgogne, ein neu gebautes Informationszentrum über, wie sollte es anders sein: Wein. Thematisch reicht die gut gemachte, teilweise interaktive Ausstellung von der erdgeschichtlichen Entstehung der Region über Anbau und Herstellung bis zum korrekten Servieren von Wein und Cremant, wobei über den weit verbreiteten Irrtum aufgeklärt wird, Rotwein und Käse seien natürliche Verbündete; zu vielen Käsesorten passt Weißwein viel besser. Damit die Wissensvermittlung nicht zu theoretisch-trocken bleibt, wird auch ein Probierschlückchen gereicht.

Une œvre d’art
Die Bedürfniseinrichtungen in der zugehörigen Gastronomie sind sehr sauber

Mittwoch: Mindestens zweimal fand ich heute das Verhalten von Menschen, sagen wir: bemerkenswert. Zuerst im Frühstücksraum des Hotels, wo sich morgens eine größere Gruppe aufhielt, deren Mitglieder sich offenbar kannten, vielleicht Angehörige derselben Firma auf einer geschäftlichen Veranstaltung. Nach vollzogenem Frühstück hielt man sich noch länger auf, lief von Tisch zu Tisch und blieb dort schwatzend stehen. Eine Frau stand längere Zeit direkt an unserem Tisch und telefonierte. Nur meine nahezu unerschütterliche Höflichkeit hielt mich ab, ihr einen Platz auf meinem Schoß oder direkt meinen Stuhl anzubieten.

Vormittags nahmen wir an einer durch das Hotel vermittelten Führung durch ein örtliches Weingut teil. Mit uns vier Amerikaner, deren eine äußerlich gewisse Ähnlichkeit mit Yoko Ono aufwies. Sie verbarg ihr Antlitz zeitweise hinter einer riesigen Sonnenbrille und widmete ihre Aufmerksamkeit lieber ihrem Datengerät statt dem Vortrag. Das fand ich ungezogen gegenüber der jungen Erklärerin.

Donnerstag: Nachdem die Business-Bande offenbar abgereist war, herrschte morgens im Frühstücksraum wieder angenehme Ruhe. Zu hören waren nur leises Gemurmel, Frühstücksgeklapper, dezente Hintergrundmusik und das Rauschen des Eierkochbeckens. Am Ende kamen wir mit einem deutschen Paar ins Gespräch, das sich dankbar zeigte für ein paar Tipps zu Unternehmungen in der Umgebung, deren wir reichlich geben konnten.

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Dijon, berühmt für seinen Senf, den es immer noch gibt, obwohl dort inzwischen weder welcher angebaut noch hergestellt wird, sagt der Liebste; ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln. Ansonsten machten wir dort außer ein paar Einkäufen (Textilien und Tee) und der Stärkung in einem Bistrot nichts erwähnenswertes. In der Markthalle herrschte eine Stunde vor Schließung schon Abbaustimmung, viele Stände waren bereits abgeräumt, die Bar zu unserem Bedauern geschlossen.

Dijon mit beeindruckenden Schornsteinen

Beim Überfliegen eines Zeitungsartikels über einen Bonner Sternekoch (beziehungsweise Sternkoch, er hat nur und immerhin einen) empfand ich Dankbarkeit dafür, dass meine Eltern für mich die Namen Carsten Rainer und nicht Rainer Maria ausgewählt haben.

Freitag: Heute ist Karfreitag. Die Franzosen, seit geraumer Zeit die saubere Trennung von Staat und Religion gewöhnt, schert das nicht. Derweil wird in Deutschland, wie jedes Jahr, darüber diskutiert, ob das Verbot von Tanzvergnügen an stillen Feiertagen noch zeitgemäß ist. (Meines Erachtens nicht. Wer Jesus betrauern möchte, kann das tun, doch sollte die ungläubige Mehrheit dadurch nicht behelligt werden.)

Nach dem Frühstück gingen meine Lieben mit kommerziellen Absichten in die Stadt. Da mich Einkäufe eher langweilen, machte ich einen Spaziergang in die nähere Umgebung des Hotels, unter anderem durch einen recht hypschen Park. Wegen einsetzenden Regens ging ich bald zurück mit feuchten Zehen und der Erkenntnis, dass die letztens erstandenen Adidas-Schuhe nur für trockenes Wetter geeignet sind.

Beeindruckende Unterwasservegetation
(Keine) Einkehrmöglichkeit im Parc de la Bouzaise

Samstag: Die Woche in Beaune ist vorüber. Nach dem Frühstück und Begleichung der beachtlichen Hotelrechnung (im Rahmen der Erwartung, das war es wert) machten wir uns bei trübem Regenwetter auf den Rückweg nach Bonn.

Kurz vor Luxemburg plagte meine Lieben Appetit auf Schnellessen, deswegen suchten wir an einer Raststätte das dortige Restaurant zum güldenen M auf. In einem solchen war ich schon seit Jahren nicht mehr. Man bestellt nicht mehr persönlich am Tresen unter Beantwortung zahlreicher Fragen, sondern wählt und bezahlt das Gewünschte an einem großen Bildschirm, erhält einen Beleg mit Wartenummer und holt das Mahl nach Aufruf nämlicher Nummer am Tresen ab. (In unserem Fall musste erst eine Servicedame den Beleg operativ aus dem Bestellapparat entnehmen, da er ihn nicht freiwillig preisgab. Ganz ohne Menschen geht es eben nicht, hat auch was Tröstliches.) Mein erster Cheeseburger nach langer Zeit zeigte mir, wie sehr ich derlei vermisst habe: überhaupt nicht. Aber wahrscheinlich war ich einfach nur verwöhnt nach einer Woche burgundischer Küche.

Danach suchten der Geliebte und ich die Toilettenanlage im Untergeschoss auf. Nach Überwindung der Bezahlschranke gerieten wir versehentlich in die Damenabteilung, wie wir erst beim Verlassen der Anlage bemerkten; bei der Beschilderung sehe ich Verbesserungspotential. Erstaunlicherweise wurden wir weder beschimpft, noch sind Verluste primärer Geschlechtsorgane zu beklagen.

Sonntag: Morgens um sieben von Blasendruck geweckt hörte ich in der Ferne zahlreiche Glocken durcheinander läuten, ganz leise und nicht störend. Vielleicht, weil die österliche Läuteordnung das so vorsieht, ich kenne mich da nicht aus. Nur die nahe Stiftskirche schwieg ohrenscheinlich, vielleicht hatte der zuständige Glöckner verschlafen, oder die Glocken waren mit der Bahn nach Rom gereist und standen nun auf der Rückreise wegen einer Stellwerksstörung vor Koblenz. Oder ein Anwohner hat erfolgreich gegen das Frühläuten geklagt.

Die Uhrenumstellung hatte ich erst für die kommende Nacht im Sinn (oder „auf dem Schirm“, wie es im Werk oft heißt), war deswegen etwas überrascht, bereits heute eine Stunde später das Bett zu verlassen. Das ist nicht schlimm, bis zum Montagmorgen, der in der kommenden Woche auf Dienstag fällt, wird sich das eingependelt haben.

Nach dem späten Frühstück, erstmal in diesem Jahr auf dem Balkon, unternahm ich einen besonders langen Spaziergang, zumal das wöchentliche Gehpensum urlaubsbedingt nicht erreicht war. In der Inneren Nordstadt zieht die berühmte Blüte der Zierkirschen wieder zahlreiche Besucher aus aller Welt an, um instagramable Fotos von sich zu machen beziehungsweise machen zu lassen. Dabei stellen sie, insbesondere die jungen Frauen, Posen und Gesichtszüge zur Schau, die nur schwer zu beschreiben und erst recht nicht nachzuahmen sind.

So jedenfalls nicht

Am frühen Abend unterbrach heftiger Regen mit Gewitter das Treiben, dies bitte ich ohne jede Schadenfreude zu verstehen. Nachdem der Regen durch war, der Himmel im Osten noch dunkel, füllte sich die Breite Straße wieder, auch die Blüten haben keinen Schaden genommen, ich habe extra noch mal für Sie nachgeschaut. Wenn Sie also ebenfalls eine Reise nach Bonn zum Blütenschauen planen, lassen Sie sich nicht davon abhalten, noch lohnt es sich.

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Kommen Sie gut durch die Woche. Joyeuses Pâques.