Woche 34/2024: Kollegen in Sprechlaune und verantwortungsvoller Roséverzehr

Montag: Wie vergangene Woche beklagt begann die Woche mit einem halben Tag Heimbüro, heute auf dem Balkon, wo es vormittags noch ungewohnt kühl war, was ein Jäckchen erforderte. Trotz Abneigung gegen diese Art zu arbeiten und den Wochentag überhaupt war ich erstaunlich produktiv: Drei Aufgaben in der Liste konnten abgehakt, eine in den Zustand W (wartet auf Reaktion) versetzt werden.

Am frühen Nachmittag wurde ich abgeholt, nach dreieinhalb Stunden erreichten wir die Region Hannover, wo wir bis übermorgen tagen. Wir wären noch früher angekommen, läge das Hotel in Laatzen nicht inmitten einer großräumig abgesperrten Baustelle, die dem Navigationssystem unbekannt ist. Im Übrigen ist es nicht sehr idyllisch gelegen, aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, jedenfalls nicht nur. Wobei es auf der Terrasse der Bar gut auszuhalten ist.

Fensterblick auf Laatzen (Teilansicht)

Abends aßen wir beim örtlichen Griechen, der laut Kollegin nur mittelmäßige Bewertungen im Netz hat. Ich achte nie auf so etwas, weil ich Meinungen Fremder grundsätzlich mit Skepsis begegne. In diesem Fall zu recht, es war alles sehr zufriedenstellend, daher von mir fünf Sterne. Vielleicht bin ich auch zu genügsam.

Als großer Freund des kleinen Gepäcks auf Reisen komme ich üblicherweise mit einer kleinen Reisetasche aus, während andere großräumige Koffer durch die Gegend rollen. Beim Packen überlege ich genau, was und wieviel ich für den Reisezeitraum benötige. Ungünstig nur, wenn ich bereits am ersten Abend beim Essen das Polohemd bekleckere. Vielleicht sollte ich doch etwas großzügiger planen.

Dienstag: Meine grundsätzlich Abneigung gegen Hotelfrühstücke überwindend begab ich mich morgens runter in den Saal, der schon reichlich besucht war. Wie überhaupt das Hotel in Ordnung ist, abgesehen von wieder mal fehlenden Jackenhaken im Zimmer (warum nur sparen die so häufig daran?), macht auch das Frühstücksbüffet einen guten Eindruck, einschließlich ausreichender Saftgläsergröße. Für mich allerdings überwiegend nur zur Ansicht, da ich am frühen Morgen keinen Appetit habe auf Brötchen, Rührei, Speck, Würste und was sie sich sonst so auf die Teller laden. Ich begnügte mich mit einem Croissant, zwei Tassen Kaffee, zwei Gläsern Saft und der Beobachtung das Treibens. Als die ersten Kollegen in Sprechlaune eintrafen, war ich fertig und zog mich ins Zimmer zurück, ehe wir zur Veranstaltung in unserer Betriebsstätte in Pattensen fuhren.

Dort wurde es ein angenehmer Tag mit erfreulichen Begegnungen. Besonders gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit einer mittlerweile dort arbeitenden Kollegin, mit der ich vor einunddreißig Jahren die Ausbildung gemacht habe und die ich lange nicht gesehen habe. Dass wir uns sofort wiedererkannt haben, spricht für einen zufriedenstellenden Erhaltungszustand auf beiden Seiten.

Mittwoch: Nach erfreulichem Verlauf auch des zweiten Tagungstages, inklusive einer interessanten Betriebsbesichtigung, verließen wir Pattensen am Nachmittag in Richtung Berlin, wo wir nach knapp drei Stunden Fahrt ankamen, zumal der gaspedalführende Kollege diesbezüglich nicht von übermäßiger Zimperlichkeit geplagt wird. Ich war wieder dankbar, hinten sitzen zu dürfen.

Morgen und übermorgen dann in Schönefeld die gleiche Veranstaltung wie gestern und heute in Pattensen, nur mit anderem Publikum. Icke freu mir, wa.

Gefreut habe ich mich auch, nachdem ich es im Duden nachgeschlagen habe, über das in einer Mail gelesene Wort „disjunkt“, mit dessen Gebrauch man hierfür empfängliche Kreise gewiss beeindrucken kann.

Zum Abendessen begaben wir uns in die „Kantine Kolonie Platanenblick“, eine im besten Sinne einfache Gaststätte in einer Kleingartenkolonie am Rande von Berlin-Neukölln, vom Hotel aus zu Fuß in einer halben Stunde zu erreichen, unter anderem durch eine idyllische Siedlung. Das Lokal bietet gute Küche (bis zwanzig Uhr, wir hatten mit unserer Ankunft um zehn vor acht Glück), großen, für mich etwas zu großen Portionen (vielleicht habe ich mittlerweile das Seniorentelleralter erreicht), Berliner Herzlichkeit, man wird sofort geduzt, auch im Seniorentelleralter, das alles zu sehr günstigen Preisen. Auch hier von mir fünf Sterne. In Reiseführern würde dazu wohl „Geheimtipp“ stehen, nun auch in diesem Blog, wobei es aufgrund dessen überschaubarer Reichweite ein solcher bleibt. Bezahlt haben wir disjunkt, um das Wort auch mal anzuwenden.

Siedlungsidyll in der Straße 181
Ebendort, aber das sehen Sie ja selbst

Vermutlich kein Geheimtipp, weil Sie das längst wissen: Viele Hotels haben hinter der Zimmertür einen Einsteckschlitz für die Zimmerkarte. Erst nach deren Einstecken fließt Strom sowohl aus den Steckdosen als auch durch die Leuchtmittel. Das ist praktisch im Sinne eines sparsamen Stromverbrauchs, indes ärgerlich, wenn man während des Abendessens ein Telefon laden muss. Das Gute: Strom fließt nicht nur mit Einstecken der Zimmerkarte, das funktioniert auch mit jeder beliebigen anderen Karte. Ein guter Grund, nicht alle Karten statt aus Plastik nur noch virtuell auf dem Datengerät mit sich zu tragen. Erst recht, wenn der Akku leer ist.

Das muss doch jemand merken. Oder der erste Satz richtet sich an das Kind, das ins WLAN gefunden hat, der zweite an die Eltern, die nun ihre Ruhe haben, weil das Blag zockt.

Donnerstag: Der erste Tag der zweiten Tagung verlief in guter Stimmung und ohne bloggenswerte Ereignisse. Einer der Teilnehmer hat gewisse Ähnlichkeit mit dem Sänger Mark Foster. Das brachte ihm unverschuldet Minuspunkte ein, da ich Mark Foster nicht sonderlich mag, weder optisch noch akustisch.

Die etwas knappe Zeit zwischen Veranstaltungsende und Abendessen nutzte ich für einen Spaziergang durch die an Pittoresken eher arme Umgebung in Sicht- und Hörweite des Flughafens BER.

Dorfteich in Alt-Schönefeld
Bahnhof Schönefeld

Im vorletzten Jahr waren wir schon einmal dort, wie hier nachzulesen ist. Die damals angetroffenen Flamingos sind inzwischen leider ausgeflogen, ihr Teich mit Schilf weitgehend zugewachsen.

Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, das Abendprogramm ruft.

Freitag: Auch der zweite und somit für diese Woche letzte Tagungstag verlief gut, nicht zuletzt dank verantwortungsvollem Roséverzehr am Vorabend.

Falls es Sie interessiert, was wir da machen, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen: Unser Team ist fachlich verantwortlich für eine IT-Anwendung, die zweimal jährlich ein neues Release erfährt. Vor der deutschlandweiten Umstellung gibt es vier jeweils zweitägige regionale Veranstaltungen, in denen wir die Anwender über die Neuerungen informieren. In dieser Woche gab es deren gleich zwei, zwei weitere folgen in der kommenden und übernächsten Woche, dann sind wir damit erstmal wieder durch, bis zum nächsten Release. Somit wissen sie das nun auch.

Ich mache das durchaus gerne, auch wenn die persönliche Freizeit stets knapp bemessen ist. Die Leserückstände in den Blogs holte ich während der Rückfahrt nach, da war wieder einiges aufgelaufen, unter anderem diese Betrachtungen von Frau Anje über das Ende, die ich unter ständigem zustimmenden Nicken las. Lesenswert auch der darin verlinkte SZ-Artikel, falls Sie offen sind für dieses Thema, das (zum Glück) uns alle irgendwann (be)trifft.

Beim Heben des Blicks vernahm ich zwischen Magdeburg und Helmstedt ein Lavendelfeld. Vielleicht war es auch ein anderes violett blühendes Landwirtschaftserzeugnis, es ging sehr schnell. Irgendwo las ich neulich über Lavendelanbau in einem östlichen Bundesland, meine jedoch, das wäre in Mecklenburg-Vorpommern gewesen und nicht in Sachsen-Anhalt.

Beim Überholen anderer Fahrzeuge – wir überholten viele Fahrzeuge, wurden unsererseits nur selten überholt, wie erwähnt ist der Kollege ein Freund des flinken Reifens – staunte ich über die hohe Anzahl von Fahrern, die während der Fahrt in verschiedenen Weisen mit ihren Datengeräten beschäftigt waren.

Samstag: Als Ausgleich für die tagungsbedingt in dieser Woche weitgehend ausgefallenen Fußwege besuchte ich heute nach längerer Zeit mal wieder den Flohmarkt im Rheinauenpark, versehen mit dem Auftrag des Geliebten, einen Weinkühler aus Ton zu kaufen. Den fand ich schon kurz nach Ankunft und erstand ihn für wenig Geld. Das war wohl Käuferglück, es war augenscheinlich das einzige Exemplar seiner Art auf dem ganzen Markt, und der ist wirklich groß. Nicht alles gehört dabei dorthin, wie das große Verkaufszelt für Tee, eine Pflanzenhandlung oder mehrere Honiganbieter, aber das hat mich nicht gestört. Vielmehr staune ich über die Motivation vor allem der privaten Verkäufer, bereits am frühen Morgen mit hohem Aufwand ihr Verkaufsgut in den Park zu schaffen, den Stand aufzubauen, an einem heißen Tag wie heute stundenlang dahinter zu verharren und anschließend den größten Teil der Gegenstände wieder nach Hause zu transportieren, bis zum nächsten Mal. Was treibt die dazu an? Viel gekauft wurde nach meiner Beobachtung nicht. Als Besucher und mit anschließender Einkehr auf ein Getränk im Rheinauen-Biergarten hingegen gefiel es mir ganz gut. Deshalb: Vielen Dank für Ihre Mühen, ich komme gerne gelegentlich wieder.

Teilweise erschien das Verkaufsangebot fragwürdig
Heiß

Sonntag: Der Tag war anders geplant. Nach dem Frühstück wollte ich mit der Bahn zur Modelleisenbahnbörse (was nichts anderes ist als ein thematisch eingeschränkter Flohmarkt) in den Stadtteil Duisdorf fahren, danach als Sonntagsspaziergang zu Fuß zurück. Auf dem Weg zum Bahnhof wollte ich drei am Vorabend angefallene Weinflaschen trotz Sonntagsverbots in den Glascontainer meines Vertrauens einwerfen. Nach Rückkehr ein Glas auf dem Weinfest in der Bonner Innenstadt.

Und so war es: Der Glascontainer war überfüllt. Statt die drei Flaschen, wie Zahlreiche vor mir, einfach davor abzustellen, behielt ich sie im Rucksack in der Hoffnung auf eine andere Entsorgungsmöglichkeit.

Immerhin einigermaßen sauber nach Braun-, Weiß- und Grünglas getrennt

Die Bahn nach Duisdorf fuhr pünktlich, das ist zu loben. Bei Ankunft an der Halle, in der die Börse laut meinem Kalender stattfindenden sollte, war klar: Der Kalender hatte gelogen. Das war überhaupt nicht schlimm, ohnehin hatte ich wenig Hoffnung, dort etwas zu finden, was meine Sammlung vervollständigt. (Falls Sie einen oceanblau-beigen Triebzug der Baureihe 634 vom Hersteller BEMO in Baugröße H0 gerne loswerden möchten, kontaktieren Sie mich bitte.) Zudem lag der Schwerpunkt, wie jeden Sonntag, auf dem Spaziergang, insbesondere nach dieser eher bewegungsarmen Woche, siehe oben. Immerhin wurde ich in aufnahmefähigen Altglascontainern vor der Halle meine Flaschen los.

Rückweg durch das Messdorfer Feld
Auch wenn ich mich wiederhole: Was soll aus dem Kind mal werden?

Beim Weinfest traf ich einen lieben Vereinskameraden, deshalb blieb es nicht bei wie geplant einem Glas, was die Niederschrift dieser Tagesnotiz ein wenig erschwerte.

Gelesen am Bonner Hauptbahnhof: „Bionade – weil ehrlich gut“. Werbesprüche aus der Hölle.

Gehört: „Das Ei fällt nicht weit weg vom Huhn.“ Dem ist nicht zu widersprechen.

***

Kommen Sie gut durch die Woche.

Ein Gedanke zu “Woche 34/2024: Kollegen in Sprechlaune und verantwortungsvoller Roséverzehr

  1. Avatar von Unbekannt Anonymous September 8, 2024 / 12:27

    „Auch wenn ich mich wiederhole: Was soll aus dem Kind mal werden?“

    Das frage ich mich auch.

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar